Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe). August Schrader

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Die Braut von Louisiana (Gesamtausgabe) - August Schrader

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ein Herz und schlug rasch die Fensterflügel zu. Gleich darauf kam Sir Arthur, dem ich bis zur Tür leuchtete. Dann habe ich nichts mehr gehört.«

      »Es wird ein Nachtvogel gewesen sein«, meinte die Tänzerin beruhigt, schlang ihren Mantel fester um sich und wollte in ihr Schlafgemach gehen; an der Schwelle blieb sie jedoch noch einmal stehen. »Sally«, sagte sie, »bringe zuvor meine Djali zu Bett, ich werde noch einen Augenblick warten.«

      »Das ist ja schon vor drei Stunden geschehen!«, antwortete Sally.

      »Geh nur hinein, und du wirst zugleich den Grund für Arthurs Aufregung erfahren, den du doch gewiss gern wissen möchtest.«

      Sally nahm ein Licht und ging ins Schlafzimmer. Arabella warf sich aufs Sofa und lächelte still vor sich hin, denn sie dachte an Arthurs Eifersucht. Plötzlich schreckte sie der laute Schrei des Kammermädchens in dem Kabinett auf, dem unmittelbar darauf das Geräusch eines harten Gegenstandes folgte, der in dem Schlafzimmer zu Boden fiel.

      »Himmel!«, rief die Erschreckte und sprang an die geöffnete Tür. Sally trat ihr aus dem dunklen Zimmer entgegen. »Nun, was hast du, du bist bleich und zitterst?«

      »Ich glaube es wohl«, stammelte Sally, »ein solches Gesicht kann ein Mädchen wohl erschrecken!«

      »Was für ein Gesicht?«

      »Das in das Fenster Ihres Schlafzimmers sah.«

      Das arme Kammermädchen zitterte am ganzen Körper; es musste sich auf einen Stuhl setzen. Arabella, in ihrem weißen Mantel, stand wie die Statue einer gallischen Priesterin vor ihr. Einige Sekunden vergingen, ehe eine von den beiden Frauen ein Wort reden konnte. Die Tänzerin, die das Gesicht nicht gesehen hatte, war erschrockener als die Zofe, die es gesehen hatte.

      »Sally, kann dich nicht der Schein des Lichtes getäuscht haben? Vielleicht, dass die Blätter des Baumes …«

      »O nein, Miss Arabella«, sagte die Zofe, die sich wieder etwas erholt hatte, »der Schein des Lichtes fiel in das wirkliche Gesicht eines Mannes, der auf dem Baum saß und den Kopf ins Fenster steckte, als ob er in dem Zimmer etwas suchte.«

      Arabellas Angst kehrte doppelt zurück, denn sie legte sich die Frage vor, ob Arthur das Gesicht gesehen hatte, oder nicht. Da fiel ihr Sallys Erzählung ein.

      »Wann hörtest du das Geräusch auf dem Baum am Fenster des Vorzimmers?«, fragte sie mit kaum vernehmbarer Stimme.

      »Nachdem Sir Arthur mich durch sein stürmisches Eintreten aus dem Schlaf geweckt hatte.«

      Arabella schöpfte wieder Atem, denn sie erinnerte sich, dass Arthur unmittelbar nach seiner Rückkehr aus dem Vorzimmer in das Kabinett gegangen war, und war der Meinung, dass der durch das Schließen der Fensterflügel vereitelte Versuch, in das Vorzimmer zu dringen, den in dem Schlafzimmer zur Folge gehabt habe. Arthur konnte mithin das Gesicht nicht gesehen haben, da dessen Besitzer unmöglich in einer Minute jenen Baum verlassen und den an dem Fenster des Schlafzimmers ersteigen konnte. An einen Sprung war auch nicht zu denken, da die beiden Fenster des Boudoirs zwischen den fraglichen Zimmern lagen, vor denen keine Bäume standen.

      »Und wie sah das Gesicht aus?«, fragte die junge Herrin weiter.

      »Ach, mein Gott, ich konnte es nur einen Augenblick sehen, da mir vor Schreck das Licht aus der Hand fiel, aber dieser Augenblick genügte, um mir die fürchterlichen Züge auf ewig einzuprägen.«

      »Nun, so rede, wie sah es aus?«

      »Es war ein langes, braunes Gesicht mit zwei großen feurigen Augen, die wie Kohlen aus einem wilden, dunklen Bart glühten. Das lange Haupthaar hing verwirrt über die Stirn und lief an den Seiten mit dem Bart zusammen. Von dem übrigen Körperteil gewahrte ich nichts als den Kragen eines farbigen Hemdes, denn der Mann lag mit der Brust auf dem Fenstersims.«

      Das war kein Liebhaber, dachte Arabella, das war ein Dieb, der Arthurs Eifersucht nicht erregen kann. »Und zog er sich bei deinem Anblick nicht zurück?«, fragte sie laut.

