Fit für den Kunstmarkt. Claudia Herstatt

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ständigen Schulden seiner Sammlung wegen sein Leben vergiftet hätten. Die Muße der Besucher seiner feinen Kollektion im 1977 in Genf eröffneten Museum Müller-Barbier hat er wohl nie genießen können. Das ist ein extremes Beispiel. In der Mehrzahl können sich Sammler an ihren Erwerbungen freuen, sie mit Stolz betrachten und andere daran teilhaben lassen.

      Eine verbindliche Anleitung für den Aufbau einer Sammlung gibt es nicht. Es wäre ja auch ein Jammer, die unterschiedlichen Interessen und Ausformungen privater Strategien über Rezepte ihrer Besonderheit und Unverwechselbarkeit zu berauben. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass die Konzentration auf ein Thema, eine Zeitperiode, Künstler oder Kunstrichtungen es leichter macht, die passende Entscheidung zu treffen.

      

Je dezidierter die Vorstellungen, je geschulter das Auge auf ein spezielles Spezialgebiet gerichtet ist, umso genauer lässt sich das Terrain sondieren. Und je überschaubarer der Katalog der Wünsche und Ansprüche, umso einfacher erschließt sich der Zugang:

       Was man wo findet, wer es am günstigsten anbietet, auch wem man bei der Jagd zuvorkommen kann – das ist schließlich auch ein Teil des »Spiels«. Ganz gleich ob man sich auf Kleinplastik oder raumgreifende Installationen, handgestempelte und signierte Masterprints der Fotografie, Gemälde, Skulpturen, Möbel, Videoprojektionen oder auch auf ein Thema kapriziert.

      Die in diesem Band versammelten Statements und aus der Erfahrung heraus vermittelten Tipps von Sammlern zeigen einen Ausschnitt aus der Bandbreite der endlosen Möglichkeiten. Sie mögen unter anderem sowohl einen Einblick in die sehr besonderen Erfahrungswelten des Sammelns von Kunst geben als auch zudem eine Hilfe, Anleitung und Ermutigung sein, sich eine inspirierende Parallelwelt aus dem Reich der Künste zu schaffen.

      ERST MAL INFORMIEREN

      VOR DEM KUNSTKAUF

      

Ich würde jedem Sammler empfehlen, sich erst einmal mindestens ein Jahr nur umzusehen. Ausstellungen junger Künstler in guten Museen zu besuchen und sich in wichtigen Avantgarde-Galerien intensiv über die jeweiligen Shows und auch das gesamte Programm zu informieren. Er sollte den Galeristen das eigene Sammlungsvorhaben mitteilen und sich von ihnen beraten lassen, sie geben gerne Auskunft. Sinnvoll ist sicher auch, sich ein Bild von anderen privaten Sammlungen und deren Schwerpunkten zu verschaffen.

       Besonders intensiv wirken natürlich persönliche Kontakte und Besuche in Ateliers, wo der Sammler direkt die neuesten Entwicklungen der Künstler und deren Kollegen verfolgen kann. Zusätzlich sollte man drei, vier deutsche und internationale Kunstzeitschriften abonnieren, reichlich einschlägige theoretische Literatur, Ausstellungskataloge studieren und Material über die Künstler der eigenen Sammlung zusammentragen.

       Um auf dem Kunstmarkt versierter zu sein, empfiehlt es sich, zu den wichtigen Kunstmessen (Basel, Köln, Berlin oder New York) zu reisen, Auktionsergebnisse zu verfolgen und Preise zu vergleichen, um Angebote und Entwicklungen einschätzen zu können.

       Wichtig ist es, sich ein Sammlungskonzept zu erarbeiten und ganz feste Schwerpunkte zu setzen. Je konzentrierter, desto geringer der Informationszwang und überschaubarer das Archiv. Der Sammler soll sich freimachen von modischen Trends, vieles kommt und geht auch schnell wieder. Und vieles, was erst nicht geht, kommt plötzlich ganz groß. Er muss unbedingt überzeugt sein von der eigenen Sammlung, denn sie wird auch Kritik standhalten müssen. Jeder soll sich beraten, aber nicht beeinflussen lassen. So viele Kunstwerke, so viele Meinungen. Und nur die eigene zählt.«

       Ingvild Goetz, Sammlerin in München

      LESEN, BLÄTTERN, SCHAUEN:

