Kraftvoll beten. Pete Greig

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Kraftvoll beten - Pete Greig

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zufrieden und still. Wie ein kleines Kind in den Armen seiner Mutter, so ruhig und geborgen bin ich bei dir!“, sagt der Psalmist.10 In solchen Momenten braucht man nicht zu sprechen, ja, es wäre sogar unpassend. Die Zeit steht still und Worte verstummen. Es reicht, einfach beieinander zu sein, wie gute Freunde sich schweigend wohlfühlen, ohne die Leere mit Reden füllen zu müssen. Wie Antonius der Große es vor mehr als sechzehn Jahrhunderten sagte: „Vollkommen zu beten heißt, nicht zu wissen, dass man betet.“11

       Das Gebet der Sammlung

      Es gibt mehrere einfache Praktiken, die dir helfen können, in der Vorbereitung auf das Gebet deine zerstreuten Sinne zu sammeln. Vielleicht helfen dir diese vier Schritte:

      1.Entspanne dich. Setze dich zu Beginn ein paar Augenblicke bequem hin, ohne etwas zu tun, vielleicht mit den Händen im Schoß, die Handflächen nach oben geöffnet. Lockere ganz bewusst jeden einzelnen angespannten Körperteil. Deine Haltung ist durchaus von Belang. Die Bibel schreibt von Knien, Händeheben, lang ausgestrecktem Liegen, sogar von Tanzen. Wenn du dich dem Herrn nahst, versuche eine Gebetshaltung zu finden, die sowohl bequem als auch bedeutungsvoll ist.

      2.Atme. Atme beim Entspannen tief und langsam ein. Atme den Lebensatem des Heiligen Geistes ein und atme deine Sorgen mit leichten Seufzern aus. Eine flache und unregelmäßige Atmung ist ein häufiges Symptom von Angst und von Stress. Sie reduziert den Sauerstoffgehalt im Gehirn und verstärkt dadurch genau die Unruhe, die die flache Atmung überhaupt erst ausgelöst hat. Tiefes Atmen kehrt diese Bedingung um und hilft uns, klarer zu denken, verlangsamt den Herzschlag, senkt den Cortisolspiegel und bringt das Geschwätz in unserem Kopf zur Ruhe. Manche Menschen werden bei so etwas ein bisschen nervös. Sie fürchten Atemtechniken als ein mögliches Tor zu östlicher Mystik oder New-Age-Täuschung. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, wenn unser Fokus auf Jesus liegt. Als er seinen Jüngern nach seiner Auferstehung erschien, „hauchte er sie an und sagte: ‚Empfangt den Heiligen Geist!‘“12 Als eine der primären biblischen Metaphern für den Heiligen Geist und als eines der primären biologischen Kennzeichen des Lebens selbst gehört das Atmen von Anfang an ins Lexikon der legitimen jüdisch-christlichen Spiritualität, seit Gott Adam schuf, indem er „ihm den Lebensatem in die Nase“ blies.13 Was könnte weniger unheimlich sein, was könnte sinnvoller und universeller sein, als einfach nur gut zu atmen, um gut zu funktionieren?

      3.Sprich. Wenn du ruhig dasitzt und langsam atmest, kann es auch hilfreich sein, im Atemrhythmus ein Gebetswort oder einen Satz zu wiederholen. Du könntest z. B. beim Einatmen „Vater im Himmel“ sagen und beim Ausatmen: „Geheiligt werde dein Name.“ Manche Menschen übernehmen das berühmte Jesusgebet, das auf die großen Heiligen der ägyptischen Wüste im fünften Jahrhundert zurückgeht: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, sei mir Sünder gnädig.“ Traditionen, die noch älter sind als die der Wüstenväter, befürworten die betende Wiederholung des aramäischen Wortes „Maranatha“ aus 1. Korinther 16,22, das „Komm, Herr“ oder „Der Herr ist gekommen“ bedeutet. Das Gebet der Sammlung von Franz von Assisi war ebenso einfach: „Mein Gott und mein Alles.“ Seine Anhänger wiederholen diesen Satz bis heute immer wieder, als Mittel der andächtigen Anbetung, der Meditation und der Hingabe. Ich beginne meine Gebetszeiten oft noch einfacher mit einem ganz leisen „Danke, Jesus“ oder mit Zungenreden, denn wie Paulus sagt: „Wer in unbekannten Sprachen redet, stärkt seinen persönlichen Glauben.“14 Welche Sprache und welchen Ausdruck man auch immer wählt, es geht nicht darum, allzu ernsthaft über die Worte selbst nachzudenken, sondern darum, mit ihrer Hilfe Ablenkungen zu verscheuchen und seinen Geist auf den gegenwärtigen Moment und die Gegenwart Gottes darin zu konzentrieren.

