Von Geistern, Zombies und Unsterblichen. Эдгар Аллан По

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Von Geistern, Zombies und Unsterblichen - Эдгар Аллан По

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Reichtum. Es wäre Unsinn, wenn er so tief unter seinem Stande heiraten wollte.«

      »Wenn du willst, dass er dieses Mädchen heiratet, so sag ihm das, Basil. Dann tut er es sicher. Wenn ein Mann etwas ausgesucht Dummes tut, geschieht es immer aus den edelsten Motiven.«

      »Ich hoffe, dass es ein gutes Mädchen ist. Ich möchte nicht haben, dass Dorian an ein gemeines Geschöpf gefesselt ist, das ihn herunterziehn und seinen Geist verderben würde.«

      »Oh, sie ist mehr als gut – sie ist schön«, sagte Lord Henry, der an einem Glas Wermut mit Pomeranzen nippte. »Dorian sagt, sie sei schön; und auf diesem Gebiet irrt er sich nicht oft. Dein Porträt von ihm hat sein Urteil über die persönliche Erscheinung anderer Menschen beschleunigt. Es hat diese vorzügliche Wirkung getan, neben andern. Wir sollen sie heute Abend sehen, wenn der Junge die Abmachung nicht vergisst.«

      »Sprichst du im Ernst?«

      »Völlig im Ernst, Basil. Es wäre schlimm, wenn ich denken müsste, ich sollte je ernsthafter sprechen als in diesem Augenblick.«

      »Aber billigst du die Sache, Harry?«, fragte der Maler, der im Zimmer hin und her ging und sich auf die Lippen biss. »Es ist nicht möglich, dass du sie billigst. Es ist irgendeine törichte Verblendung.«

      »Ich billige oder missbillige nie mehr etwas. Das ist eine ganz verkehrte Stellungnahme zum Leben. Wir sind nicht in die Welt gesetzt worden, um unsere moralischen Vorurteile zu ventilieren. Ich nehme nie Notiz von dem, was gewöhnliche Menschen sagen, und ich mische mich nie in das ein, was reizende Menschen tun. Wenn eine Persönlichkeit mir anziehend ist, so ist mir jede Art, in der diese Person sich zum Ausdruck bringt, erfreulich. Dorian Gray verliebt sich in ein schönes Mädchen, das die Julia spielt, und hält um sie an. Warum nicht? Wenn er Messalina heiratete, wäre er um nichts weniger interessant. Du weißt, ich bin keiner, der für die Ehe in die Schranken tritt. Die eigentliche Schattenseite der Ehe ist, dass sie einen selbstlos macht. Und selbstlose Menschen sind farblos. Es fehlt ihnen an Individualität. Jedoch, es gibt gewisse Naturen, die durch die Ehe komplizierter werden. Sie behalten ihren Egoismus und fügen ihm viele andere Ichs hinzu. Sie sind gezwungen, mehr als ein einziges Leben zu haben. Sie erlangen eine höhere Organisation, und hoch organisiert zu sein, ist, sollte ich meinen, der Zweck des menschlichen Daseins. Überdies ist jede Erfahrung von Wert, und mag man gegen die Ehe sagen, was man will, eine Erfahrung ist sie sicher. Ich hoffe, Dorian Gray wird dieses Mädchen zu seiner Frau machen, sie sechs Monate lang leidenschaftlich anbeten und dann plötzlich von einer andern angezogen werden. Es wäre prächtig, das zu beobachten.«

      »Du glaubst kein einziges Wort von dem allem, Harry; du weißt das. Wenn Dorian Grays Leben zerstört würde, wäre niemand trauriger als du. Du bist viel besser, als du vorgibst.«

      Lord Henry lachte. »Der Grund, warum wir alle so gern gut von andern denken, ist, dass wir alle für uns selbst Angst haben. Die Grundlage des Optimismus ist reine Furcht. Wir halten uns für edelmütig, weil wir unserm Nächsten diese Tugenden borgen, die geeignet sind, uns Nutzen zu bringen. Wir rühmen den Bankier, damit wir unser Konto überschreiten können, und finden im Straßenräuber gute Eigenschaften in der Hoffnung, er werde unsere Taschen verschonen. Ich glaube alles, was ich gesagt habe. Ich habe die größte Verachtung vor dem Optimismus. Was das zerstörte Leben angeht, so ist kein Leben zerstört, dessen Wachstum nicht gehemmt wird. Willst du einen Menschen vernichten, so brauchst du ihn nur zu bessern. Was die Ehe angeht, so wäre sie natürlich eine Dummheit, aber es gibt andere und interessantere Bande zwischen Mann und Frau. Die werde ich sicher begünstigen. Sie haben den Reiz, in der Mode zu sein. – Doch hier ist Dorian selbst. Er kann dir mehr berichten als ich.«

      »Lieber Harry, lieber Basil, ihr müsst mir beide gratulieren!«, sagte der Jüngling, nahm seine elegante Pelerine ab und schüttelte den Freunden die Hand. »Ich bin nie so glücklich gewesen. Natürlich kommt es plötzlich, wie alles wahrhaft Schöne im Leben. Und doch kommt es mir so vor, als sei ich mein Leben lang nur danach auf der Suche gewesen.« Er war rot vor Erregung und Freude und sah über die Maßen schön aus.