       PFLICHT- UND LUSTLEKTÜRE

      Schauen ist das eine, lesen und hören das andere. Auch wenn die Informationen über Kunst und Kultur in Tages- und Wochenzeitungen, Magazinen, Radio und Fernsehen im Vergleich zu anderen Sparten eher knapp bemessen sind und zunehmend populärer geraten oder politische Themen aufgreifen, so gibt es doch reichlich gedruckte Informationsquellen – von der kostenlos in Museen, Kunstvereinen und Galerien ausliegenden Kunstzeitung (www.lindinger-schmid.de) bis zu umfänglichen Fachpublikationen. Hier werfen wir für Sie einen Blick in eine Auswahl davon:

      Seit 1979 informiert die im Hamburger Verlag Gruner + Jahr monatlich erscheinende Monatszeitschrift art im besten Sinne journalistisch, opulent bebildert und sorgfältig dokumentiert über neue und neuere Tendenzen, eingebettet in ein Panorama von aktuellen Nachrichten, Kommentaren, Porträts, klassischer Bildbesprechung und Kritik.

      Ein wirklich guter Service ist der Zugang zum Register im Internet unter www.art-magazin.de. Unter dem jeweiligen Stichwort findet sich ein Verweis auf das entsprechende Heft, der allerdings nur dem etwas nutzt, der es zum Nachschlagen aus dem Regal ziehen kann. Auf der Website (www.art-magazin.de) werden täglich aktuelle Nachrichten eingestellt. Dem ersten und sechsten Heft des Jahres liegt eine ausgekoppelte Vorschau auf wichtige Ausstellungen, Biennalen und Messen des jeweiligen Halbjahres bei. Die praktischen Wegweiser im Taschenformat bieten sich als griffbereite Orientierungshilfe an.

      Fast ein Pfund wiegt das Kunstforum International. Was zweimonatlich da seit 1973 zwischen weißgrundigen Buchdeckeln versammelt erscheint, ist sicher der vollständigste Überblick über das aktuelle Ausstellungsgeschehen – wenn auch der Herausgeber Dieter Bechtloff die Beiträge der vielen Autoren und Autorinnen gänzlich unredigiert ins Blatt hebt. Auch das Kunstforum bietet seinen Abonnenten und Gastlesern über das Internet einen Recherche-Service an. Über eine Kundennummer und ein persönliches Passwort können sie in rund 13.000 Artikeln, Interviews, Ausstellungsbesprechungen, Themenkomplexen, der internationalen Ausstellungsvorschau und einer weltweiten Biennale-Datenbank surfen. Sammelobjekte sind die gut dokumentierten und ausführlich bebilderten »documenta«- und »Biennale«-Ausgaben. (www.kunstforum.de)

      Das im April 2004 erstmals von den Publizisten Amélie von Heydebreck und Florian Illies herausgegebene Magazin Monopol schien zunächst ein Blatt von der Szene für die Szene zu sein. Aber es erwies sich als so erfolgreich in seiner Mischung aus Talk und Trends im Bereich der Kunst, Mode und Lifestyle, Tageskritischem von Meinungsmachern und Beobachtern des aktuellen Kunstbetriebs, dass es der Schweizer Sammler und Verleger Michael Ringier erwarb und das Magazin monatlich erscheinen lässt. (www.monopol-magazin.com)

      Mehr als 70 Hefte hat die in Bremen angesiedelte und ganz dem Titel verpflichtete Zeitschrift artist vierteljährig inzwischen herausgegeben. Aktuelle Künstlerpositionen, -editionen und -beilagen, Meinungen und gepflegte Polemiken zeichnen das Magazin aus, das mit einem kühlen Design und großzügiger Bebilderung optisch angenehm ruhig daherkommt, inhaltlich aber durchaus Position bezieht. Ganz konsequent reiht artist ein Porträt von internationalen Künstlerinnen und Künstlern der Gegenwart an das andere, inzwischen sind sie zu einem beeindruckenden Reservoir von Biografien gediehen. (www.artist-kunstmagazin.de)

      Klein und handlich, aber keineswegs lokal begrenzt, ist die Schweizer Publikation Kunst-Bulletin, zweimonatlich am Puls der Zeit horchend, herausgegeben vom Schweizerischen Kunstverein (www.kunstverein.ch) und im Abonnement erhältlich. Kasper König, Direktor des Museums Ludwig in Köln, hat das in die Sakko-Tasche passende Heft auf Reisen gerne dabei. Wie die meisten Kunstpublikationen hat es seine eigene Website mit Informationen zur aktuellen Ausgabe

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