      4.Wiederhole. Mach dir keine Gedanken, wenn du abgelenkt wirst – es wird sich nicht vermeiden lassen. Fang einfach wieder neu an, dich zu entspannen, zu atmen und deinen Gebetssatz zu wiederholen, bis du zur Ruhe kommst. Bald wird sich die Kompassnadel wieder eingenordet haben. Kein geistlicher Riese, der nicht auch schon einmal mit Unkonzentriertheit im Gebet zu tun gehabt hätte! Im Jahr 1621 gestand der Dichter John Donne, der auch Dekan der St. Paul’s Cathedral war: „Ich lade Gott und seine Engel zu mir ein, und wenn Gott und seine Engel da sind, beachte ich sie nicht, weil eine Fliege summt, eine Kutsche rattert, eine Tür quietscht.“15 Wirst du abgelenkt, hilft dir vielleicht die Vorstellung, dass du dich in einem Ruderboot auf einem See befindest. Eben hat dich ein Schnellboot überholt und dabei hohe Wellen geschlagen. Du wirst hin- und hergeworfen, die friedliche Stimmung ist dahin. Bleib nun aber still. Lass deine Gedanken neu zur Ruhe kommen, und bald ist der Frieden wiederhergestellt.16

       Kinetische Sammlung

      Gelegentlich funktioniert das alles nicht! Manchmal bin ich zu überdreht, um mich auf eine derart regungslose Weise sammeln zu können. Dann bewege ich mich, um ein wenig Adrenalin abzubauen und so zur Ruhe zu kommen. Leider erkennen nur wenige Gebetsexperten die Bedeutung von Bewegung für diejenigen unter uns, die durch Aktivität lernen und verarbeiten (und das betrifft mindestens 50 Prozent der Bevölkerung). Die meisten der klassischen Aussagen zu Gebet regen genau das Gegenteil an; sie beschreiben im Detail, wie wir körperlich zur Ruhe kommen und alle äußeren Ablenkungen ausschließen können, um uns innerlich auf Christus zu konzentrieren.

      Früher machte ich mir Sorgen, mit mir könnte etwas nicht stimmen, weil ich es fast unmöglich fand, still zu sein, mein Gehirn abzuschalten und eine Weile schweigend dazusitzen, ohne abgelenkt zu werden oder einzuschlafen. In Gebetsräumen lief ich oft laut redend auf und ab. Lieber malte ich ein Bild, wie schlecht auch immer, als mir ein Bild vorzustellen. Ich wollte meistens laut beten, nicht in meinem Kopf, und mit anderen Menschen, nicht allein. Diese peinliche Unfähigkeit gab mir das Gefühl, ungeistlich zu sein: dass ich etwas so Einfaches wie stillsitzen und eine Weile mal nichts tun nicht hinbekam. Wegen dieser Unfähigkeit meinte ich, für immer ein schlechter Beter bleiben zu müssen, der ganz gewiss irgendeine höhere Stufe in der Begegnung mit Gott verpasste.

       BEWEGUNG KANN BESSER ALS STILLSITZEN HELFEN, DIE GEDANKEN ZUR RUHE ZU BRINGEN, STRESS ABZUBAUEN UND EINEN KLAREN KOPF ZU BEKOMMEN.

      Aber dann hörte ich von einem Lehrer, dass viele seiner Schüler Informationen kinetisch verarbeiten: indem sie aktiv etwas tun, statt passiv am Tisch zu sitzen. Ich sprach mit Sportlern, die Gott leichter begegnen konnten, wenn sie Rad fuhren oder liefen oder schwammen und nicht mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen still dasaßen, wie man es ihnen in der Sonntagsschule beigebracht hatte. Ich lernte Künstler kennen, die ihre Gebete malen, modellieren und schnitzen wollten, Tänzer, die sich bewegen mussten, und Musiker, die ihre Gebete trommeln oder rappen wollten.

      Langsam verstand ich, dass Ruhe nicht unbedingt still, intellektuell, einsam oder auch nur statisch sein muss. Ruhe kann aktiv sein. Tatsächlich hat die medizinische Forschung vor Kurzem entdeckt, dass Bewegung besser als Stillsitzen helfen kann, die Gedanken zur Ruhe zu bringen, Stress abzubauen und einen klaren Kopf zu bekommen. Ich sage nicht, dass Stille unwichtig ist – sie ist lebenswichtig, wie wir gesehen haben. Aber wenn in den ersten zwanzig Minuten des Trainings der Puls steigt, wird ein Protein namens BDNF17 freigesetzt, um Gedächtnisneuronen wiederherzustellen, während zur Konzentrationssteigerung die Hirnaktivität zunimmt und Endorphine ein Gefühl von Ruhe und sogar Euphorie auslösen. Mir scheint, dass solche physiologischen Effekte ebenso sehr Gottes Gabe sein können wie jeder andere, eher konventionelle kontemplative Ansatz.

      Wir wissen, dass Jesus selbst oft aktiv gebetet hat. Einmal zeichnete er im Sand.18 Im Garten Gethsemane warf er sich auf den Boden.19 Er liebte es offensichtlich zu klettern, und ich glaube einfach nicht, dass Jesus nur wegen der schönen Aussicht und etwas Ruhe so oft früh am Morgen und spät in der Nacht auf einen Berg stieg. Ich bin überzeugt, dass er beim Gehen betete, manchmal zweifellos mit Schweiß auf der Stirn, keuchend und mit klopfendem Herzen.

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