Von Geistern, Zombies und Unsterblichen. Эдгар Аллан По

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Von Geistern, Zombies und Unsterblichen - Эдгар Аллан По

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sein«, versetzte Hallward. »Wir wollen an einem andern Abend wiederkommen.«

      »Ich wollte, sie wäre krank«, erwiderte er. »Aber mir scheint, dass sie lediglich kalt und gefühllos ist. Sie ist völlig umgewandelt. Gestern Abend war sie eine große Künstlerin. Heute ist sie nichts als eine gewöhnliche schlechte Schauspielerin.«

      »Sprich nicht so über jemanden, den du liebst, Dorian. Liebe ist etwas Wunderbareres als Kunst.«

      »Beide sind nichts als Formen der Nachahmung«, bemerkte Lord Henry. »Aber gehen wir. Dorian, du darfst hier nicht länger bleiben. Es ist nicht gut für die Moral eines Menschen, schlecht spielen zu sehen. Außerdem, denke ich, wirst du nicht wollen, dass deine Frau auftritt. Was liegt also daran, ob sie die Julia wie eine Holzpuppe spielt? Sie ist ganz bezaubernd, und wenn sie so wenig vom Leben weiß wie von der Kunst, wird sie ein künstliches Erlebnis sein. Es gibt nur zwei Arten Menschen, die wahrhaft anziehend sind. Menschen, die ganz und gar alles wissen, und Menschen, die ganz und gar nichts wissen. Mein Himmel, lieber Junge, blick nicht so tragisch drein! Das Geheimnis, wie man jung bleibt, besteht darin, nie eine Erregung zu haben, die nicht zuträglich ist. Komm mit Basil und mir in den Klub. Wir wollen Zigaretten rauchen und auf die Schönheit Sibyl Vanes anstoßen. Sie ist schön. Was willst du mehr?«

      »Verlass mich, Harry!«, rief der Jüngling. »Ich will allein sein. Basil, geh! Ah! könnt ihr nicht sehn, dass mir das Herz bricht?« Heiße Tränen traten ihm in die Augen. Seine Lippen bebten, er suchte den Hintergrund der Loge, lehnte sich an die Wand und verbarg sein Gesicht in den Händen.

      »Wir wollen gehen, Basil«, sagte Lord Henry mit seltsamer Zärtlichkeit in der Stimme; und die beiden jungen Leute gingen zusammen hinaus.

      Ein paar Augenblicke später wurde die Rampe wieder hell, und der Vorhang hob sich zum dritten Akt. Dorian Gray setzte sich wieder. Er sah blaß und abwesend und gleichgültig aus. Das Stück zog sich in die Länge und schien nicht enden zu wollen. Die Hälfte der Zuhörer ging mit ihren schweren Stiefeln stampfend und lachend hinaus. Es war ein furchtbarer Durchfall. Der letzte Akt wurde fast vor leeren Bänken gespielt. Der Vorhang fiel unter Kichern und etlichem unzufriedenen Grunzen.

      Sowie es vorbei war, eilte Dorian Gray hinter die Kulissen ins Ankleidezimmer. Das Mädchen stand allein da, ein sieghafter Ausdruck lag auf ihren Zügen. Ihre Augen leuchteten in sonderbarem Feuer. Es war wie ein Glanz um sie. Ihre halb offenen Lippen lächelten wie über ein Geheimnis, das nur sie wusste.

      Als er eintrat, blickte sie ihn an, und ein Ausdruck unendlichen Glückes kam über sie. »Wie schlecht ich heute spielte, Dorian!«, rief sie.

      »Entsetzlich!«, antwortete er und blickte sie in höchstem Staunen an – »entsetzlich! Es war fürchterlich. Bist du krank? Du hast keine Vorstellung, wie es war. Du hast keine Vorstellung, was ich durchgemacht habe.«

      Das Mädchen lächelte. »Dorian«, antwortete sie und zog seinen Namen melodisch in die Länge, als wäre er ihr süßer als Honig der roten Blüte ihres Mundes – »Dorian, du hättest es verstehen sollen. Aber jetzt verstehst du, nicht wahr?«

      »Was verstehe ich?« fragte er heftig.

      »Warum ich heute Abend so schlecht spielte. Warum ich immer schlecht spielen werde. Warum ich nie wieder gut spielen werde.«

      Er zuckte die Achseln. »Du bist krank, vermutlich. Wenn du krank bist, solltest du nicht auftreten. Du machst dich lächerlich. Meine Freunde langweilten sich grässlich. Ich auch.«

      Sie schien nicht auf ihn zu hören. Sie war wie von Glück verklärt. Eine Ekstase der Freude erfüllte sie.

