Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner

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Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner Hexenherz

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beunruhigender Gedanke taucht unvermittelt in mir auf: Was, wenn ich gerade mein eigenes Todesurteil unterschrieben habe? Was, wenn ich recht habe und die Rebellinnen es nun tatsächlich schaffen, mit Frau NicMaras Hilfe auch Männern die Anwendung von Magie zu ermöglichen?

      Ich habe keine Angst vor Gero, aber wenn er Magie hat und ich nicht … sieht die Sache anders aus. Ganz anders.

      Wir überlegen eine Weile hin und her, doch im Grunde ist die Sache klar.

      »Eine muss nach Annaburg reisen und diese Frau NicMara davon überzeugen, mitzukommen«, fasst Adrian zusammen. »Wir vereinbaren einen Treffpunkt und versuchen es dann zunächst mit einer Frau, die bereits Magie verwendet und einem Mann.« Eine Frau IST eine Person, die Magie verwendet, doch unter den Rebellen wird die Bezeichnung für jeden erwachsenen weiblichen Menschen verwendet. Ich gebe zu, das irritiert mich immer noch. »Wenn es klappt«, fährt der Anführer fort, »können wir mit anderen weiter machen.«

      »Stellst du dir das nicht etwas zu einfach vor?« Marzena runzelt die Stirn. Eine Hand hat sie schützend auf ihren Bauch gelegt. »Immerhin darf die Bluthexe nichts davon mitbekommen, wieso wir die Adoptionen vornehmen möchten.«

      »Das bekommen wir schon hin.«

      »Und überhaupt«, mischt sich Simone ein, »warum lügen wir nicht einfach? Helena hat damals Kolja adoptiert, damit sie vor Gericht nicht über ihn aussagen muss. Wir könnten der Bluthexe gegenüber denselben Grund anführen.«

      »Was uns dann aber in die Bredouille bringen könnte, was ihren Eid gegenüber der Goldenen Frau betrifft.« Adrian schüttelt den Kopf. »Die Goldene Frau führt zwar offiziell nicht den Vorsitz über das Goldene Gericht, sondern ist wie alle anderen auch an die Gesetze gebunden, aber ich will das Risiko nicht eingehen, dass Frau NicMara das anders sieht. Nein, wir bleiben dabei, dass wir ihr nichts verraten und sie einfach nur bezahlen.«

      »Wir brauchen einen freiwilligen Mann und eine Frau mit Magie, die bereit ist, ihn zu adoptieren«, zählt Désirée auf. »Letzteres kann gern ich übernehmen.«

      Adrian nickt. »Ich bin ebenfalls mit dabei.«

      »Oh nein!«, entfährt es Marzena.

      Ich stimme ihr zu. »Das kannst du nicht machen, Adrian. So lange wir nicht wissen, ob wir NicMara zumindest ein Stück weit trauen können, musst du dich zurückhalten.«

      Der Anführer nickt grimmig. »Ihr habt recht. Das ist die Bürde derjenigen, die Verantwortung tragen.«

      »Niemand wird dich für einen Feigling halten«, sagt Marzena leise.

      Während die anderen hin und her überlegen, wie sich das Ganze in der Praxis am besten bewerkstelligen lässt, fühle ich mich zunehmend unwohl. Ich muss ganz dringend etwas mit Adrian besprechen und dies ist der beste Zeitpunkt dafür. Die meisten würden das wohl lieber unter vier Augen tun, aber ich nicht. Das könnte den Eindruck erwecken, es handele sich um eine private Angelegenheit. Doch auch wenn viele von uns miteinander befreundet sein mögen, muss das echt nicht sein. Außerdem geht es alle etwas an. Eigentlich hatte ich ja gedacht, dass die beiden mal von sich aus die Sprache darauf bringen würden. Marzena ist mittlerweile im vierten Monat und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ihr Bauch noch um ein Vielfaches dicker werden wird.

      Eine Patrouille der Südgarde, die uns ein paar Mal verdammt nahe gekommen war, hatte uns in den letzten Wochen in Atem gehalten. Ich war insgeheim froh darüber gewesen, dass wir vorerst nicht in Sachen Magie weiterforschen konnten – und dass ich Zeit hatte, mich in Ruhe an die Lage zu gewöhnen. Doch irgendwann muss sich jede der Realität stellen. Da ist es das Beste, es hinter sich zu bringen, als in Angst davor zu leben.

