Gellengold. Tim Herden
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»Herr Bürgermeister, Kollege Damp musste hier Unterlagen abrufen, die uns aus Stralsund zugesandt wurden, und gleichzeitig versuchen, die Bilder von dem Toten zu vervielfältigen, damit wir seine Identität klären können. Das braucht seine Zeit. Wir waren gerade dabei, unsere Arbeit weiter zu koordinieren und dabei wäre sicher auch einer unserer nächsten Wege zu Ihnen oder zu Herrn Sadewater gewesen. Aber wie gesagt, wir sind hier momentan allein zugange. Und …«, Rieder machte eine kurze Pause, »… Mordfälle gehören hier sonst nicht zu unserer Arbeit.«
Sadewater wollte zwar noch etwas einwenden, aber Durk hielt ihn zurück. »Sie müssen uns verstehen. Wir hatten in der Touristeninformation mehrere aufgeregte Gäste, die wissen wollten, wie gefährlich es jetzt auf der Insel sei. Und unsere Damen wussten gar nicht, von was die reden. Da sehen wir schlecht aus. Vielleicht könnten wir unsere Kommunikation in Zukunft verbessern. Dazu haben wir Sie ja auch auf die Insel geholt.«
»Wir werden uns bemühen, aber wir stehen auch noch am Anfang. Wir wissen nicht mal, wer der Tote ist. Aber Sie können gleich mal einen Blick auf die Bilder werfen. Vielleicht kommt er Ihnen bekannt vor?«
Rieder gab Damp einen Wink. Der lud auf seinem Computer die vorhandenen Bilder hoch. Durk und Sadewater schauten darauf, aber beide schüttelten den Kopf. Den Mann würden sie nicht kennen, meinte Durk.
Als sie wieder allein waren, meinte Damp: »Ich bringe Sie nach Neuendorf und Sie können dann mit dem Wagen zurückfahren. Wäre nett, wenn Sie mich morgen früh abholen könnten. Wir werden dort ja mit den Befragungen weitermachen, falls Sie heute nichts rausbekommen. Ich fahre jetzt aber erst mal zum Fotoladen, um die Abzüge machen zu lassen.«
Das war zwar noch kein Waffenstillstand, aber zumindest ein Anfang. »Okay. Ich warte dann hier auf Sie.«
Damp verließ das Büro der Polizeistation. Rieder setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Aus seiner Jackentasche holte er die Plastiktüte mit der Münze und legte sie auf seine Schreibtischunterlage. Er schaltete seinen Computer an und versuchte unter dem Stichwort »Münze« einen Hinweis oder eine Spur zu finden. Aber Tausende Einträge konnte er so schnell nicht durchforsten. Rieder erinnerte sich an das Inselmuseum in Kloster. Vielleicht konnte man ihm dort weiterhelfen. Er steckte die Münze wieder ein.
Damp kam zurück, blieb aber gleich in der Tür stehen. »Lassen Sie uns losfahren. Vielleicht nehmen wir uns ein Gastgeberverzeichnis mit.«
Rieder und Damp gingen über den Flur in die Touristeninformation und schreckten dort die drei angestellten Damen beim Plausch mit zwei Insulanerinnen auf. Die Unterhaltung erstarb sofort, als die beiden Polizisten durch die Tür traten. Rieder war sich über das Gesprächsthema im Klaren. In die eingetretene Stille hinein sagte er: »Wir brauchen ein vollständiges Gastgeberverzeichnis mit allen Vermietern auf der Insel. Aber vielleicht könnten Sie kurz einen Blick auf dieses Bild werfen. Es zeigt den Toten. Es ist sicher kein schöner Anblick, aber vielleicht hat eine von Ihnen den Mann schon einmal gesehen.«
Damp nahm das Foto aus seiner Jacke. Die Frauen stürmten geradezu auf den riesigen Mann zu, der leicht zurückwich, und rissen ihm das Foto aus der Hand. Nacheinander schüttelten sie dann jedoch den Kopf, wie bereits zuvor der Bürgermeister und der Kurdirektor. Keine der fünf hatte den Mann auf dem Foto gesehen, jedenfalls nicht bewusst. Es seien einfach schon zu viele Touristen auf der Insel. Da könne man sich nicht mehr jedes Gesicht merken.
