Kraftvoll beten. Pete Greig

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Kraftvoll beten - Pete Greig

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dein Wille ist. Ich will dir sagen, was mein Wille ist – ich möchte, dass meine Frau lebt. Ich möchte, dass unsere Jungen ihre Mama behalten. Und wenn ihr Name auf irgendeinem Wandplaner im Himmel steht, wenn sie an diesem Ding sterben soll, dann will ich, dass du dich um uns kümmerst. Du musst es tun.“

      Ich heulte fast in meinem Schmerz, während der arme Dan einfach dasaß und sich wahrscheinlich fragte, ob man zu so einer Respektlosigkeit „Amen“ sagen könnte.

      Es war eines meiner ehrlichsten Gebete. Eine Weile schämte ich mich dafür, wie ich in jener Nacht versucht hatte, mit Gott zu kämpfen, schämte mich, dass ich nicht genug vertraut hatte und nicht heilig genug gewesen war, um die große Hingabe Jesu in seiner dunkelsten Stunde nachzuempfinden: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“

      Aber dann zeigte mir der Herr ganz behutsam, dass er meine Bereitschaft, um Sammys Leben zu kämpfen, tatsächlich gut gefunden hatte. Er liebte sie ja auch. Dass er nichts anderes von mir erwartet hätte. Dass er selbst den Vater angefleht hatte: „Lass diesen Kelch an mir vorübergehen“, bevor er das andere schaffte.

       Ehrlich vor Gott

      Die Bibel ist oft viel ehrlicher als die Gemeinde. Es ist dir wahrscheinlich schon aufgefallen, wie viele Psalmen (sie sind das jüdische Gebetbuch) nicht fröhlicher Jubel sind, sondern Schmerzensschreie. „Den ganzen Tag über klage und stöhne ich, bis er mich hört“ (Ps. 55,18). Das ist eine Menge Klagen und Stöhnen!

      Einer der größten Patriarchen der Bibel, Jakob, rang in einer Gebetsnacht so heftig mit Gott, dass er eine Verletzung davontrug, die bis ans Ende seines Lebens nie auskurierte.

      Mose jammerte über das Volk, das er nach Gottes Berufung führen sollte: „Warum tust du mir das an? … Musst du mir wirklich die Verantwortung für dieses ganze Volk aufhalsen? … Bin ich etwa die Mutter dieser Menschen? Habe ich sie zur Welt gebracht?“11

      Der Prophet Jeremia schnauzte Gott an – anders kann man es nicht sagen: „Herr, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen! Du bist stärker als ich und hast den Kampf gewonnen. Und nun werde ich lächerlich gemacht – tagaus, tagein; alle verhöhnen mich!“12

      Das wirklich Bemerkenswerte an all den unhöflichen, respektlosen, selbstmitleidigen Gebeten in der Bibel ist nicht, dass sie überhaupt gesprochen wurden, sondern dass man sie nie gestrichen hat. Diese unverschämten Gebete wurden von Antihelden gebetet, die zu heftigem Narzissmus, krasser Dummheit und auch äußerstem Edelmut in der Lage waren. Ein bisschen wie du und ich.

      Die wie unsere schlechtesten Gebete aussehen, könnten in Gottes Augen tatsächlich unsere besten sein. Die, die am wenigsten von andächtigen Gefühlen gestützt werden, … entstammen vielleicht einer tieferen Ebene als dem Gefühl. Gott scheint manchmal am vertrautesten zu uns zu sprechen, wenn er uns sozusagen unvorbereitet erwischt. (C.S. Lewis)13

       3. Dranbleiben

      Wie wichtig es ist, unermüdlich zu beten und dabei nicht aufzugeben, machte Jesus durch ein Gleichnis deutlich. (Lukas 18,1)

      Egal wie einfach und ehrlich wir beten, es kommt leicht vor, dass wir den Mut verlieren und aufgeben wollen, weil das Beten nichts zu bringen scheint. Deshalb reicht bloßes Einfachbleiben und Echtbleiben nicht aus. Jesus sagt auch, dass wir „unermüdlich beten und dabei nicht aufgeben“ sollen. Das ist für jeden von uns derart wichtig, dass ein ganzes Kapitel dieses Buches dem Umgang mit Enttäuschungen über spät oder gar nicht erhörte Gebete gewidmet ist. Aber an dieser Stelle nur so viel: Gebet kann große Ähnlichkeit mit dem Aufeinanderstapeln von Dominosteinen haben. Wir beten dasselbe, was wir schon hundertmal gebetet haben, und plötzlich fällt der ganze Turm in sich zusammen. Der Durchbruch ist da. Das Wunder geschieht. Nicht, weil wir endlich die richtige Formel gefunden hätten. Es geschieht, weil wir nicht ein Gebet zu früh aufgegeben haben.

