Evolution Bundle. Thomas Thiemeyer

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Evolution Bundle - Thomas Thiemeyer

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Echos jagten ihr Schauer über den Rücken. Als würden die Geister der Toten sich über sie lustig machen. Als würden sie ihr atemloses Gelächter in die Welt keuchen.

      »Bitte sag doch etwas.«

       Ettt…wasss…wass…was.

      Lucie richtete den Strahl ihrer Lampe tiefer ins Innere des Tunnels. Sie kniff die Augen zusammen. Auf der linken Seite hatte sie eine Bewegung gesehen. Zögernd ging sie darauf zu. Etwas Dunkles lag dort. Größe und Form nach zu urteilen, ein menschlicher Körper. Sie wagte es kaum, noch näher heranzutreten. Jede Faser ihres Körpers war angespannt.

      Als sie dort ankam, stellte sie fest, dass es nur eine verrottete Plastiktonne war. Vielleicht früher mal ein Aufbewahrungsbehälter für Öl oder Treibstoff. Sie wollte sich schon abwenden, als sie eine Chipstüte entdeckte. Eine von denen, die sie vorhin mitgenommen hatten. Wenn die hier lag, dann bedeutete das doch …

      Lucie ließ den Strahl ihrer Lampe umherzucken. »Connie?«

      Wieder antwortete ihr das Echo, aber sie ließ sich davon nicht verrückt machen. Connie musste hier gewesen sein, so viel stand fest. Vielleicht war sie wirklich ohnmächtig geworden und konnte nicht antworten.

      Systematisch fing Lucie an, die Umgebung abzusuchen. Sie rief, sie lauschte. Sie schaute hinter jeden Stein und unter jedes Blech, fand aber nichts. Ratlos kehrte sie zu der Tüte zurück. Bleiche Schatten stoben davon weg. Ratten! Und wie es schien, besonders dicke, große.

      Die Tiere bewegten sich gerade so weit, dass sie nicht mehr im Lichtkegel der Lampe waren. Dann hielten sie an und beobachteten sie. Ihre kleinen Knopfaugen glommen in der Dunkelheit.

      »Macht, dass ihr wegkommt«, rief Lucie und wedelte mit der Lampe. Doch es half nichts. Die Tiere wussten, dass sie ihnen nichts anhaben konnte. Sie waren die Herrscher hier unten.

      Die Tüte bereitete ihr Kopfzerbrechen.

      Ihr Inhalt lag weit verstreut über dem Boden. Wer hatte sie aufgerissen? Ein paar Meter entfernt lagen ein paar Konserven. Sie fand Tütensuppen und Spaghetti. Manche der Packungen waren zerfetzt, an manchen war nur herumgeknabbert worden. Ein paar Schritte weiter sah Lucie Connies Lampe auf dem Boden liegen. Sie hob sie auf, versuchte, sie anzuschalten. Ohne Erfolg. Mit zusammengepressten Lippen eilte sie vorwärts. Nur raus aus diesem verdammten Tunnel.

      Noch einmal blickte sie nach hinten. Dutzende von Ratten folgten ihr. Jetzt, da sie näher am Ausgang war, konnte sie sie besser erkennen. Waren das überhaupt Ratten? Sie sahen irgendwie seltsam aus. Mehr wie eine Kreuzung aus Katze und Opossum. Die Tiere schienen überhaupt keine Angst vor ihr zu haben. Nicht mal das Tageslicht hielt sie davon ab, ihr zu folgen.

      »Hört auf, mir nachzurennen«, sagte sie und kickte ein paar Steine mit dem Fuß weg. »Ich lasse euch in Ruhe und ihr mich, okay?«

      Wieder ertönte das seltsame Kichern.

      Die Anzahl der Tiere hatte deutlich zugenommen. Sie hockten überall, auf zerbeulten Blechtonnen, auf Kunststoffeimern und größeren Steinen. Seltsamerweise wuselten sie nicht länger herum, sondern saßen einfach nur da und schauten sie an.

