Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner страница 41

Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

Скачать книгу

Das Trommeln seines Herzens übertönte jegliche Geräusche, während er wie blind durch Sträucher und Büsche rannte, ohne auch nur ein einziges Mal nach hinten zu sehen.

      Irgendwo, wie in unendlicher Ferne, waren die Hufschläge eines Pferdes zu hören. Ihre Verfolger ritten zu Pferd. Aigonn hätte aufschreien können! Ihr letzter Vorteil blieb die Unwegsamkeit des Dickichts. Sie mussten nur schnell genug zum Waldrand gelangen.

      Plötzlich hallten weitere Schreie zwischen den Bäumen hindurch. Einer Stimme antworteten Dutzende, Hunderte, Tausende. Ihr Echo klang so laut, dass niemand mehr zu sagen vermochte, wie viele Männer soeben den Ruf ihres Anführers vernommen hatten. Doch im Grunde kümmerte Aigonn dies nicht. Es war die Tatsache, dass der Angriff längst begonnen hatte, die Panik weckte.

      Er überhörte bereits sein eigenes Keuchen, als endlich der Waldrand in Sicht kam. Voller Entsetzen sah Aigonn einen Strom aus Kriegern von allen Seiten aus dem Wald herausbrechen. Die Wucht des Krieges und die Gewissheit auf den Sieg hatten den Eichenleuten schier übermenschliche Kräfte verliehen. Vielleicht dreißig Fuß zu seiner Rechten entfernt preschte ein Trupp Reiter zwischen den Bäumen hervor. Doch ihn beachteten sie nicht. Sie hatten ein Ziel, waren fixiert darauf, diesen einen Angriff zu landen, der ihnen befohlen worden war.

      Als wäre er noch in der Lage, irgendetwas zu ändern, versuchte Aigonn, ein weiteres Mal zu beschleunigen. Schmerz und Erschöpfung machten sich in ihm breit. Mit aller Kraft stürmte er über Sträucher und Wurzeln, sah die letzten Bäume immer näher rücken, dann ließen seine Kräfte nach.

      Der Schmerz durchfuhr ihn so dumpf und heftig, dass Aigonn den Schrei nicht bei sich behalten konnte. Röchelnd kam er wieder zu Atem, das Gesicht schmerzverzerrt und so verdreckt, dass er im ersten Moment kaum die Augen aufschlagen konnte.

      Sein ganzer Körper zitterte, als er sich die Erdkrumen und Blätterreste von der Wange wischte. Jede Bewegung erschuf krampfartigen Schmerz. Es brauchte mehrere Ansätze, bis er sich umdrehen konnte, nach hinten sah und die hochstehende Wurzel erblickte, für welche sein letzter Sprung zu niedrig gewesen war. Irgendwann, mit gut dreißig Schritten Abstand, hetzte schließlich Anation zwischen den Bäumen hervor. Er wollte bereits wieder aufspringen, doch die Schmerzen raubten ihm jeglichen Atem. Die Muskeln hatten über seiner gebrochenen Rippe zu pochen begonnen. Sie fügten sich ein in das gleichmäßige Reißen, das von seiner linken Ferse aus die Wade hinaufstrahlte.

      Ein namenloser Fluch entkam Aigonns Lippen. Die Wurzel, die ihn zum Stürzen gebracht hatte, traf all seine Wut, während er mit dem unverletzten Bein dagegen trat. Doch wie um ihn zu verhöhnen, rührte sie sich kaum und schwang immer wieder, bei jeder kleinen Bewegung, in ihre ursprüngliche Stellung zurück. Verzweifelt versuchte Aigonn, sich auf die Beine zu rappeln, aber sein Körper gehorchte seinem Willen nicht mehr.

      Als es ihm endlich gelungen war, wackeligen Halt auf dem verletzten Bein zu finden, zogen ihn auf einmal zwei Hände zum Boden zurück. Vor lauter Wut hätte er beinahe nach hinten ausgetreten, doch als er Anation erkannte, bremste er sich und brüllte stattdessen nur: „LASS MICH! ICH MUSS ZUM DORF ZURÜCK, ZU MEINEN LEUTEN! SIE WERDEN SIE ALLE UMBRINGEN, DIESE MISTKERLE, DIESE …“

      „BLEIB STILL, DU WAHNSINNIGER!“ Sie presste ihn mit voller Kraft auf den Boden zurück. Aigonn wehrte sich wie ein Besessener. Nur mit Mühe gelang es Anation, seine Abwehr zu durchbrechen. Mit bebendem Atem beschwor sie ihn: „Du kannst nichts mehr tun. Die Entscheidung der Schlacht liegt allein in den Händen deines Stammes und ihrer Fähigkeit, dieses Dorf mit seinen Palisaden lange genug zu verteidigen. Es wird ihnen keine Hilfe sein, wenn du dich jetzt heroisch in den Tod stürzt!“

