Rom kämpft um den Rhein. Walter Krüger

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Rom kämpft um den Rhein - Walter Krüger Rom kämpft um den Rhein

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Jetzt stand er hier in diesem Norden an der Quelle ihrer Herkunft und würde Rache nehmen.

      Zuvor muss ich die Atuatuker erwähnen. Dieser Stamm wird als erster die volle Härte zu spüren bekommen, mit der Caesar gedachte, gegen Germanen vorzugehen. Atuatuker waren die direkten Nachkommen der Teutonen und Ambronen. Darauf komme ich weiter oben noch einmal ausführlicher zu sprechen.

      Caesar kannte nicht nur die Geschichte der Teutonen und Kimbern, sondern er wusste auch über ihre Herkunft genau Bescheid. Die Gemeinschaft, die sich Germanen nannte, das war die Gemeinschaft, die 50 Jahre zuvor, 109 v.Chr., unter der Bezeichnung Teutonen ausgezogen war, gegen Rom zu kämpfen (siehe mein Buch: „Die Kimbern und Teutonen kamen nicht aus Jütland“). Diese Linie von den Teutonen-Ambronen setzte sich fort über die Germanen bis zu den Franken, stets ihren Gebieten am Niederrhein und ihrer Freiheit verpflichtet. Das, was Caesar den Germanen antat, wurde erst durch die Franken, es waren dieselben Stämme, gerächt.

      Dieser kleine Schwenk in einen historischen Zusammenhang ist Caesar zu danken, der in seinen Zügen gegen die Germanen durchaus eine historisch begründete Mission sah. Eine Art verspäteter Rachefeldzug gegen die Teutonen.

      Ohne jetzt schon vorgreifen zu wollen, steigerte sich sein Hass gegen die linksrheinischen Germanen immer mehr, je weniger es ihm gelang, sie und ihren Anführer zu bezwingen.

      „…Zugleich sollten durch die riesige Übermacht, die sich ringsum ergoss, Stamm und Gemeinwesen der Eburonen für die unerhörte Untat mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden. “(liber VI, 34, 9)

      Ich möchte es vorerst dabei belassen, diese germanenfeindlichen Aussagen herauszustellen und zu interpretieren, weil in den einzelnen Abschnitten über die Feldzüge nochmals darauf eingegangen wird.

      Einige Bemerkungen seien mir noch gestattet zu der Volksbezeichnung der Sweben. Er nennt die Sweben den weitaus größten und streitbarsten Stamm aller Germanen. Das ist von ihm ungenau formuliert (liber IV, 1). Zwischen Sweben und Germanen müsste genauer unterschieden werden. So spricht er von den germanischen Usipetern und Tenkterern, aber nicht von den germanischen Sweben. Beide Stämme seien jahrelang von den Sweben angegriffen und am Feldbau gehindert worden. Die Usipeter und Tenkterer waren Germanen, richtig, sie gehörten zum Verband der links- und rechtsrheinischen Eburonen und Sugambrer. Da sie von Sweben nur im Norden bedrängt werden konnten, Sweben aber auch im Oberrheintal lebten, wird deutlich, dass es sich um eine wesentlich größere Volksgruppe handelte, als die germanische am Niederrhein. Sie reichte von der Nord- und Ostsee bis an den Bodensee. Caesar hätte die Gebiete östlich des Rheins demnach nicht Germanien, sondern Swebien nennen müssen. Das tat er nicht, weil er die Germanen aus rein politischen Gründen auf dem rechten Rheinufer brauchte. Für seinen Irrtum wurde er durch die moderne Wissenschaft noch belohnt.

      Richtig ist, dass er eine Verwandtschaft zwischen den Sweben und den Germanen erkannt hat, vor allem die sprachliche. Falsch war, sie ethnisch in einen Topf zu werfen. Die Sweben waren von den linksrheinischen Germanen mindestens so verschieden wie von den ebenfalls verwandten Belgern. Außerdem vermittelt uns Caesar eine permanente Feindschaft zwischen den rechtsrheinischen germanischen Stämmen und den Sweben. Deuten sich hier bereits die späteren Differenzen zwischen den Franken, den Nachfolgern der Germanen, und den Alemannen, den Nachfolgern der süddeutschen Sweben an?

      Germanen lebten zwischen Kelten und Sweben. Sie wohnten beiderseits des Niederrheins und teilweise auch des Mittelrheins. An der Mainmündung reichte das swebische Gebiet der Markomannen bis an den Rhein.

      Wie sehr sich Caesar geirrt hatte, belegt allein die Tatsache, dass es den Römern nach der Eroberung der linksrheinischen Gebiete nicht gelang, auch noch rechts des Rheins Fuß zu fassen. Die unterworfene linksrheinische Bevölkerung erhob sich immer wieder, unterstützt von ihren rechtsrheinischen Stammesbrüdern. In den keltischen und aquitanischen Gebieten gelang es den Römern, ihre Lebensweise und vor allem ihre Sprache, wenn auch dialektgefärbt, durchzusetzen, in den belgisch und germanisch besiedelten gelang das nicht. Noch heute ist die Sprachgrenze zwischen den germanischen Sprachen und den romanischen ein Zeichen für die gescheiterte römische Politik.