      »Ich glaube, Miss, denn als ich mich ein wenig erholt hatte, hörte ich ein hohles Rauschen in den Zweigen, tief unter dem Fenster.«

      »Gut«, sagte Arabella, die auf diese Nachricht den Mut einer Spanierin bekam, »so folge mir, wir wollen das Fenster schließen und dann zur Ruhe gehen.«

      Mit diesen Worten ergriff sie das Licht und trat kühn in das Schlafzimmer. Sally bekam ebenfalls wieder Mut, als sie ihre Herrin ohne Furcht vorangehen sah. Kein Blatt regte sich in den Zweigen des Baumes am Fenster, und das Innere des Zimmers war so ruhig wie Djali, die ihr Bad verlassen und sich in einen mit Decken ausgefüllten Binsenkorb gelegt hatte, der ihr als Bett diente. Mit demselben Mut, mit dem sie eingetreten war, schloss Arabella die Flügel der Fenster und zog die Vorhänge zusammen.

      Nach zehn Minuten lag Arabella unter der leichten, seidenen Decke ihres Bettes und dachte über die Vorfälle des Abends nach, und je mehr sie darüber nachdachte, desto ruhiger wurde sie, denn sie sah ein, dass Arthur in keinem Fall Anlass zu Argwohn nehmen konnte. Den kleinen Streit, den die Bäume vor den Häusern von New Orleans erregt hatten, hielt sie für einen Zufall, der mit dem Gesicht am Fenster durchaus nicht in Verbindung zu bringen war. Schon streckte der mohnbekränzte Schlummergott seine Arme nach dem reizenden Mädchen aus, als plötzlich ein Gedanke sein Köpfchen durchfuhr, der den wohltätigen Gott wieder verscheuchte.

      Und wenn dieses Gesicht dennoch einem Liebhaber gehört hätte, war dieser Gedanke, wenn vielleicht ein abscheulicher, wilder Indianer dich zufällig gesehen hat und dir nun nachstellt? Sollte Arthur die Indianer nicht gemeint haben, als er von den Bäumen vor den Fenstern sprach? »Hu«, rief sie halblaut aus, »wenn ein solcher Mensch seine Arme nach mir ausstreckte – entsetzlich! – Doch nein«, fügte sie nach einer Pause hinzu, »Arthur wird mich schützen und vor den Angriffen dieser Leute sichern. Gute Nacht, mein lieber Freund, gute Nacht!«

      Mit einem Lächeln, das die Eitelkeit hervorgebracht hatte, entschlummerte Arabella endlich.

      Als Sally in ihr Zimmer trat, verschloss sie das erhaltene Goldstück in einem Kästchen, das noch eine Anzahl ähnlicher Münzen enthielt, denn es ließ sich ein heller Klang vernehmen, als sie es hineinwarf. Ob alle diese Goldstücke Geschenke von Arabellas Liebhabern waren, können wir nicht sagen, nur so viel glauben wir mit gutem Gewissen versichern zu können, dass sie die Zofe weder gefunden noch geerbt hatte.

      Sollte man indes vermuten, das hübsche Kammermädchen fürchtete sich und dachte noch mit Schrecken an das braune, wilde Gesicht in dem Fenster des Schlafzimmers, so irrt man sich; Sally entkleidete sich mit ihrer gewöhnlichen Ruhe, schlüpfte wie ein Aal ins Bett und dachte zwar an die Erscheinung, aber nicht mit Schrecken, sondern mit der Meinung: Ich hätte auch diesem Gesicht die Tür geöffnet, wenn es meinen kleinen Schatz um einige Goldstücke vermehrt hätte.

      Sally war zwar eine Engländerin, aber listig, gewandt und fein wie eine Französin.

      Herrin und Zofe schlafen, wir wollen Sir Arthur auf seinem Heimweg begleiten.

      Als der Portier die große Flügeltür hinter ihm geschlossen hatte, wandte er sich nach links und ging raschen Schrittes die vom Mond hell beleuchtete Straße hinab. Die einzelnen Bäume vor den Häusern, von denen einige einen nicht unbedeutenden Umfang hatten, warfen lange Schatten über den hellgrauen Boden der breiten Straße, sodass die eine Seite derselben dunkler war als die andere. Unser Held hielt sich auf der Seite, die nicht von den Bäumen beschattet wurde. Außer ihm und seinem Schatten, der mit langen Schritten neben ihm ging, befand sich kein lebendiges

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