Nachdem sie die Unterlagen über die Vermieter auf der Insel bekommen hatten und froh waren, mit heiler Haut aus der Touristeninformation herausgekommen zu sein, weil sie von den Frauen mit Fragen bestürmt worden waren, gingen die beiden Polizisten zu dem Einsatzwagen. Damp startete den Motor.
»Kleine Änderung«, bemerkte Rieder. »Ich will erst mal zum Inselmuseum nach Kloster.«
Damp sah ihn fragend an. »Wegen der Münze?«
Sie bogen also nach links in Richtung Kloster auf die Inselstraße ein, umkurvten einige Kutschen und Touristen und waren nach knapp fünf Minuten vor dem Inselmuseum am Ortseingang von Kloster. Am Eingang saß ein älterer Herr, der sein Kreuzworträtsel weglegte, als die beiden Beamten hereinkamen. »Mensch Damp, was treibt dich denn hierher? Du bist doch eher ein Kulturbanause.«
Damp straffte seinen Körper und gab sich ganz dienstlich.
»Das ist Kollege Rieder. Wir hätten da eine Frage zu einer Münze.«
Rieder zeigte das Geldstück.
»Können Sie uns sagen, ob Sie hier solche Münzen haben?«
»Da kann ich Ihnen nichts zu sagen. Bin hier nur auf Ein-Euro-Job beschäftigt.«
»Gibt es vielleicht einen Museumsdirektor, der uns weiterhelfen kann?«
»Nö, ich schließ früh auf und abends zu, kassiere den Eintritt und in drei Monaten macht das wieder ein anderer, wenn mein Job ausgelaufen ist. Da müssen Sie bei den Studierten in Stralsund nachfragen, beim Kulturhistorischen Museum. Da gehören wir ja auch zu.«
»Haben Sie da einen Namen, an den wir uns wenden können?«
»Ich kann Ihnen die Einwahl geben.« Damit begann der Mann in einer Schublade zu wühlen, in der sich vor allem ein Stapel weiterer Kreuzworträtselhefte befand.
Rieder winkte resigniert ab. »Lassen Sie mal. Die finde ich auch noch selbst raus.«
Aber dann startete er doch noch einen Versuch. Er bat Damp um das Foto von dem Toten. »Kennen Sie vielleicht diesen Mann?«
Der Mann an der Kasse des Inselmuseums setzte seine Lesebrille auf und drehte das Foto hin und her. »Ist das der Tote von Neuendorf?«
Rieder und Damp nickten. Noch einmal schaute der Mann intensiv auf das Bild, schob die Brille hoch, um es genauer betrachten zu können. Die beiden Polizisten sahen sich schon erwartungsvoll an, doch dann gab der Kassierer das Bild zurück. »Nö, kenn ich nicht.«
Auf der Fahrt nach Neuendorf über die holprige Straße sprachen die beiden Polizisten kein Wort. Jeder hing seinen Gedanken nach. Die Insel leerte sich gerade. Die Tagestouristen strömten den Häfen entgegen, um mit den letzten Fähren, die jetzt im Frühjahr schon gegen 17 Uhr ablegten, noch nach Rügen zu kommen. Und wer auf der Insel blieb, kam vom Strand zurück. Denn am Nachmittag frischte immer eine kühle Seebrise auf und ließ das Sonnenbad ungemütlich werden.
Rieder hatte sich über die Auskunft die Nummer vom Kulturhistorischen Museum in Stralsund besorgt, dort aber außer dem Pförtner niemanden erreicht, denn heute war Schließtag und alle wissenschaftlichen Mitarbeiter hatten das Museum schon verlassen. Er hoffte, morgen Vormittag mehr Glück zu haben.
In Neuendorf hielt Damp den Wagen am Schabernack an, der ersten Häuserzeile aus reetgedeckten alten Fischerhäusern, gleich hinterm Deich.
»Hier sind die Schlüssel. Viel Erfolg. Ich würde morgen um acht hier an der Bushaltestelle warten. Falls noch was ist, können Sie mich auf meinem Handy erreichen.«
Damit schlug er die Autotür zu und verschwand zwischen den Siedlungshäusern in Richtung Strand. Rieder blieb noch im Auto sitzen. Der Tag hatte ihn ziemlich geschafft. Eigentlich wollte er nur das Auto wenden, nach Vitte zurückfahren und dort seinen Frust in einer oder mehreren Flaschen Bier ertränken. Aber die Pflicht rief. Er wechselte