Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

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Die Städte verödeten, der Dschungel fraß sich in die Straßen. Bis nur noch Ruinen übrig blieben. Es ist eines der größten ungelösten Rätsel der Menschheitsgeschichte.«

      Lucie schluckte. Der Abschied aus Deutschland und von ihren Eltern war ihr ohnehin schwer genug gefallen. Aber trotz aller Aufregung hatte sie sich sehr auf die Reise gefreut. Auf ihre Gasteltern, den neuen Ort und all das, was er Spannendes mit sich bringen würde. Schließlich war immer klar gewesen, dass sie nach zehn Monaten wieder nach Hause durfte. Doch jetzt? Jetzt auf einmal war alles anders. Plötzlich war hier von untergegangenen Zivilisationen die Rede.

      Die Frau stupste ihren Mann an. »Hermann, du machst den Kindern Angst.«

      Marek legte Lucie den Arm um die Schulter. »So schnell bekommen wir keine Angst, nicht wahr, Lucie?« Er zwinkerte ihr zu. »Ich kann Sie gut verstehen. In diesem Moment macht sich wahrscheinlich jeder von uns so seine Gedanken …« Weiter kam er nicht, denn wie durch ein Wunder war plötzlich das Licht angegangen. Marek blinzelte ein paarmal überrascht, dann lächelte er: »Sehen Sie, manche Probleme lösen sich von ganz allein.« Er ließ den Schlüsselanhänger in seiner Tasche verschwinden und öffnete die Tür, auf der mit abblätternden Buchstaben Deck 1 zu lesen stand. Lucie folgte ihm.

      Es war ein Parkhaus. Unzählige Fahrzeuge standen hier sauber geparkt auf ihren Plätzen.

      Schweigend wanderten sie zwischen den Autos umher, spähten ins Innere und suchten nach Anhaltspunkten. In Lucie wuchs das Gefühl, dass sie die letzten Menschen auf dem Planeten waren.

      »Schaut euch mal die Autos an«, sagte der Mann nach einer Weile. »Eigenartig, oder?«

      Lucie verstand zuerst nicht, worauf er hinauswollte, doch dann fiel es ihr auf. »Einige von ihnen haben keine Lenkräder«, murmelte sie.

      »Ich kann auch keine Schaltknüppel oder Pedale erkennen. Dafür sind überall riesengroße Displays angebracht.«

      »Elektrofahrzeuge«, sagte Marek. »Jeder Stellplatz verfügt über eine eigene Ladestation, seht ihr?«

      »Aber wieso fehlen die Lenkräder?«, hakte Lucie nach. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie man sich mit diesen Dingern von A nach B bewegen sollte.

      »Sind vermutlich Selbstfahrer«, entgegnete Marek. »Die Dinger werden komplett über Navigationsgeräte gesteuert. Ich habe darüber mal einen Bericht gesehen. Man gibt einfach den Zielort ein, drückt auf Start und das Auto bringt einen dorthin, wo man will. Ich glaube, Google experimentiert gerade mit so etwas.«

      »Und wozu sollte das gut sein?«

      Marek zuckte mit den Schultern. »Vermeidung von Staus und Verkehrsunfällen, intelligentes Verkehrsleitsystem und so weiter.« Er fuhr mit dem Finger über die Oberfläche eines Wagens, der offensichtlich mal Silber gewesen war. Jetzt wurde er von einer dicken Staubschicht bedeckt. »Meine Eltern haben ein Autohaus, deswegen kenne ich mich ein bisschen mit dem Thema aus. Und eines kann ich euch sagen: So weit wie hier sind wir in Deutschland noch lange nicht. Mit solchen Autos ist frühestens in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu rechnen.«

      »Denver scheint da schon weiter zu sein«, überlegte Lucie. »Oder das hier ist eine Art Testgelände.«

      »Aber es ist alt«, entgegnete Marek und wischte sich die staubigen Finger an seiner Jeans ab. »Alles hier ist alt.«

      Womit er natürlich recht hatte. Lucie vergaß immer wieder, dass dieser Ort ja verlassen war. Seit mindestens zehn Jahren. Je öfter sie darüber nachdachte, desto verwirrter war sie.

