Kraftvoll beten. Pete Greig

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Kraftvoll beten - Pete Greig

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Interview übte auf die Zuhörer eine tiefgreifende Wirkung aus. Tatsächlich war der experimentelle Künstler Patrick Brill (besser bekannt unter seinem merkwürdigen Pseudonym „Bob and Roberta Smith“) so bewegt von David Rotts Zeugnis, dass er die folgenden vier Monate damit zubrachte, jedes einzelne Wort davon Buchstabe für Buchstabe auf eine riesige Leinwand zu übertragen, die dann als Herzstück der Sommerausstellung der Londoner Royal Academy in der zentralen Halle aufgehängt wurde – jener Jahresausstellung zeitgenössischer Kunst, die die populärste des Landes und die älteste der Welt ist.

      Von primitiven Höhlenmalereien bis zu weiß getünchten Wänden der Royal Academy – der universelle Impuls zu beten durchdringt die menschliche Ethnologie und Archäologie, Soziologie und Psychologie. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Mensch sein heißt beten. Man sollte also weniger fragen, warum wir beten, als vielmehr, wie wir beten und zu wem. Für Milliarden Menschen findet sich die Antwort auf solche Fragen in dem revolutionären Leben und den Lehren Jesu Christi.

       Die Bibel und das Gebet

      Am nächsten Morgen stand Jesus vor Tagesanbruch auf und zog sich an eine einsam gelegene Stelle zurück, um dort allein zu beten. (Markus 1,35)

      Der Größte, der je gelebt hat, war vor allem ein Mann des Gebets. Vor seinem öffentlichen Wirken fastete er über einen Monat lang in der Wüste. Bevor er seine zwölf Jünger auswählte, betete er eine ganze Nacht lang. Als er die furchtbare Nachricht von der Hinrichtung seines Cousins Johannes hörte, „fuhr er mit einem Boot in eine entlegene Gegend. Er wollte allein sein.“15 Nach der Speisung der Fünftausend war er verständlicherweise müde, reagierte aber auf das Wunder, indem er auf einen Berg stieg und betete.

      Als die Belastungen des Ruhms ihn zu erdrücken drohten, betete Jesus.16 Als er im Garten Gethsemane, den eigenen Tod vor Augen, vor Angst Blut schwitzte und von seinen Freunden enttäuscht war, betete er.17 Sogar in den Stunden unvorstellbarer körperlicher und geistlicher Qualen am Kreuz schrie Jesus zu dem, der ihn scheinbar verlassen hatte.18

      Jesus betete und betete und betete.

      Aber dabei blieb es nicht. Nach seiner Auferstehung gebot Jesus den Jüngern, seinem Beispiel zu folgen, sodass schließlich die Kirche geboren wurde: „Sie alle trafen sich regelmäßig …, um gemeinsam zu beten.“19 Mit deren exponentiellem Wachstum folgten die Apostel dem Beispiel ihres Herrn weiter und räumten dem Gebet eine entschieden höhere Priorität ein als drängenden Aufgaben aus ihrer Leitungsverantwortung.20

      In der Stadt Joppe „stieg Petrus auf das flache Dach des Hauses, um dort ungestört zu beten“ und empfing eine schockierende Vision von nicht koscheren Tieren, die zum Essen dargereicht wurden; eine epochale Offenbarung, die das Evangelium aus seiner jüdischen Wiege in die riesigen Erntefelder der heidnischen Welt katapultieren sollte.21

      Die gleiche Gebetsbereitschaft sehen wir bei Paulus, von dem es unmittelbar nach seiner Bekehrung auf dem Weg nach Damaskus heißt: „Er betet gerade.“22 Seine Briefe sprudeln über von Bitten, spontanen Lobgesängen und leidenschaftlichen Ermahnungen zu beten. Wir stehen im aktiven Kampf gegen dunkle geistliche Mächte, erinnert er die Epheser (Eph. 6). Wir sind Teil einer gewaltigen himmlischen Gebetsversammlung, sagt er den Römern (Röm. 8). Wir werden von Wahrheiten erbaut, die sich nur im Gebet offenbaren, schreibt er den Korinthern (1. Kor. 14).

