Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader

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Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader

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Fenster stürze!«

      »Du willst morden? Willst meinen Ruf als Künstlerin aufs Spiel setzen?«

      »Hinweg«, rief Arthur und gab sich Mühe, den leisen Zorn, den er wirklich empfand, bis auf den höchsten Gipfel zu steigern, »hinweg, du willst mich nur aufhalten, damit dein neuer Liebhaber Zeit erhält, den Rückweg anzutreten, und ich das Nest leer finde, wenn ich eintrete, damit du rein und schuldlos dastehst!«

      »Ich bin unschuldig«, rief das Mädchen, indem es den jungen Mann von der Tür zurückzudrängen suchte.

      »Entweder ich bleibe oder der Unverschämte bleibt hier – hinweg!«

      »Gnade, Gnade!«, rief Arabella mit zitternder Stimme und hielt den Zornigen bei beiden Händen fest, als ob sie fürchtete, dass er ein Mordinstrument ziehen würde.

      Arthur aber entwand sich dieser schwachen Fessel, riss stürmisch die Tür zum Vorzimmer auf und rief mit tönender Stimme:

      »Licht, Sally, Licht!«

      Die Zofe saß auf einem Sessel, hatte den Kopf auf den danebenstehenden Tisch gelegt und schien zu schlafen. Erschreckt fuhr sie auf. Aber noch ehe sie ein Wort äußern konnte, hatte Arthur mit der linken Hand das Licht, das auf dem Tisch stand, ergriffen, mit der rechten seine Reitpeitsche, die noch immer auf dem Stuhl lag, und war in das Boudoir zurückgestürzt.

      Zitternd folgte das Kammermädchen.

      Arabella saß auf dem Sofa und hatte ihr Gesicht in das Kissen gelegt, als ob sie weinte. So erblickte sie Arthur, als er mit dem Licht eintrat. Wie von Mitleid ergriffen, blieb er vor ihr stehen. Sie erhob ihr glühendes Köpfchen.

      »Himmel, diese Peitsche!«, rief sie. »Arthur, hinweg mit diesem fürchterlichen Instrument!«

      Dabei warf sie einen Blick auf Sally, die ihn verstand und sich wieder entfernte.

      »Ha, du hast Mitleid mit diesem Menschen – du liebst ihn! Nein, ungerächt verlasse ich dieses Zimmer nicht, das ich nie wieder betrete!«

      Mit geschwungener Reitgerte, das Licht in der linken Hand, stürzte er in das Schlafzimmer.

      Dasselbe Geräusch, das Anlass zu dieser Szene gegeben hatte, war das erste, das er hörte, als er mit hoch emporgehobenem Licht in der Mitte des freundlichen Schlafzimmers stand. Zitternd blickte er in den Winkel, aus dem es kam. Aber fast wäre er vor Schreck zu Boden gesunken, denn hinter den weißen Gardinen, die eine elegante Badewanne umschlossen, sah er den Kopf einer weißen Ziege, die ihn mit hellen Augen verwundert anblickte. Das Tier lag bis an den Hals in dem kühlen Wasser und gab durch leises Plätschern das Wohlbehagen kund, das ihm das Bad gewährte. Er warf einen Blick zum Fenster – dessen Flügel waren zwar geöffnet und das Licht der Kerze fiel auf das dunkle Grün einer Maulbeerfeige, die ihre Zweige davor ausbreitete, aber alles war still, wie die schwüle Nacht selbst – nur Djali, die Ziege, plätscherte zuweilen in der Badewanne, dass das parfümierte Wasser einen lieblichen Duft verbreitete.

      Der arme Arthur, der dieses komische Ende seiner Eifersuchtsszene nicht erwartet hatte, stand beschämt und ärgerlich zugleich mit seinem Licht und seiner Reitpeitsche da, und er musste sich in diesem Augenblick bekennen, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn er einen Liebhaber durch das Fenster hätte entschlüpfen sehen. Fast hätte er seinen Unmut an der Ziege ausgelassen, denn mit welchem Gesicht sollte er jetzt Arabella unter die Augen treten? Noch war er unschlüssig, ob er der Sache einen ernsten oder scherzhaften Anstrich geben sollte, als Arabella ihm plötzlich zur Seite trat und ihm leise die Reitgerte entwand.