      Ihr Blick streifte den Umschlag ihrer Zeitschrift. Einer Eingebung folgend, warf sie einen Blick auf das Datum. Die Zahlen waren wie eine Melodie. Eine höchst fremdartige und bedrohlich wirkende Melodie. Sie erstarrte.

      »Das gibt’s doch nicht«, flüsterte sie.

      Jem kniff die Augen zusammen. Das Wesen mochte etwa ein Meter fünfzig groß sein und sah aus wie eine Zapfsäule, der man einen Staubsauger auf den Rücken geschnallt hatte. In seinem mürrisch dreinblickenden Gesicht prangte ein einziges gelbes Auge, das nervös hin und her zuckte. Seine kräftigen Arme reichten bis zum Boden, während die stummelartigen Beine recht kurz waren und in eckigen Plattfüßen endeten. Die Grundfarbe der Kreatur mochte einmal Violett gewesen sein, doch inzwischen war sie überall abgeblättert und der Rost kam zum Vorschein. Irgendjemand hatte mit gelber Farbe eine sich rekelnde, halb nackte Frau sowie ein paar Buchstaben auf den Torso des Roboters gemalt. (MOD)Erator. Was immer das bedeuten mochte.

      »Ein Roboter«, stieß Jem aus. Er ließ seinen Stock sinken und wich zurück. Gegen so eine Eisenkreatur würde er sowieso nichts nutzen.

      Dieses Ding war ihm nicht geheuer.

      Arthur hingegen schien völlig fasziniert zu sein. »Wie heißt du, mein Freund? Wie ist dein Name?«

      »Name?«, ertönte die nasale Kinderstimme.

      »Deine Bezeichnung. Wie wirst du angeredet?«

       »Servicedrohne M.A.R.S.-327 zu Ihren Diensten.«

      »Servicedrohne? Was bedeutet das?«, fragte Arthur.

      Das Ding glotzte ihn ausdruckslos an.

      Arthur präzisierte. »Was sind deine Aufgaben?«

       »Meine Parameter umfassen die Pflege und Erhaltung des Betriebsgeländes, einschließlich der angrenzenden Waschräume.«

      Olivia schüttelte den Kopf. »Das ist ein wandelnder Staubsauger. Eine gottverdammte eiserne Klofrau.«

      »Sag doch so was nicht.« Arthur grinste. »Du könntest seine Gefühle verletzen.« Er ging auf die Maschine zu und strich mit den Fingern über die rostige Außenhaut. »Künstliche Intelligenz ist mein Spezialgebiet«, sagte er. »Ich verfolge die Forschung daran seit Jahren. Es gibt erste Versuche mit menschenähnlichen Robotern, aber sie sind bei Weitem nicht so fortgeschritten wie der hier. Allein schon, wie er geht! Wie er steht, uns beobachtet und beim Reden gestikuliert! Dass irgendein Flughafen so einen hoch entwickelten Roboter als einfache Servicekraft einstellt, hätte ich bestimmt mitgekriegt.«

      »Und wenn du es einfach überlesen hast?«, fragte Olivia.

      Arthur schüttelte energisch den Kopf. »Ausgeschlossen. Ich habe sämtliche Fachzeitschriften zu dem Thema abonniert. Abgesehen davon: Seht ihn euch doch an. Den Rost, die verharzte Ölschmiere in seinen Gelenken. Dieser Roboter ist alt. Uralt. Der wurde seit Jahrzehnten nicht mehr gewartet. Wie erklärt ihr euch das?«

      »Können wir nicht«, sagte Jem. »Die Liste mit Rätseln und Ungereimtheiten wird nur noch ein Stück länger.« Er wandte sich der mechanischen Kreatur zu. »Du brauchst einen Namen. Wie wäre es, wenn wir dich einfach M.A.R.S. nennen? Klingt doch ganz nett.«

      »M.A.R.S.? Gute Idee.« Arthur sah den Roboter an. »Bist du damit einverstanden?«

      Das gelbe Auge zuckte von links nach rechts. »Positiv.«

      Jem musste sich ein Lächeln verkneifen. Wie Arthur und der Roboter sich so gegenüberstanden, waren sie beinahe gleich groß.

      »Sehr

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