      Aigonn hatte innegehalten. Die Erschöpfung seines Körpers war so übermächtig geworden, dass er für einen Moment mit dem Schwindel kämpfen musste, bevor sich seine Gedanken sammelten und er wieder klar über die Wiese sah, die sich in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Gut und gern siebenhundert Mann hatten die Siedlung umzingelt. Pechgetränkte, brennende Lanzen hatten bereits erste Strohdächer entflammt, während von einer Seite her die Palisaden ihren eigenen Kampf mit dem Feuer führten. Die Luft war von Schreien erfüllt. Alle Krieger, Männer, Halbwüchsige und Frauen, die in der Lage waren, Steine, Brennholz, Fackeln oder Waffen zu tragen, drängten sich auf dem Wehrgang, verteidigten ihr Dorf mit todesmutiger Verzweiflung. Doch jeder, ganz gleich, ob er eingekesselt im Inneren oder wie Aigonn von außen zusah, wie ein übermächtiges Heer ganz langsam jegliche Chance zur Flucht erstickte, wurde sich bewusst, dass diese Schlacht schon entschieden gewesen war, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

      Vor kurzer Zeit noch hatte Aigonn gehofft, die anderen Krieger aus einer Siedlung weiter südlich am diesseitigen Ufer der Rur zur Hilfe rufen zu können. Jetzt aber war ihm klar, dass diese Tat vollkommen zwecklos sein würde. Das Dorf würde fallen. Daran war nichts mehr zu ändern.

      „Wir müssen hier so schnell wie möglich verschwinden!“ Anation rüttelte drängend an Aigonns Schulter und befreite ihn damit aus seinen düsteren Gedanken. „Spätestens wenn die Palisaden fallen, werden die Eichenleute erste Verletzte zum Wald zurückschicken. Wir dürfen nicht hier sitzen bleiben und warten, bis sie uns von alleine finden!“

      Aigonn nickte stumm, während sein Blick mit dem Schlachtfeld verfroren schien. Erst der Schmerz, als Anation ihn auf die Beine zog und danach unter seine Achseln fasste, um ihn zu stützen, machte ihn wieder zu einem Teil der Wirklichkeit, der nicht nur passiv beobachtete, sondern aktiv daran teilnahm.

      Weit aber kamen sie nicht voran. Wären es nur die gezerrten Bänder im Bein allein, hätte Aigonn noch laufen können. Doch seine gebrochene Rippe schmerzte mit einer solchen Gewalt, dass ihm nach wenigen Schritten die Beine wegbrachen und er sich setzen musste. Unruhig tänzelte Anation immer wieder auf der Stelle, während sie wartete, bis Aigonn sich langsam zu fassen begann. Ihr Blick wechselte mit fast jedem Herzschlag von der Sorge über Aigonns Zustand zu der Sorge um ihrer beider Leben; dass sie sich am Rand eines Schlachtfeldes befanden, auf welchem der Krieg sich gerade gegen ihre Seite entschied.

      „Geht es wieder?“

      „Ich glaube ja. Hilfst du mir auf?“

      Begleitet von einem zermürbenden Schmerzenslaut hievte Aigonn sich wieder auf die Beine. Wäre sein Geist nicht betäubt von dem Pochen in seiner Brust, hätte er sich wohl dafür geschämt, ein Mädchen von Lhenias Statur um Hilfe beim Aufstehen zu bitten. Aber sie ist nicht Lhenia, sagte er sich. Und schon gar kein Mädchen.

      Als er wieder aufrecht stehen konnte, hielt Aigonn noch einmal inne. Die schlaflose Nacht hatte seine Sinne überreizt. Ihm schien es, als würden von allen Seiten Reiterscharen aus dem Dickicht brechen. Die Schmerzen gaben ihr Nötigstes zu seinem Zustand hinzu. Wie schön, wenn man einfach sorglos schlafen könnte; wenn es nichts gäbe, über das es sich lohnen würde, den Kopf zu zermartern.

      Zuerst hielt er es für ein Produkt seiner Fantasie, als unweit von ihm und Anation Pferdehufe das Dickicht zertraten. Doch als schließlich auch die junge Frau zusammenzuckte, innehielt und sich erschrocken nach einem Versteck umsah, wusste Aigonn, dass er sich nicht getäuscht hatte.

      Die Reiter kamen immer näher. Mit letzter Kraft versuchte Aigonn sich hinter einen Strauch zu schleppen. Anation half ihm, so gut sie konnte. Doch sie waren zu langsam, es war zu spät. Nur wenige Herzschläge vergingen, dann brachen die Eichenkrieger aus dem Dickicht hervor. Ein zynisches Lächeln fand den Weg auf Aigonns Lippen, als er denselben Krieger erkannte, der sie noch vor dem eigentlichen Angriff entdeckt hatte. Triumphierend sah dieser auf sie herab. Die Gedanken in Aigonns Kopf begannen sich zu überschlagen. Er würde sich nicht retten können, aber Anation war noch immer schnell genug. Innerlich betete er zu allen Göttern, sie würde endlich die Flucht ergreifen. „Flieh!“, zischte er ihr zu. Aber sie rührte sich nicht von der Stelle.

      Es

Скачать книгу