Kraftvoll beten. Pete Greig
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Aus Monaten wurden Jahre, aus einer täglichen Disziplin eine heilige Gewohnheit, und eines Morgens, als er dasaß und schaukelte, machte ihm der Herr den Vorschlag, seinen Beruf aufzugeben, das Haus zu verkaufen und von Chicago nach Colorado zu ziehen, wo eine Gemeinde seine Hilfe brauchte. Es war ein lebensverändernder Moment, der für seine ganze Familie einen neuen und außerordentlich fruchtbaren Lebensabschnitt eröffnete.
Einige Jahre später wurde bei ihm eine aggressive Form von unheilbarem Krebs diagnostiziert, aber er hielt seinen allmorgendlichen Termin mit Gott in diesem Stuhl ein. In seinen letzten Tagen fand er dort im Gebet Kraft für die allerschwerste Veränderung.
Am Tag der Beerdigung bemerkte ein Freund, wie die trauernde Witwe den Schaukelstuhl anschaute. „Was machst du jetzt damit?“, fragte er. „Oh, wir werden ihn unseren Kindern und Enkelkindern vererben“, meinte sie. „Es ist mir ein sehr lieber Gedanke, dass sie so in diesem Stuhl sitzen, wie mein Mann es getan hat, ihr Herz erleichtern, auf den Herrn hören und ihr Leben von ihm leiten und gestalten lassen.“31
Wo steht dein „Stuhl“? Für meine Frau ist er ein täglicher Spaziergang mit dem Hund und ein wöchentlicher Termin mit Gott in einem bestimmten Café. Für eine Lehrerin, die zu unserer Gemeinde gehört, ist er ihr Klassenzimmer, in dem sie jeden Tag eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn leise über jedem einzelnen Tisch betet. Für eine Studentin aus einer sehr strengen Sikh-Familie ist er ihr Auto. „Fahren ist meine Zuflucht“, erzählte sie mir. „Ich stelle Anbetungsmusik an, ganz laut, und meine Familie kann mich nicht davon abhalten!“ Wo auch immer du deinen Stuhl findest, versuche ihn täglich zu besuchen. Mach ihn zu deinem lichten Ort, einem heiligen Raum, der dir hilft, in allem Hin und Her des Lebens mit Gott zu leben und zu sprechen.
Herr, lehre uns beten
Vor zweitausend Jahren richteten die Jünger eine der größten Bitten aller Zeiten an Jesus, der gerade von seiner regelmäßigen Zeit mit Gott und seinem Gebetsort zurückkam: „Herr“, sagte einer von ihnen, „lehre uns beten“. Jesu Antwort auf diese einfache, bescheidene Bitte war erstaunlich großzügig. Er putzte seine Jünger nicht herunter, sagte nicht: „Das solltet ihr aber inzwischen wirklich können!“ Stattdessen gab er ihnen das größte Gebet der Weltgeschichte. Diese Männer führten später ein außergewöhnliches Gebetsleben. Sie beteten, bis Häuser ins Wanken gerieten. Durch die Kraft des Gebets holten sie Petrus aus einem Hochsicherheitsgefängnis heraus. Manchmal wurden Kranke schon geheilt, wenn nur ihr Schatten auf sie fiel. Sie empfingen die Art von Offenbarung, die einen kulturellen Paradigmenwechsel bewirkte. Und was das Bemerkenswerteste ist: Eines Tages fanden sie in sich die Gnade, im Angesicht des Todes für ihre Folterer zu beten.
Die Jünger wurden zu mächtigen Gebetskämpfern, aber das geschah nicht automatisch. Gebet wurde nicht vom Himmel auf sie heruntergebeamt. Die Apostel wurden nicht automatisch damit ausgestattet. Sie lernten auf die harte Tour beten, und ihr Unterricht fing damit an, dass sie an einem bestimmten Tag diese simple, berührend verletzliche Bitte aussprachen: „Herr, lehre uns beten.“
Und natürlich tat er das.
