Erich Glaubmirnix - Kriminalfälle und Abenteuer heute und im Mittelalter. Gregor Kastner

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Erich Glaubmirnix - Kriminalfälle und Abenteuer heute und im Mittelalter - Gregor Kastner

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Triebwagen. Beim Verlassen des Triebwagens sagte er zu sich: „Der Tag hat doch so schön angefangen. Warum muss der so grausam enden?“

      Erich schaute in den aufgebrochenen Schlitz und griff nach einer Hand. Auch wenn sie blutig war, wollte er ein Lebenszeichen und das bekam er. Er spürte den Puls.

      „Sie leben! Ich spüre es! Sie leben noch!“

      Aufgeregt zog er sich zurück und die Säge kam wieder zum Einsatz. Erich und der Mehlmann schauten aufgeregt zu und sahen professionelle Arbeit. Nachdem das letzte Hindernis beseitigt wurde, konnte keiner mehr unseren Erich festhalten. „Entschuldigt bitte!“, rief er. „Ich kann nicht anders. Ich muss da rein!“ Er schob alle Rettungskräfte bei Seite und kroch los und da für eine weitere Person kein Platz darin war, musste er alleine handeln. Das spielte für ihn keine Rolle. Zuerst war er bei dem Lokführer. Da er über der Kundenbetreuerin lag, wurde dieser zuerst geborgen. Erich zog ihn vorsichtig heraus und die Einsatzkräfte übernahmen ihn und brachten ihn aus dem Zug. In der Zwischenzeit konnte er sich um die Kundenbetreuerin kümmern. Nachdem auch sie aus dem zusammengepressten Abteil herausgeholt war, stellte ein Notarzt fest, dass beide noch am Leben sind, aber leider ohne Bewusstsein. Nun wurden sie zusammen mit den anderen Verletzten ins nächst gelegene Krankenhaus gebracht um, auf der Intensivstation behandelt zu werden.

      Als das der Praktikant sah, ging er auf die zwei Polizisten zu und sagte: „Ich glaube, ich weiß jetzt, was ich später machen will. Ich gehe zur Bundespolizei!“

      Erich antwortete: „Überlege dir das gut. Das ist kein einfacher Weg und der will wohl überlegt sein.“

      Nach Bergung der letzten Fahrgäste wurden die Rettungsmaßnahmen im Zug eingestellt und Erich setzte sich auf einen größeren Stein, um Luft zu holen. Er war froh, dass alles so glimpflich ausgegangen war. Jutta und die anderen zwei Kollegen setzten sich zu ihm. Auch der Einsatzleiter der Feuerwehr setzte sich dazu, um sich zu bedanken.

      „Nein“, antwortete Erich, „wir haben zu danken. Ohne Ihren selbstlosen Einsatz hätten wir die zwei nicht retten können.“

      Der Einsatzleiter nickte, schaute dabei auf die Uhr und sagte: „Wissen Sie eigentlich, dass meine Tochter gerade heiratet? Und ich kann nicht mit dabei sein? Ich hatte hier einen Einsatz zu leiten? Wissen Sie, was ich gerade gemacht habe? Ich habe meine Tochter in ihrem schönsten Moment verlassen. Wissen Sie, wie man sich da fühlt? Wissen Sie, was für ein schlechtes Gewissen ich dabei habe? Das können Sie sich nicht vorstellen. Da steht freudestrahlend der Bräutigam und da ist meine glückliche Tochter. Alle freuen sich. Und was mache ich? Ich drehe mich um und renne weg. Ich glaube …“

      Der Einsatzleiter hörte mitten im Satz auf und Erich sah, wie schwer ihm die Sätze gefallen waren. Erich hatte zugehört und versuchte zu antworten. Es war nicht einfach: „Nein, das habe ich nicht gewusst. Es tut mir wirklich leid. Aber lassen Sie mich bitte dazu was sagen: Sie haben Ihre Pflicht getan und Menschenleben gerettet! Und jetzt gebe ich Ihnen noch einen Rat: Laufen Sie los! Worauf warten Sie noch? Sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich zu Ihrer Tochter kommen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“

      Einer seiner Kameraden, der das Gespräch mit angehört hatte, sagte: „Manni, der Mann hat recht. Mache dich in die Spur. Das bisschen Aufräumen da ist nun wirklich kein Problem mehr. Das schaffen wir auch ohne dich!“

      Der Einsatzleiter Manfred Kaune stand auf, bedankte sich noch mal und wollte los. Da kam die nächste Botschaft: „Manni, warte mal, da will dich jemand sprechen. Du sollst mal zu dem Polizeiauto, welches da hinten an der Straße steht, kommen.“

      Der Einsatzleiter schaute in die Richtung und sagte zu sich: „Verdammt noch mal, was wollen die denn schon wieder von mir? Der Einsatz ist doch gelaufen.“

      Widerwillig ging er los, bis er eine Frau im weißen Kleid sah. Dann rannte er so schnell es ging. Es war seine Tochter, die er dort gesehen hatte. Als er ankam, sah er nicht nur seine Tochter. Nein, die gesamte Hochzeitsgesellschaft hatte sich hinter den Einsatzfahrzeugen versteckt.

