Ein Boot, ein Kuss und du. Isabella Lovegood

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ein Boot, ein Kuss und du - Isabella Lovegood страница 12

Ein Boot, ein Kuss und du - Isabella Lovegood

Скачать книгу

großer Pluspunkt waren hingegen die Dienstzeiten. Im Supermarkt arbeitete ich auch am Sonntag und er schloss wochentags erst um zweiundzwanzig Uhr. Dieser Schichtdienst bis in die Nacht hinein hatte bald ein Ende, denn ›Muebles García‹ hatte sechsmal die Woche von zehn bis zwanzig Uhr geöffnet, was ich als eindeutige Verbesserung empfand. Vor allem aber konnte ich mich mit dem befassen, das mir Freude und Befriedigung verschaffte, und das war das Allerwichtigste. Erst jetzt fiel mir auf, dass wir uns überhaupt nicht über die Bezahlung unterhalten hatten, aber schlechter konnte sie ohnehin nicht werden. Im Supermarkt bekam ich kaum mehr als das, was mir gesetzlich zustand.

      Als ich meine Wohnungstür aufschloss, befand ich mich in absoluter Hochstimmung. Meine Pumps stellte ich ordentlich nebeneinander, dann ging ich in mein Schlafzimmer, schlüpfte aus dem blauen Kleid und hängte es auf seinen Bügel. Ich hatte noch immer das Gefühl, unter Strom zu stehen, als ich mich in Leggins und T-Shirt mit einem Glas Orangensaft auf meinen kleinen Balkon setzte. Während ich tief durchatmete, fragte ich mich, was Lorenzo wohl gerade machte. Hatte er meine Nachricht schon gelesen? Ich stutzte und lauschte angestrengt. Ja, das war mein Klingelton! Das Telefon steckte noch in der Handtasche. Bevor ich es erwischte, wurde es still. Mein Herz fing schneller zu klopfen an, als ich sah, dass der Anruf von ihm gekommen war. Ich drückte die Rückruftaste und er hob sofort ab.

      »Gratuliere! Ich wusste doch, dass das passt!« Er klang genauso euphorisch, wie ich mich fühlte.

      »Danke, Lorenzo, vielen Dank! Der Laden ist toll und ich freue mich total, bald dort zu arbeiten, statt Wurst aufzuschneiden und Fische auszunehmen.«

      Er lachte. »Das kann ich mir vorstellen. Rafa ist begeistert von dir!« Es entstand eine kurze Pause, bevor er fragte: »Was machst du denn heute noch? Ich finde, das sollten wir feiern!«

      Mein Puls, der sich mittlerweile beinahe normalisiert hatte, erhöhte sich erneut. Wollte er mich heute schon wieder treffen?

      »Am Abend bin ich bei einer Freundin.«

      »Oh.« Das klang eindeutig enttäuscht. »Und davor?«

      »Mittagessen.« Spontan kam mir eine Idee. Schließlich war ich ihm was schuldig. »Bist du schon hungrig? Hast du Lust, zu mir zu kommen? Ich könnte eine Kleinigkeit für uns kochen.« Mit klopfendem Herzen wartete ich auf seine Reaktion.

      »Wow, ja gern!«

      Rasch überschlug ich gedanklich, was meine Vorräte hergaben. »Magst du Meeresfrüchte?«

      »Ja, klar. Wann?«

      »In einer halben Stunde?«

      »Ich freue mich!«

      ***

      »Du hast ihn bekocht?« Inés starrte mich überrascht an. Unter ihrem Blick wurde ich verlegen, was mir gar nicht gefiel. Irgendwie fühlte ich mich ertappt, doch das war ja absolut lächerlich.

      »Warum nicht? Wir sind alte Freunde und ich wollte mich bedanken.«

      Sie grinste. »Ja, klar. Ihr habt als Kinder miteinander gespielt, aber alte Freunde? Na, egal. Also Spaghetti mit Meeresfrüchten. Und sonst noch? Wie ging es weiter? Was gab es zum Dessert?« Sie zuckte vielsagend mit den Augenbrauen.

