Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

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Holzbalken ragten wie vertrocknete Finger in die Luft. Vielleicht hatten sie ja ihren Sturz gemildert.

      Lucie prüfte den Halt der Leiter. Die Heizungsrohre machten einen stabilen Eindruck. Sie nahm all ihren Mut zusammen, schwenkte die Beine über die Öffnung und stieg Sprosse für Sprosse nach unten. Die Leiter schwankte bedenklich.

      Lucie war noch nie auf einem Segelschiff gewesen, aber so musste es sich wohl anfühlen, wenn man am Mast hinunterkletterte. Ihre Gedanken wurden von einem einzigen Satz beherrscht: Hoffentlich lebt Connie noch. Je weiter sie hinabstieg, desto größer wurde ihre Angst. Was, wenn Connie nicht mehr aufwachte? Oder wenn sie so schwer verletzt war, dass sie Hilfe brauchte? Woher sollte Lucie in dieser gottverdammten verlassenen Welt Hilfe bekommen?

      Ihre Finger krampften sich so fest um das Metall, dass es teilweise schon einschnitt.

      Die Taschenlampe zwischen den Zähnen haltend, drehte sie den Kopf so, dass sie nach unten leuchtete. Zu ihrer Erleichterung war der Grund der Grube bereits zu sehen.

      Vorsichtig legte sie die letzten Meter zurück und sprang das letzte kleine Stück nach unten.

      Sie leuchtete in die Dunkelheit. Grober schwarzer Schotter umgab sie. Holzbohlen waren zu sehen, auf denen Gleise verliefen. Was war das, ein alter U-Bahn-Tunnel?

      Von Connie fehlte jede Spur. Lucie wurde plötzlich übel, ihre Hände begannen zu zittern. Sie hielt sich an einem wackeligen Eisengeländer fest und atmete langsam ein und aus.

      Noch nie zuvor in ihrem Leben hatte sie ein derart überwältigendes Gefühl von Einsamkeit und Verzweiflung gespürt. Warum war sie überhaupt auf diese Expedition mitgekommen? Natürlich, sie suchte nach Überlebenden, genau wie alle anderen. Aber hatte sie überhaupt die Kraft, diesen Trip durchzustehen?

      Sie dachte an Jem und an das, was Connie vorhin zu ihr gesagt hatte. Ob er wirklich in sie verliebt war? Sie würde auf jeden Fall versuchen, das herauszufinden. Und deshalb durfte sie jetzt auch nicht aufgeben.

      Ihre Atmung ging wieder ruhiger und flacher. Sie hob den Kopf.

      »Connie, wo bist du? Kannst du mich hören?«

      Sie wartete, doch es kam keine Antwort.

      Noch einmal leuchtete sie jeden Winkel der steinernen Röhre aus. Keine Spur von Connie. Nun, das musste nichts Schlechtes heißen, im Gegenteil. Vielleicht war der Sturz gar nicht so schlimm gewesen. Vielleicht war Connie bereits auf dem Weg nach draußen.

      Einige Hundert Meter weiter voraus war ein helles Oval zu sehen. Tageslicht strömte dort herein, wo die Schienen wieder an die Oberfläche kamen.

      Lucie entschied sich, dem Licht zu folgen.

      Jem ertappte sich dabei, wie er intensiv an Lucie dachte. Was sie wohl gerade machte? Ob sie mit Connie irgendwo im Freien saß und quatschte? Zu ärgerlich, dass sie nur zwei von den Holotalkies hatten. Sonst hätten sie wenigstens mal miteinander reden können.

      Er lächelte bei der Vorstellung, Lucies Gesicht in Arthurs pinkem Apparat zu sehen.

      »Leute, kommt mal alle her«, rief Arthur und riss Jem aus seinen Gedanken. »Ich glaube, ich habe etwas gefunden.«

      »Was denn?«, wollte Marek wissen.

