Schweinekrieg. Guido Seyerle

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Schweinekrieg - Guido Seyerle

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blickte sich um und beobachtete die Männer möglichst unauffällig. Von der Körpergröße her waren sie ungefähr in seiner Größe, so zwischen 1,70 und 1,80 Metern, aber ansonsten unterschieden sie sich doch recht deutlich von dem Journalisten. Hier der eher schlanke, hellhäutige Schreiberling, dort die braungebrannten, drahtigen Freiluftarbeiter. Einige der Landwirte hatten sich wohl extra für diesen Abend frisch rasiert, einzelne feinste Risswunden an ihrem Hals deuteten darauf hin. Hier war Schranz auch froh, dass Martens keinerlei optische Vorschriften machte, wie er und seine Kollegen zum Dienst zu erscheinen hatten. Egal ob kurze Haare, mittellange wie bei Schranz und ein Dreitagebart, oder die künstlich rasierte Vollglatze des Kollegen Muppig, das spielte in der Redaktion der HV keine Rolle.

      Als sein Blick kurz auf sein Bierglas fiel, entdeckte er eine Fliege, die mit hektischen Fußbewegungen versuchte, dem Alkoholtod zu entkommen. Auch sein Tischnachbar schien dies bemerkt zu haben und be-obachtete ihn gespannt. Wer war dieser Fremde überhaupt? Die Männerrunde schien auf eine Erklärung zu warten.

      »Ich bin Christoph Schranz von der ›Haller Volkszeitung‹, wie vorhin schon gesagt. Ich bin auf Einladung von Herrn Bauer hier. Dass ich schon so früh eine Fleischbeilage erhalte«, dabei steckte Schranz seinen rechten Zeigefinger in den Bierkrug, fischte die Fliege mit einer kurzen Drehbewegung heraus, streckte den Finger inklusive Fliege in die Höhe und pustete das tropfnasse Tier mit einem deutlich hörbaren Pff zurück in die Luft, »hätte ich nicht erwartet.«

      Die Männer schmunzelten.

      »Wie bei meinen Artikeln üblich, kann ich Ihnen versichern, dass ich über keine Details des heutigen Gespräches berichten werde, die nicht mit Herrn Bauer abgesprochen wurden. Das handhabe ich immer so. Ich selbst habe Agrarwissenschaften studiert, allerdings ohne Abschluss, da ich gleichzeitig Germanistik belegt und darin meine Diplomarbeit geschrieben habe. Aber mein Fachwissen im Bereich Schweinezucht kann natürlich nicht mit Ihren Erfahrungen mithalten.«

      Der Dialekt des Journalisten – Schwäbisch, gespickt mit fast reinem Hochdeutsch – fiel den Bauern sofort auf. Niemand gab einen Kommentar ab.

      Zwei Männer nahmen einen tiefen Schluck aus ihrem Bierglas, der Rest starrte eher unbeteiligt auf einen Punkt irgendwo vor dem Bierglas oder auf der Tischplatte. Diese unbeweglichen und irgendwo auch unergründlichen Mienen kannte Schranz schon.

      Die Bedienung fragte nach weiteren Wünschen. Einer bestellte noch ein Bier und da er die etwa 60-Jährige Frau mit ›Chefin‹ anredete, war diese Bedienung wohl die Mutter von Heinrich Bauer, die gleichzeitig in der Küche und als Kellnerin wirkte. Der Journalist wusste, dass die Familie bereits seit 1378 hier auf dem Hof lebte und von einem alten Rittergeschlecht abstammte. Das hatte Bauer bereits bei ihrem ersten Telefonat erwähnt.

      Auch wenn nichts an der Chefin an Ritter erinnerte. Eine blaue, mit einem leichten Blümchenmuster versehene Schürze bedeckte ihren für eine Köchin und Wirtin recht schlank gebliebenen Körper.

      Schweigen legte sich wieder über den Raum, bis die aus der Küche führende weiße Schwingtür aufgestoßen wurde und ein etwa 30-Jähriger, braungebrannter großer Mann die Gaststube betrat.

      »Grüß Gott, liebe Kollegen.«

      Alle Blicke richteten sich umgehend auf hin, Bauers braune Augen schweiften über die Tischrunde. Entweder trieb er viel Sport, oder die viele körperliche Arbeit hatte seinen Körper wohl proportioniert ausgeformt. Dunkles Wuschelhaar erhob sich über einem offenen Gesicht, das frisch rasiert war und allgemein einen gepflegten Eindruck machte.

