Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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seine Fesseln hielten und mit gezogenen Lanzen jeglichen Fluchtversuch zum Scheitern verurteilten, weniger mitgenommen, als Aigonn vermutet hatte. Dafür aber hatte der Zorn ihm die Röte ins Gesicht gemalt, dass es fast ungesund wirkte. Die Schnitt- und Platzwunden der Schlacht schienen nebensächlich geworden, während er finster zu Aigonn herübersah und wohl längst nicht aller Wut, die in ihm tobte, freien Lauf lassen konnte. Diplomatische Beschlüsse würde Behlenos an diesem Tag nicht mehr veranlassen können, dies stellte Aigonn in einem Anflug von Selbstironie fest. Der leise Funken Humor aber verflog ebenso schnell, während er eine Gestalt erkannte, die man direkt an den Stamm der Eiche gebunden hatte.

      Anation hing an dem Baum, als würde sie schlafen. Ihre Arme hatte man nach oben ausgestreckt an metallene Ösen gebunden, die dort in den Baum getrieben waren, und ihre Füße auf dieselbe Weise fixiert. Sogar Nacken und Taille hatte man mit Stricken gegen den Baum gepresst und dort mit Nägeln befestigt, sodass sie hing wie ein Stück Vieh, das es nun auszuweiden galt.

      Die Wut, die Aigonn plötzlich bei diesem Anblick überkam, war unbeschreiblich. Für einen Atemzug überkam ihn der Drang, wie ein Wahnsinniger um sich zu schlagen, sich mit allem zu wehren, das ihm zur Verfügung stand. Doch ebenso schnell fand er die Einsicht, dass er damit weder seine noch Anations Lage merklich aufbessern würde.

      Stattdessen nahm er es hin und beäugte sie nur mit einem entsetzten Blick, wobei ihm bei näherem Hinsehen derselbe rote Ocker in ihrem Gesicht und an ihren Händen auffiel, mit dem man auch ihn bemalt hatte.

      Fürchten sie uns und unsere Fähigkeiten? Dieser Gedanke beschwor ein grimmiges Lächeln auf seinen Lippen. Die Unwissenheit eines Feindes war auch eine gewisse Macht, die man nutzen konnte; eine Waffe, die in solchen Situationen zur Entfaltung ungeheurer Wirkung in der Lage war. Doch im Moment waren derartige Möglichkeiten für Aigonn zu fern, um sie zu nutzen. Er war nicht in der Lage, seine Fähigkeiten und das Wissen der Eichenleute abzuschätzen, um ein glaubhaftes Szenario zu inszenieren. Und insgeheim war er sich fast sicher, dass auch ein fremder Schamane sein Spiel schnell enttarnen würde.

      Man führte Aigonn somit unbehelligt bis zur Wurzel der Eiche ins Zentrum des Geschehens, sodass er Anation auf einmal so nahe war, dass er mit einiger Konzentration ihren bebenden Atem hörte.

      Noch immer hatte sie die Augen geschlossen. Ihre Lider zuckten, als hätte sie sich in einen rituellen Rausch versetzt. Aigonn deutete es als ihre eigene Art, die Umstände zu beherrschen und durchzustehen – auch wenn er insgeheim hoffte, dass sie zu Dingen fähig sein würde, die keiner der Anwesenden erahnen konnte.

      Jedoch vereinnahmten bald ganz andere Menschen seine Aufmerksamkeit. Die Fesseln an seinen Handgelenken wurden gelöst, nur um sie danach durch zwei stärkere Hanfstricke zu ersetzen, mit welchen man ihn zwischen zwei in den Boden gerammten Pfählen fesselte. Danach nahmen die Eichenkrieger Abstand, beobachteten ihn aus einiger Entfernung, während sich ein Mann gelassen aus der Menge löste.

      Schon von weitem war ersichtlich, dass es sich um eine Person von Einfluss handelte. Goldschmuck und ein schwerer Torques, ein Halsring, desselben Metalls waren gut sichtbare Würdezeichen, die von der besonderen Feinheit und reichen Verzierung seines langen Mantels noch einmal unterzeichnet wurden. Kaum eine Schramme verriet, dass dieser Mann an der Schlacht jenes Tages teilgenommen hatte. Jedoch war Aigonn überzeugt davon, dass er unmöglich diesen Triumphzug seines Volkes versäumt hatte.

      Als wäre er zu einer Feierlichkeit geladen, schritt der Mann auf den freien Platz vor die Eiche und musterte Aigonn einen Moment lang abschätzig, fast belustigt. Das schwere, reichverzierte Schwert an seiner rechten Seite schätzte Aigonn als eine Waffe ein, die vor allen Dingen einem repräsentativen Zweck diente – und er war froh darüber. Sollte doch das Unmögliche Wirklichkeit werden und sich ihm eine Chance eröffnen, von diesem Gericht zu fliehen, würde sein Richter ihm im Kampf Schwert gegen Schwert benachteiligt sein. Doch ein Schwert musste Aigonn erst einmal erreichen können.

