Fit für den Kunstmarkt. Claudia Herstatt

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Zugriff auf die 25 Millionen Auktionsergebnisse und Künstlerbiografien hat man im Internet jedoch weltweit. Mehr als eine Million Abonnenten, darunter die Auktionshäuser, Kunsthändler und natürlich auch Sammler, nutzen die Informationsquelle gegen Gebühr je nach Anzahl der abgefragten Zahlen und Fakten. Permanent werten die Mitarbeiter von artprice.com die Ergebnisse von fast 3000 Auktionshäusern rund um den Globus aus. Mit zusätzlichen Informationen konnte das Online-Unternehmen seinen Bestand über den Ankauf weiterer Datenfonds aufstocken, darunter das »Who was Who in American Art« mit 65.000 Biografien von US-Künstlern aus fünf Jahrhunderten. Veröffentlichte artprice noch bis zum Jahr 2002 die jährlichen Ergebnisse in gebundener Form, so hat man sich den Zeichen der Zeit angepasst und presst inzwischen an die 400.000 Auktionsergebnisse pro Jahrgang als Update auf CD-ROMs. Mit einem Preis von 339 Euro ist das jedoch eher etwas für Profis. Wer nur gelegentlich Auktionspreise vergleichen möchte, hat schon ab vier Euro im Monat Zugang zu dem gesammelten Zahlen- und Datenmaterial. (www.artprice.com)

       RECHT MIT FOLGEN: DAS FOLGERECHT

      Fünf Jahre lang wurde diskutiert und gestritten, seit dem Jahr 2002 ist es in Kraft, das vom Europäischen Parlament verabschiedete sogenannte harmonisierte Folgerecht. Es garantiert Künstlern – und bis 70 Jahre nach deren Tod auch ihren Erben – bei Erst- und Wiederverkäufen von Werken ab 1000 Euro einen prozentual bis zu vier Prozent gestaffelten Anteil am Erlös. Realität wird es jedoch erst 2010. So lange haben die Händler Großbritanniens, Irlands und der Niederlande und der möglicherweise bis dahin noch in die EU aufgenommenen Länder Zeit, die Abgabe auch tatsächlich zu entrichten.

      Im April 2006 beschloss auch das Bundeskabinett die Umsetzung der Europäischen Richtlinie in deutsches Recht. Damit haben Künstlerinnen und Künstler Anspruch auf Beteiligung am Erlös in Höhe von fünf Prozent, wenn ihr Werk zu einem Preis ab 1000 Euro weiterveräußert wird. Der niedrige Ansatz, der damit verbundene bürokratische Aufwand und die Wettbewerbsverzerrungen wurden von den Kunsthandelsverbänden heftig kritisiert.

      Nun wirkt sich diese gut gemeinte Künstlerbeteiligung im Sinne des Urheberrechts auf den Verkaufspreis aus, die Kunst wird teurer. Das hat nicht nur den Handel, sondern auch Künstler wie Gerhard Richter sowie Maria Lassnig und Arnulf Rainer heftig gegen das Gesetz protestieren lassen. In der Schweiz und Amerika wird ein solches Folgerecht nicht praktiziert, es ist also nicht ausgeschlossen, dass in der Europäischen Union operierende Häuser ihre Transaktionen demnächst dorthin verlagern.

      GESTEIGERTER GENUSS:

       EAT & ART IM MUSEUM

      Kalbsrücken in Nusskruste oder Joghurtmousse auf Erdbeer-Minzragout vertragen sich gut mit amerikanischem Design oder aktueller Videokunst. Viele Ausstellungshäuser und Museen bringen gepflegte Esskultur und Kunsthunger unter einen Hut und bieten vom Brunch über den Lunch bis zum Dinner kombinierte Genüsse an.

      Das Kunstmuseum Wolfsburg setzt mit seinem Bistro Walino auf »Eat & Art« mit abendlichem Dinner und Führungen dienstags und freitags um 18.30 Uhr zu den jeweiligen Ausstellungen. (www.kunstmuseum-wolfsburg.de)

      Zeitgenössische Kunst macht die Hamburger Kunsthalle mit einem sonntäglichen Brunch (10 – 14 Uhr) und drei stündlichen Führungen dem Publikum mundgerecht. Im Bistro wird beim »Untitled Breakfast« getafelt, durch die jeweiligen Wechselausstellungen in der Galerie der Gegenwart geht es mit wissenschaftlichem Fachpersonal. (www.hamburger-kunsthalle.de)

      Wer in Berlin seine Mittagspause kunstorientiert verbringen will, geht mittwochs um 13 Uhr zu den »Lunch Lectures« in die Deutsche Guggenheim Berlin. An die halbstündige Führung schließt sich ein von den Nationalitäten der Künstler inspiriertes kleines Mittagessen an: spanisch bei Antoni Tàpies, kreolisch bei Kara Walker, chinesisch bei Cai Guo-Qiang. (www.deutsche-guggenheim-berlin.de).