      »Ich hoffe, du wirst immer sehr glücklich sein, Dorian«, sagte Hallward; »aber ich verzeihe dir nicht ganz, dass du mir nichts von deiner Verlobung mitgeteilt hast. Du hast es Harry mitgeteilt.«

      »Und ich verzeihe dir nicht, dass du zu spät zum Essen kommst«, fiel Lord Henry ein, der seine Hand auf die Schulter des Jünglings legte und lächelte, während er sprach. »Komm, setzen wir uns und versuchen, was der neue Chef hier kann, und dann erzählst du uns, wie das alles gekommen ist.«

      »Da ist wahrhaftig nicht viel zu erzählen«, rief Dorian, als sie sich an den kleinen runden Tisch gesetzt hatten. »Es war einfach so. Als ich gestern Abend von dir weggegangen war, Harry, zog ich mich um, speiste in dem kleinen italienischen Restaurant in Rupert Street, das ich durch dich kennengelernt habe, und ging um acht Uhr ins Theater. Sibyl spielte die Rosalinde. Natürlich waren die Dekorationen schrecklich und der Orlando zum Lachen. Aber Sibyl! Ihr hättet sie sehen sollen. Als sie in ihren Knabenkleidern hereinkam, war sie einfach wundervoll. Sie trug eine moosfarbene Samtjacke mit zimtbraunen Ärmeln, kurze braune Hosen, die kreuzweise überm Knie gebunden waren, ein reizendes grünes Mützchen mit einer Habichtsfeder, die von einem funkelnden Stein festgehalten wurde, und einen mit stumpfem Rot gefütterten Kapuzenmantel. Sie war mir nie köstlicher erschienen. Sie hatte ganz die zarte Grazie des Tanagrafigürchens, das du in deinem Atelier hast, Basil. Ihr dichtes Haar hing um ihr Gesicht wie dunkles Laub um eine blasse Rose. Ihr Spiel – nun, ihr werdet sie heute Abend sehn. Sie ist einfach eine geborene Künstlerin. Ich saß in der schmutzigen Loge wie festgebannt. Ich vergaß, dass ich in London und im neunzehnten Jahrhundert lebe. Ich war mit meiner Liebsten weit weg in einem Walde, den nie jemand gesehn hatte. Als die Vorstellung zu Ende war, ging ich nach hinten und sprach mit ihr. Als wir so zusammen saßen, kam plötzlich in ihre Augen ein Ausdruck, den ich nie vorher gesehn hatte. Meine Lippen suchten sie. Wir küssten einander. Ich kann euch nicht schildern, was ich in dem Augenblick gefühlt habe. Mir schien, als mein Leben sei zusammengedrückt in einen einzigen Punkt rosafarbener Freude. Sie zitterte am ganzen Leib; sie bebte wie eine weiße Narzisse. Dann warf sie sich auf die Knie und küsste meine Hand. Ich weiß, ich sollte euch das nicht alles erzählen, aber ich kann nicht anders. Natürlich ist unsere Verlobung ein großes Geheimnis. Sie hat nicht einmal ihrer Mutter davon gesprochen. Ich weiß nicht, was meine Vormünder dazu sagen werden. Lord Radley wird sicher wütend werden. Ich mache mir nichts daraus. In weniger als einem Jahr bin ich volljährig und kann dann tun, was ich will. Ich hatte recht, Basil, nicht wahr, meine Geliebte aus der Poesie zu holen und mein Weib in Shakespeares Stücken zu finden? Lippen, die Shakespeare sprechen gelehrt hat, haben mir ihr Geheimnis ins Ohr geflüstert. Die Arme Rosalindens haben mich umfasst, und Julia hat mich auf den Mund geküsst.«

      »Ja, Dorian, ich glaube, du hattest recht«, sagte Hallward langsam.

      »Hast du sie heute gesehen?«, fragte Lord Henry.

      Dorian Gray schüttelte den Kopf. »Ich verließ sie in den Ardennen, ich werde sie in einem Garten Veronas wiederfinden.«

      Lord Henry schlürfte nachdenklich seinen Champagner.

      »Bei welcher Gelegenheit sprachst du das Wort Heirat aus, Dorian? Und was erwiderte sie? Vielleicht weißt du gar nichts mehr davon.«

      »Lieber Henry, ich behandelte die Sache nicht als geschäftliche Verhandlung, und ich machte keinerlei formellen Antrag. Ich sagte ihr, dass ich sie liebe, und sie sagte, sie verdiene nicht, mein Weib zu sein. Verdiene nicht! Wahrlich, die ganze Welt gilt mir nichts, verglichen mit ihr!«

      »Die Weiber sind bewundernswert praktisch«, sagte Lord Henry wie vor sich hin – »viel praktischer als wir. In Situationen dieser Art vergessen wir oft, die Heirat zu erwähnen, und sie erinnern uns immer daran.«

      Hallward

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