      Die Priorität des Gebets sehen wir auf beinahe jeder Seite der Bibel und in allen Kapiteln der Kirchengeschichte. Es ist weder ein Randthema noch ein optionales Extra für Verzweifelte oder Fromme. Es gehört weder zu einer anderen Zeit in der Geschichte noch zu einer anderen Art von Leuten, die spiritueller, disziplinierter oder erfahrener sind als du und ich. Gebet ist von großer und allumfassender Bedeutung für jeden von uns. „Gebet ist mehr als eine brennende Kerze“, erklärt der Theologe George A. Buttrick. „Es ist die Ansteckung mit Gesundheit. Es ist der Puls des Lebens.“23 Eine echte Beziehung mit Gott bedeutet täglichen Umgang mit ihm, wie ihn Adam und Eva im Garten Eden pflegten. Es bedeutet, so vertraut mit ihm zu sprechen wie Mose, mit dem der Herr „von Angesicht zu Angesicht“ sprach, „so, wie Freunde miteinander reden“.24 Und es bedeutet, aufmerksam auf seine Stimme zu hören, wie Jesus sagte: „Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.“25

       Seinen eigenen Gebetsort finden

      Bevor Jesus seinen Jüngern das Vaterunser gab, „war er an einem [bestimmten] Ort“.26 Das ist von Bedeutung. Es scheint bestimmte Orte gegeben zu haben, an denen er am liebsten betete. An anderer Stelle riet er seinen Jüngern: „Wenn du beten willst, zieh dich zurück in dein Zimmer, schließ die Tür hinter dir zu …“27 Die Örtlichkeit war eindeutig von Belang. Und dann, ein wenig später, am Pfingsttag, heißt es: „Plötzlich kam vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sich versammelt hatten“, sodass die Jünger „etwas wie züngelndes Feuer“ sahen, „das sich auf jedem Einzelnen von ihnen niederließ“. Nur Augenblicke später „wurden sie alle mit dem Heiligen Geist erfüllt“ (Apg. 2,2-4).28 Ist das nicht ein interessanter Verlauf? Der Heilige Geist erfüllte den Ort, bevor er die Menschen erfüllte.

      Die alten keltischen Christen verstanden sehr gut, dass der Heilige Geist sowohl Orte als auch Menschen durchdringen kann, und beschrieben solche heiligen Stätten anschaulich als „thin places“, „dünne“ oder „lichte Orte“. Dein lichter Ort kann einfach ein bestimmter Stuhl in deinem Haus sein, eine Bank im Park, eine gesegnete halbe Stunde lang der Weg zur Arbeit, ein 24-7-Gebetsraum29, in dem du regelmäßig eine Schicht übernimmst, vielleicht sogar die heilige Stätte namens Badezimmer.

      „Ich rate dir auch dringend“, schreibt der geistliche Lehrer Richard Foster, „einen Ort zu suchen, an dem du dich konzentrieren kannst – einen Garten, einen Abstellraum, einen Dachboden, vielleicht sogar einen bestimmten Stuhl – irgendeine Stelle, die nicht zum alltäglichen Ablauf gehört und wo du nicht abgelenkt wirst. Nutze diesen Platz als dein heiliges ‚Zelt der Begegnung‘.“30

      Selbst wenn du eigentlich gar nicht wirklich beten willst, kann ein Ort des Gebets es oft leichter machen. Schon allein deine Anwesenheit ist eine Absichtserklärung, du sagst damit: „Herr, ich möchte nicht hier sein. Trotzdem – hier bin ich!“ Diese Erfahrung habe ich bei meinen täglichen Zeiten mit Gott und bei Terminen in 24-7-Gebetsräumen oft gemacht. Ich mag anfangs nicht immer da sein wollen – oft fahre ich ohne Lust zum Gebetsraum, überzeugt, dass ich eigentlich keine Zeit dafür habe und dass 24-7-Gebet die schlechteste Idee der Weltgeschichte ist –, aber ich stelle mich zur Verfügung, einfach, indem ich da bin. Bei solchen Gelegenheiten begegnete mir Gott oft am stärksten. Nach Jahrzehnten von Nacht-und-Tag-Gebet bin ich heute überzeugt, dass 99 Prozent einfach in der Anwesenheit besteht; in der Leistung, bewusst da zu sein für den Gott, der jederzeit und immer für uns da ist.

       Wo ist dein Stuhl?

      Ein Werbemanager bekehrte sich, meinte aber, für eine tägliche Gebetszeit keine Zeit zu haben. „Für Sie ist das einfach“, sagte er zu seinem neuen Pastor. „Sie haben jede Menge Zeit, aber ich bekomme einfach nicht noch etwas in meinem Leben unter.“ Am Anfang dieses Buchs magst du ähnliche Gedanken haben: „Für Pete ist das ja kein Problem“, denkst du vielleicht, „er ist schließlich der 24-7-Typ. Er schreibt den ganzen Tag Bücher und spricht mit den Eichhörnchen. Mein Leben sieht völlig anders aus – hektisch und stressig.“

      Aber der Pastor konterte mit einer kleinen Herausforderung. „Wissen Sie“,

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