Der Fluch der goldenen Möwe. Peter Gerdes

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Der Fluch der goldenen Möwe - Peter Gerdes

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Nee, das ist ja ’n büschen weit weg«, erwiderte Reershemius. »Von wegen, zum Kinderweglocken.«

      »Blödsinn!« Schmidt lachte, dass sein Speckbauch einen Wellengang entwickelte, der ihn fast von der Bank warf. »Hamburger sind was zum Essen, das weiß doch jedes Kind! Die gibt’s nicht nur in Hamburg, die gibt es überall.«

      »Bei uns aber nicht«, stellte Ocko Onken fest.

      »Und das ist auch gut so«, ergänzte Harm Bengen.

      »Wieso das denn? Für dich und Klaas ist das doch direkt bedauerlich. Weiches Brötchen und dünne Frikadellen sind doch gut, von wegen für ohne Zähne. Die könntet ihr doch lutschen!« Schmidts Bauch kam überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Er waberte sogar so stark, dass die Spitze von Klaas Reershemius’ Stock ihn glatt verfehlte, als der Alte wütend zustieß. Schmidt lachte nur noch lauter.

      »Hamburger sind Schiet«, beharrte Harm Bengen. »Alles Fertigfraß, mit Chemie drin und ohne Vitamine. Die Pommes dabei sind schieres Fett. Und was die dazu trinken! Nix als Zucker mit Wasser und Kunststofffarbe. Igitt, kann ich da nur sagen.«

      Ocko Onken staunte: »Seit wann interessierst du dich denn für gutes Essen? Und woher weißt du das alles?«

      »Von Bea.« Seine Augen hinter den flaschenbodendicken Brillengläsern bekamen einen verliebten Ausdruck. »Die Kleine hat doch jetzt dieses Restaurant, wo es so viel Gemüse gibt, bloß dass das anders heißt. Die ist toll, die kennt sich aus.«

      »Bea Wulf?« Bodo Schmidt fiel fast der Unterkiefer weg. »Sag bloß, die Lady ist dein neuer Schwarm! Donnerwetter, hätt ich ja nicht gedacht, dass sich in deinem alten Gerippe noch was regt. Bea Wulf, mein Lieber, na, du traust dich was! Das ist ’ne Frau von Format, ich kann dir sagen, die wär ja eher noch was für mich!«

      Einen Moment lang herrschte Schweigen auf der Bank; Onken und Reershemius schauten Bengen von der Seite an. Erst als der schallend losprustete, lachten sie laut mit. Und Bodo Schmidt guckte verdutzt.

      »Von wegen neuer Schwarm. Bea ist doch seine Enkelin!«, klärte Onken ihn auf.

      »Genau.« Bengen nahm die Brille ab, um sich die Lachtränen wegzuwischen. Seine Augen schienen plötzlich in Faltenfächern verschwunden zu sein. »Bea ist klasse. Die weiß Bescheid. Und darum ist es auch gut, dass es solche Hamburgerschmieden hier auf Langeoog nicht gibt.«

      »Noch«, sagte Bodo Schmidt leise.

      »Weiß gar nicht, warum du die und ihren Laden so toll findest. All das Grünzeug, das die einem vorsetzt, das ist doch mehr was für Hasen!«, stichelte Klaas Reershemius. »Als ob du nicht selber auch lieber zu Renko gehst und dir einen schönen gebratenen Rotbarsch vorsetzen lässt.« Er hielt inne, legte den Kopf schief, schien in sich hineinzuhorchen. »Wieso ›noch‹?‹«, fragte er dann.

      »Ja, genau.« Auch Onken hatte etwas gemerkt. »Wieso ›noch‹?«

      Bengen sagte nichts, obwohl sein Mund offen stand.

      »Keine Zeitung gelesen heute früh?«, fragte Bodo Schmidt zurück, seinen Wissensvorsprung genüsslich auskostend. Die Wal-Witze auf seine Kosten schrien nach Rache.

      »Klar«, gab Reershemius zurück. »Wie jeden Morgen. Aber da stand nichts. Bloß was von Merkel und Bohlen und so ’n Zeug.«

      »Kein Wunder«, sagte Ocko Onken trocken, »du liest ja auch die Bild.«

      »Na und? Die kann man wenigstens lesen!«, schnauzte Reershemius.

