Von Geistern, Zombies und Unsterblichen. Эдгар Аллан По

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Von Geistern, Zombies und Unsterblichen - Эдгар Аллан По

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Natur zu edel.«

      Lord Henry blickte über den Tisch. »Dorian fühlt sich nie von mir gekränkt«, antwortete er. »Ich stellte die Frage aus dem triftigsten Grund, den es geben kann, aus dem einzigen Grund fürwahr, der einen entschuldigt, dass man überhaupt eine Frage stellt – nämlich aus Neugier. Ich habe eine Theorie, die lautet, dass es immer die Frauen sind, die uns einen Antrag machen, und nicht wir den Frauen. Außer natürlich im Leben des Mittelstands. Aber der Mittelstand ist eben nicht auf der Höhe der Zeit.«

      Dorian Gray lachte und schüttelte den Kopf. »Du bist ganz unverbesserlich, Harry; aber ich bin nicht böse. Es ist unmöglich, dir gram zu sein. Wenn du Sibyl Vane siehst, wirst du fühlen, dass der Mann, der ihr ein Leid zufügen kann, eine Bestie sein müsste, eine herzlose Bestie. Ich kann nicht verstehn, wie ein Mensch es über sich bringen kann, das Wesen, das er liebt, in Schande zu bringen. Ich liebe Sibyl Vane. Ich möchte sie auf eine goldene Säule stellen, auf dass ich sehe, wie die Welt das Weib anbetet, das mein ist. Was ist Heirat? Ein unwiderrufliches Gelübde. Du spottest darum über die Heirat. Oh, spotte nicht! Ein unwiderrufliches Gelübde will ich ablegen. Ihr Vertrauen macht mich fromm und treu, ihr Glaube macht mich gut. Wenn ich bei ihr bin, wende ich mich von allem, was du mich gelehrt hast, ab. Ich werde anders als der Mensch, den du in mir siehst. Ich bin verwandelt, und wenn mich Sibyl Vane bloß mit der Hand berührt, vergesse ich all deine schlechten, bezaubernden, vergifteten, entzückenden Theorien.«

      »Und die wären …?«, fragte Lord Henry und nahm etwas Salat auf seinen Teller.

      »Oh, deine Theorien über das Leben, deine Theorien über die Liebe, deine Theorien über die Lust. Tatsächlich all deine Theorien, Harry.«

      »Außer der Lust verdient kein Ding, eine Theorie zu haben«, erwiderte er mit seiner leisen, melodischen Stimme. »Aber ich fürchte, ich kann meine Theorie nicht für mich reklamieren. Sie gehört der Natur, nicht mir. Lust ist das Siegel der Natur, ihr Zeichen der Zustimmung. Wenn wir glücklich sind, sind wir immer gut, aber wenn wir gut sind, sind wir nicht immer glücklich.«

      »Ah! Aber was nennst du gut?«, rief Basil Hallward.

      »Ja«, stimmte Dorian bei, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte Lord Henry über den schweren Strauß purpurner Schwertlilien hinweg, der in der Mitte des Tisches stand, an, »was nennst du gut, Harry?«

      »Gut sein heißt in Harmonie mit sich selbst sein«, erwiderte er, indem er mit seinen blassen, schmalen Fingern den dünnen Stiel seines Glases umfasste. »Missklang herrscht, wo man gezwungen wird, in Harmonie mit andern zu sein. Das eigene Leben das ist es, worauf es ankommt. Was das Leben der Nächsten angeht, kann man, wenn man ein Affe oder ein Pfaffe sein will, sich mit seinen moralischen Ansichten darüber wichtig machen, aber es geht einen nichts an. Überdies hat der Individualismus in Wahrheit das höhere Ziel. Die moderne Moral besteht darin, den Maßstab ihres Zeitalters zu akzeptieren. Ich bin der Meinung, dass es für jeden einigermaßen kulturfähigen Menschen eine Form der gröbsten Unmoral ist, den Maßstab seiner Zeit zu akzeptieren.«

      »Aber wenn man bloß für sich selbst lebt, Harry, zahlt man sicher einen furchtbaren Preis dafür!«, meinte der Maler.