      Eine Institution ist in Düsseldorf das Café op de Eck. 1991 wurde die frühere Hafenkneipe in die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen am Grabbeplatz verlegt, die inzwischen den Namen K20 trägt. Auch hier sitzt man wieder an einer Ecke und kann entweder im Bistro leger über Kunst plaudern oder an weiß gedeckten Tischen mit Blick in den Hofgarten tafeln. (www.kunstsammlung.de)

      Mit zu den beliebtesten Plätzen, ja geradezu Kult ist es, sich während der Messe Art Basel unter den Platanen im Garten oder in einem der verschachtelten Säle des Restaurants Kunsthalle einzufinden. Nicht wegen der Küche etwa, als Treffpunkt ist das Lokal jedoch unerreicht. (www.restaurant-kunsthalle.ch)

      Richtig gut speist man dagegen im Tokyo Eat im von Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal erbauten Palais de Tokyo in Paris. Im künstlerischen Zusammenwirken des Architekten Stéphane Maupin und Designern sowie dem Schweizer Künstler Beat Streuli ist ein unverwechselbares Ambiente unter einer hohen Decke entstanden, wo man sich nach dem Kunstgenuss eine französisch-asiatische Fusionsküche munden lässt. Je nach Tagesangebot auch schon einmal eine lackierte Ente mit parfümiertem Reis und einem Salat von Gurken, Ananas und mit frischem Koriander. (www.palaisdetokyo.com)

      Im siebten Stock der Tate Modern in London hat man nicht nur einen rasanten Ausblick über die St. Paul’s Kathedrale und die City. Am Ufer der Themse kann man sich vom Frühstück bis abends (donnerstags bis 23 Uhr) vor oder nach dem großen Rundgang durch das ehemalige Kraftwerk stärken. In den beiden anderen Cafés der Kunstfabrik gibt es ein Sandwich oder frisch gepresste Säfte. (www.tate.org.uk/modern/eatanddrink)

      Wer der Kunst wegen nach New York reist, besucht auch garantiert das Museum of Modern Art. Wer würde darauf kommen, dort ausgerechnet auf den elsässischen Küchenchef Gabriel Kreuther zu stoßen, dem die New York Times drei Sterne für seine Künste zugeschrieben hat. Die Haute Cuisine hat ihren Preis, schneller, preiswerter und weniger förmlich, aber dennoch appetitanregend sind das Café 2 und Terrace 5. (www.moma.org)

      ADRENALINSTOß:

      DIE GROßEREIGNISSE

      DOCUMENTA, BIENNALE VENEDIG, MANIFESTA ETC.

      Manchmal hat man schon den Eindruck, der Kunstbetrieb sei ein einziger großer Wanderzirkus. Aber das Ziehen von Ort zu Ort und von einem Großereignis zum nächsten scheint das Adrenalin zu sein, das die Kunstszene braucht, um auf dem Laufenden und high zu bleiben. Wer versuchen würde, allen rund um den Globus veranstalteten Biennalen zwischen Venedig, Berlin, Lyon, Istanbul, Shanghai, Sydney, Santa Fe, Havanna, Sharja oder Gwangju hinterherzujetten, könnte locker Kunstmeilen-Weltmeister werden.

      Wer sich das leisten kann, hat es gut. Um den Überblick zu behalten, ist das aber nicht nötig – globales Dorf hin oder her. Immer noch bieten einige Großereignisse in erreichbarer Nähe die Gelegenheit zu Begegnung und Auseinandersetzung mit neuen oder neu inszenierten künstlerischen Positionen.

      Dazu gehört ohne Frage die alle fünf Jahre im Sommer in der nordhessischen Provinz stattfindende »documenta« in Kassel. Auf ihre Geburtsstätte ist das Geschehen längst nicht mehr ausschließlich konzentriert. Der aus Nigeria stammende künstlerische Leiter der 11. Ausgabe der Weltkunst-Schau, Okwui Enwezor, schaltete ihr im Jahr 2002 sogenannte Plattformen intellektueller Diskurse in Afrika, der Südsee, in Wien, Berlin und Indien vor. Der Leiter der 12. Ausgabe im Jahr 2007, der in Berlin gebürtige Wahlwiener Roger M. Buergel, bezog 90 Kunstzeitschriften aus der ganzen Welt zur Erstellung dreier »documenta«-Textsammlungen

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