      »Ich bin Rodericks Hinweis gefolgt und habe tatsächlich ein paar Datenpakete mit erhöhter Sicherheitsstufe gefunden. Höher als bei allen anderen, die wir bisher entdeckt haben. Ein Haufen Daten, ziemlich stark verschlüsselt. Ich glaube nicht, dass die für die Öffentlichkeit vorgesehen waren. Gut möglich, dass es das ist, wonach wir suchen.«

      Jem trat näher und sah dabei zu, wie Arthurs Finger über die Tastatur huschten. Er hatte den drei Freunden eine ganze Weile beim Knacken des Verschlüsselungscodes zugesehen, doch als es in ihren Gesprächen nur noch um Algorithmen, Hybridverfahren und asymmetrische Kryptosysteme ging, war er ausgestiegen.

      Arthur balancierte den Laptop auf seinem Schoß und durchforstete seit einer guten halben Stunde die Datenbanken der Zentralbibliothek. Es war ihm gelungen, das Notebook mit einer Buchse im Körper des Roboters zu verkabeln und so Zugang zum Zentralcomputer der Bibliothek zu erlangen. Ziemlich umständlich zwar, aber es schien zu funktionieren. Jem war beeindruckt.

      »Ist der Code zu knacken?«, fragte er.

      »Ich konnte die Daten auf die Festplatte von M.A.R.S. kopieren. Wenn wir Glück haben, schafft er es, den Sicherheitsschlüssel außer Kraft zu setzen und die Pakete zu öffnen. Von da aus ziehe ich sie dann auf den Laptop und alles ist gut.«

      »Na, worauf warten wir dann noch?«, fragte Marek ungeduldig.

      »Das kann schon ein Weilchen dauern«, gab Arthur zur Antwort und schob seine Brille zurück.

      »Wie lange?«

      »Stunden, vielleicht Tage.«

      »Tage?« Marek wirkte sichtlich ungehalten. »Wie lange sollen wir denn noch hier rumhängen? Gibt es in dieser Bibliothek keine anderen Informationen?«

      »Nichts, was uns wirklich weiterbringt«, sagte Olivia. »Die Leseterminals und Beschallungskojen sind allesamt außer Betrieb. Klassische Bücher scheint es hier nicht zu geben. Die paar, die wir gefunden haben, sind Antiquitäten, so wie Lucies Zeitschrift. Der Rest ist digital oder online und kann nur noch über spezielle Reader gelesen werden.«

      Arthur klappte den Laptop zu. »Fertig«, sagte er und zog die Kabel ab.

      Jem runzelte die Stirn. »Heißt das, du hast die Datenpakete alle kopiert?«

      »Genau das. Sie liegen jetzt bei M.A.R.S. auf der Festplatte und können von dort ausgelesen werden. Das kann ich aber auch unterwegs machen, dafür müssen wir nicht hier rumsitzen.« Er zwinkerte in Richtung Fenster. »Die Zeit ist ohnehin fortgeschritten. Machen wir, dass wir zum Bahnhof zurückkommen.«

      *

      Lucie bemerkte ein Huschen aus dem Augenwinkel. Mehrere kleine Punkte leuchteten in der Dunkelheit. Als sie die Lampe darauf richtete, wuselten ein paar vierbeinige Gestalten schnell davon.

      Sie presste die Lippen zusammen und hastete weiter. Mit den herabhängenden Schlingpflanzen wirkte der Stollen wie ein aufgerissenes Maul, aus dessen Tiefen die rostigen Schienenstränge wie die Enden einer gespaltenen Zunge hinausrollten.

      »Connie, bist du hier irgendwo?«

      Nur das Tropfen von Wasser antwortete ihr.

      »Kannst du mich hören? Ich bin jetzt auf dem Weg nach draußen!«

      Nichts. Lucie glaubte, ein entferntes Kichern zu hören.

       »Connie?«

      Wieder dieses Kichern. Wenn man genau hinhörte, konnte man einzelne Silben vernehmen, die sich mit viel Fantasie zu einem Wort zusammensetzen ließen.

       Con…nie …

      Kein Zweifel, da flüsterte jemand.

      Der Tunnel hinter ihr war schwarz wie

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