      »Dorian, Dorian«, rief sie, »eh ich dich kannte, war Spielen die einzige Wirklichkeit meines Lebens. Nur auf der Bühne lebte ich. Ich hielt alles für wahr. An einem Abend war ich Rosalinde und Porzia am andern. Das Glück der Beatrice war mein Glück, und das Leid der Cordelia war auch das meine. Ich glaubte an alles. Das gemeine Volk, das mit mir zusammen spielte, schien mir göttlich zu sein. Die gemalten Kulissen waren meine Welt. Ich kannte nichts als Schatten, und ich nahm sie für wirklich. Da kamst du – oh, mein schöner Geliebter! – und erlöstest meine Seele aus dem Kerker. Du lehrtest mich, was wirkliche Wirklichkeit ist. Heute sah ich zum ersten Mal die Hohlheit, die Erbärmlichkeit, die Albernheit des öden, verlogenen Flitters, zwischen dem ich immer gespielt hatte. Heute wurde es mir zum erstenmal bewusst, dass der Romeo grässlich und alt und geschminkt ist, dass das Mondlicht im Garten falsch ist, dass die Szenerie gemein ist und dass die Worte, die ich zu sprechen habe, unwirklich sind, nicht meine Worte, nicht was es mich zu sagen drängt. Du hast mir etwas Höheres gebracht, etwas, wovon alle Kunst nur ein Abglanz ist. Du hast mich dazu gebracht, dass ich verstehe, was die Liebe in Wirklichkeit ist. Mein Geliebter! Mein Geliebter! Prinz Wunderhold! Prinz meines Lebens! Ich mag die Schatten nicht mehr. Du bist mir mehr, als alle Kunst je sein kann. Was habe ich mit den Puppen eines Spieles zu schaffen? Als ich heute Abend auftrat, konnte ich nicht verstehen, wie es kam, dass alles wie fort war. Ich hatte gedacht, ich würde wundervoll sein. Ich merkte, dass ich nichts mehr konnte. Plötzlich schwante es meiner Seele, was alles dies bedeutete. Das war ein köstliches Verstehen. Ich hörte sie zischen und lächelte. Was konnten sie von einer Liebe wie der unsern wissen. Nimm mich mit dir, Dorian – nimm mich, wo wir allein sein können! Ich hasse das Theater. Ich könnte eine Leidenschaft spielen, die ich nicht fühle; aber ich kann nicht ein Empfinden spielen, das mich brennt wie Feuer. Oh, Dorian, Dorian, verstehst du jetzt, was es bedeutet? Selbst wenn ich es zuwege brächte, es wäre Entweihung für mich, die Liebe zu spielen. Du hast mich gelehrt, das zu erkennen.«

      Er warf sich auf das Sofa und wandte das Gesicht weg. »Du hast meine Liebe getötet«, murmelte er.

      Sie blickte ihn staunend an und lachte. Er gab keine Antwort. Sie ging zu ihm und streichelte mit ihren kleinen Fingern sein Haar. Sie kniete nieder und drückte seine Hände an ihre Lippen. Er zog sie weg, und ein Schaudern überlief ihn.

      Dann sprang er auf und näherte sich der Tür. »Ja«, rief er, »du hast meine Liebe getötet! Du hattest meine Fantasie entfesselt. Jetzt fesselst du nicht einmal meine Neugier. Du bringst einfach keine Wirkung hervor. Ich liebte dich, weil du wie ein Wunder warst, weil du Genie und Geist hattest, weil du die Träume großer Dichter verwirklichtest und den Schatten der Kunst Körper und Gestalt gabst. Du hast das alles weggeworfen. Du bist seicht und stumpf. Mein Gott! was für ein Wahnsinn war es, dich zu lieben! Was für ein Narr bin ich gewesen! Du bist mir jetzt nichts. Ich will dich nie wiedersehn. Ich will nie an dich denken. Ich will nie deinen Namen nennen. Du weißt nicht, was du einmal für mich warst. Ja gewiss, einmal … Oh, ich ertrage es nicht, daran zu denken! Ich wollte, ich hätte dich nie gesehn! Du hast das Gedicht meines Lebens vernichtet. Wie wenig musst du von der Liebe wissen, wenn du sagst, sie löscht deine Kunst aus! Ohne deine Kunst bist du nichts. Ich hätte dich berühmt, von Glanz umstrahlt, herrlich gemacht. Die Welt hätte dich angebetet, und du hättest meinen Namen getragen. Was bist du jetzt? Eine Schauspielerin dritten Ranges mit einer hübschen Larve.«

      Das Mädchen war totenblass geworden und zitterte. Sie rang die Hände, und die Stimme schien ihr in der Kehle stecken zu bleiben. »Du sprichst nicht im Ernst, Dorian!«, flüsterte sie. »Du verstellst dich!«

      »Verstellen! Das überlasse ich dir. Du verstehst dich so gut auf diese Kunst«, antwortete er in bitterstem Tone.

      Sie erhob sich und trat mit einem jammervollen Ausdruck der Qual im Gesicht auf ihn zu. Sie legte ihm die Hand auf den Arm und blickte ihm in die Augen. Er stieß sie zurück. »Rühr mich nicht an!«, schrie er.

      Ein leises Stöhnen entrang sich ihr, und sie warf sich ihm zu Füßen und lag da wie eine zertretene Blume. »Dorian, Dorian, verlass mich nicht!«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid, dass ich nicht gut gespielt habe. Ich dachte immer an

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