Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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weiter du dich von dieser Realität entfernst, verlierst du die Orientierung für den Weg zurück. Deshalb habe ich die Seele entkommen lassen. Beinahe wäre ich selber dieser Welt entglitten und zu einem verlorenen Wanderer an der Grenze geworden, hätte nicht … Derona … mich rechtzeitig zurückgeholt.“

      Derona. Aigonn und Rowilan schienen beide dasselbe zu sehen.

      „Und dann?“ Aigonns Stimme war noch immer so kalt, dass er für sich selbst unberechenbar wurde. „Das kann nicht alles gewesen sein!“

      „Nein. Natürlich nicht. Mich hat der Gedanke fasziniert, bis zur Grenze der Welten vorzudringen. Ich habe diese eine Seele nicht erreichen können, was auch immer sie dazu bewegt hat. Aber … ich habe versucht, näher an die Andere Welt heranzukommen. Derona hat mir dabei insoweit helfen müssen, dass sie mit genügend Abstand meinen Geist in die Wirklichkeit dieser Welt zurückrufen konnte. Und das hat sie getan. Nicht mehr. Ich gestehe, dass sie sich selbst – so unerfahren wie sie war – vielleicht schon zu sehr von unserer Welt entfernt hatte. Die Geister der Anderen Welt können aufdringlich sein. Zumal sie viel mehr dieser Wesen und vor allem Seelen sehen konnte, die ihren Weg ins Jenseits nicht gefunden haben. Es waren zu viele, sie haben sie bedrängt. Ich habe es gar nicht einschätzen können, weil ihre Sinne so viel sensibler waren als meine. Aber, und das schwöre ich dir, als sie mir davon erzählt hat, habe ich alles versucht, ihr diese heimatlosen Geister vom Hals zu halten, und scheinbar ist es mir gelungen.“

      „Ach, wirklich? Dann hat sie sich in den Tod gestürzt, weil sie so glücklich war?“ Die Wut kehrte zurück. Aigonn konnte nicht glauben, dass dies die ganze Wahrheit sein sollte. Es war unmöglich. Wer sollte Derona in den Tod getrieben haben können, wenn nicht Rowilan? Es gab sonst niemanden in Reichweite, der dazu im Stande sein würde!

      Deshalb rief er die Drohung zurück in seine Stimme und fügte hinzu: „Bis zu ihrem letzten Atemzug ist sie von Panik und Verzweiflung getrieben worden. Jemand hat sie gezwungen, nach einer Seele zu suchen. Sie war wehrlos. Hilflos. Die Geister und Stimmen um sie herum haben sie in den Wahnsinn getrieben, ohne dass sie etwas ausrichten konnte. Erzähl mir nicht, ich würde mich täuschen! Ich habe es gesehen!“

      „Ich weiß, wovon du redest, wenn du von Wahnsinn sprichst. Ich habe auch gesehen, wie sie zu Grunde gegangen ist, jeden verdammten Tag. Aber ich habe nichts damit zu tun. Der Moment meines letzten Versuchs, zwischen den Welten zu wandeln, und der Tag ihres Todes liegen beinahe ein dreiviertel Jahr auseinander.“

      „Und wer soll es sonst gewesen sein, wenn nicht du?“

      „BEI DEN GÖTTERN, AIGONN, ICH SCHWÖRE DIR, DASS ICH DEINE SCHWESTER NIEMALS GEZWUNGEN HABE, MIR IHRE FÄHIGKEITEN ZUR VERFÜGUNG ZU STELLEN, NOCH UNGENÜGEND BEMÜHT WAR, IHR IN IHRER NOT ZU HELFEN! WENN ICH GELOGEN HABE, WILL ICH HIER UND JETZT MEINE EHRE UND MEIN LEBEN VERLIEREN! DIE GÖTTER UND GEISTER SIND MEINE ZEUGEN!“

      Die Zeit schien plötzlich stillzustehen. Der Wind verstummte, die Stimme der Welt verklang und der Atem, der Aigonns Mund entwich, hallte wie ein Pulsschlag in der unwirklichen Stille wider, die dieser Schwur beschworen hatte. Der Wald schien zu lauschen. Alle Geister schienen die Augen auf die beiden Männer gerichtet zu haben und zu bezeugen, was soeben gesprochen war.

      Für einen Atemzug wartete Aigonn darauf, dass Rowilan tot den Fels hinabfallen würde. Doch es geschah nichts. Gar nichts. Die Geister hatten ihn gehört und ihr Urteil gefällt. Er wollte es nicht glauben. So sehr er auch zweifeln wollte, Aigonn wusste nun, dass der Schamane die Wahrheit sprechen musste. Am liebsten hätte er aufgeschrien.

      Die Spannung des Momentes aber verflog. Rowilan fiel in sich zusammen, als hätte er gerade die Kraft für Jahre seines Lebens verbraucht. Immer ungehemmter entkamen die Tränen seinen Augen. Der Schamane bot einen so ungeheuer jämmerlichen Eindruck, dass Aigonn beinahe zu ihm gegangen wäre und ihn in den Arm genommen hätte wie ein kleines Kind, hätten nicht immer noch die gerade vergangenen Augenblicke in seinem Kopf widergehallt.

