Rom kämpft um den Rhein. Walter Krüger

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Rom kämpft um den Rhein - Walter Krüger страница 8

Rom kämpft um den Rhein - Walter Krüger Rom kämpft um den Rhein

Скачать книгу

würde, weil Teile dieses Stammesverbandes auf der rechten Rheinseite lebten. Und solch eine Teilung versprach nichts Gutes. Man wird dies an der weiteren Entwicklung des Feldzugs erleben können.

      Neben den Germanen links des Rheins erwähnt Caesar noch weitere Stämme, die auf dieser Seite lebten: die Menapier, die Ubier und die Treverer. Am bedeutendsten waren die Treverer, da sie das Flusseinzugsgebiet der Mosel bewohnten. Dieser große Stamm wird von Caesar nicht als germanisch bezeichnet. Doch weist er ständig auf die engen Beziehungen dieses Volkes zu den Germanen, den Eburonen, und den rechtsrheinischen Sweben hin. Zu den Kelten rechnet er die Treverer auch nicht, denn sie nahmen nie an deren Landtagen teil, beteiligten sich 52. v.Chr. auch nicht am großen Aufstand Es fällt nicht schwer, aus den Berichten Caesars zu entnehmen, dass die Treverer mit den Germanen und Sweben verwandt waren und sich deren Haltung zu den römischen Eroberungen anschlossen.

      Mit den Sweben hatte Caesar weder am Nieder- noch am Mittelrhein jemals direkte Kontakte. Sie erwähnte er als großes Volk, das für den Aufbau einer permanenten Bedrohung am Rhein herhalten musste. Sweben bedrängten die Germanen, die gezwungen wurden, den Rhein zu überwinden, um auf der anderen Seite, nämlich in Caesars erdachter Provinz, Lebensraum zu finden. Damit war er gar nicht einverstanden als Beschützer seiner Gallier. In diesen Momenten eines großherzigen Protektors übersah er die bereits seit ewigen Zeiten dort schon lebenden Germanen und Treverer.

      In der Abb.3 versuche ich, die Verteilung der nicht-keltischen Stämme am Nieder- und Mittelrhein zur Zeit der Eroberungskriege Caesars darzustellen. Sie zeigt die großen Gruppen der Belger, Germanen und in Ansätzen der Sweben. Die Treverer bilden ein eigenes Volk.

      Die Einheitlichkeit der Belger darf bezweifelt werden. Ich neige dazu, zwischen einer südlichen Stammesgruppe mit höherem keltischen und einer nördlichen Stammesgruppe mit höherem germanischen Einfluss zu unterscheiden. Getrennt sind beide durch die Wasserscheide der Seine, im Bild grün dargestellt. Die nördliche Gruppe wird vorwiegend von den Nerviern vertreten, die den engsten Kontakt zum germanischen Nachbarn, den Eburonen hatten. Auch die Treverer umfassten Stammesteile, die bereits keltischen Einflüssen ausgesetzt waren, ich möchte sie Leuker nennen. Nördlich der Germanen lebten Stämme, die entlang der Nordsee siedelten und den wissenschaftlichen Namen Nordseegermanen tragen. Ich nenne sie Nordseevölker. Der Block der Germanen setzt sich durch grüne Farben in verschiedenen Abstufungen von den anderen Stammesgruppen ab.

      Hinweisen möchte ich noch auf die Gestalt der Niederlande, die ich aus offiziellen Plänen gewonnen haben, um das Jahr 50 v.Chr. eingeschätzt. Der größte Teil des Landes, der noch heute unter dem Meeresspiegel liegt, bildete riesige Sumpfgebiete, durchsetzt mit dauerhaften Wasserflächen. Die schiffbaren Wattflächen sind dunkel abgesetzt.

       Caesars Feindbild des Germanen

      Dass sich Caesar, der uns erst bekannt macht mit den vorgefundenen Völkern, ab einer gewissen Zeit seiner Kriegsführung, aus politischen Erwägungen, zu einem rigorosen Schnitt entschloss und alle Völker links des Rheins Gallier und alle rechts des Rheins Germanen nennt, erschwert nicht nur das Erfassen seiner Schilderungen, sondern auch die notwendige Interpretation.

      Das Problem wird noch dadurch vergrößert, dass sich in der Neuzeit wissenschaftliche Bezeichnungen entwickelten, die unter dem Begriff „Germanen und germanisch“ nicht mehr die relativ kleine Gruppe der Eburonen, Condruser, Caeroser, Paemaner, Menapier und ihrer rechtsrheinischen Stammesbrüder der Sugambrer, Ubier, Tenkterer und Usipeter umfasste, sondern die ganze sprachverwandte Großgruppe in Mittel- und Nordeuropa.

      In seinem Plan, eine neue Provinz zu schaffen, die bis an den Rhein reichen sollte, waren die Germanen die größten Widersacher. Sie passten aber auch ethnisch, wie schon beschrieben, nicht in seine Strategie. Eigentlich dürfte es sie nicht geben. Er konnte keinen vierten Teil Galliens, den der Germanen, gebrauchen, ohne den rechtsrheinischen Teil hinzuzufügen. Doch das überstieg seine Kräfte und Möglichkeiten. Sie reichten lediglich zu Drohgebärden am Rhein.