      Der Mann mit dem Schnurrbart ergriff wieder das Wort. »Hallo Heinrich, schön, dass du wieder zurück bist.«

      »Ja, liebe Kollegen, ich war nun fast sechs Jahre unterwegs, es wird Zeit, wieder hier in Hohenlohe, hier in meiner Heimat«, dieses Wort sprach er besonders deutlich und pointiert aus, wobei seine Redegewandtheit sofort auffiel, »zu leben und zu arbeiten. Mein elterlicher Hof und meine Umgebung haben mir gefehlt. Auch wenn ich in Afrika und zuletzt in Indien viel Neues und Aufregendes erlebt habe.«

      Bauer stand ungefähr einen Meter vom Tisch entfernt, der wohl auch als Stammtisch des Lokals diente. Dabei legte er das Gewicht seines Körpers auf beide Füße gleichzeitig, er war ein Bild von einem Mann. Schranz beobachtete dies gerne, zeigte es doch, ob ein Redner von Anfang an selbstbewusst und sicher auftrat.

      Eine schwarze Hose und ein dunkelblaues Jeanshemd ergaben einen seriösen, aber nicht übertrieben edel wirkenden Auftritt.

      »Als ich weg war, hat sich vieles ereignet. Und ich dachte, es wäre sinnvoll, wenn wir in Ruhe darüber reden würden. Vielen Dank, dass ihr gekommen seid.«

      Schnell kreisten die Gespräche um das Wetter, um die letzten Ernten, um die Fleischpreise und vieles mehr. Die Zeit verging wie im Flug. Allerdings hatte Schranz gehofft, dass das geplante Gesprächsthema und damit der Hauptinhalt seines späteren Artikels bald zur Sprache kommen würde. Er hatte Martens versprochen, noch heute Abend den Bericht in der Redaktion abzuliefern.

      Sicherlich waren die Erlebnisse Bauers interessant und dieser verstand es, seine Zuhörer zu fesseln. Wie er es geschafft hatte, die landestypischen Produkte in Afrika wieder beliebt und damit auch verkäuflich zu machen. Was er alles unternommen hatte und wie steinig und dornenreich der Weg gewesen war.

      Bauer war Anfeindungen ausgesetzt gewesen, hatte wohl auch einmal eine Morddrohung erhalten. Zumindest ging das aus seinen Erzählungen hervor.

      Aber seine Berichte waren spannend, und dem Journalisten wurde recht schnell klar, dass die Geschichte des heutigen Abends nicht mehr in der morgigen Ausgabe der HV erscheinen würde. Er wollte den Redefluss des Mannes nicht unterbrechen und so war es ihm nicht möglich, mit Martens zu telefonieren. Eine Rüge war ihm sicher. Aber Martens hätte sich an seiner Stelle wohl ähnlich verhalten, zumindest hoffte Schranz das.

      Nur vom SHL, wie das Schwäbisch-Hällische Landschwein von den Züchtern genannt wurde, war nicht die Rede.

      Der junge Mann drehte sein Bierglas hin und her. Seine Gedanken verselbstständigten sich. Er stellte sich vor, wie Heinrich Bauer in Afrika auf Englisch erklärte, auf welche Art Mais angebaut wurde, und welches Saatgut man wann wo verwenden musste. Wie das Wetter dort wohl gewesen war? Wie das Essen? Ob es überhaupt Bier in Afrika gegeben hatte?

      »Und Herr Schranz wird darüber morgen in der ›Haller Volkszeitung‹ berichten.«

      Schranz wurde aus seinen Gedanken gerissen.

      »Es tut mir leid, meine Herren, aber dafür wird es nicht mehr reichen. Es ist nach 18.00 Uhr, also bereits nach Redaktionsschluss.«

      Bauer schaute ihn überrascht an.

      »Warum haben Sie das nicht früher gesagt?«

      »Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Tut mir leid.«

      Ein Wesenszug an Bauer schien zu sein, dass er ziemlich direkt, vielleicht sogar etwas herrisch war. Aber vielleicht lag das auch an den vielen Jahren im Ausland, in denen er wahrscheinlich fast immer der Chef gewesen war und sich gegen andere Arbeitsauffassungen hatte durchsetzen müssen. Kurz war ein leichtes Zucken an seinem rechten Augenlid zu erkennen, seine ansonsten normal geformten Lippen verschmälerten sich für einen Moment, um sich dann schnell wieder zu normalisieren.

      »Dann will ich zum eigentlichen Thema unseres Abends kommen.«

      Bauer blickte ruhig

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