      Der Schamane hingegen hatte sich weit genug aus seiner Apathie befreit, dass er den ungeschützten Rand des Felsvorsprunges verließ, sich zurück zum Feuer schleppte und dort entkräftet gegen die Steinwand sank. Aigonn selbst stand wie versteinert da, für einen Moment all seiner Ziele, Wege und Möglichkeiten beraubt, die sich ihm bis vor kurzer Zeit noch geboten hatten. Eine ungeheure Ziellosigkeit tat sich vor ihm auf – nicht, weil er nicht wusste, nach welcher Antwort er suchte, sondern weil er jeglichen Anhaltspunkt verloren hatte, der ihm eine Spur hätte bringen können. So glaubte er zumindest. Sicher, er wusste, was Derona in den Tod getrieben hatte. Doch es gab niemanden in seiner Umgebung, der dazu fähig wäre – und er konnte sich nicht entsinnen, dass es eine solche Person gegeben hatte, damals, vor sieben Jahren.

      Als er endlich wieder den Wind wahrnahm, der in der Zwischenzeit seinen Körper empfindlich abgekühlt hatte, gesellte er sich zögerlich zu dem Schamanen ans Feuer und ließ sich an der Stelle nieder, von welcher er glaubte, dass sie von seinem vermeintlichen Feind am meisten entfernt war. Die Pfeilwunde in seiner Schulter hatte schmerzhaft zu pochen begonnen – wahrscheinlich schon vor geraumer Zeit. Er wagte es jedoch nicht, irgendetwas zu sagen, sondern beobachtete nur Rowilan, der eines seiner angezogenen Knie wie ein Kind umklammerte und stumm vor sich hin weinte.

      Das Gefühl, das Derona empfunden hatte, als Rowilan sie in seinen Armen gehalten hatte, kam Aigonn unweigerlich in den Sinn. Liebe. Musste es sich so anfühlen, wenn man diese Person verloren hatte, die wie eine zweite Hälfte zum eigenen Charakter gehörte? So hatte Derona es empfunden. Und Aigonn kam sich auf einmal schrecklich dumm und unwissend vor. Er hatte keine Ahnung von diesen Dingen. Er war gar nicht in der Lage zu beurteilen, was in diesem Schamanen vor sich ging, den er Zeit seines Lebens als einen berechnenden Mann gekannt hatte, der zwar immer bemüht gewesen war, sein Vertrauen zu gewinnen, aber durch seine verborgene Unnahbarkeit niemals Erfolg gehabt hatte. Oder war vielleicht Aigonn selbst der Unnahbare gewesen? Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, dass es anstrengend wurde zu denken. Er versuchte, seinen Geist zu leeren und alles, was ihn nun aus der Fassung brachte, wie Abfall im Feuer zu verbrennen.

      Aigonn konnte nicht sagen, wie viel Zeit verging, als ihm auf einmal eine neue Frage auf der Zunge brannte: „Du wusstest von dem Umstand, der Derona in den Tod getrieben hat? Dass sie gezwungen wurde?“

      Rowilan sah ihn nicht an. Seine Augen blickten leer, wie ausgewaschene Gefäße, in die zuckenden Flammen. Aigonn glaubte bereits, der Schamane würde ihm nicht antworten, bis er nach einer geraumen Zeit dennoch von sich gab: „Sagen wir, ich habe es geahnt. In den letzten Tagen hat der Wahnsinn sie so sehr gefangen gehalten, dass ich kaum mehr zu ihr vordringen konnte. Ich weiß nicht, was sie zurückgehalten hat, ob man sie so sehr unter Druck gesetzt hat. Aber ich habe gespürt, dass sie versucht hat, mir etwas zu sagen. Und es doch nicht konnte. Es macht erschreckend viel Sinn, was du sagst.“ Er lächelte freudlos. „Ihre Seele kann es gar nicht verkraftet haben, wenn sie mehrfach bis an den Rand der Anderen Welt getrieben wurde, den Geistern und toten Schatten ausgeliefert. Eigentlich hätte ich es ahnen können.“

      Mit diesen Worten sah Rowilan zu Aigonn auf. Letzterem fiel es schwer, den Ausdruck in seinen Augen zu deuten, so ungeheuer klar schienen sich Hilflosigkeit und Kontrolle in den Iris des Schamanen zu begegnen. Doch er zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe, als er Rowilan sagen hörte: „Im Grunde kann ich dir keinen Vorwurf machen, dass du jahrelang für mich nur Misstrauen empfunden hast. Du hast es nie besser gewusst, und es hat dich keiner anders gelehrt. Wahrscheinlich hätte ich ebenso gehandelt, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre.“

      Diese Bemerkung weckte zögerlich ein neues Gefühl in Aigonn, das jedoch schon zu ungeheurer Heftigkeit anschwoll. Die Schuld ließ sein Gewissen rebellieren und schrie auf – hielt ihm all seine Fehler vor Augen, die er in den vergangenen Jahren begangen hatte. Konnte er sich wirklich so getäuscht haben? Gab es nicht doch irgendeinen Haken, der bezeugen würde, dass Rowilan ihn in diesem

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