Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle. Astrid Rauner

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Von keltischer Götterdämmerung. Die Kelten-Saga. Band 1-3: Anation - Wodans Lebenshauch / Völva - Wodans Seherinnen / Brictom - Wodans Götterlied. Die komplette Saga in einem Bundle - Astrid Rauner Von keltischer Götterdämmerung

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um vorzustoßen, nachdem ihn niemand mehr beachtet hatte, und Hrebilus ins Taumeln zu bringen. Der Schamane war von den Bohlen gestürzt. Brüllend klammerte er sich an das Holz, während der Schlick gierig nach seinem Körper leckte. Augenblicklich eilten ihm seine Gehilfen und Schüler zur Hilfe. Rowilan jedoch hatte keinen Blick dafür.

      Anation war nicht mehr zu sehen. Erschrocken sprang er vor, verlor beinahe das Gleichgewicht, bis er ihren Körper erblickte. Im brackigen, schwarzen Wasser des Moorauges tauchte er unter und dann kurz wieder auf, nur um sofort wieder zu versinken. Rowilan konnte gerade noch reagieren, um den herannahenden Khomal mit einem Schlag ins Straucheln zu bringen. Dann stürzte er auf die Knie, reckte seine Arme nach unten und konnte Anation an der Schulter zu fassen bekommen. Der gierige Schlamm wollte sie seinem Griff entziehen. Ein Schrei entkam seinen Lippen, als er die junge Frau besser am Arm ergriff und ihren Körper auf die Bohlen hievte. Schlamm und Brackwasser überzogen sie wie eine zweite Haut. Rowilan beobachtete mit Erleichterung, wie sie zu husten begann, ihre Augen flackerten, die Lider sich für kurze Zeit hoben.

      Behlenos war in der Zwischenzeit auf die Beine gekommen. Taumelnd stürzte er sich auf die umstehenden Schamanen. Nur an den Händen gefesselt, bemühte er seinen Körper, altbekannte Wendigkeit zu erreichen, und zog die Aufmerksamkeit der Umstehenden auf sich. Rowilan hatte seinen Dolch aus dem Gürtel gerissen. Mit aller Kraft stach er auf die Schamanen ein, strengte sich an, sie beiseite zu stoßen, um seinen Fürsten zu erreichen. Doch es war zu spät.

      Khomal hatte den Schreck überwunden. Als wäre Behlenos nur ein Kind, schlug ihm der Eichenfürst gegen den Oberleib, dass Rowilan Knochen knacken hörte. Der Fürst der Bärenjäger ging zu Boden. Panisch versuchte der Schamane sich vorzukämpfen. Ein junger Mann stürzte durch seinen Schlag ins Moor, während Hrebilus sich noch immer an die Bohlen klammerte. Khomal holte aus. Sein Gesicht verriet keine Regung, als die Klinge niedersauste. Rowilan schrie auf. Es knackte. Blut spritzte. Die Wucht schleuderte einen Kopf fußweit ins Moor hinaus, bevor er die Wasseroberfläche durchdrang.

      Rowilan fehlte die Luft, um zu atmen. Der enthauptete Körper seines Fürsten zuckte noch einmal, bevor er leblos auf die Bohlen sank. Der Schamane war erstarrt. Das Entsetzen lähmte seinen Körper, seinen Geist. Er war nicht im Stande zu begreifen, was geschehen war. Behlenos war tot. Khomal hatte ihn getötet. Getötet.

      Triumphierend wandte der Eichenfürst sich um. Fassungslosigkeit verwandelte sich in Rowilans Kopf in blinden Zorn. Seine Finger zuckten, als wollten sie Khomal allein niederstrecken und den Mann retten, der ihrem Besitzer so lange bereits ein treuer Freund gewesen war.

      Obwohl sein Geist sich schreiend zu wehren versuchte, schüttelte Rowilan den Schock ab. Behlenos war tot. Niemand würde ihn mehr retten. Er und Anation jedoch waren am Leben – zumindest jetzt noch. Sie mussten hier weg!

      Langsam wich der Schamane einen Schritt zurück. Khomal zwängte sich an den Männern vorbei, die Hrebilus aus dem Schlick zogen. So schnell es ging, fasste Rowilan Anation unter den Achseln, zog sie auf die Beine, in der Hoffnung, sie würde stehen bleiben. Doch als ihre Füße kraftlos wegrutschten, hievte er sie sich kurzerhand auf die Arme. Wohin sollte er gehen? Hinter ihm war das Moor, der Rand des Moorauges, von Heide und Torfmoos bewachsen. Niemand konnte sagen, wo sich fester Boden und tückischer Schlamm befand. Es war aussichtslos. Ganz egal, wohin er ging. Ihn erwartete der sichere Tod!

      Auf einmal gewahrte Rowilan weit hinter Khomal im Moor einen dunstigen Schimmer. Erste Abendnebel krochen über das Wollgras. Wie der Atem der Geister kamen sie heran, umarmten bald den Rand des Moorauges. Unwillkürlich jagte dem Schamanen ein Schauer über den Rücken, als er eine Gestalt erkannte, die aus den Nebeln erstieg. Eine Frau.

      Das war sie, die Nebelfrau, das Wesen, das Aigonn seit Jahren zur Seite stand. Rowilan hatte es immer nur geahnt, hatte sie selbst nie gesehen. Doch in diesem Moment wusste er es, als hätte er an Aigonns Stelle gestanden.

