Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner

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Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner Hexenherz

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Sie war immer schon ein fröhlicher Mensch; jetzt ist sie zudem viel gelassener. Trotz der angespannten Lage. Dafür hat sie definitiv ihren Biss verloren. Wenn ich sehe, wie sie, meist eine Hand auf den gewölbten Bauch gelegt, umherwatschelt, könnte ich heulen. Wo ist die elegante, tödliche Kriegerin hin, mit der ich so vieles erlebt habe? Allein wenn ich daran denke, wie sie damals in der Nähe von Todtanz die Kraniche vereint und auf unsere Gegner gehetzt hatte …

      Das ist jetzt erstmal vorbei.

      Ich kann nur hoffen, dass sich das hier lange genug hinzieht, sodass ich erst wieder zurückkomme, wenn der kleine Schreihals da ist.

      Zurückkommen. Zurückgehen. Nach Hause? Und wo ist das überhaupt? In Smaleberg? Nicht mehr. Es ist das Zuhause meiner Kindheit und Jugend. Mehr eine Zeit, als ein Ort. Und in die Vergangenheit kann ich nicht zurück, ich habe es versucht. Ich kann mich dort verstecken, doch kein eigenes Leben führen. Genauso wie ich zu alt bin, mich hinter meinem Vater zu verstecken, wenn mich andere Kinder ärgern, bin ich einfach aus diesem Zuhause herausgewachsen.

      Das der Rebellinnen ist anders. Da trifft definitiv der Satz zu, dass es Menschen sind, die einen Ort zu einem Zuhause machen. Das Lager ist ständig woanders, und doch ist es immer gleich. Es ist definitiv eine Familie. Aber nicht meine. Wie könnte das auch sein, wenn ich in so vielen Dingen nicht mit Adrian und den anderen übereinstimme? Ich bin zu ihnen zurückgekehrt, weil mein Sohn das Versprechen abgegeben hatte, ihnen alles über die Magieanwendung durch einen Mann zu erzählen, was er gelernt hat. Und, zugegeben, weil ich dabei sein wollte, wenn sich die Geschichte der Menschheit abermals ändert. Was definitiv nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. So viel dazu.

      Aber ein Zuhause? Ein Heim?

      Mir fällt dazu nur eins ein: Kolja. Mojserce.

      Wenn all das hier vorbei ist und wenn wir dann noch am Leben sind, will ich nicht mehr umherziehen. Ich weiß nicht, was ich will, aber ich weiß, was ich nicht will. Ich will nicht mehr auf der Flucht sein. Ich will mich nicht mehr bei meinen Eltern und Mamu verstecken. Ich will nicht mehr aufwachen und nicht wissen, was ich den ganzen Tag lang machen soll. Ich will nicht mehr nutzlos sein. Niemals wieder, das schwöre ich!

      Kapitel 13

      »Da, Mama!« Kolja zeigt nach vorn.

      Tatsächlich kann ich bereits die Spitze des Goldenen Schlosses sehen. Annaburg. Hauptstadt des Goldenen Reiches. Sitz der Goldenen Frau und ihrer Goldenen Garde. Inbegriff von Zivilisation und Kultur, Löwinnenarena und Hyäninnenbecken. Voller Chancen und Gefahren. Todesort so vieler meiner Freundinnen. Letzte Ruhestätte ihrer Körper.

      Wirkstätte zahlreicher mächtiger Frauen. Voll Wissen und sonnenbeschienener Wunder. Voll Gefahr und Schatten. Hier hat mein Sohn vor nicht allzu langer Zeit eine Reihe seltsamer Todesfälle aufgeklärt. Hier haben sie mir meine Magie genommen.

      Das Stadtkrankenhaus: Einziges Zeugnis einer vergangenen Zeit, in der Männer sich hier erdreisteten, Frauen zu regieren, ihnen ihr Geburtsrecht abzuerkennen und in der sie jede, die es wagte, Magie zu benutzen, verfolgten, folterten und grausam töteten. Alles angeblich im Namen eines natürlich männlichen Gottes, dem weibliche Menschen von Beginn an ein Gräuel waren, der sie verfluchte und mit allem versah, das schwach und von Übel war.

