Kraftvoll beten. Pete Greig

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Kraftvoll beten - Pete Greig

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      In diesem Kapitel haben wir gelernt, wie wichtig es zu Beginn des Betens ist, passiv oder aktiv innezuhalten, um unsere Seele zur Ruhe kommen zu lassen und uns auf den Herrn auszurichten. Indem wir das tun, und sei es nur für ein paar Minuten jeden Tag, rücken wir wieder die ewige Gegenwart Christi in den Mittelpunkt und können so aus viel tieferem Frieden und Glauben heraus und mit viel weniger Angst und Sorge beten.

      Aber natürlich kannst du jetzt überlegen: „Okay, gut, ich habe einen Gebetsort gefunden (Kapitel 1), ich nehme mir Zeit zum Beten (Kapitel 2) und ich lerne, zur Ruhe zu kommen (Kapitel 3). Aber was geschieht nun? Was sage ich denn nun, wenn ich schließlich mit dem Schöpfer des Universums allein bin?“

      Es ist an der Zeit, über die Einführung in Lukas 11,1 hinauszugehen und sich in die eigentlichen Worte des Vaterunsers zu vertiefen (Lukas 11,2–4). Da befassen wir uns weniger allgemein, sondern sehr viel spezifischer damit, wie man betet. Wir kommen zum zweiten Schritt in unserem P.R.A.Y.-Prozess, „Freude“!

      Ein Gebet der Stille: Psalm 131,1–2

      HERR, ich bin nicht hochmütig

      und schaue nicht auf andere herab.

      Ich strecke mich nicht nach Dingen aus,

      die doch viel zu hoch für mich sind.

      Ich bin zur Ruhe gekommen,

      mein Herz ist zufrieden und still.

      Wie ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter,

      so ruhig und geborgen bin ich bei dir!

       Weiterführende Literatur:

       David G. Benner, Opening to God: Lectio Divina and Life as Prayer.

       VORBILDER IN DER ENTSCHLEUNIGUNG UND IM FOKUSSIEREN

       Die Wüstenväter und -mütter

       Wilde Stille in einer toxischen Kultur

      Wohin immer du gehst – habe überall Gott vor Augen! Was immer du tust oder redest – suche für alles ein Zeugnis in der Heiligen Schrift. Wenn du dich an einem Ort niederlässt – dann eile nicht schnell weiter. Diese drei Dinge beachte, und du wirst das Heil finden. (Antonius der Große, 251–356)

      Bis zum Ende des dritten Jahrhunderts war das Christentum trotz brutaler Verfolgung aus einer jüdischen Provinz-Sekte zum dominanten Glauben des Römischen Reichs geworden. Im Jahr 312 geschah das Undenkbare: Der Kaiser Konstantin selbst bekehrte sich zum Christentum (wie ernst es ihm damit war, ist allerdings umstritten). Römische Tempel wurden bald zu Kirchen umfunktioniert, heidnische Festtage wurden zu christlichen Festen und der einst verachtete und geschmähte Glaube war nun gesellschaftlich anerkannt. Christen genossen hohes Ansehen und die Kirche erlangte Macht.

      Aber viele Gläubige waren zutiefst beunruhigt. Sie erinnerten sich an die Demut und Einfachheit Jesu und sorgten sich, dass seine Anhänger verdorben, sein Evangelium verwässert und seine heilige Braut instrumentalisiert werden würde. Sie wollten sich nicht anpassen und beschlossen, eine einfachere, demütigere und heiligere Lebensweise zu suchen, weit weg von den korrumpierenden Machtzentren: im ägyptischen und syrischen Ödland.

      Sie wurden als Wüstenväter und -mütter bekannt. Im Mittelpunkt ihrer Spiritualität stand die geistliche Kampfführung (Kapitel 11) und eine Annäherung an das Gebet, das man als „Hesychasmus“ (aus dem Griechischen für „Stille, Ruhe“) kannte. Dies ist die Praxis der „inneren Stille und des beständigen Gebets“, mit der wir uns in diesem Kapitel beschäftigt haben.

      Überraschenderweise begannen diese Männer und Frauen die Welt, aus der sie geflohen waren, zu verändern. Ihr Leben der Entbehrung, der kämpferischen Geisteshaltung und des beständigen Gebets sprach prophetisch zu der abgestumpften Kultur ihrer Zeit. Hunderte von Pilgern versuchten, von den weisen Einsichten von Menschen wie Antonius dem Großen zu lernen. „Es war, als wäre ein Arzt von Gott nach Ägypten gesandt worden“, sagt sein Biograf Athanasius. „Denn welcher Trauernde, der Antonius begegnete, kehrte nicht jubelnd zurück?“20 Um diese Gebetskämpfer herum wuchsen Gemeinschaften und Wirtschaftsgebilde einer Gegenkultur und die ersten Klöster entstanden. Aus den Wüsten Ägyptens reisten Missionare mit dem Evangelium in den Norden, gründeten radikale Klostergemeinschaften und evangelisierten die keltischen Völker Großbritanniens mindestens zwei Jahrhunderte bevor die römische Kirche nach Canterbury kam.

      Thomas Merton, der selbst ein kultiviertes Leben in New York aufgab, um Trappistenmönch zu werden, sagt über die Wüstenpioniere: „Sie wussten, dass sie nichts Gutes tun konnten, solange sie in den Trümmern umherirrten. Aber als sie erst einmal auf festem Boden Fuß gefasst hatten, war es anders. Dann hatten sie nicht nur die Kraft, sondern sogar die Pflicht, die ganze Welt hinter sich her in Sicherheit zu ziehen.“21

      Setz dich in deine Zelle,

       und deine Zelle wird dich alles lehren.

       (Abba Moses)

       SCHRITT 2: FREUDE

      Anbetung und Dank

      Freut euch zu jeder Zeit, dass ihr zum Herrn gehört. Und noch einmal will ich es sagen: Freut euch! (Philipper 4,4)

      Beim Anblick der Nordlichter denkt niemand: „Wow, ich bin unglaublich!“ Staunen und Bewundern entspricht unserem Wesen, und daraus folgt, dass wir Lob äußern. Das Vaterunser beginnt mit einer Einladung zur Anbetung: „Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name.“ Nachdem wir am Anfang unserer Gebetszeit zur Ruhe gekommen sind, ist Ehrerbietung die natürlichste und angemessenste Reaktion auf die Gegenwart Gottes. Überspring diesen Schritt nicht. Den Namen des Vaters zu heiligen ist die wichtigste und erfreulichste Dimension des Gebets. Bleib eine Weile dabei und freue dich an Gottes Segnungen, bevor du um mehr bittest. Wie der Flug für den Adler, der Galopp für das Pferd, wie der Sprung für den Lachs, so ist Anbetung das, wozu Gott dich bestimmt hat.

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