Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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eben morgen früh hier am Jachthafen. Meinetwegen mit den Kindern. Wann kommt denn der Vater wieder?«

      Hubs hob die Schultern. »Das weiß ich nicht.«

      Sie ging an ihm vorbei. Dann wandte sie sich um, hob den Arm, um zu winken, und erklärte mit einem bezaubernden Lachen:

      »Ich habe euch gern, wirklich! Prima, daß ich euch getroffen habe. Ihr wohnt alle dort drüben? Kann sein, ich besuche euch heute noch.«

      Ihre Schritte waren lang, so lang wie ihre Beine. Und trotzdem entfernte sie sich mit der Grazilität eines scheuen Rehs.

      Hubs pfiff wieder durch die Zähne.

      »Das will ich auch lernen!« bettelte Wolfi. Hubs beachtete den Kleinen nicht. Er starrte auf die kleinen, glucksenden Wellen, die sich an die Außenwand einer Jolle heranschmiegten und dort ihr unbeschwertes Spiel trieben. Er war so tief in seine Gedanken an Nora Anderson versunken, daß er in allem, was um ihn herum geschah, verführerische Symbole seiner erwachten Liebe entdeckte.

      »Komm jetzt endlich«, mahnte Xenia ihn nach einigen Minuten. »Du mußt doch noch arbeiten.«

      *

      Angie winkte Xenia zu sich heran. Sie strich ihr mit der weichen Bürste durch das kurze Blondhaar und lächelte.

      »So, nun siehst du wieder recht patent aus, Fräulein! Deine Mutter würde sich freuen. Wenigstens bei dir sind die Spuren dieses Umbaus nicht mehr zu erkennen. Verflixt noch mal!«

      Unten wurde irgendwo gebohrt. Da waren die Mechaniker, die die Ölheizung im Keller installierten. Das Geräusch drang bis in den ersten Stock, und Angies Nerven waren nicht mehr die besten. Niemals hatte sie geglaubt, daß dieser ständige Kleinkrieg mit den Malern, den Lager- und Möbelmännern sie so viel Kraft kosten wurde. Nun aber war das Schlimmste überstanden. Das bohrende Geräusch verstummte, Xenia und sie sahen sich aufatmend an.

      »Tun dir die Ohren auch so weh?« erkundigte sich die Achtjährige teilnahmsvoll.

      Angie nickte. Ihr tat alles weh. Der Rücken vom Möbelschieben, die Arme vom Gardinenaufhängen, der Hals vom Schimpfen. So viel geschimpft wie in den letzten drei Tagen hatte sie noch nie. Und immer war Hubs der Leidtragende gewesen. Außerdem fühlte sie auch noch Schmerzen in ihrer Seele. Es war kein Reißen oder Zerren, es war einfach ein dumpfer Druck, der darauf lag.

      Zum erstenmal in ihrem Leben meinte sie, ausgenutzt zu werden. Vielleicht nahm sie diese Aufgabe hier zu ernst, stürzte sich zu sehr in die Arbeit. Aber wie konnte sie hier leben? Ohne einen Raum, in dem es sich bequem und gemütlich sitzen ließ? Es gab noch bis vor drei Tagen nur den alten Tisch in der Küche und das komische Gestell im Garten. Daran arbeitete Hubs. Wenigstens behauptete er das.

      »Es wird aber schön, Tante Angie«, flüsterte Xenia ganz nah bei ihr.

      Angie umarmte das Mädchen.

      »Ja, Xenia. Das, was wir geschafft haben, sieht ganz nett aus. Nun hast du sogar schon Gardinen in deinem Zimmer. Morgen kommt der zweite Möbeltransport mit den Sachen für den ersten Stock. Dann kann Hubs auch die Spielkisten vom Speicher holen. Du wirst sehen, dein Zimmer wird wunderschön. Und wenn es dann wieder regnet, kannst du es dir mit deinen Puppen gemütlich machen.«

      Xenia schmollte. »Ich will nicht mehr mit Puppen spielen. Es soll nicht wieder regnen. Ich will mit Hubs zum Jachthafen.«

      »Ja, natürlich. Aber doch nicht jeden Tag. Hubs muß für die Schule arbeiten.«

      »Er soll mit uns Kahn fahren, Tante Angie. Er hat es versprochen. Aber er will nur immer mit Nora zusammensein.« Darin lag eine dicke Beschwerde. Angie zog Xenia näher zu sich heran. Natürlich kannte sie diese Nora Anderson inzwischen auch schon.

      Zunächst war die kesse Schwedin eines Abends erschienen und hatte Hubs zu sprechen gewünscht. Frieda ließ sie unten in der kahlen Halle stehen und holte Angie. Und dann standen sich die beiden so verschiedenen Frauen gegenüber.

