Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

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wegen ein paar Vögeln nicht in die Hose machen, oder? Los jetzt, jeder schnappt sich seinen Knüppel, und dann zurück. Ich habe keinen Bock, bis auf die Knochen nass zu werden.« Er ergriff Kattas Hand und schlug den Weg ein, den sie gekommen waren.

      Jem spürte, wie sich Unbehagen in ihm breitmachte. Solange sie sich im Gebäude aufgehalten hatten, war alles gut gewesen, doch jetzt waren sie diesen Tieren schutzlos ausgeliefert.

      Inzwischen mussten es Hunderte sein, die aus schwarzen Augen auf sie herabschauten.

      »Das ist echt unheimlich«, sagte Zoe. »Seht euch nur an, wie sie ihre Köpfe drehen. Man könnte fast meinen, sie halten uns für Eindringlinge.«

      »Was wir ja auch sind«, ergänzte Olivia. »Eindringlinge aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit.«

      »Diese Stadt wurde von Menschen erbaut«, erwiderte Katta und warf ihre blonden Haare zurück. »Wenn hier jemand ein Eindringling ist, dann ja wohl diese Viecher.«

      Olivia zog spöttisch eine Braue in die Höhe. »Dies ist schon lange keine Menschenstadt mehr. Die Natur hat sie zurückerobert. Seit der großen Katastrophe.«

      Von einer Katastrophe hörte Jem gerade das erste Mal. »Habt ihr schon etwas herausbekommen?«, fragte er deshalb.

      »Nur ein paar Anhaltspunkte. Wir wissen, dass irgendwann irgendetwas ins Meer gestürzt sein muss. Es ist ziemlich groß gewesen und hat zu tief greifenden Veränderungen auf der Erde geführt.«

      Das klang ziemlich nebulös in Jems Ohren. »Und was soll das gewesen sein?«, fragte er.

      »Wissen wir noch nicht«, erwiderte Paul. »Aber irgendwann, vor vielleicht hundert oder zweihundert Jahren – muss es zu einer kosmischen Katastrophe gekommen sein. Wie Olivia schon sagte: Irgendwo ist irgendetwas Großes auf uns herabgestürzt. Ein Meteorit vielleicht. Die Folgen des Einschlags müssen so heftig gewesen sein, dass die Auswirkungen auf der ganzen Welt spürbar waren.«

      Marek riss erschrocken die Augen auf. »Asche und Staub?«

      »Unwahrscheinlich. Asche und Staub würden ja das Sonnenlicht blockieren. Demnach hätte es kälter werden müssen. Es ist aber wärmer geworden, und zwar erheblich.«

      »Das erklärt aber immer noch nicht, wieso hier keine Menschen mehr leben.«

      Olivia zuckte die Schultern. »Erst mal sollten wir zufrieden sein, dass wir es weder mit einem Atomkrieg noch mit einer Alien-Invasion zu tun haben. Auch wenn manche vielleicht insgeheim darauf gehofft haben.« Sie zwinkerte Arthur zu.

      Jem umklammerte seinen Stock. Er spürte, dass das Reden ihm guttat. Es vertrieb die Nervosität. Auch wenn das Thema natürlich ziemlich düster war. Immerhin sprachen sie hier über das Aussterben der Menschheit.

      Er hatte seinen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fegte ein schwarzer Schatten von links heran. Jem sah ihn aus dem Augenwinkel auf sie zuschießen. Instinktiv duckte er sich.

       »Achtung, Paul!«

      Das Ding schoss über ihn hinweg, streifte Pauls Gesicht und zischte mit einem hässlichen Krächzen davon.

      Paul stand da, die Augen weit aufgerissen. Quer über seine Wange verlief ein dünner roter Strich, der rasch breiter wurde. Blut quoll aus der Wunde.

      Paul wischte mit dem Handrücken darüber und starrte erst ungläubig auf den roten Schmierfilm, dann hinauf in die Bäume. Jem folgte seinem Blick.

      Was er sah, ließ ihn vor Schreck erstarren.

      *

      Ferner Donnerhall drang an Lucies Ohren.

