Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner страница 16
Kolja neben mir schaudert. »Oh ja!«
»Also was ist die Alternative?« Adrian beginnt, hin und her zu gehen. »Wir brauchen eine Bluthexe, die uns hilft, ungewöhnliche Adoptionen durchzuführen. Eine, die keine Fragen stellt, weil sie uns nicht mehr helfen wird, wenn wir sie beantworten.«
Marzena nickt langsam. »Du meinst, so tricksen wir sie aus: Durch Nichtwissen.«
»Ganz genau.«
»Das ist doch vollkommen lächerlich!«, plustert sich Gero auf. »Keine Bluthexe auf der ganzen Welt würde uns helfen, ohne den Grund zu wissen!«
Kolja zupft mich am Arm.
»Was ist denn, mein Schatz?«
Er weicht meinem Blick aus, windet sich.
»Ich hätte da eine Idee.«
Es liegt nicht in Koljas Natur, sich in den Vordergrund zu drängen. Auch vor anderen spricht er nur ungern, vor allem, wenn es so viele sind wie hier. Ich fürchte, da muss er aber durch.
»Kolja hat eine Idee«, wiederhole ich laut, so dass es alle hören können.
»Und welche?« Adrian hält inne und lächelt Kolja aufmunternd zu.
Mein Sohn holt tief Luft. »Die Bluthexe in Annaburg!«
Kapitel 9
»Sie heißt Frau NicMara«, stößt Kolja hervor, »und sie schuldet mir noch einen Gefallen! Außerdem ist sie ganz schön gierig. Wenn wir sie also gut bezahlen … «
Ich nicke. »Kolja hat recht! Damals die Adoption, da hat sie auch keine Fragen gestellt. Gut, oder doch, eine. Aber mehr auch nicht. Sie war neugierig, aber der Lohn war ihr wichtiger.«
Marzenas Augen glitzern. »Sie ist käuflich?«
»Aber sowas von!« Kolja nickt eifrig. »Die schreckt vor nichts zurück, um sich ein paar Taler dazu zu verdienen.«
»Woher weißt du das?«
Adrian und die Rebellinnen starren Kolja neugierig an. Offenbar hat er ihnen nicht alles über seinen Aufenthalt in der Hauptstadt erzählt.
Ich stupse meinen Sohn an. Er erwidert meinen Blick und nickt.
»Weil er mit ihr zu tun hatte«, erkläre ich. »Als er in Annaburg war. Sie hatte ihn erkannt, ist aber zum Glück davon ausgegangen, dass er sich als Fräulein tarnt. Doch ob Frau oder Fräulein: Sich als weiblichen Mensch zu verkleiden, darauf steht die Todesstrafe. Also hat sie ihn damit erpresst.«
»Was?« Simone schüttelt den Kopf. »Wahnsinn, Mensch, wieso bist du dann nicht geflohen?«
Kolja reckt das Kinn. Einige Leute sagen, das hat er von mir.
»Ich war in Annaburg, um etwas über meinen Vater herauszufinden. Nicht, um beim kleinsten Problem aufzugeben.«
Ich spüre, wie sich ein stolzes Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet. Das ist mein Junge!
»Sie hat mich erpresst, aber ich habe verhandelt.« Kolja lächelt mir zu. »So, wie Mama es mir beigebracht hat. Ich habe mit Frau NicMara eine Vereinbarung getroffen, und so hat sie mich schließlich in Ruhe gelassen.«
»Und was war das für eine Vereinbarung?«
Ich kann es Adrian nicht verdenken, dass er das wissen möchte, aber ich muss auch meinen Sohn beschützen.