      »Das wird hübsch hier«, hatte die Schwedin gesagt und dabei ihr reizendes Näschen kraus gezogen. Währenddessen blieb Angie genug Zeit, das Alter dieser Schönheit zu taxieren. Sie gab ihr keinen Monat mehr als sechsundzwanzig Jahre. Das waren gut zehn Jahre mehr, als ihr Hubs zählte. Trotzdem gefiel ihr Nora Andersons Unverfrorenheit. Warum sollte Hubs hier nicht einen harmlosen Ferienflirt beginnen? Bei diesem Altersunterschied konnte ja wohl kaum Liebe entstehen.

      »Ich wollte mit Hubs ins Kino gehen«, erklärte die Schwedin. »Wir haben uns heute früh kennengelernt. Und ich bin so allein in der Stadt.«

      So hatte Angie ihren Sohn herbeigeholt und den beiden einen netten Abend gewünscht. Wahrscheinlich war ihr damit ein nicht wiedergutzumachender Fehler unterlaufen. Denn von nun an rauschte diese Nora tagtäglich herbei und hielt Hubs von jederlei Arbeit ab. Und Angies Sohn veränderte sich von Stunde zu Stunde. Einmal kehrte er den gereiften Mann hervor, ließ mit sich reden und zeigte Verständnis für die Lage der Familie Stellmann und seiner Mutter. Ein andermal trumpfte er wie ein bockiges Kind auf, knallte die frischgestrichenen Türen zu, versetzte leeren Farbeimern einen Tritt und schlug Gegner, die überhaupt nicht vorhanden waren. Ganz schlimm aber wurde es, wenn er unversehens auf seine Mutter losging. Dann umarmte er Angie, hob sie auf, trug sie durch das Haus und brach in schallendes Gelächter aus.

      Für Angie stand fest: Diese Nora Anderson hatte ihrem Sohn den Kopf verdreht. Wenn sich daraus nicht zusätzliche Schwierigkeiten ergeben hätten, hätte Angie gar nichts dagegen gehabt.

      Einmal mußte auch Hubs die Höhen und Tiefen der Leidenschaft kennenlernen. Zudem war Nora Anderson bestimmt erfahren genug, um die Tiefen nicht zu schmerzvoll werden zu lassen. War sie nicht zehn Jahre älter?

      »Weißt du«, wandte sie sich nach langem Schweigen wieder ihrer Nichte zu, »das mit dem Kahnfahren wird Hubs nachholen. Heute muß er ein Kapitel Englisch übersetzen und lateinische Formeln wiederholen. Wenn er heute abend noch eine Stunde über den Geschichtsbüchern sitzt, kann er sich morgen viel Zeit nehmen.«

      »Aber er redet doch nur mit Nora.«

      »Wieso? Jetzt auch? Wo?«

      Nun wurde es Angie zuviel. Es war herrliches Wetter, und Hubs hatte sich schon gleich nach dem Frühstück mit seinen Büchern an den alten Gartentisch zurückgezogen. Wolfi formte Kuchen in der Sandkiste, und Frieda putzte die unteren, endlich fertiggemalten Räume. Bei dem Gedanken an die Maler wurde Angie noch zusätzlich von einem Schwindelgefühl ergriffen. Um die Handwerker ans Haus zu ketten, hatte sie selbständig über den Farbton entschieden. Bestimmt würde der Gerhard nicht gefallen. Und wenn ja, dann hätte Natalie zum Schluß etwas daran auszusetzen. Puh, das Leben war schwer!

      »Sie sitzt auf dem Gartentisch«, meldete Xenia, und dabei zogen sich ihre Mundwinkel ein wenig nach unten. Sie litt unsagbar unter der Gegenwart der Nora Anderson. Zum erstenmal in ihrem achtjährigen Leben mußte sie mit dem Gefühl der Eifersucht fertig werden. Angie konnte sie gut verstehen. Hubs war ja auch, wenn er gerade wollte, ein bewundernswerter Vetter!

      Sie stand auf und trat ans Fenster. Hier in diesem Raum hatte sie am ersten Tag gestanden und die herrliche Aussicht bewundert. Jetzt war das Zimmer schon etwas eingerichtet und strahlte eine heitere Gemütlichkeit aus. Die Aussicht aber gefiel Angie weniger. Sie konnte nämlich genau den Gartentisch erspähen.

      Dort saß tatsächlich Nora Anderson. Sie trug schicke Bermudas aus Karostoff zu einem weißen T-Shirt. Sie war braungebrannt und wohlgeformt. Ihr linkes Bein schlenkerte

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