Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

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»Vielleicht haben sie das gleiche Schicksal wie wir erlitten? Vielleicht gibt es ja so etwas wie Risse im Raum-Zeit-Kontinuum. Ich bin kein Experte, aber fest steht, wir befinden uns nicht mehr in derselben Zeit wie bei unserem Abflug.«

      Lucie presste die Lippen zusammen. So, wie sie das sagten, klang es ziemlich logisch. Trotzdem fiel es auch ihr schwer, das zu glauben. Genau wie Jem.

      »Und, wenn das alles nur ein Test ist?«, fragte er. »Eine Fälschung, eine Art Filmset? Ich frage mich, ob man so etwas nicht fälschen könnte.«

      »Natürlich könnte man das«, sagte Arthur. »Aber zu welchem Zweck? Abgesehen davon: Was ist mit all den anderen Dingen, die wir gesehen haben? Das Rollfeld, das Flughafengebäude, die Gegenstände, M.A.R.S. Wisst ihr, was es kosten würde, so etwas zu inszenieren? Niemand betreibt so einen Aufwand, nicht mal, um einen millionenteuren Film zu drehen. Wenn diese Zeitschrift der einzige Hinweis wäre, würde ich dir ja recht geben, aber da ist so viel mehr. Die Dinge, die in den Stores aufbewahrt werden. Die Wartehallen, die Autos …«

      »Nicht zu vergessen die seltsamen Pflanzen und Tiere«, ergänzte Lucie. Es stimmte, was Arthur sagte, es gab da so viel mehr, was mysteriös war. »Wisst ihr, ich habe eine ganze Weile dagesessen und die Tiere beobachtet. Es gibt hier Vögel und Insekten, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Sie sind vollkommen friedlich und haben nicht die geringste Angst vor uns. Und denkt nur an diese tropischen Pflanzen und die pinkfarbenen Hummeln.«

      »Und diese seltsamen gestreiften Riesenratten«, warf Marek ein. »Das wäre viel zu aufwendig, das alles zu faken.«

      »Arthur hat vorhin übrigens mit seinem Laptop Zugang zur Festplatte des Roboters bekommen«, berichtete Olivia. »Er hat herausgefunden, dass das Datum der letzten Wartungssoftware mit dem auf der Zeitschrift übereinstimmt …«

      »M.A.R.S. läuft mit einer Linux-basierten Software«, erklärte Arthur. »Was ein großes Glück ist, sonst wäre ich da nicht drangekommen. Auch USB-Ports scheinen in der Zukunft noch Verwendung zu finden. Auf die Art konnten wir ein paar Informationen herausziehen. M.A.R.S.’ Name leitet sich übrigens von seiner Typenbezeichnung ab und steht für Multi-functional Armoured Robot System. Vermutlich ein Basistyp, der auch für andere Zwecke eingesetzt wird. Vielleicht sogar für militärische. Seine Inbetriebnahme erfolgte am 23. Februar 2033.«

      »2033? Wie kommt es dann, dass er so ramponiert aussieht?«, fragte Jem.

      »Darauf kommen wir gleich«, sagte Arthur. »Leider ist es mir nicht gelungen, Zugang zum Mainframe des Airports zu erlangen. Die Verbindung wurde offenbar bereits vor vielen Jahren unterbrochen. M.A.R.S. wurde niemals aktualisiert und läuft immer noch auf der Werkseinstellung.«

      »Soll heißen?«

      »Dass er keine Ahnung hat, was vorgefallen ist. Weder, in welchem Jahr wir uns befinden, noch, was in all der Zeit passiert ist. Er ist genauso ahnungslos wie wir.«

      »Scheiße«, stieß Marek aus. »Dann ist er genauso nützlich wie ein Abfalleimer.«

      »So etwas kann nur jemand von sich geben, der absolut keine Ahnung von Computertechnologie hat«, erwiderte Arthur mit einem Kopfschütteln. »Wenn wir irgendwo einen funktionierenden Großrechner fänden, könnte M.A.R.S. als Schnittstelle fungieren. Wir könnten ihn anschließen, ihn aktualisieren und so eine Menge Informationen gewinnen. Mit einem Abfalleimer dürfte dir das ziemlich schwerfallen.«

      Lucie grinste. Gut gemacht, Arthur.

      Mareks Augen funkelten, aber er schien nicht zu wissen, was er dem entgegensetzen konnte.