      »Arthur«, sagte sie bittend und legte ihr schelmisch lächelndes Gesicht auf seine Schulter, »Arthur, du wirst doch meine arme Ziege nicht schlagen? Sieh nur, wie freundlich sie dich anblickt! Sie hat ihr Lager dort verlassen und ein Bad genommen – das ist doch wahrhaftig kein Verbrechen! Auch Djali steht unter dem Einfluss der Sonne von Louisiana, darum suchte sie eine erquickende Abkühlung. Komm, wir wollen sie nicht stören!«

      Der junge Mann antwortete mit einem erzwungenen Lächeln und ließ sich scheinbar ruhig in das Boudoir zurückführen, wo er das Licht auf einen Tisch stellte.

      »Bist du böse, Arthur?«, fragte die Tänzerin mit einer Miene, als ob sie die Schuldige wäre und um Verzeihung zu bitten hätte, und dabei leuchteten ihre Gazellenaugen von Tränen, die das gewaltsam unterdrückte Lachen erzeugt hatte, denn ihr war die Ursache des Geräusches nicht fremd gewesen.

      Arthur lächelte wieder, als ob er sagen wollte: Mein Scherz ist gelungen.

      »Mein Kind«, flüsterte er, »deine Djali hat gut gespielt; fast hätte sie mir den Sieg streitig gemacht.«

      »Ist sie doch meine Schülerin, die den Freund ihrer Lehrerin zu schätzen weiß.«

      Wie jeder Eifersuchtsszene, wenn sie zu Ende gespielt wird, so folgte auch dieser eine innige Umarmung, in der Arthur alles vergaß, was vorgefallen war, und erst als die Uhr Mitternacht schlug, erinnerte er sich an den Aufbruch.

      »Und wenn ich dich morgen Abend nicht in der Loge sehe?«, fragte Arabella beim letzten Kuss.

      »Dann hat ein plötzlicher Tod meinem Leben ein Ende bereitet!«, rief der Dandy, aus dem in der letzten halben Stunde wieder ein glühender Liebhaber geworden war.

      »Um Gottes willen«, rief Arabella erschrocken, »ich würde auf der Bühne zu Boden sinken, wenn ich dich nicht sähe!«

      »Keine Sorge, mein Engel, du wirst mich sehen!«

      Noch einen Kuss, dann trat Arthur ins Vorzimmer. Sally geleitete ihn bis zur Ausgangstür auf die Straße, die der Portier auf ihr Geheiß öffnete. Zofe und Portier empfingen jedes ein Goldstück für ihre Dienste.

      »Ein artiger junger Mann«, meinte der Mulatte, indem er die Tür wieder schloss. »Wird er oft wiederkommen?«

      »Ich glaube«, sagte die Zofe und fügte beschönigend hinzu, »er ist ja der künftige Gemahl meiner jungen Herrin.«

      Als Sally in das Boudoir zurückkehrte, lag Arabella auf dem Sofa.

      »Ich bin müde«, sagte sie, »entkleide mich.«

      Die Zofe begann und vollendete ihr Geschäft.

      »Miss«, sagte sie lächelnd, indem sie der Tänzerin einen weißen Nachtmantel überwarf, »ist etwas vorgefallen, das Sir Arthur erschreckt hat?«

      »Hast du etwas gehört?«

      »Nein, ich saß im Vorzimmer und war eingeschlafen, als er so stürmisch eintrat. Aber nachher, während Sie mit Arthur plauderten, habe ich etwas gehört, was mich ein wenig erschreckte.«

      »Nun?«, fragte Arabella gespannt.

      »In dem Baum, der sich vor dem Fenster des Vorzimmers erhebt, hörte ich plötzlich ein Knistern, als ob kleine Zweige abgebrochen würden. Ich lauschte, aber das Geräusch schwieg. Schon glaubte ich, mich getäuscht zu haben, als es sich abermals vernehmen ließ; es kam näher, immer näher, bis es sich endlich in ein Rauschen dicht unter der Fensterbrüstung verwandelte. Sie können sich meine Angst denken, denn ich vermutete, dass irgendein wildes Tier, das durch Zufall in diesen Baum geraten war, von dem Schein meines Lichtes angezogen würde.«

      Arabella hatte mit ängstlichen Mienen zugehört.

      »Und

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