      Sie schaute nach hinten – und erschrak. Hinter den Hochhäusern ballten sich dunkle Wolken zusammen und schoben sich vor die Sonne. Schlagartig verblassten die Farben auf den Gebäudefassaden.

      Noch höchstens eine Viertelstunde, dann würde es hier richtig rundgehen. Sie musste sich beeilen.

      Connie war noch immer wie vom Erdboden verschluckt. Irgendwo musste sie doch sein!

      Wenn Lucie zurück zum Bahnhof wollte, musste sie den kleinen Wald durchqueren, der jetzt vor ihr lag. Schatten krochen zwischen den Bäumen hervor. Lucie schaltete ihre Lampe ein.

      Here be dragons, schienen ihr die Bäume zuzurufen. Hüte dich, wenn du nicht bei lebendigem Leibe aufgefressen werden willst.

      Sie atmete tief ein und aus und marschierte los.

      Paul stieß einen Schrei aus.

      Ein weiterer Schatten fegte heran. Jem sah ihn aus seinem Augenwinkel kommen. Im Bruchteil einer Sekunde erkannte er, dass der Angriff diesmal ihm galt. Er ließ sich instinktiv zu Boden fallen, hörte ein Rauschen und Flattern, dann spürte er einen mächtigen Windstoß, nur wenige Zentimeter über seinem Kopf. Ein Krächzen erklang. Jem blickte nach oben und sah eine mächtige Eule in einem nahe gelegenen Baum zwischen Dutzenden von Krähen landen. Jetzt wusste, er, warum Paul geschrien hatte.

      »Runter mit euch!«, rief er. »Sie greifen an.«

      Seine Warnung kam keinen Moment zu früh. Als hätten die Vögel einen unsichtbaren Befehl erhalten, stürzten sie sich einer nach dem anderen aus den Wipfeln der Bäume hinab auf die schutzlosen Jugendlichen. Der Himmel wurde von Federn, Schwingen und Schnäbeln verdunkelt. Krächzen, Kreischen und Flattern bildeten eine Geräuschkulisse, die Jem erschaudern ließ.

      Arthur, der als Letzter immer noch stand, wurde von etwas gestreift, das wie ein Falke aussah. Olivia packte ihn und riss ihn zu Boden. Marek stieß einen Fluch aus. Mit seinem Knüppel versuchte er, die Angreifer zu vertreiben. Er erwischte eine der Krähen und schleuderte sie mit einem dumpfen Schlag und gebrochenem Genick ins nahe gelegene Unterholz.

      Der Verlust ihres Artgenossen schien die anderen Tiere nur noch mehr aufzubringen. Wie wahnsinnig griffen sie wieder und wieder an. Jem spürte, wie sich etwas in seinem Haar verkrallte. Er packte den Vogel und schleuderte ihn auf die Erde. Eine gottverdammte Elster. Ihr blauschwarzes Gefieder schimmerte wie angelaufener Stahl. Ausdruckslos blickte sie zu ihm hinauf und flatterte dabei mit den Flügeln. Nur ein verletztes Tier, das aus irgendeinem unerfindlichen Grund wütend auf ihn zu sein schien. Er kroch ein Stück näher an sie heran, um sie in Sicherheit zu befördern, als sie plötzlich ihren spitzen Schnabel in seiner Hand versenkte. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn.

      »Drecksvieh!« Jem schleuderte den Vogel von sich weg.

      Neben ihm war die Situation völlig außer Kontrolle geraten. Paul lag schreiend auf dem Bauch, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Auf seinem Rücken hockten mindestens drei Krähen und hackten mit ihren schwarzen Schnäbeln auf ihn ein. Scheiße, Scheiße, Scheiße, dachte Jem. Was ist das hier? In dieser Situation konnte ihnen nur noch einer helfen. Einer, dem die wahnsinnig gewordenen Vögel nichts anhaben konnten.

      »Hilf uns, M.A.R.S.! Verscheuch sie, tu irgendetwas!«

      Der Roboter, der bislang dumpf und tatenlos in der Gegend herumgestanden hatte, setzte sich in Bewegung. Mit ungelenken Schritten tappte er um sie herum und versuchte, die Vögel mit seinen langen Armen zu verscheuchen. Doch seine Bemühungen

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