      »Was habt ihr eigentlich vor?«, unterbreche ich das Gespräch der anderen. Jeder ist klar, wen ich damit meine. »Marzena, du bist schwanger, ihr werdet Eltern! Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber mit einem Baby auf der Flucht zu sein, stelle ich mir schwierig vor.« Genau aus diesem Grund hatte mein Bruder Richard damals seine Frau Jessica zu uns gebracht. Wie er hatte sie sich den Rebellinnen angeschlossen. Ihr erstes Kind hatte sie bei uns zur Welt gebracht. Wann genau sie in welchem Raum erneut schwanger geworden ist, will ich gar nicht so genau wissen. Das Ergebnis, meine Nichten Selym und Kire, kann sich sehen lassen. Fakt ist aber auch, dass Jessica – mein Bruder hat ja auch so eine seltsame Ansicht von wegen Gleichwertigkeit der Geschlechter – dafür ihr Leben unter den Rebellinnen aufgegeben hat. Und ihr Leben im Ganzen, leider, da es bei der zweiten Geburt Komplikationen gab.

      »Was willst du damit sagen?«, unterbricht Adrian meine Gedanken.

      »Dass ich mich frage, und da bin ich sicher nicht die Einzige, ob ihr überhaupt vorhabt, noch länger bei uns zu bleiben?«

      An den Reaktionen der anderen erkenne ich, dass ich wieder einmal ausgesprochen habe, was sich keine sonst zu fragen traute.

      Marzena senkt den Blick, legt eine Hand auf ihren Bauch und nimmt mit der anderen die ihres Gefährten. Adrian wiegt den Kopf hin und her, scheint mit sich zu ringen. Dann endlich schaut er mich an.

      »Ich hätte mir denken können, dass ausgerechnet du das fragen würdest.« Irre ich mich, oder tanzen kleine Funken in seinen Augen? »Ja, wir werden ein Kind bekommen, so es die Göttin will. Und ja, unser Leben, das wir bisher geführt haben, dieses Leben können wir nicht weiter führen. Daher überlege ich schon seit geraumer Zeit … Nein, nicht nur deswegen, denkt das bitte nicht! Es geht mir nicht nur um Marzena, das Kind und mich.«

      »Das würden wir dir nie unterstellen!«

      Wir alle nicken, um Simones Einwand zu bekräftigen: Seit ich Adrian kenne, ist er nicht ein einziges Mal egoistisch gewesen!

      »Gut. Ich wollte es zur Sprache bringen, aber es waren immer andere Dinge wichtiger. Die Südgarde, die Erforschung der Magieanwendung … Außerdem wollte ich erst … Aber das spielt keine Rolle mehr.« Er lächelt schief. »Vermutlich ist es ganz gut, dass Helena es jetzt angesprochen hat. Wir können so nicht weitermachen.« Er schaut Marzena an, die nickt. »Und das wollen wir auch gar nicht. Wir sind müde, und ihr seid es auch.«

      »Woran denkst du?«

      Ich weiß es, bevor er es ausspricht.

      »Ich denke an Frieden.«

      Kapitel 10

      Adrian schaut uns der Reihe nach an.

      »Wir wollten immer nur in Ruhe gelassen werden. Wer mich kennt weiß, dass kämpfen nie meine Absicht war. Ich habe mich nie darum gedrückt, wenn es sein musste, aber es hat mich auch nichts dazu gedrängt.«

      Soweit, so klar. Daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Aber auch nicht aus seinem eisernen Willen, die Geschicke dieses Landes auf eine andere Bahn zu lenken.

      »Du wolltest nie gegen die Garden kämpfen«, stelle ich daher richtig, »sondern für eine Gesellschaft, in der Männer und Fräulein den Frauen gleichgestellt sind.« Warum und wie auch immer. »Was ist daraus geworden?«

      Er schaut zu Boden.

      »Das habe ich gesagt und ja, dazu stehe ich auch. Aber Marzena ist nunmal schwanger und du hattest natürlich recht: Tatsache ist, dass es keine Dauerzustand sein kann, mit einem Säugling ein Leben auf der Flucht zu führen. Was also bleibt übrig,

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