      So ein Schwachsinn! Eine Lüge, gestrickt, um uns kleinzuhalten und zu kontrollieren. Doch wir haben uns erhoben und sie davongejagt, samt ihres falschen Gottes. Haben die natürliche und göttingewollte Ordnung wiederhergestellt, nach der der Mann unter der Frau steht. Die Rebellinnen wollen das nun ändern, weiß die Göttin, was dann geschieht.

      Annaburg – es ist schön, dich zu sehen!

      Ich bemerke es im selben Moment, wie Désirée. Die Rebellin ist ganz schön auf Zack! Wenige Sekunden später versteift sich auch Simone in ihrem Sattel, zügelt ihr Pferd und hebt die Hände.

      »Da ist eine«, antworte ich auf Koljas stumme Frage. »Sie kommt näher. Nein«, korrigiere ich mich, »es sind mehrere, mindestens vier.«

      Nun halten wir alle an und wenden unsere Pferde, so dass wir einen lockeren Kreis bilden. Falls Kolja, Corey, Hugo und Tracey ein Problem damit haben, in dessen Mitte zu sein, lassen sie sich nichts anmerken.

      Büsche zu meiner Rechten rascheln, etwas bewegt sich, kriecht über den Waldboden bis zur Straße auf uns zu. Eine Pflanze. Sie schlängelt kurz hin und her und bleibt dann liegen, anstatt sich langsam wieder zurückzuziehen. Wer auch immer auf uns zukommt, kommt also zumindest dem Anschein nach in Frieden. Und möchte mit uns sprechen.

      Simone, Désirée und ich tauschen vielsagende Blicke. Auf mein Zeichen hin behält Simone die Männer im Blick; Désirée deckt meinen Rücken.

      »Ja bitte?«, sage ich laut.

      »Guten Tag. Dürfen wir näherkommen?«

      »Aber natürlich!«

      Ich setze mich aufrecht hin und nehme Haltung an. Nur weil eine höflich ist, bedeutet das noch lange nicht, dass sie es nicht darauf anlegt, uns anzugreifen und auszurauben.

      Vier Reiterinnen kommen aus dem Wald. Sie lassen ihre Pferde die Straße betreten und bleiben in respektvollem Abstand zu uns stehen.

      »Guten Tag«, wiederholt die Frau an der Spitze der kleinen Gruppe. Eine lässige Handbewegung lässt die Pflanze zurückschnacken und dann im Erdreich verschwinden.

      Routinemäßig versuche ich, die Frauen einzuschätzen. Die Anführerin hat ganz offenkundig irgendeine Pflanzenmagie, offenbar in Verbindung mit dem Boden. Von mir aus. Sie wirkt selbstbewusst, sogar einen Hauch arrogant. Sie weiß, was sie kann und was sie will. Ich bin gespannt, was das sein wird.

      Die Frauen hinter ihr, die ihre Hände ebenfalls ein Stück weit erhoben haben – weit genug, um schnell Magie schleudern zu können, aber nicht so hoch, dass es ein Affront ist – wirken gegen sie einen Hauch weniger selbstbewusst, jedoch nicht weniger wachsam. Der kühle, gezügelte Hass, den ich in den Gesichtszügen der Pflanzenmagierin abzulesen meine, ist bei den anderen nicht zu sehen, stattdessen eine Mischung aus Empörung und vor sich selbst gerechtfertigtem Zorn.

      »Hallo. Was kann ich für Sie tun?«

      Die Frauen sind gut, aber nicht zu gut gekleidet. Also vermutlich keine Wegelagerinnen. Keine macht das geheime Zeichen, das sie als Rebellinnen ausweisen würde.

      »Ist Ihnen in den letzten Stunden eine Person begegnet?«

      Abzeichen erkenne ich keine. So wie sie sich verhalten – alle hintereinander und überwiegend in dieselbe Richtung starrend – haben wir es mit Zivilistinnen zu tun.

      »Nicht, dass ich wüsste.«

      Ich gönne der Dame nicht die Genugtuung, nachzufragen. Auf verbale Köder reagiere ich allergisch.

      Sie schweigt eine Weile, dann holt sie Luft. Dachte ich mir’s doch, die Wenigsten können der Versuchung widerstehen, sich anderen Menschen mitzuteilen. Was ich noch nie wirklich verstanden, aber schon sehr oft zu meinem Vorteil genutzt habe.

      »Wir suchen eine flüchtige Person.«

      »›Eine flüchtige Person‹, soso«, brummt Désirée in meinem Rücken. Ihr Tonfall macht klar, wo im

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