      Sie hatte früher mal Rennmäuse gehabt, die ebenfalls sehr intelligent und neugierig waren. Allerdings gab es einen Unterschied, ob es sich um liebenswerte Haustiere oder fiese mutierte U-Bahn-Opossumratten handelte.

       Konzentrier dich! Jetzt nicht ablenken lassen, du hast es gleich geschafft.

      Sie näherte sich dem Ausgang. Noch etwa zwanzig Meter. Die Blicke der Tiere verfolgten sie weiter, Lucie spürte sie förmlich in ihrem Rücken. Als sie den Ausgang endlich erreicht hatte, drehte sie sich ein letztes Mal um. Keiner der seltsamen Höhlenbewohner folgte ihr.

      Einerseits fiel ihr eine zentnerschwere Last von den Schultern, weil sie der Enge und der Dunkelheit entkommen war. Auf der anderen Seite war es ein beklemmendes Gefühl, nicht zu wissen, wo Connie war. Sie konnte doch nicht einfach spurlos verschwunden sein!

      Der Tunnelausgang war meterhoch mit Gräsern und Sträuchern überwuchert. Ausgebleichte Plakatwände, Müll und verrostete Autos – das Bild hätte trostloser nicht sein können.

      Irgendwo vor ihr, auf dem verwilderten und verwahrlosten Gleisfeld, musste ein Weg zurück zum Bahnhof führen. Lucie hoffte, Connie spätestens dort zu finden.

      Ihre Schritte knirschten über den schwarzen Schotter.

      Einige Hundert Meter weiter begann das Gleisvorfeld.

      Links tauchten Hochspannungsleitungen auf, die vermutlich Teil des ehemaligen Nahverkehrssystems waren.

      Sie führten zurück zum Bahnhofsgebäude. Eine Gruppe von Bäumen befand sich dort, davor eine Hinweistafel, auf der mit abblätternder Farbe Danger – High Voltage zu lesen stand.

      Mit pochendem Herzen schlug sie den Weg dorthin ein.

      ES hat geantwortet.

      Was hat ES gesss…sagt?

      Wir sollen sss…sie sss…stoppen.

      Ihr Handeln…Gefahr.

      Nnn…neues Opfer. Sss…sind bewaffnet.

      Bestätigung an ES. Lasst uns…Angriff beginnen!

      Jem blickte argwöhnisch empor. Von Richtung Nordwesten waren mächtige Gewitterwolken aufgezogen, die rasch näher kamen. Bald würde es anfangen zu regnen. Aber das war es nicht, was ihm Sorge bereitete.

      »Da drüben, seht ihr?« Er deutete hinüber zum Park.

      Die Wipfel der Bäume waren voller Vögel. Er erkannte Krähen, Dohlen und Raben. Vor allem Raben. Jem waren diese Tiere nicht grundsätzlich unsympathisch. Sie waren intelligent und sahen cool aus, aber in dieser geballten Menge wirkten sie irgendwie Furcht einflößend.

      »Das sieht ja aus wie in Hitchcocks Die Vögel«, murmelte Arthur. »Seit wann hocken die denn da?«

      »Sie müssen gekommen sein, als wir die Bücherei durchsucht haben«, sagte Jem. »Und es werden immer mehr.«

      Ein weiterer Schwarm Krähen kündigte sich mit lautstarkem Gekrächze an. Sie kreisten eine Weile über ihren Köpfen, dann landeten sie in den Bäumen. So langsam wurde der Platz dort eng.

      »Gefällt mir nicht«, sagte Marek. »Gefällt mir ganz und gar nicht.«

      »Ich mag die Art nicht, wie sie uns anschauen«, sagte Katta.

      »Vielleicht versammeln sie sich nur für den Weiterflug«, gab Olivia zu bedenken. »Zugvögel machen das so.«

      »Ja, wenn es anfängt, kälter zu werden«, sagte Jem. »Aber es ist total warm. Es muss einen anderen Grund geben …«

      »Vielleicht sind wir der Grund«, überlegte Zoe und sprach damit aus, was alle dachten. »Ich glaube, sie beobachten uns.«

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