      Es ist anzunehmen, dass Caesar in seinem Entschluss, an den germanischen Rhein vorzustoßen, durch genaue Kenntnis der politischen Verhältnisse gestärkt wurde. Ihm wurde offensichtlich bekannt, dass es zwischen den am unteren Rhein lebenden Germanen und den am oberen lebenden Sweben keine politischen und militärischen Gemeinsamkeiten gab. Diese früh erkannten Unterschiede verfestigten sich Jahrhunderte später in dem Konflikt zwischen den Franken (Niederrheingermanen) und den Alemannen (Oberrheingermanen). Für Caesar hieß das, bei einem Feldzug gegen die Bewohner des Niederrheins konnte er darauf vertrauen, dass die swebischen Stämme sich nicht einmischen würden.

      Anders war diese Thematik bei den Treverern angelegt. Sie standen in enger Verbindung zu den Sweben und schlössen Bündnisse mit ihnen ab.

       Der Lebensraum der Germanen

      Es ist an dieser Stelle angebracht, die räumliche Einordnung der Germanen am Niederrhein zu versuchen. Alle zuvor erwähnten Stämme haben verzweifelt um ihre Unabhängigkeit gekämpft. Es war ihnen nicht zu vermitteln, warum sie ihre Freiheit aufgeben und römische Untertanen werden sollten. Caesar interessierte diese Thematik wenig. Er wollte die germanischen Bewohner als neue Untertanen Roms, auch mit Gewalt. Neben diesen genannten Stämmen, deren Schicksal es war, auf dem falschen Ufer des Rheins, dem linken, gelebt zu haben, müssen noch andere genannt werden, die in unterschiedlicher Art und Weise in die Kriege mit den Römern verwickelt waren:

      Sie heißen Ubier, Tenkterer, Usipeter und Sugambrer. Sie gelten als rechtsrheinische Germanen und sind damit Bestandteil der Bedrohungskulisse, die Caesar aufbaute.

      Bislang gibt es keine Karten, in denen überschaubar und verständlich die Lebensräume der als germanisch bezeichneten Stämme, wie sie Caesar überliefert hat, dargestellt wurden. Das liegt vor allem daran, dass sie von vielen Historikern als keltisch bezeichnet werden und man ihre germanische Abstammung verschleiern möchte. Es mangelt nicht an jüngeren deutschen Historikern, die sich gar erdreisten, den Begriff germanisch als obsolet abzuschaffen versuchen. Wenden wir uns jedoch wieder dem Lebensraum der niederrheinischen Germanen zu. Sowohl in Droysens Historischem Atlas als auch im Historischen Weltatlas des marixverlags (Dr. Walter Leisering als Herausgeber), ebenso in Wikimedia (Map Gallia Tribes) und anderen Quellen stimmt die geografische Einordnung der linksrheinischen Stammesnamen annähernd überein. Jedoch ohne Grenzziehung.

      Um sie mit größerer Präzision, d.h. sogar mit Stammesgrenzen darstellen zu können, ist die Betrachtung der naturräumlichen Gegebenheiten zwingend erforderlich. Die wichtigste Rolle spielen darin die Gewässer, d.h. die Beziehungen zu den Küsten, zu den großen Flüssen und zu den Systemen der Nebenflüsse. Um einen ersten Überblick über das in Frage kommende Gebiet zu geben, wurde die Abb.4 angefertigt.

      Die Lage der einzelnen Stammesgebiete entspricht überwiegend den Darstellungen in historischen Atlanten, wie sie heute allgemein gebräuchlich sind. Anhand der spärlichen Quellen sind die Verhältnisse zur Zeit Caesars schwerer einzuschätzen als später unter den Eroberungsversuchen seiner Nachfolger Augustus, Tiberius und Drusus. Geht man davon aus, dass sich in diesem kleinen historischen Zeitabschnitt keine wesentlichen Verschiebungen der Wohnsitze nachweisen lassen, kann von stabileren Verhältnissen ausgegangen werden, als sie von jüngeren deutschen Historikern immer wieder gern erfunden werden. Ich erwähne dies nur, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Stämme auf italienischem, spanischem und französischem Boden noch heute dort angesiedelt werden, wo sie zur Zeitenwende und früher wohnten. Es wird ausschließlich den germanischen Stämmen andauernde Bewegung unterstellt, um sie als Eindringlinge ausweisen zu können. Ganz im Sinne Caesars. Die niederrheinischen Germanenstämme sind in der Abb.3 in grünen Farbabstufungen dargestellt worden. Abgesetzt davon, angeregt durch Caesars Übermittlung, die östlich lebenden Sweben und die Nordseestämme.

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