      Schmunzelnd verschaffte ich ihrer Fantasie einen Dämpfer: »Eis aus der besten Heladeria im Ort. Das hat er nämlich mitgebracht.«

      Inés nickte anerkennend. »Und dann? Lass dir doch nicht alles herauskitzeln!«

      Ich lachte über ihre Ungeduld. »Was denkst du denn, was wir gemacht haben?«

      Meine Freundin rollte mit den Augen. »Also, wenn er nur halb so sexy ist, wie du ihn mir beschrieben hast, wäre mir an deiner Stelle so allerhand eingefallen.«

      »Vielleicht sollte ich euch bekanntmachen?«, witzelte ich. »Ich könnte mir vorstellen, dass ihr eine Menge Spaß miteinander haben würdet.«

      Inés winkte ab. »Im Moment hab ich die Nase voll von Männern. Außer meinem süßen Kleinen natürlich.« Ich betrachtete sie genauer und mir fiel auf, wie müde und frustriert sie aussah. Ihr von meinem unbeschwerten Nachmittag mit Lorenzo vorzuschwärmen, fand ich plötzlich keine so gute Idee. Stattdessen forderte ich sie auf: »Erzähl mir doch mal, was bei dir los ist!«

      Im ersten Moment wollte sie abwehrend den Kopf schütteln, doch dann siegte ihr Mitteilungsbedürfnis. »Manuel macht Terror. Er will einfach nicht akzeptieren, dass es vorbei ist. Seit Neuestem versucht er es mit der Papa-Masche, dabei will er nur in mein Bett. Ich soll unserem Sohn nicht den Vater vorenthalten!« Sie schnaubte entrüstet und zeigte damit deutlich, was sie von diesem Argument hielt. »Dabei hat er sich all die Monate nicht für ihn interessiert. Kein einziges Mal hat er mit ihm gespielt, ihn gewickelt, oder sonst irgendetwas gemacht.«

      Mir tat bei dem Gedanken das Herz weh. »Dabei ist Luca so ein liebes Kind.«

      Inés nickte, ihre Gesichtszüge wurden weich und ihre Augen bekamen diesen besonderen Glanz. »Ja, das ist er. Mein kleiner Sonnenschein. Es macht mich traurig und wütend zugleich, dass Manuel überhaupt nicht begreift, was er versäumt und was er seinem Kind damit antut. Er benutzt ihn nur als Druckmittel.«

      »Das ist wirklich schlimm. Ich würde ihn am liebsten schütteln, um ihn zur Vernunft zu bringen. Es wäre höchste Zeit, dass er sein Leben auf die Reihe bekommt und Verantwortung übernimmt. Luca ist doch auch sein Kind!«

      Sie nickte zustimmend. »Das hab ich ihm auch gesagt, aber mittlerweile muss ich mich nicht nur mit Manuel herumschlagen. Jetzt macht sich auch noch mein eigener Vater für ihn stark.«

      Eine Bemerkung lag mir auf der Zunge, doch ich zögerte.

      »Na los, spuck’s aus«, forderte sie mich mit einem müden Lächeln auf.

      »Er ist ja leider sehr ähnlich gestrickt, von da her ist es kein Wunder, dass er zu Manuel hält«, stellte ich fest. Beiden gemeinsam war die schlechte Angewohnheit, zu viel Alkohol zu trinken und sowohl ihre Arbeit als auch die Familie zu vernachlässigen. »Was sagt deine Mutter?«

      Sie zuckte mit den Schultern. »Du weißt ja, wie sie tickt. Sie hat es nie geschafft, sich durchzusetzen. Lieber duckt sie sich und hält den Mund. Aber ich mache das ganz bestimmt nicht mit. Schlimm genug, dass ich auf den gleichen Typ Mann hereingefallen bin. Ich hätte die Anzeichen erkennen müssen.« Sie nahm einen Schluck aus ihrem Sektglas. »Wenn er wenigstens ein bisschen guten Willen zeigen und sich wieder einen Job suchen würde, könnte ich Luca zuliebe noch einmal darüber nachdenken. Aber er hängt nur rum und ich habe keine Lust mehr, ihn weiter durchzufüttern. Sollen sich doch seine Eltern wieder mit ihm herumärgern.«

      »Da hast du ganz recht«, stärkte ich ihr den Rücken.

      »Ich weiß gar nicht, warum ich irgendwie noch immer hoffe, er würde sich ändern.« Nun stiegen meiner Freundin auch noch die Tränen in die Augen und ich griff über den Tisch und drückte tröstend ihre Hand. »Letztens hat seine Mutter ihren Enkel für ein paar Stunden geholt und ich dachte, Manuel wäre auch dabei, weil er doch jetzt wieder bei ihr wohnt. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass sie mit dem Kleinen alleine war. Er hat es vorgezogen, mit seinen Kumpels einen trinken zu gehen. Wie konnte ich bloß auf einen solchen Kerl hereinfallen?« Energisch wischte sie sich die Augenwinkel trocken. »Er ist keine einzige weitere Träne mehr wert«, stieß sie hervor. »Sollte ich mich jemals wieder auf eine Beziehung einlassen, dann muss der Mann mich und Luca wirklich wichtig nehmen. Aber wie wahrscheinlich ist das schon?« Sie stürzte

Скачать книгу