      »Jawohl, man überfordert uns heutzutage in allem. Ich denke mir, die wahre Tragödie der Armen ist, dass sie sich nichts leisten können als Selbstverleugnung. Schöne Sünden sind wie schöne Dinge das Vorrecht der Reichen.«

      »Man hat auf andre Weise zu zahlen als mit Geld.«

      »Auf welche Weise, Basil?«

      »Oh, ich sollte meinen, mit Gewissensbissen, mit Schmerzen … nun, eben mit dem Bewusstsein der Erniedrigung.«

      Lord Henry zuckte die Achseln. »Lieber Freund, die mittelalterliche Kunst ist entzückend, aber die Empfindungen des Mittelalters sind nicht mehr Mode. Man kann sie natürlich für Romane brauchen. Aber die einzigen Dinge, die man in Romanen brauchen kann, sind eben die Dinge, um die man sich in Wahrheit nicht mehr kümmert. Glaub mir, kein zivilisierter Mensch bereut je einen Genuss, und kein unzivilisierter weiß je, was ein Genuss ist.«

      »Ich weiß, was Genuss ist«, rief Dorian Gray. »Es ist ein Genuss, einen Menschen anzubeten.«

      »Das ist jedenfalls besser, als angebetet zu werden«, antwortete er und spielte dabei mit den Früchten, die er auf seinen Teller gelegt hatte. »Angebetet zu werden ist von Schaden. Die Weiber behandeln uns genau so, wie die Menschheit ihre Götter behandelt. Sie liegen vor uns auf den Knien und quälen uns immer, wir sollen etwas für sie tun.«

      »Ich möchte sagen, alles, worum sie uns bitten, haben sie uns erst gegeben«, sagte der Jüngling leise und ernst. »Sie erzeugen die Liebe in unserm Innern. Sie haben ein Recht, sie zurückzuverlangen.«

      »Das ist völlig wahr, Dorian«, rief Hallward.

      »Nichts ist jemals völlig wahr«, sagte Lord Henry.

      »Dies ist es«, unterbrach Dorian. »Du mußt zugeben, dass die Frauen den Männern das Gold des Lebens schenken.«

      »Möglich«, seufzte er, »aber unweigerlich verlangen sie es in kleiner Münze zurück. Das ist das Elend. Die Frauen, drückte es ein witziger Franzose einmal aus, flößen uns das Verlangen ein, Meisterwerke zu schaffen, und hindern uns dann immer, sie auszuführen.«

      »Harry, du bist schrecklich! Ich weiß nicht, warum ich dich so gern habe.«

      »Du wirst mich immer gern haben, Dorian«, erwiderte er. »Wollt ihr Kaffee haben, Kinder? Kellner, bringen Sie Kaffee und fine-champagne und Zigaretten. Nein, bemühen Sie sich nicht, keine Zigaretten; ich habe selbst welche. Basil, ich kann nicht zulassen, dass du Zigarren rauchst. Du musst eine Zigarette nehmen. Eine Zigarette ist der vollendete Typus eines vollendeten Genusses. Er ist köstlich, und er lässt einen unbefriedigt. Was kann man mehr verlangen? Ja, Dorian, du wirst mich immer gern haben. Ich stelle dir alle Sünden dar, die zu begehen du nie den Mut hast.«

      »Was redest du für Unsinn, Harry!«, rief der Jüngling und zündete an einem feueratmenden Drachen aus Silber, den der Kellner auf den Tisch gestellt hatte, seine Zigarette an. »Wir wollen ins Theater gehn. Wenn Sibyl auf die Bühne kommt, bekommst du ein neues Lebensideal. Sie wird dir etwas darstellen, was du nie kennen gelernt hast.«

      »Ich habe alles kennengelernt«, sagte Lord Henry, und in seinen Augen lag ein müder Ausdruck, »aber ich bin immer bereit, mich neu erregen zu lassen. Ich fürchte jedoch, dass ich für mein Teil nichts finde, was das zuwege bringt. Indessen, vielleicht bringt dein wundervolles Mädchen mich zur Ergriffenheit. Ich liebe das Theater. Es ist so sehr viel wirklicher als das Leben. Wir wollen gehn. Dorian, du kannst zu mir einsteigen. Es tut mir so leid, Basil, aber im Brougham ist nur Platz für zwei. Du musst uns in einer Droschke folgen.«

      Sie standen auf, zogen ihre Überröcke an und schlürften den Kaffee stehend. Der Maler war schweigsam und gedrückt. Es lag etwas Düsteres über ihm. Er konnte diese Heirat nicht billigen, aber doch schien sie ihm besser als vieles andre, was hätte geschehn können. Nach ein paar Minuten gingen sie zusammen die Treppe hinunter. Er fuhr allein, wie verabredet worden war, und sah auf die blitzenden Lichter des kleinen Broughams, der vorausfuhr. Ein seltsames Gefühl des Unwiederbringlichen überkam ihn. Er fühlte, Dorian Gray würde nie wieder das für ihn sein, was er früher gewesen war. Das Leben war zwischen sie getreten… Seine Augen umdunkelten sich, und die hell erleuchteten Straßen, die von Menschen wimmelten, verschwammen vor ihnen. Als die Droschke am Theater vorfuhr, war es ihm, als sei er viele Jahre älter geworden.

      Siebtes Kapitel

      Aus

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