* * *
In diesem einleitenden Kapitel habe ich den historischen und biblischen Hintergrund des Gebets und die universelle Bedeutung von heiligen Orten dargestellt, von der Klagemauer in Jerusalem bis zu einem Schaukelstuhl in Colorado. Ich habe deutlich gemacht, dass beten zu lernen wirklich alles andere als merkwürdig, sondern vielmehr die natürlichste, wichtigste und wunderbarste Sache der Welt ist. Ich wollte dich ermutigen, dem Beispiel Christi zu folgen und zum Beten regelmäßig „einen bestimmten Ort“ (oder auch mehrere) aufzusuchen. In späteren Kapiteln (3 bis 12) werden wir uns auf einzelne Dimensionen des Gebets konzentrieren, z. B. auf Anbetung, Bitte, Fürbitte und Kontemplation. Aber zunächst einmal behandeln wir die grundlegende Frage, die in diesem Buch im Mittelpunkt steht: Wie betet man auf der simpelsten Ebene, im eigentlichen Sinn des Wortes?
Weiterführende Literatur: Richard Foster, Gottes Herz steht allen offen.
2: Einfach bleiben
Anfangen
„Herr, lehre uns beten.“
Der beste Rat zum Thema Gebet, den ich je bekam, war: Einfach bleiben, echt bleiben, dranbleiben.
Du musst einfach bleiben, damit die natürlichste Sache der Welt nicht kompliziert, verschroben und unnatürlich wird.
Du musst echt bleiben, denn wenn das Leben höllisch wehtut, wirst du versucht sein, so zu tun, als ob es dir gut ginge. Und wenn du etwas vermasselst, wirst du versucht sein, dich vor Gott zu verstecken (was nie wirklich funktioniert) und am Ende vor dir selbst (was ganz gut funktioniert).
Und du musst dranbleiben, denn das Leben ist schwer, die Schlacht ist heiß und Gott ist kein Algorithmus. Der Glaubensweg verlangt von uns allen eine gewisse Hartnäckigkeit, nicht zuletzt auf dem Gebiet des Betens.
* * *
Es war der heiligste Moment meines Tages: Gutenachtgebet mit meinem Sohn. Hudson war warm und sauber, roch nach Seife und steckte schon in seinem Superhelden-Schlafanzug. Sehr bald würde er eingeschlafen sein. Es würde wieder Ruhe herrschen im Haus. Alles würde gut sein.
„Keine bösen Träume, Herr“, betete ich im Flüsterton. „Lass Huddy wissen, wie sehr du ihn liebst, und lass ihn Christ werden, wenn er groß ist.“
„Nein!“, posaunte mir eine Kleine-Jungen-Stimme ins Ohr.
„Nein, Daddy!“, wiederholte er ungehalten, ja empört. „Ich will nicht Christ werden, wenn ich groß bin!“
„Ach so“, meinte ich etwas ernüchtert und bemühte mich, mir keine Enttäuschung anmerken zu lassen.
„Ähm – und willst du mir auch sagen, warum nicht?“
„Wenn ich groß bin, Daddy“, verkündete er und schob seine Hühnerbrust vor, „wenn ich groß bin, will ich Batman werden.“
„Ach so“, sagte ich noch einmal und zog ihn ein bisschen näher zu mir. Ein Weilchen saßen wir still da.
„Ich glaube“, wagte ich mich schließlich vor, „es ist möglich, beides zu sein.“
Sicher gibt es Tage, wo ich lieber eine Reihe persönlicher Superkräfte hätte statt mich mit langwierigem und verwirrendem Beten abzuplagen. Gott weiß, dass es uns nicht immer leichtfällt, in seiner Gegenwart einen Satz zu formulieren. Wie der Psalmist sagt: „Er vergisst nicht, dass wir nur Staub sind.“1 Er versteht, dass wir manchmal keine Worte haben, abgelenkt, überfordert oder verwirrt sind. Es verunsichert ihn nicht, wenn wir gelegentlich an seiner Existenz zweifeln. Er sieht unser verletztes und gebrochenes Herz und weiß, dass es ja manchmal so aussieht, als würden Gebete nichts nützen. Er ärgert