      Wie sollte Caesar aus diesem Konflikt herausfinden? Bei den Treverern versuchte er ihn durch eine Spaltung des Stammes zu lösen. Mit teilweisem Erfolg. Bei den Germanen versuchte er es auf zwei Wegen zu erreichen. Der erste war der rein politisch-propagandistisch motivierte. Caesar schaffte die Germanen links des Rheins ab und ordnete diese Bewohner unter dem Begriff Gallier neu ein. Germanen blieben nur die anderen auf der rechten Seite des Rheins. Mit der Zeit ordnete er alle Bewohner, auch die swebischen, diesem Begriff germanisch unter.

      Der zweite Weg war der brutale, politisch-militärische. Die Germanen auf der linken Rheinseite sollten ausgerottet werden. Diesen Weg beschritt er tatsächlich, als sich die linksrheinischen Stämme, weder die Menapier, noch die Eburonen, noch die Treverer, willig zeigten, ihm Friedensangebote zu unterbreiten.

      Dieser mangelnde Wille zur Unterwerfung und die engen Beziehungen, die linksrheinische Völker mit denen des rechten Rheinufers pflegten und die bis zur Waffenbrüderschaft gingen, steigerten Caesars Wut auf diese Stämme so sehr, dass sie in Hass, den „Germanenhass“, umschlug. Warum sich ein solch erfahrener Politiker und Feldherr wie Caesar auf diese niedrige Ebene menschlichen Verhaltens begab, kann vielleicht nicht allein aus den eben geschilderten Gründen erklärt werden. Ich vermute, dass im Hintergrund eine andere Erfahrung mitspielte: Sein historisches Gedächtnis und seine römische Vorstellung von Ruhm und Ehre.

      Es gibt einen Gesichtspunkt, der mir unter diesem Aspekt erwähnenswert erscheint. Die Kriege gegen die linksrheinischen Germanen wollte Caesar zur Steigerung seines Feldherrenruhms nutzen, weil er hier eine Verbindung zu den von den Römern gefürchteten Kimbern und Teutonen fand.

      „; sie (die Belger) hätten …, als einzige die Teutonen und die Kimbern am Einbruch in ihr Land gehindert; deshalb hielten sie sich in Erinnerung an diese Erfolge für große Helden und wollten hoch hinaus… “(liber II, 4)

      Diese Erinnerung führte ihn zuerst zu den Atuatukern, dann zu den Eburonen und Sugambrern. In meinem Buch „Die Kimbern und Teutonen kamen nicht aus Jütland“ habe ich versucht darzulegen, dass diese wandernden Stämme nicht aus Jütland, sondern vom Niederrhein kamen. Diese Auffassung teile ich offensichtlich mit Caesar. Schließlich lagen die Feldzüge erst 43 Jahre vor seinem Erscheinen in dieser Region zurück. Von den gefangenen Teutonen musste zu erfahren gewesen sein, woher sie kamen. Und Caesar wusste das. Noch lange nach der Niederlage der Teutonen und Ambronen bei Aix-en-Provence 101 v.Chr. verfolgten die Römer den Verbleib und das Verhalten der Gefangenen auf Sizilien und erkannten in den aufständischen Sklaven dort ihre germanischen Gegner wieder, die durch besondere Tapferkeit auffielen. Caesar erinnerte daran in seinem Buch (liber I, 40, 5).

      Alle diese Stämme des niederrheinischen Gebiets, ausgenommen die Treverer, obwohl sie stets treue Verbündete waren, möchte ich als Germanen bezeichnen, die sich einige Generationen zuvor auch Teutonen nannten. Selbst Caesar konnte nicht verschweigen, dass in diesem Gebiet der linksrheinischen Germanen die Teutonen ihre Lager hatten und die Atuatuker zu ihren Nachkommen zu zählen sind. Die englische Bezeichnung für die Niederländer: „Dutchman“, zeigt, dass der Ursprung der Bezeichnung „teutonisch = deutsch“ in diesem Raum zu finden ist. Noch heute singen die Niederländer in ihrer Nationalhymne von „deutschem Blut“ (van Duitsen bloed). Dass später die gesamte Bevölkerung der ehemaligen Germania Magna deutsch wurde statt swebisch, ist eines von vielen Wundern der Geschichte.

      Caesar kannte die etwa 45 Jahre zurückliegenden Wanderungen dieser Völker sehr gut. Seine Tante Julia war mit dem Sieger über die Teutonen und Ambronen, Gaius Marius, verheiratet. Den Belgern neidete er diese Erinnerung an ihre erfolgreichen Kämpfe. Tief in seinem Inneren brodelte dagegen das eigene Rachegelüst für die vielen Niederlagen, die teutonische Krieger den Römern beigebracht hatten. Zugleich wünschte er sich Taten, die denen Marius nicht nur gleich kämen, sondern sie möglichst übertreffen sollten. Einst waren die Teutonen aus dem Norden nach Süden gezogen,

Скачать книгу