      »So viel also zu den technischen Details«, sagte Paul. »Die Sache ist nur die: Unsere Entdeckung hat weitreichende Konsequenzen. Viel weitreichender, als es manchem von euch klar sein dürfte.«

      »Inwiefern?«, fragte Lucie.

      Paul nahm die Mütze vom Kopf, strich sich die braunen Haare glatt und setzte sie wieder auf. »Ich fürchte, die meisten von euch haben die Tragweite unseres Problems noch nicht ganz erfasst. Die Antwort auf die Frage nämlich, warum der Flughafen in so einem schlechten Allgemeinzustand ist. Sie dürfte recht niederschmetternd ausfallen.«

      »Was könnte wohl noch niederschmetternder sein als die Erkenntnis, dass wir im Jahr 2035 gelandet sind?«, fragte Lucie.

      Paul knabberte an seiner Unterlippe. »Nun, zum Beispiel die Tatsache, dass dies nicht das Jahr 2035 ist.«

      Lucie zog die Augenbrauen zusammen. »Aber eben hast du doch gesagt …«

      »Auf der Zeitschrift steht als Erscheinungstermin der 8.3.2035. Sie ist aber in Wirklichkeit viel älter. Vermutlich ist sie nur deshalb so gut erhalten, weil sie nicht aus Papier, sondern aus einem besonders dauerhaften Material hergestellt wurde.« Lucie wusste, was er meinte. Das Zeug war zäh wie Kunststoff. Sie hatte versucht, es zu zerreißen, mehr als einen kleinen Riss hatte sie aber nicht zustande gebracht. Ein leichter silbriger Schimmer lag auf dem Material.

      »Wir tippen auf beschichtete Metallfolie«, sagte Paul.

      »Oh Mann …« Lucies Blick streifte die rostige Außenhülle des Roboters. »Und welches Jahr haben wir nun?«

      »Wenn man die Größe mancher Bäume und den allgemeinen Verfall des Geländes mit einbezieht, tippe ich auf weitere zweihundert Jahre.« Arthur lächelte entschuldigend. »Vermutlich mehr.«

      Lucie hatte plötzlich einen trockenen Hals. »Das würde ja bedeuten, dass das …«

      Paul nickte »… das Jahr 2235 wäre. Genau.«

      Es war Nacht, als der Schauer aufhörte und die ersten Sterne und der Mond herauskamen. Lucie blickte durch die großen Scheiben nach draußen. Ein merkwürdiges Wetter war das hier. Mal war es warm, dann wieder kalt. Mal regnete es, dann schien wieder die Sonne. Die Luft roch feucht. Umso besser, dass sie ins Flughafengebäude umgezogen waren und jetzt ein schützendes Dach über dem Kopf hatten.

      Die Nachricht, dass sie allem Anschein nach in der Zukunft gelandet waren, hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Die meisten hatten es nicht glauben können, waren kopfschüttelnd umhergelaufen und wollten sich vergewissern, ob das alles nicht doch irgendein schlechter Scherz war. Einige der Passagiere standen kurz vorm Nervenzusammenbruch, die schmächtige Frau mit dem Pferdeschwanz, die ein paar Meter von Lucie entfernt am Boden kauerte, wimmerte schon seit Stunden leise vor sich hin und ließ sich von niemandem ansprechen. Eine ältere Dame, die Lucie gestern noch erzählt hatte, dass sie ihren Enkelsohn in den USA besuchen wollte, war sogar in Ohnmacht gefallen. Lucie selbst versuchte, nicht so viel darüber nachzudenken und sich irgendwie abzulenken. Das Buch, das sie sich für den Flug mitgenommen hatte, war schon lange ausgelesen, jetzt starrte sie in den sternenklaren Himmel. Sie spürte eine Leere in sich und war unendlich erschöpft, doch schlafen konnte sie nicht. Eine nervöse Unruhe hatte sie ergriffen und ließ sie einfach nicht los.

      Bereits am Nachmittag hatten die Passagiere damit begonnen, ihre Sachen ins Flughafengebäude zu schleppen. Das betraf nicht nur das Gepäck und die Vorräte, sondern vor allem Dinge wie Decken, Kissen, Erste-Hilfe-Koffer, Signalpistolen und vieles mehr.

      Den meisten schien klar geworden zu sein, dass sie so bald keine Hilfe zu erwarten hatten und dass sie vermutlich noch eine ganze Weile hier ausharren mussten.

      Mit M.A.R.S.’ Hilfe

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