      Der wegweisende Missionspädagoge Frank Laubach, durch dessen Alphabetisierungsprogramme über sechzig Millionen Menschen lesen lernten, verglich Gebet mit Steinwürfen in einen Sumpf: Die Steine versinken, ohne eine Spur zu hinterlassen. Die Tätigkeit erscheint sinnlos. Mach das aber lange genug weiter, höre nicht auf, Steine in den Sumpf zu werfen, dann wird dieser irgendwann ausgefüllt sein. Eines Tages wird der Stein, den du wirfst, nicht mehr versinken. Und dann entsteht fester Boden.

      Ich habe festgestellt: Um „dranzubleiben“ – immer wieder Steine in den Sumpf zu werfen –, gehört die Disziplin einer täglichen Ruhezeit zu den wichtigsten Schlüsseln. Jesus hat einmal seine Freunde eingeladen: „Kommt, nur ihr allein, abseits an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus“14, und seitdem nehmen sich Millionen seiner Anhänger jeden Tag ein wenig Zeit, um sich mit Jesus an einen ruhigen Ort zurückzuziehen.

      Als jemand, der im Bereich Selbstdisziplin viel zu kämpfen hat – dass ich ins Fitnessstudio gehe, den Schokoladenkuchen ablehne, mich vor Mitternacht schlafen lege, Zahnseide benutze und, ja, sogar regelmäßige Gebetszeiten einhalte –, als so jemand zögere ich, eine starre Routine zu befürworten. Ich will dir nichts Schweres oder nicht Einhaltbares aufbürden, wenn du im Gebet wachsen willst. Aber um diese große Wahrheit, die in der Schrift gelehrt, von Christus vorgelebt und ausnahmslos von allen unseren Glaubenshelden vertreten wird, kommen wir nicht herum: Man kann nicht im Gebet wachsen ohne ein gewisses Maß an Anstrengung und Unbehagen, Selbstdisziplin und Selbstverleugnung. So wie du ohne regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung nicht körperlich fit werden kannst, so wird dein geistliches Wachstum zu einem sehr großen Teil durch die Gebetsübungen bestimmt, mit denen du es aufbauen und aufrechterhalten willst.

       Die Beschaffenheit der Romantik

      Frisch verliebt, waren Sammy und ich wie besessen voneinander, in fast peinlichem Ausmaß. Wir telefonierten stundenlang und wollten ständig zusammen sein. Wenn Sammys Name fiel, schlug mein Herz höher. Verabredungen waren unnötig, denn wir steckten sowieso die meiste Zeit zusammen. Aber inzwischen sind wir seit einem Vierteljahrhundert verheiratet und es ist, sagen wir mal einfach, nicht mehr ganz so intensiv! Ohne die Disziplin geplanter Ehe-Abende könnten ohne Weiteres Wochen vergehen, in denen wir nicht richtig miteinander reden oder in irgendeine Form von Romantik investieren.

       GENUSS OHNE DISZIPLIN VERBRAUCHT SICH MIT DER ZEIT.

      Ich bin sicher, dass ein verliebtes Pärchen, das uns heute sieht, denken könnte: „Lass uns bloß nie so werden wie Pete und Sammy. Wir müssen unbedingt darauf achten, dass unsere Beziehung immer leidenschaftlich und spontan bleibt. Wir wollen nicht so langweilig und vorhersehbar enden, dass wir sogar die Romantik planen müssen!“

      Die Sache ist aber die: Die Beziehung zwischen Sammy und mir ist heute, nach fünfundzwanzig Jahren, erfüllender, als wir es damals in der ersten Zeit der heftigen Verliebtheit hätten verstehen können. Und es war die Disziplin täglicher Kommunikation, häufiger Eheabende, regelmäßigen Vergebens und der jährlichen Erneuerung unseres Eheversprechens, die unsere Liebe lebendig gehalten hat. Niemand ist dafür geschaffen, jahrelang auf der Höhe emotionaler Intensität zu leben. Das wäre ungesund, nicht auszuhalten, nicht real. Genuss ohne Disziplin verbraucht sich mit der Zeit, das ist unausweichlich. Der Schwung lässt nach. Aber wenn Genuss und Disziplin miteinander tanzen lernen, dann geht es Beziehungen gut. Sie reifen und halten. Sammy und ich mögen nicht mehr das junge, verliebte Pärchen sein, das Pheromone ausdünstet wie ein Lkw Diesel. Aber dank der heiligen Gewohnheiten, die wir über viele Jahre hinweg gemeinsam gepflegt haben, sind wir heute ein Vierteljahrhundert näher daran, eins dieser schrumpeligen

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