      „Überraschung! Wir sind alle hier!“

      „Meine Kleine, du bist doch verrückt!“

      „Ja Vati, das bin ich. Aber das kann ich nur von dir geerbt haben. Von Mami nicht. Und ja, ich bin stolz auf dich. Jetzt, wo ich das hier gesehen habe, kann ich nur noch sagen: Du bist der beste Papi auf der ganzen Welt!“

      Manni fiel ein Stein vom Herzen. Nein, es war nicht nur ein Stein. Es waren hunderte. Er hatte mit allem möglichen gerechnet, nur nicht damit. Die Überraschung war ihr gelungen.

      „Vati, ich konnte ohne, dass du mit dabei bist, nicht ‚Ja‘ sagen. Deshalb sind wir alle hierhergekommen. Auch der Standesbeamte ist da. Es hat zwar ’ne Weile gedauert, bis wir ihn davon überzeugen konnten. Aber es hat geklappt. Er hatte es irgendwann eingesehen und nun wartet er da drüben unterm Baum. Jetzt kann ich endlich heiraten.“

      Die nun doch ungewöhnliche Hochzeitszeremonie wurde fortgesetzt, indem der Standesbeamte fragte: „Andrea Kaune, möchtest du … so sage: Ja.“

      „Ja, ich will! Ich will unbedingt.“

      „Somit seid ihr rechtmäßig Mann und Frau.“

      Zum Bräutigam gewandt, mischte sich der nun überglückliche Brautvater ein und sagte: „Nun darfst du die Braut küssen.“

      Jutta, Klaus, Mehlmann und Erich schauten ein wenig abseits zu und freuten sich für die Braut, den Bräutigam sowie für den Einsatzleiter Manfred Kaune. Sie wünschten ihnen alles Gute und eine tolle Hochzeit.

      Der Unfall- oder Tatort selbst blieb noch bis zum Abschluss der fotografischen Dokumentation und der Beweissicherung sowie der Bergung des Triebwagens gesperrt, und das sollte sich noch Tage hinziehen. Denn selbst am Gleiskörper waren Reparaturmaßnahmen notwendig und die Deutsche Bahn hatte für diese Zeit Schienenersatzverkehr zwischen Kleinfurra und Sondershausen eingerichtet.

      Der Lokführer von der Diesellok, welche mit dem Triebwagen zusammengeprallt war, wurde ebenfalls geborgen. Er kam glücklicherweise nur mit leichten Schürfwunden davon. Er hatte, nachdem er den entgegenkommenden Triebwagen bemerkte, sofort die Schnellbremsung eingeleitet, und war danach in den Maschinenraum geflüchtet. Dort war er relativ sicher.

       Die Ermittlungen laufen an

      Als sich Erich am nächsten Tag zur Spätschicht meldete, ging gleich die Tür vom Ermittlungsdienst auf und die Oberkommissarin Ritter bat ihn herein.

      „Erich, du hast doch unheimlich viel Ahnung vom Betriebsablauf bei der Eisenbahn?“

      „Ja, warum fragst du?“

      „Weil du schon so lange dabei bist. Und du warst gestern bei dem Unfall oder dem gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr mit dabei. Natürlich nur als Zeuge. Ich habe hier zwei Aussagen. Die erste Aussage stammt vom Fahrdienstleiter aus Sondershausen und die zweite Aussage stammt vom Fahrdienstleiter aus Kleinfurra und die Aussagen der beiden Lokführer und der Kundenbetreuerin habe ich, wie du es dir schon denken kannst, noch nicht. Die werden erst eingeholt, wenn sie wieder vernehmungsfähig sind. Übrigens, ich war heute früh im Krankenhaus und hab mich erkundigt. Der Lokführer Lothar Büttner liegt leider noch im Koma, aber der Kundenbetreuerin, Frau Bachmann, geht es schon wieder etwas besser, sie ist wieder zu sich gekommen. Hat aber noch mächtige Schmerzen. Die Ärzte sind aber zuversichtlich, dass alles wieder gut wird.

      Also, lies dir die Aussagen mal in Ruhe durch und sag mir bitte, was du davon hältst.

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