      Plötzlich überschwemmte Vertrauen jede andere Regung, die sein Handeln gebremst hätte. Er hatte gar keine andere Wahl. Vertrauen – den Geistern gegenüber, die er immer erahnt, manchmal gesehen, aber deren Stimmen er viel zu selten vernommen hatte.

      Es war schwer zu sagen, worauf das sonderbare Gefühl sich gründete. Doch auf einmal wusste er, was zu tun war. Die Nebel hatten bereits das andere Ende des Moorauges erreicht. Wie Wolken überzogen sie die tückische Landschaft, öffneten ihre Decke nur an vereinzelten Stellen und schufen damit einen kaum erkennbaren Pfad durch das Moor hindurch.

      Auf einmal war Rowilans Geist leer. Er reagierte so schnell, dass Khomal kaum nachsetzen konnte. Ohne zu denken fuhr er herum, stürzte sich von den Bohlen ins Moor hinaus, setzte seine Füße nur auf jene Stellen, die die Nebel ihm wiesen. Und der Boden trug ihn.

      Ein Schrei hallte ihm nach. Aus dem Augenwinkel sah Rowilan, wie Khomal zögerte, ihm zu folgen. Die Nebelgeister verwischten seine Spur, wiesen ihnen den Weg. Das Brüllen und Rufen vom Rand des Moores vermischte sich in seinen Ohren zu einem monotonen, nichtssagenden Rauschen. Seine Männer mussten tot sein, hatten sich geopfert. Behlenos war tot. Alle waren tot. Nur Anation, Anation lebte.

      Rowilan rannte. Eine dünne, torfmoosbewachsene Schlammschicht leckte an seinen Füßen, schmatzte, als er darüber hinweghastete. Erst als er glaubte, sich vor Erschöpfung kaum mehr auf den Beinen zu halten, hielt er einen kurzen Moment an und blickte sich um. Die Nebel hatten um ihn einen schützenden Schleier gebildet. Seine Sichtweite war auf nur wenige Fuß beschränkt, doch als er in das Ungewisse hinauslauschte, hörte er keinen verdächtigen Laut, keine Schritte, nicht einmal Stimmen von weitem, so großen Abstand musste er bereits gewonnen haben.

      Doch ruhig war es wirklich. Es erinnerte Rowilan daran, wie er sich als Kind immer gefürchtet hatte, wenn seine Eltern ihn alleine hatten schlafen lassen, während sie noch vor der Morgendämmerung mit seinen älteren Geschwistern zur Jagd aufgebrochen waren. Jedes Geräusch, jedes Knacken schien verräterisch und bedeutete sicheres Verderben, wenn man es nur so hören wollte.

      Mit einem Kopfschütteln tat der Schamane seine Ängste aus Kindertagen ab. Er hatte mit den Jahren gelernt, Geistern zu begegnen und ihre Stimmen zu vernehmen. Die Dunkelheit und Stille konnten ihn nicht mehr das Fürchten lehren. Zumindest nicht allein.

      Behutsam bettete der Schamane Anation auf weiches Heidekraut. Ihre Augen hatten sich in der Zwischenzeit mehrmals geöffnet. Unverständliche Laute, die ihren Lippen entkamen, machten Rowilan Hoffnung, sie würde sich vielleicht ganz allein der Wirkung ihrer Betäubung entziehen. Doch in dieser Hinsicht enttäuschte sie ihn.

      „Anation! Anation, hörst du mich?“ Behutsam klopfte Rowilan ihr gegen die Wange. Ihre Augen öffneten sich in Folge, als er jedoch in ihre geweiteten Pupillen starrte, sah er darin keinerlei Erkennen. Hrebilus verteilte nur starke Drogen, er hätte es wissen können. Doch selbst wenn er gegen die exakte Mischung, die der Schamane verwendet hatte, ein Mittel besessen hätte, fürchtete er, würde es keine große Wirkung zeigen. Ihr Körper war schwach. Die Hitze unter ihren Achseln – einer der wenigen Orte, die trotz ihrer dünnen Kleidung nicht ausgekühlt waren – verriet Fieber. Was auch immer die Eichenleute mit ihr gemacht hatten, ihr Körper hatte diesen Kampf verloren und würde bald auch ihre Seele nicht mehr halten können, wenn sie nicht aus dem Delirium erwachte.

      Rowilan schauerte es bei diesem Gedanken. Einmal hatte er erlebt, wie ein Mann aus einer Betäubung nicht mehr erwacht war. Tot gewesen war er nicht. Doch seine Seele hatte sich weit genug von seinem Körper gelöst – ohne gänzlich verloren zu gehen – dass sie für ihn beinahe unerreichbar wurde. In ewiger Nacht gefangen war der Mann verdammt gewesen, vom Leben abgeschnitten dahinzusiechen, bis der Tod ihm endlich Erlösung gebracht hatte. Unvermittelt stieg bei diesem Gedanken in dem Schamanen Panik auf. Sie würde verloren sein, wenn nichts geschah. Er durfte sie nicht gehen lassen! Aigonn würde ihn mit seinen eigenen Händen zu den Göttern schicken – und wenn es ihm nicht gelingen

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