Der Fluch der goldenen Möwe. Peter Gerdes

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Der Fluch der goldenen Möwe - Peter Gerdes

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nee. Nee nee!« Harm Bengen fuchelte aufgeregt mit dem Zeigefinger. »So einfach ist das nicht. Weil, wenn die Jungen alle zu diesem Burgerladen gehen, dann gehen ein paar von den Alten sicher mit. Im Urlaub muss ja Familie sein, nicht? Geht ja nicht anders. Und diese Gäste, die jungen wie die alten, die fehlen dann den anderen Lokalen! Dann sind die nicht mehr ausgelastet. Und weil die doch alle so knapp kalkulieren müssen, hat mir Bea erzählt, werden die das nicht lange verknusen können. Und dann …«

      »Dann machen die dicht«, unkte Ocko Onken mit Grabesstimme.

      »Und dann musst du wirklich zu McDaisy’s gehen, wenn du noch mal auswärts essen willst«, sagte Harm Bengen zu Reershemius. »Weil es die anderen Restaurants nämlich nicht mehr gibt.«

      »Was für ein Quatsch!«, widersprach Bodo Schmidt, obwohl auch seine Augen vor Schreck gerundet waren. Er ließ die aufgerollte Zeitung fallen. »Es machen hier doch nie und nimmer alle Restaurants dicht, nur weil ein einziger McDaisy’s eröffnet wird! Das ist doch pure Schwarzmalerei. Guckt euch doch bloß mal um, wie viele verschiedene Fressläden es hier gibt!«

      »Klar, das stimmt«, antwortete Onken. »Natürlich gehen nicht alle ein. Sondern nur einige. Nur weiß man vorher nicht, welche das sein werden. Vielleicht Renko Heidergott mit seinem Fischlokal? Oder vielleicht … Harms kleine Bea?«

      »Bea ist zäh, die gibt so schnell nicht auf«, verkündete Harm Bengen mit brüchiger Stimme.

      »Mag sein. Aber kämpfen wird sie müssen. Weil auch die anderen kämpfen werden, kämpfen wie die Kanalratten!«, sagte Onken. »Harte Bandagen. Ein paar werden dabei hopsgehen. Und bei den anderen wird nachher auch nicht alles so sein wie vorher, weil sie ja versuchen müssen, diesem McDaisy’s die Kunden abzujagen. Dabei werden sie sich denen wohl ein bisschen anpassen müssen.«

      »Anpassen?«, fragte Reershemius. »Du meinst – überall weiche Brötchen und Fettpommes?«

      »Musste mit rechnen.«

      »Oh Gommes nee!«

      Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann fragte Harm Bengen: »Wer ist es denn nun eigentlich? Also der, der hier so ’nen Laden aufmachen will? Ich mein, dieser Herr Meckes selbst isses ja wohl nicht.« Er runzelte die Stirn. »Daisy. Ist das nicht überhaupt ein Frauenname?«

      »Ihr werdet es mir nicht glauben.« Wieder schickt Bodo Schmidt sich an, seinen Wissensvorsprung genusssüchtig auszukosten. Angesichts dreier finster blickender Augenpaare jedoch verzichtete er lieber darauf. »Also gut, es ist Heiko Grendel. Was sagt ihr nun?«

      »Heiko? Ha!« Ocko Onken lachte kurz und freudlos auf. »Dann haben wir ja nichts zu befürchten. Heiko kriegt doch nie was gebacken.«

      Harm Bengen lachte nicht. »Heiko Grendel alleine?«, hakte er nach.

      »Nee«, sagte Bodo Schmidt. »Wo soll der denn das ganze Geld hernehmen, das er dafür braucht? Die Zeitung schreibt, dass er noch zwei Leute hinter sich hat. Investoren nennt man so was.«

      »Aha«, grummelte Klaas Reershemius. »Zwei aus Deutschland, stimmt’s?«

      »Stimmt«, bestätigte Schmidt.

      »Und die haben Geld übrig, Geld, das Junge kriegen soll?«

      Bodo Schmidt nickte.