»Ist gut jetzt!«, sage ich bestimmt. »Das tut jetzt nichts zur Sache. Und wir reden auch nicht gern darüber, also lass Kolja in Ruhe damit! Wichtig ist doch, dass wir eine Bluthexe kennen, die käuflich ist und ganz allgemein wenig Skrupel hat. Perfekt also für unsere Zwecke, würde ich sagen.«
Der Anführer nickt. »Stimmt.«
»Immer vorausgesetzt«, schnarrt Gero, »dass Helena überhaupt recht hat. Bis jetzt ist das ja wohl nichts weiter als eine unbewiesene Theorie. Eine recht konfuse Theorie, wie ich anmerken möchte.« Er schaut mich herablassend an. »Ich meine, mal ernsthaft: Wie wahrscheinlich ist das, dass es daran liegt? Viel mehr vermute ich, dass unser Kolja hier irgendeinen Gendefekt oder sowas hat.«
»Vorsicht!« Ich lasse Koljas Hand los. »Ganz vorsichtig, mein Freund. Sag noch einmal etwas gegen meinen Sohn, und … «
»Und was?« Noch immer versucht Gero, einen auf starke Mackerin zu machen, weicht aber dennoch zurück, als ich vortrete.
»Das wirst du dann sehen. Oder besser gesagt, spüren.« Ich brauche keine Magie, um einem Mann seinen Platz in der Welt zu zeigen.
Der Rebell macht wieder einen Schritt vorwärts. »Ach ja? Lass mich raten: Das ist keine Drohung, sondern ein Ratschlag!«
»Nö.« Ich blecke die Zähne. »Das war sehr wohl eine Drohung! Sag noch einmal was gegen meinen Jungen und ich tue dir weh. So einfach ist das.«
»Mama!« – »Helena!«
Kolja und Adrian reden gleichzeitig auf mich ein, aber ich winke ab.
»Schon gut. Musste aber mal gesagt werden. Und jetzt, bitte, kann eine diesen Vollpfosten wegschicken, damit wir uns in Ruhe unterhalten können?«
Ich ignoriere Adrians bittenden Blick. Wir hatten dieses Thema schon mehrfach: In so einer kleinen Gruppe, deren Überleben davon abhängt, dass alle zusammenhalten, können persönliche Aversionen ein echtes Problem werden. Ich schwöre bei der Göttin, ich hab`s versucht! Sowohl mit Gero, als auch mit Corey – der immerhin einen guten Grund hat, mich zu hassen. Vor ein paar Jahren habe ich Rebellinnen an die Nordgarde verraten; beim anschließenden Kampf kam Coreys Mutter Glenna ums Leben. Nicht, dass ich Corey vorher gemocht hätte, aber ich kann ihn verstehen und lasse ihn in Ruhe. Gero dagegen hatte es sich bereits von der ersten Sekunde an mit mir verscherzt, bevor ich ihn gesehen hatte: Wer mich weckt, indem er mir eine Knarre vors Gesicht hält, muss mit meinem Unmut rechnen. Dass der feine Herr zusätzlich zu dumm war zu erkennen, dass er mir da eine ganz miserable Fälschung einer Sidana an den Kopf hielt, hatte meine Meinung über ihn nicht unbedingt positiv beeinflusst. Seitdem hat er nichts getan, was daran etwas geändert haben könnte. Dass wir nun auf derselben Seite stehen, hätte die Dinge ändern können, hat es aber nicht. Gero ist und bleibt ein Vollpfosten und da er nicht so schlau ist, mir einfach, wie Corey es tut, aus dem Weg zu gehen, geraten wir immer wieder aneinander. Mittlerweile ist es für mich auch nicht mehr vorstellbar, dass ich ihn einmal betrauert habe: Nach dem Kampf, bei dem wir Adrian und einige andere aus dem Männerturm in Annaburg befreit hatten, war Gero verletzt worden. Da so viele dabei gestorben waren, hatte ich angenommen, dass es ihn auch erwischt hatte. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass es ausgerechnet Gero schaffen würde, verwundet und auf eigene Faust durch die Wälder zu flüchten und sich bis zu einem sicheren Treffpunkt durchzuschlagen. Als ich ihn für tot hielt, habe ich aufrichtig um ihn getrauert – heute würde ich ihn mit Freude gegen jeden einzelnen der