Resli, der Güterbub. Franz Eugen Schlachter

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Resli, der Güterbub - Franz Eugen Schlachter

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es wäre ihnen kommod7, wenn sie gleich etwas mitnehmen könnten. „Ja“, erklärte der nächste Verwandte, „den Buben da, den er gedinget hat, den könnt ihr haben, wenn ihr wollt, der muss allweg irgendwo gefüttert werden bis zur nächsten Verdinggemeinde im Brachmonat; aber vom Teilen redet nicht, es gibt nichts aus dem Käs. Die Tochter ist die einzige Erbin; sie hat zwar das Alter längst, um mündig zu sein, aber weil sie keinen Mund hat, so steckt die Vormundschaftsbehörde allweg ihre Nase in die Sache hinein. Einstweilen nehme ich als Onkel das Eisi zu mir, allein kann man es ja hier nicht hausen lassen, den Bub kann nehmen wer will.“ – „Wenn dem so ist“, sagten die Andern und machten ein langes Gesicht, „so nimm du den Bub auch gleich dazu, es wird am Platz sein, dass, wer den Nutzen hat, auch den Schaden übernimmt.“

      Nein, hier beim Schafehüten brachen die alten Sündenwunden des armen Knaben, die unter der Pflege des alten, frommen Mannes vernarbet waren, von neuem wieder auf, und hier war niemand, der den Balsam des Wortes Gottes in dieselben goss. Fluchen und Schwören hörte er im Haus, aber kein Gebet, und wenn er draußen an den Gassen hütete, so traf er hier eben die Gassenbuben an, denen sah er ihre Unarten ab, oder er wurde von ihnen selbst zur Zielscheibe ihrer Bubenstücke gemacht. Da seine Kleider zu zerreißen begannen, niemand sie ihm flickte und er auch keine neuen erhielt, so machten sich die andern Kinder Spaß daraus und rissen ihm die Fetzen vom Leibe, um, wie sie sagten, ihre eigenen Löcher zu verstopfen damit. Die ehrbaren Leute, die des Weges kamen, gingen an ihm vorüber wie der Priester und der Levit an dem, der unter die Räuber gefallen war, nein, sie schalten ihn noch einen Hudel, was in feinerem Deutsch einen Lumpen bedeuten will.

      Resli wartete vergeblich auf den barmherzigen Samariter, er kam nicht, und so blieb dem armen Jungen nichts anderes übrig, als fortan hinter eine Hecke zu schlüpfen, wenn jemand vorüberging, und sich zu vertrösten auf die nächste Verdinggemeinde, wo der liebe Gott ihm wieder einen Engel zuschicken konnte, wie der verstorbene Pflegevater einer gewesen war.

      Das war ein großer Schade für ihn, denn wie sehr hätte der achtjährige Knabe der väterlichen Erziehung und der mütterlichen Pflege bedurft. Was für eine Herzlosigkeit liegt doch in einer derartigen Verkostgeldung armer Kinder, bei welcher nur zwei Gesichtspunkte maßgebend sind, der Kostenpunkt und die Rücksicht darauf, dass ein solches Kind werchen lernen muss. Ganz richtig ist es ja an und für sich, wenn man die Verdingkinder vor dem Müßiggang bewahren will, weil dieser in der Tat aller Laster Anfang ist, aber ist denn damit einem Kinde schon eine gute Erziehung zugesichert, dass man ihm für schwere Arbeit sorgt? Als ob die Anstrengung aller Tugenden Anfang wäre! Resli wenigstens hat`s erfahren, dass dem nicht so ist. Arbeit hatte er genug unter der Junggesellenmeisterschaft, für die ein Kind nur so viel Wert hatte, als man an ihm Tagelöhne ersparen konnte; um seine Erziehung zur Tugend und Gottesfurcht kümmerte man sich aber in diesem Hause keinen Pfifferling. Nun denken Manche, diesen Mangel empfinde so ein Bub ja nicht; auf einen groben Klotz gehöre ein grober Keil. Aber Resli hatte keinen groben Klotz, sondern ein weiches Herz in seiner Brust. Hatte er das von seiner Mutter geerbt, oder war`s Gottes Gnade, die ihn frühe zog; wohl wurde es ihm die sechs Jahre hindurch, die er in diesem Hause zubrachte, nie in dem Heidentum, in das er hier mitten in der Christenheit, nur zwei Stunden von der nächsten Kirche entfernt, hineingegangen war.

      Wir sagen „Heidentum“. Gab es denn Götzen in diesem Haus? Ja, der große Götze Mammon hatte hier alles in seiner Gewalt. Über seinem Altar hatten die beiden Brüder einen Bund gemacht, keiner von ihnen wolle sich verheiraten; lieber einen Sack voll Geld als eine Schar Kinder im Haus, sagten sie. Sie hielten ihr Versprechen treulich, das ist wahr; es kam

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