      »Jedenfalls die Überschriften«, stimmte Harm Bengen zu. Sein Kopf wackelte bestätigend. »Die sind groß genug.«

      »Ach, ihr guckt euch doch sowieso nur die Bilder an«, lachte Bodo Schmidt und leckte sich die Lippen. »Nackte Weiber zum Frühstück, als ob das bei euch noch was nützen würde!«

      »Jetzt aber raus mit der Sprache!«, fuhr Onken dazwischen. »Von welcher Zeitung redest du? Und was stand da drin?«

      »Vom Inselboten«, rückte Schmidt endlich heraus. »Und da stand drin, dass wir vielleicht bald doch einen McDaisy’s nach Langeoog kriegen.«

      »Einen was?«, krähte Reershemius. »Ich dachte, der heißt McAllister! Oder er hieß so, jedenfalls, bis sie ihn abgewählt haben.«

      »McDaisy’s, Mensch! So ein Fettfutter-und-Zuckerbrause-Laden, mit Hamburgern und Pommes und so. Nicht dieser christdemokratische Halbschotte.« Ocko Onken war von Herzen Sozialdemokrat; warum, das wusste er zwar schon lange nicht mehr, aber gegen die Konservativen war er aus Prinzip. Irgendwie.

      »Ein McDaisy’s kommt hierher?« Harm Bengen sprach ungewohnt laut. Sein Kopf saß gerade und bewegungslos auf seinem faltigen Hals. »Das kann überhaupt nicht sein. Ist doch bestimmt verboten, hier so was aufzumachen.«

      »Ist es nicht!«, triumphierte Bodo Schmidt. »Ja, ja, hättet ihr mal doch den Inselboten gelesen, da steht das nämlich alles drin. Dieser Redakteur, wie heißt der noch, Gottverhau oder so ähnlich, der hat nämlich unseren Bürgermeister genau das gefragt. Tja, und der Bürgermeister meint, dass er da überhaupt nichts zu verbieten hat.«

      »Was?« – »Unmöglich!« – »Kann ja gar nicht.« – »Hier darf doch nicht jeder, wie dass er glaubt, dass er meint!« – »Also früher, da hätte es das hier nicht, ich meine …« – »Hat dieser Bürgermeister denn überhaupt keinen Mors in der Buxe?« Die anderen drei Mitglieder der Viererbande zeterten wild durcheinander. Bodo Schmidt grinste nur. Endlich schwamm er wieder obenauf. Wie Walspeck.

      Dann zog er eine zerknitterte und wieder aufgerollte Zeitung aus einer der vielen Taschen seiner Weste. »Wenn jemand hier auf der Insel ein Gebäude ankauft oder pachtet, das bereits als Restaurant konzessioniert ist, dann kann er darin auch ein Restaurant betreiben«, zitierte er, ohne die Zeitung aufzuschlagen; er hielt sie vielmehr wie ein Ausrufezeichen vor sich in die Luft. »Darauf, was für eine Art Restaurant das dann ist, hat die Gemeinde keinerlei Einfluss, sagt der Bürgermeister.«

      »Dat giff’t ja wol nich.« Ocko Onken war die Entrüstung pur. »So wenig haben die zu sagen? Dafür machen die aber ganz schön viel Wind.«

      »Anders sieht es aus, wenn es sich um einen Neubau handelt. Dann ist eine Genehmigung natürlich notwendig«, deklamierte Schmidt weiter.

      »Na also, wusste ich’s doch. Dann können die dem also doch ins Frittenfett spucken, diesem McDaisy’s.« Siegessicher entblößte Harm Bengen sein Zahnfleisch.

      »Von wegen.« Wieder wusste es Bodo Schmidt besser. »In solchen Fällen ist nämlich nicht die Gemeinde zuständig, sondern der Landkreis. Und diese Herrschaften sitzen ja bekanntlich drüben in Deutschland.«

      »Der Landkreis? In Deutschland? Sag bloß, die dürfen entscheiden, was wir hier zu essen kriegen!« Das empörte Klaas Reershemius noch mehr als jeder Norderney-Vergleich.

      »Musst ja nicht hingehen, auch wenn die hier aufmachen«, widersprach Schmidt. »Außerdem verkaufen die sowieso nix in Schnabeltassen.«

      »Na, von wegen!« Ocko Onken lüpfte seine Schiffermütze und rieb sich erregt die spärlichen Haarstoppeln. »Wenn dieser Laden, dieser Imbiss, also dieser McDaisy’s wirklich hier aufmacht, dann rennen alle Kinder und Jugendlichen hin, darauf kannste einen lassen.«

      Klaas Reershemius zuckte die Achseln, stieß

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