Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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versuchte, einen Weg zu finden, einen letzten Ausweg. Doch in dem Moment, als er einen armdicken Ast neben sich packen wollte, traf ihn die flache Seite einer Schwertklinge an der Schläfe. Seine Kraft genügte nicht, um den Schmerz noch wahrzunehmen. Die Welt verwandelte sich in schwimmende Farbspiralen. Dann wurde es schwarz.

      Verkauft

      Die Stimmen waren das erste, das Aigonn wahrnahm. Sie wollten sich nicht recht in seine Träume einfügen, deren Botschaft wohl kein Sterblicher verstand. Als er jedoch die Augen aufschlug, sah er dieselbe Schwärze vor sich, die ihm bereits einen Moment der Ruhe vergönnt hatte.

      „Aigonn?“ Die flüsternde Stimme geleitete ihn in die Wirklichkeit zurück. „Aigonn, bist du wach?“

      Auf einmal waren weitere geraunte Worte zu hören. Eine Gestalt war neben ihm in die Knie gegangen, beugte sich nun über ihn und blickte besorgt zu Aigonn hinab. „Aigonn?“ Nun erkannte er die Stimme. Der Schein einer Flamme beleuchtete die schwarze Silhouette seitlich und enttarnte für einen Atemzug das blutverschmierte Gesicht eines jungen Mannes.

      „Bral?“ Aigonn erschrak selbst, als er den gebrochenen Klang seiner Stimme hörte. Der junge Krieger trat ein Stück weiter in den Schein des Feuers hinein, sodass eine unschöne Schürfwunde sichtbar wurde, die Brals Gesicht vom Kinn bis zum Wangenknochen überzog.

      Endlich entsann Aigonn sich, was geschehen war. Die Erinnerungen stürzten auf ihn ein. Die Schlacht, die Reiter, Anation. Waren dies die Überlebenden? Waren sie überhaupt noch am Leben? Ruckartig versuchte er aufzustehen, wollte nachsehen, wer ihn umgab. Doch der Schmerz, der ihm mit einer Bewegung die Luft aus den Lungen presste, war der beste Beweis dafür, dass er noch nicht in die Andere Welt hinübergegangen war.

      Als ein Stöhnen seinen Lippen entkommen war, fühlte er Brals Hände unter seine Achseln fassen. Mit der Hilfe des Kriegers gelang es ihm, sich auf die Beine zu ziehen. Gut und gern fünfzehn Gestalten umgaben Aigonn und Bral. Ersterer erblickte sie erst jetzt und musste seine Augen an die Dunkelheit gewöhnen, bevor er einzelne Gesichter in seiner Nähe erkennen konnte.

      Zwei der Torwachen sahen ihn an. Daneben befanden sich vier Frauen, ein halbwüchsiger Knabe und einige Bauern, deren Gesichter in den Schatten nicht erkennbar waren. Sie alle hatte man in einen fast schwarzen Raum gepfercht, dessen modriger Geruch und die feuchte, kühle Luft ihn als Felshöhle verrieten. Eine halbrunde, gut mannshohe Öffnung war der einzige ersichtliche Zugang nach außen, die mit dünnen Baumstämmen und dicken Ästen so gut versperrt war, dass man bestenfalls eine Hand zwischen den Ritzen hindurchstecken konnte.

      Die Lichtquelle war ein Feuer, einige Fuß weit entfernt, jedoch groß genug, dass es Strahlen wie eine rote Mittagssonne in die Höhle fallen ließ und die kläglichen Gestalten beleuchtete, die man dort zurückgelassen hatte. Nun hörte Aigonn auch die Stimmen, die von außen bis in die Dunkelheit drangen. Fröhliche Lieder, die Euphorie über einen Sieg, der so gewiss gewesen war wie kein zweiter, schallten über die Landschaft und fingen sich irgendwo an niedrigen Felshängen, welche die Stimmen vervielfachten.

      Sich seiner Lage gewiss, wagte Aigonn endlich zu fragen: „Wer hat überlebt?“

      „Ein Drittel der Menschen vielleicht.“ Es war Bral, der ihm antwortete. „Als die Palisaden gefallen sind, haben die Eichenleute sich davor gescheut, die Kinder und Halbwüchsigen zu töten, deshalb sind es noch so viele. Alle, die du hier siehst, und fünf andere sind die einzigen Krieger, die diese Schlacht überlebt haben. Soweit ich es erkennen konnte zumindest.“

      Bestürzt blickte Aigonn in die Dunkelheit, dorthin, wo er die Silhouetten der anderen Bärenjäger erkannte. Ihr Schweigen bestätigte Brals Worte. Alle sinnlosen Hoffnungen, die er mit sich getragen hatte, brachen binnen einem Moment über ihm zusammen. Panik stieg auf. Seine Stimme hatte zu zittern begonnen, als er nachhakte: „Was ist mit Behlenos?“