      Ihm blieb keine Zeit mehr, sich über derlei Dinge den Kopf zu zerbrechen. Jener einflussreiche Mann hatte seine Musterung beendet und meldete sich lächelnd zu Wort: „So, so. Du bist der besagte Geisterbeschwörer, den selbst sein eigener Fürst genügend fürchtet, um ihn unter Bewachung zu stellen.“

      Aigonn traute seinen Ohren nicht.

      „Du bist überrascht?“ Der Mann lachte selbstgefällig. „Nun, ich weiß mehr, als du glaubst. Immerhin zähle ich mich zu den Menschen, die all ihre Kriege angemessen planen, bevor sie sich ins wilde Schlachtengetümmel stürzen.“

      Dieser Stich ging an Behlenos und er traf. Der Fürst der Bärenjäger gab einen unverständlichen Grunzlaut von sich, der seine Missachtung preisgab. Dann spuckte er aus: „Du solltest dich nicht zu früh freuen!“ Weiter kam er jedoch nicht. Ein Schlag in seinen Rücken brachte den Fürsten jäh zum Verstummen.

      Der Eichenmann für seinen Teil überging die Unterbrechung ohne ein Anzeichen des Wahrnehmens und erkundete stattdessen Aigonns Miene. „Weißt du, wer ich bin, Aigonn?“

      „Nein.“ Es war die pure Wahrheit, und Aigonn schämte sich ihrer nicht im Geringsten. Zwar war ihm bewusst, dass der Mann, der in diesem Moment mit ihm sprach, zu den Menschen gehörte, die man besser beim Namen kannte. Doch er wusste es nicht. Und im Grunde war es ihm vollkommen egal.

      „Du enttäuschst mich. Ich hatte erwartet, dass du dich mehr mit den Dingen auseinander setzt, die in deiner Umgebung geschehen.“

      „Ach ja?“

      „Ja. Man nennt mich Khomal. Ich bin der Herr von all dem, das du hier siehst.“

      Der Eichenfürst, schoss es Aigonn durch den Kopf. Er hätte es ahnen können.

      Als endlich Erkennen in seinen Augen aufblitzte, lächelte Khomal zufrieden und trat ein Stück näher an seinen Gefangenen heran. Dieser aber wurde die Spielchen allmählich leid: „Dürfte ich erfahren, was mir vorgeworfen wird?“

      „Oh …“ Khomal lachte. „Noch ein Angeklagter, der sein eigenes Vergehen nicht kennt. Es scheint ein erheiternder Abend zu werden.“

      Auf einmal verschwand jegliches Lächeln aus dem Gesicht des Eichenfürsten. Eisige Kälte trat in seine Augen, während er Aigonn immer näher kam – ganz so, als galt es kein Urteil mehr zu fällen, sondern nur noch vor aller Augen zu vollstrecken.

      „Sechs junge Leute aus unseren Reihen, zwei Mädchen und vier Männer, die kaum das Alter der Erwachsenen erreicht hatten, sind eurem dämonischen Zauber zum Opfer gefallen. Ich weiß nicht, zu was du, dein Schamane und alle …“ Sein Blick glitt zu Anation. „… anderen Wesen, derer Macht ihr euch bedient, in der Lage seid. Aber ich unterschätze euch nicht, wenn ich sage, dass ich noch niemals mit einem solchen Wahnsinn konfrontiert gewesen bin wie der, mit dem ihr unsere Kinder in den Tod getrieben habt.“

      „Warum glaubt ihr so verbissen, dass es ein Bärenjäger gewesen ist?“ Aigonn kämpfte mit seiner Gelassenheit. Er spürte, dass er sich in diesem Moment auf eine Auseinandersetzung einließ, die er nicht gewinnen konnte. Doch er wagte es trotzdem. „Genauso gut kann es einer eurer Leute gewesen sein. Ihr wisst es doch ebenso wenig wie wir!“

      „Jetzt lügst du, junger Mann.“ Junger Mann. Von nahem schien Khomal noch jünger zu sein als Behlenos, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt. Doch alles an ihm, sein Auftreten, seine Wortwahl schienen von Jahrzehnten der Lebenserfahrung zu zeugen.

      Drohend fügte der Eichenfürst seinen Worten hinzu: „Ich weiß von deiner Schwester. Geschichten verbreiten sich schnell, vor allem, wenn man ihnen so viel Zeit lässt, wie seit ihrem Tod zurückliegt. Es ist tragisch, ich weiß. Aber ebenso

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