Hexenherz. Goldener Tod. Monika Loerchner
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Читать онлайн книгу Hexenherz. Goldener Tod - Monika Loerchner страница 26
»Mama? Wieso wollt ihr diesen Arno suchen?«
Sämtliche Augenpaare richten sich auf mich. Nur Simone macht sich bereits daran, das Lager vorzubereiten.
»Weil sie nichts Gutes mit diesem Mann vorhaben, Kolja, darum.«
»Und woher weißt du das?«
Göttin – mein Sohn hat so viel Zeit in der Hauptstadt verbracht, hat Dinge erlebt, die nur wenige sonst erleben, und doch ist er immer noch so naiv, dass ich ihn am liebsten in den Arm nehmen und nie wieder loslassen würde.
»Gegenfrage, mein Schatz: Wenn dieser Arno angeblich nach einem Streit abgehauen ist – wieso hat es dann volle zehn Stunden gedauert, bis seine Frau ihm hinterher ist?«
Kolja schaut mich aus großen Augen an.
»Du meinst … ?«
»Genau das! Arno wird ihr irgendwas verabreicht haben, vermutlich ein Schlafmittel oder sowas.«
»Du meinst, er hat seine Flucht geplant?«
Ich zucke mit den Schultern. »Entweder das, oder er wollte eine Nacht Ruhe haben.«
Corey kichert und Kolja läuft rot an. Witzig ist die Sache trotzdem nicht.
»Kolja? Du bleibst mit Corey und Hugo zusammen. Bleibt immer in unserer Nähe. Haltet Augen und Ohren offen. Tracey, du hältst zusammen mit Simone Wache.«
Immerhin ist sie ein weiblicher Mensch und hat als solcher ihren Verstand als Waffe. Und für eine Beobachterin wird sie sicher als Frau durchgehen, zumindest bis es zu einem Ernstfall kommt.
»Muss das denn wirklich sein?«, murrt Corey. »Was geht es uns an, wenn diese Sybille mit ihrem Mann einen Streit hat?«
»Wenn vier Frauen einen Mann jagen? Ich denke doch, dass uns das etwas angeht!«
»Wenn Arno entkommt, setzt er damit ein Zeichen.« Dass sich Tracey nur selten zu Wort meldet, hat sie mir bislang sehr sympathisch gemacht. Ich bin gespannt, was sie jetzt zu sagen hat. »Ein Mann gehört seiner Gattin und basta. Das ist Goldenes Gesetz. Wo kämen wir denn hin, wenn die alle machen könnten, was sie wollen?« Sie beantwortet sich die Frage selbst. »Ins Chaos. So denken zumindest Frauen wie diese Sybille, und ihre Freundinnen sicher ebenfalls. Sie haben Angst, dass Arno ihren eigenen Ehemännern Flausen in den Kopf setzt, wenn er damit durchkommt. Es geht also um mehr, als nur darum, Sybilles Mann nach Hause zu holen. Sie werden also an ihm ein Exempel statuieren.«
Désirée und ich nicken. Genau so sieht es aus.
»Außerdem«, Tracey senkt ihre Stimme, »macht es ihnen Angst, ob sie es zugeben wollen oder nicht, dass sich Männer, die in ihren Augen geistig so schwach sind und ihnen körperlich um ein Vielfaches unterlegen, es wagen, sich gegen sie aufzulehnen. Denn das ist etwas, das sie nicht verstehen können. Sie fürchten dahinter eine Macht, die der ihren ebenbürtig ist. Und sie haben recht damit.«
»Welche Macht?« Corey scheint von den Worten der Rebellin fasziniert zu sein.
»Die Macht des Mutes.«
»Das hast du gut auf den Punkt gebracht«, lobe ich Tracey. »Und genau deshalb werden wir Arno suchen. Um ihn zu beschützen.«
Corey verzieht seinen Mund zu einem spöttischen Grinsen.
»Ach schau her, die ach so gute Frau Rinasdother! Woher der Sinneswandel, wenn ich fragen darf? Hast du nicht einst geschworen, das Goldene Gesetz zu achten und zu verteidigen?«
Wenn der kleine Vollpfosten denkt, mich vorführen zu können, hat er sich geschnitten.
»Und? Ich habe mir auch mal geschworen, die schöne Heidrun ins Bett zu bekommen.« Ich grinse. »Ist auch nichts draus geworden.« Leider.
»So, und jetzt los!« Ich klatsche in die Hände. »Lasst Simone nicht alles allein machen, sie hat noch eine anstrengende Nacht vor sich, während ihr anderen schlafen dürft. Baut das Lager auf. Denkt daran: kein Feuer! Seid wachsam, ich traue dieser Sybille nicht über den Weg! Kann gut sein, dass sie zurückkommt, weil sie denkt, wir würden etwas vor ihr verheimlichen. Für sie sind wir Fremde, und glaubt bloß nicht, eine wie die mit unserem Geleitbrief beeindrucken zu können!«
Kolja schmiegt sich wortlos in meine Arme. Seine Ringe drücken gegen meine Haut. Ich hatte ganz vergessen, dass er ja auch über Magie verfügt.
»Hilf Simone«, flüstere ich ihm ins Ohr. »Und hör auf sie, sollte es zu einem Angriff kommen. Sie hat wesentlich mehr Erfahrung als du.«
Kolja nickt und ich muss schlucken, um den Kloß in meinem Hals zu vertreiben. Das ist nicht richtig, ich sollte so etwas sagen wie »Und wenn ihr angegriffen werdet: Lauf! Lauf, so schnell und so weit du nur kannst! Scher dich nicht um die anderen, sondern rette dein Leben!«
Doch welchen Mann würde ich so aus ihm machen, und was für eine Mutter aus mir?
Kapitel 15
»Wie wollen wir vorgehen?«
»Gute Frage.« Désirée runzelt die Stirn. »Wir wissen nicht, wie stark sie sind, aber ich denke, dass wir davon ausgehen können, dass es sich bei den vier Damen allesamt um Frauen handelt.«
Ich nicke. »Fragt sich nur, ob sie auch alle unter Magie sind.«
»Glaubt du nicht?«
»Ich weiß nicht. Die Anführerin, diese Sybille, auf jeden Fall. Hast du auch diese Vibrationen gespürt?«
»Ja. Wir sollten uns vor ihr in Acht nehmen!«
»Genau. Was die anderen betrifft: Wenn so eine wie Sybille ankommt und rumbrüllt, ihr Mann sei verschwunden und dass sie gefälligst ihre faulen Ärsche hochbekommen und ihr beim Suchen helfen sollen – denkst du, eine sagt dann sowas wie: ›Tut mir leid, liebe Sybille, aber ich habe gerade meine magiefreien Tage‹?«
»Du hast recht. Trotzdem sollten wir davon ausgehen, dass wir es im schlimmsten Fall mit vier Gegnerinnen zu tun haben.«
»Sehe ich auch so.« Ich mustere Désirée. »Du hast Rauch, bist wirklich gut in der Abwehr. Wie sieht’s in Sachen Angriff aus?«
Sie grinst breit. »Kennst du was, wo Rauch nicht reinkommt?«
»Hm, gute Frage. Aber wenn Pflanzen intakt sind?«
»Pflanzen ziehen sich Stoffe aus der Luft, um dann mit Hilfe von Licht Nahrung zu erzeugen. Ich hülle sie ein und das war’s dann.«
»Oh. Clever. Aber wie schnell wirkt so etwas?«
»Gar nicht schnell im Grunde.« Désirées Grinsen wird schadenfroh. »Aber das weiß eine Pflanze ja nicht. Dementsprechend geht sie in den Panikmodus