Von Geistern, Zombies und Unsterblichen. Эдгар Аллан По

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Von Geistern, Zombies und Unsterblichen - Эдгар Аллан По

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Jim, völlig närrisch; ein galliger Bursche, weiter nichts. Wie kannst du so schreckliche Sachen sagen! Du weißt nicht, was du zusammen redest. Du bist einfach eifersüchtig und unfreundlich. Ach! Ich wollte, über dich käme die Liebe. Die Liebe macht die Menschen gut, und was du sagst, war böse.«

      »Ich bin sechzehn Jahre alt«, antwortete er, »und ich weiß, was ich tue. An Mutter hast du keine Stütze. Sie versteht es nicht, dich zu behüten. Ich wollte jetzt, ich ginge überhaupt nicht nach Australien. Ich habe große Lust, die ganze Sache aufzugeben. Ich täte es, wenn mein Kontrakt nicht unterzeichnet wäre.«

      »Ach, sei nicht so ernsthaft, Jim! Du bist wie einer der Helden aus den albernen Melodramen, in denen Mutter so gerne spielte. Ich will nicht mit dir in Streit kommen. Ich habe ihn gesehn, und ihn zu sehen ist vollkommenes Glück. Wir wollen nicht streiten. Ich weiß, du wirst dich nie an einem vergreifen, den ich liebe, nicht wahr?«

      »Solange du ihn liebst, wohl nicht«, war die finstere Antwort.

      »Ich liebe ihn immer!«, rief sie.

      »Und er dich?«

      »Immer, auch!«

      »Er täte recht daran.«

      Sie fuhr zurück. Dann lachte sie und legte die Hand auf seinen Arm. Er war ja noch ein Knabe.

      Am Marble Arch bestiegen sie einen Omnibus, der sie in die Nähe ihrer armseligen Wohnung in der Euston Road brachte. Es war nach fünf Uhr, und Sibyl musste sich, bevor sie auftrat, ein paar Stunden hinlegen. Jim bestand darauf, dass sie es tat. Er sagte, er wolle sich lieber von ihr verabschieden, wenn die Mutter nicht dabei sei. Sie würde sicher eine Szene aufführen, und er verabscheue Szenen aller Art.

      In Sibyls eigenem Zimmer verabschiedeten sie sich. Eifersucht war im Herzen des jungen Menschen und ein wilder, mörderischer Hass auf den Fremden, der, wie er meinte, zwischen sie getreten war. Als aber ihre Arme sich um seinen Hals legten und ihre Finger durch sein Haar strichen, wurde er ruhiger und küsste sie mit echter Zärtlichkeit. Es standen Tränen in seinen Augen, als er die Treppe hinabging.

      Seine Mutter wartete unten auf ihn. Sie murrte über seine Unpünktlichkeit, als er eintrat. Er gab keine Antwort, sondern setzte sich an sein kärgliches Essen. Die Fliegen schwirrten um den Tisch und krochen über das fleckige Tischtuch. Durch das Gerassel der Omnibusse und das Lärmen der Droschken hörte er die eintönige Stimme, die ihm jede Minute wegnahm, die ihm noch blieb.

      Nach einer Weile schob er den Teller zurück und stützte den Kopf in die Hände. Er fühlte, dass er ein Recht hatte, es zu wissen. Man hätte es ihm früher sagen sollen, wenn es so war, wie er argwöhnte. Von Angst gepeinigt, beobachtete ihn die Mutter. Die Worte fielen ihr mechanisch vom Munde. Ein zerfetztes Spitzentaschentuch zerdrückte sie in der Hand. Als die Uhr sechs schlug, stand er auf und ging zur Tür. Dann wandte er sich um und sah sie an. Ihre Augen trafen sich. In ihren sah er ein wildes Flehen um Erbarmen. Das machte ihn wütend.

      »Mutter, ich muss dich etwas fragen«, sagte er. Ihre Augen irrten unbestimmt im Zimmer umher. Sie gab keine Antwort. »Sag mir die Wahrheit! Ich habe ein Recht, es zu wissen! Warst du mit meinem Vater verheiratet?«

      Sie seufzte tief auf. Es war ein Seufzer der Erleichterung. Der furchtbare Augenblick, der Augenblick, den sie Tag und Nacht seit Wochen und Monaten gefürchtet hatte, war endlich gekommen, und doch fühlte sie keine Furcht. In der Tat, gewissermaßen war das eine Enttäuschung für sie. Die grobe Deutlichkeit der Frage verlangte eine Antwort ohne Umschweife. Die Situation war nicht allmählich gesteigert worden. Es war roh. Es kam ihr vor wie eine schlechte Deklamation.