      „Er wollte sich in sein Schwert stürzen, doch diese Gelegenheit ist ihm versagt geblieben. Stattdessen haben sie ihn gefangen genommen und unter Jubelschreien in ihre Siedlung gebracht. Ich kann dir nicht sagen, was sie mit ihm vorhaben. Doch ich glaube kaum, dass der Eichenfürst Gnade walten lassen wird.“

      „Wieso? Was haben wir ihnen getan?“

      Bral lachte trocken. „Der Tote, der Selbstmörder, den wir am Waldrand gefunden haben. Sie behaupten bei ihrem Leben, dass wir an seinem Tod schuld sind, und wie es scheint, ist er nicht der einzige, der vermisst wird.“

      „Es gibt noch andere?“ Aigonn wollte Bral kaum Glauben schenken.

      „Sie behaupten das, ja. Ich persönlich kann nicht anders, als ihnen zu glauben. Alles andere würde diesen Krieg überhaupt nicht lohnend machen. Wenn es dem Eichenfürsten nur um das fruchtbare Land ginge, das sich in unserem Besitz … befand, bräuchte er nicht eine solche Geschichte um seinen Feldzug zu dichten.“

      Aigonns Kopf schien zu zerplatzen. Deronas Erinnerungen, die sich wie seine eigenen in seinen Geist eingebrannt hatten, traten ihm wieder vor Augen. Seine Schwester, eine willenlose, von Geistern verfolgte Gestalt, die gezwungen war, nach einer verlorenen Seele zu suchen. Wenn dieser eine junge Mann ähnlich begabt gewesen wäre wie sie, hätte alles einen Sinn machen können – dass er denselben Wahnsinn in den Augen trug wie damals Derona. Aber noch mehr Tote? Noch mehr in den Tod Getriebene? Es ergab keinen Sinn. Nicht im Geringsten.

      „Was haben sie mit Rowilan gemacht?“

      Auf einmal blitzte ein Funken Hoffnung in Brals angestrengter Miene auf. „Nichts. Er ist fort. Entkommen mit ein paar wenigen anderen. Zwar haben sie alle Gefangenen in mehrere Gruppen aufgeteilt und an unterschiedlichen Orten zusammengepfercht, aber Rowilan scheint nicht der einzige zu sein, der davongekommen ist – zum Ärger der Eichenleute.“

      „Sie suchen nach Rowilan“, klinkte sich schließlich einer der Torwächter in das Gespräch ein. „Die Eichenleute glauben, dass er für den Tod dieser jungen Leute verantwortlich ist. Auf ihn sind sie genauso verrückt wie auf Lhenia – nur, dass sie die nicht mehr suchen müssen.“

      „Lhenia?“ Der Schreck war nicht gespielt. Insgeheim hatte Aigonn gehofft, Anation wäre vielleicht in der Lage gewesen, den Männern zu entkommen. Doch diese Annahme zerschlug sich. „Was haben sie mit ihr gemacht?“

      „Das wissen nur die Götter allein. Als sie die Überlebenden getrennt haben, wurde sie zusammen mit Behlenos weggebracht. Wahrscheinlich ist sie schon tot oder wird es bald sein. Die Eichenleute fürchten sie wie eine Göttin des Chaos.“

      Er konnte nicht sagen aus welchem Grund, doch unvermutet begann Aigonn, in sich hinein zu lachen. Für ihn war es schwer vorstellbar, Anation, jene sonderbare Frau, die über allen Dingen zu stehen schien, den Eichenleuten hilflos ausgeliefert zu wissen. So einfach konnte es doch gar nicht enden!

      Auf einmal raschelte es hinter der kleinen Gruppe Menschen in der Dunkelheit. Eine Gestalt erhob sich aus dem Staub des Höhlenbodens und trat langsam in den Feuerschein hinaus. Aigonn wollte seinen Augen nicht trauen. Sein Gewissen flüsterte im Hinterkopf, erinnerte ihn daran, dass es noch mehr gab als seine verbissene Suche nach Antworten auf uralte Fragen.

      „Interessiert es dich gar nicht, was mit uns geschehen ist?“

      Efohs Gesicht schien zum Zerrbild der Vergangenheit geworden. Eine Brandwunde, groß wie eine Männerhand, hatte seine halbe Stirn versenkt und ein Loch in seinen langen Haarschopf gebrannt. Tiefe Schatten unterzeichneten seine Augen, sodass er trotz seiner sechzehn Jahre von einem Tag auf den anderen verlebt wie ein alter Mann wirkte. Aigonn konnte erkennen warum. Er hatte seinen Bruder ein einziges Mal weinen

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