      »Dann wird es vielleicht doch ernst«, sagte Reershemius und hieb erneut seine Stockspitze aufs Pflaster. »Leute, die schon Geld gemacht haben, die wissen, wie das geht. Anders als Heiko Grendel. Und reiche Leute sind nie zufrieden. Die wollen immer noch mehr.«

      »Aber warum geben die sich dann überhaupt mit Heiko ab?«, fragte Ocko Onken. »Heiko ist kein Koch, und als Geschäftsführer bringt er’s auch nicht, das ist erwiesen. Ja, wenn er wenigstens ein passendes Gebäude hätte! Dann könnt ich’s ja verstehen, von wegen keine Genehmigung und so. Aber er hat ja … keins …« Er stockte und rieb sich nachdenklich den schlohweißen Vollbart. »Oder denken die etwa … dass Heiko …«

      Reershemius nickte. »Tjabbes Laden. Der steht leer.«

      »Aber der gehört doch … Tjabbe?«

      »Tjabbe Grendel liegt im Hospiz, in Leer.« Reershemis’ ohnehin schmallippiger Mund wurde zu einem dünnen Strich mit abwärts gebogenen Enden. »Soll es wohl nicht mehr lange machen, heißt es.«

      »Ja und? Der alte Knochen ist zäh«, sagte Onken. »Außerdem, selbst wenn er demnächst in die Kiste springt – wer sagt denn, dass Heiko das Haus erbt?«

      »Wer denn sonst? Heiko ist Tjabbes einziger Neffe, sonst ist da keiner.« Die Familienverhältnisse auf der Insel kannte Reershemius ganz genau.

      »Na ja, er könnte doch auch alles sonst wem vererben, nicht? So begeistert von Heiko war Tjabbe doch nie.«

      Reershemius schüttelte den Kopf. »Selbst wenn. Grundbesitz aus der Familie geben, so etwas tut man doch nicht. Tjabbe bestimmt nicht.«

      »Das Haus ist in miesem Zustand«, warf Bodo Schmidt ein. »Deswegen ist doch der letzte Pächter raus. War ja auch keiner da, an den er sich wenden konnte, wenn es mal irgendwo durchgeleckt hat oder die Heizung kaputt war.«

      »Für einen Investor mit Kohle im Rücken kein Problem«, sagte Onken. »Und Leerstand ist doch geradezu ideal. Dann könnten die praktisch gleich anfangen.«

      »Sowie Tjabbe tot ist«, knurrte Reershemius. »So viel Zeit muss schon noch sein.«

      Schmidt machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, das bisschen …«

      »Dann steht der Hamburger-Invasion ja eigentlich kaum noch was im Wege«, sagte Onken. »Oder, mit anderen Worten: Die goldene Möwe kreist schon über Langeoog.«

      »Wieso denn goldene Möwe?«, fragte Reershemius verständnislos.

      Schmidt lachte. »Warte nur, bis die hier sind und ihre Werbung angebracht haben! Dann weißt du schon, was das bedeuten soll.« Mit ausholenden Gesten malte er ein großes, abgerundetes »M« in die Luft, so, wie kleine Kinder einen fliegenden Vogel malen.

      »Bis dahin werden wir aber noch einen ganz schönen Sturm erleben«, prophezeite Onken. »Einen Sturm der Entrüstung! Sobald sich das alles rumspricht, werden so ziemlich alle Gastronomen der Insel auf die Barrikaden gehen. In Heiko Grendels Haut möchte ich dann nicht stecken.«

      »Ich auch nicht«, sagte Reershemius. »Trotzdem versteh ich das mit der goldenen Möwe nicht. Begreifst du das, Harm?«

      Er blickte zur Seite. Aber Harm Bengen war verschwunden.

      »Meine Zeitung ist auch weg«, maulte Bodo Schmidt.

      5.

      Henning van der Werft liebte es, abends von der Melkhörndüne über Land und Meer zu blicken, dem Rauschen der Brandung, dem Pfeifen des Windes und dem Kreischen der Möwen zu lauschen, den Schein der untergehenden Sonne verblassen und die Farben der Natur nach und nach verschwinden zu sehen. Meist machte er sich erst auf den Heimweg, wenn alles fahlgrau war und er die schmalen Wege durch die Nachbardünen und sein unten abgestelltes Fahrrad kaum noch erkennen konnte. Dann erst hatte er das Gefühl, den Tag gründlich ausgeschöpft, das Angebot der Insel Langeoog bis zur Neige ausgekostet

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