      »Nein«, antwortete sie, und war verwundert über die harte Einfachheit des Lebens.

      »Mein Vater war also ein Schurke!«, rief der Bursche und ballte die Faust.

      Sie schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass er nicht frei war. Wir liebten uns sehr. Wenn er am Leben geblieben wäre, hätte er für uns gesorgt. Sage nichts gegen ihn, mein Sohn. Er war dein Vater und ein Gentleman. Es ist wahr, er hatte hohe Verbindungen.«

      Ein Fluch kam aus seinem Munde. »Ich kümmere mich nicht um mich«, rief er, »aber lass Sibyl nicht … Ist es ein Gentleman oder nicht, der in sie verliebt ist oder so sagt? Mit hohen Verbindungen, denk ich.«

      Einen Augenblick kam ein grässliches Gefühl der Demütigung über die Frau. Sie ließ den Kopf sinken. Mit zitternden Händen wischte sie sich die Augen. »Sibyl hat eine Mutter«, sprach sie leise; »ich hatte keine.«

      Der junge Mensch war gerührt. Er trat auf sie zu, beugte sich nieder und küsste sie. »Es tut mir leid, wenn ich dich mit der Frage nach meinem Vater gequält habe«, sagte er, »aber ich konnte nicht anders. Ich muss jetzt gehen. Leb wohl! Vergiss nicht, dass du jetzt nur noch ein Kind zu behüten hast, und glaube mir, wenn dieser Mann meiner Schwester ein Leid zufügt, finde ich heraus, wer er ist, spüre ihn auf und bringe ihn um wie einen Hund. Das schwör ich dir!«

      Die wahnsinnige Übertreibung der Drohung, die leidenschaftlichen Gesten, die sie begleiteten, die tollen melodramatischen Worte machten ihr das Leben wieder behaglicher. Sie war mit dieser Atmosphäre vertraut. Sie atmete freier, und zum ersten Mal seit vielen Monaten bewunderte sie ihren Sohn wahrhaft. Sie hätte die Szene gern auf derselben Höhe der Empfindsamkeit fortgeführt, aber er brach kurz ab. Koffer mussten hinuntergeschafft und Tücher mussten besorgt werden. Der Knecht des Logierhauses ging geschäftig hin und her. Mit dem Kutscher wurde verhandelt. Der Moment wurde mit gewöhnlichen Einzelheiten verzettelt. Wiederum mit einem Gefühl der Enttäuschung stand sie am Fenster und ließ das zerfetzte Spitzentuch in der Luft flattern, als ihr Sohn abfuhr. Es war ihr, als sei eine große Gelegenheit verpasst worden. Sie tröstete sich, indem sie Sibyl sagte, wie verödet ihr Leben künftig sein werde, jetzt, wo sie nur noch ein Kind zu behüten habe. Sie hatte sich diesen Satz gemerkt, er hatte ihr gefallen. Von der Drohung sagte sie nichts. Sie war lebhaft und dramatisch gesprochen gewesen. Sie hatte das Gefühl, sie würden alle eines Tages darüber lachen.

      Sechstes Kapitel

      »Du hast wohl das Neueste schon gehört, Basil?«, sagte Lord Henry an diesem Abend, als Hallward in ein kleines reserviertes Zimmer des Restaurants Bristol trat, wo für drei Personen gedeckt war.

      »Nein, Harry«, antwortete der Künstler, während er dem Kellner Hut und Überrock gab. »Was ist es? Nichts Politisches hoffentlich? Dafür interessiere ich mich nicht. Es gibt im ganzen Unterhaus kaum einen Menschen, den zu malen sich verlohnte; obwohl ich zugebe, dass eine kleine Übertünchung manchem unter ihnen, der sich rangieren möchte, nichts schaden könnte.«

      »Dorian Gray hat sich verlobt«, sagte Lord Henry und beobachtete ihn, während er sprach.

      Hallward fuhr zurück und runzelte dann die Stirn. »Dorian verlobt!«, rief er. »Unmöglich!«

      »Es ist völlig wahr.«

      »Mit wem?«

      »Mit irgendeiner kleinen Schauspielerin.«

      »Ich kann es nicht glauben. Dorian ist viel zu vernünftig.«

      »Dorian ist viel zu gescheit, nicht hie und da Torheiten zu begehen, lieber Basil.«

      »Die Ehe gehört kaum zu den Dingen, die man hier und da begehen kann, Harry.«

      »Außer in Amerika«, erwiderte Lord Henry langsam. »Aber ich sagte nicht, dass er verheiratet sei. Ich sagte, dass er

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