Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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und sah seinen Bruder an.

      »Dank’ dir, Max, daß du mich verständigt hast«, sagte er. »Am besten fährst’ jetzt heim und kümmerst’ dich um Claudia.«

      Der Beamte nickte. Er hatte den Unfall aufgenommen und den Zeugen befragt. Es war ein Glück, daß der Mann zu so später Stunde noch diese Straße befahren hatte. Unter anderen Umständen hätte man den Unfall erst am frühen Morgen entdeckt…

      Auf der Fahrt ins Krankenhaus, stiegen die Erinnerungen wieder auf. Robert saß neben dem Geistlichen und sah die Bilder, die ihn seit Jahren quälten.

      Und wie sie sich mit denen von heute glichen!

      Wieder war es ein nächtlicher Krankenhausparkplatz, auf den sie fuhren. Dann das grelle Licht der Neonröhren, die beinahe tödliche Einsamkeit der leeren Eingangshalle, die Fahrt mit dem Aufzug hoch zur Station der Unfallchirurgie.

      Roberts Knie zitterten, und Sebastian mußte ihn stützen, als sie den Aufzug verließen. Der Geistliche führte ihn zur Tür der Station, wo Robert sich dort auf einen Stuhl setzte.

      *

      »Warum, Hochwürden, warum?« fragte der Verzweifelte.

      Sebastian legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.

      »Das fragen wir uns vergebens«, antwortete er. »Niemand weiß, warum so etwas geschieht.«

      Eine Schwester kam vorbei, der Bergpfarrer hielt sie an und bat um ein Beruhigungsmittel für Robert.

      Die Minuten vergingen nur quälend langsam. Immer wieder schauten sie auf die Tür mit der Aufschrift: »OP-Bereich – Zutritt verboten!«.

      Sebastian hatte sich neben Robert gesetzt und sprach leise und beruhigend auf ihn ein. Das Mittel wirkte allmählich, und der junge Werbefachmann schien gefaßter.

      Dann endlich, es mußten zwei, drei Stunden vergangen sein, öffnete sich die Tür und Ulrich Bernhard trat auf den Flur hinaus. Er trug einen grünen OP-Kittel, der Mundschutz hing ihm noch um den Hals. Er streifte sich die Handschuhe ab und nickte zuversichtlich.

      »Die junge Frau ist außer Lebensgefahr«, sagte er mit seiner wohlklingenden sonoren Stimme. »Innere Verletzungen lagen nicht vor, aber ein Bein und ein paar Rippen sind gebrochen.«

      Er sah Robert an.

      »Sie schläft jetzt, aber Sie dürfen zu ihr.«

      Sie gingen zu der Station, auf die man Franzi inzwischen gebracht hatte. Roberts Herz klopfte laut, als sie das Zimmer betraten. Ganz bleich und reglos lag Franzi in ihrem Bett, und vom Körper führten Schläuche und Drähte zu Apparaten und Infusionen.

      »Keine Angst«, sagte der Professor. »Das dient alles nur zur Überwachung der Lebensfunktionen.«

      Sebastian stand am Bett und sprach ein stilles Gebet, dann wandte er sich zu Ulrich Bernhard um.

      »Ich glaub’, wir lassen die beiden jetzt allein.«

      Der Internist nickte.

      »Ja, und wir geh’n Kaffee trinken. Den kann ich jetzt gebrauchen.«

      Robert saß an Franzis Bett und hielt ihre Hand. Zwar nickte er immer wieder ein, doch nur für Sekunden. Dann ruckte er wieder hoch und schaute beunruhigt auf die Anzeige über dem Kopf der Verletzten. Die Werte hatten sich jedoch nicht verändert.

      Irgendwann schaute eine Schwester herein und brachte ihm einen Becher Kaffee. Dankbar nahm er ihn entgegen und trank in kleinen Schlucken. Draußen war es längst hell geworden.

      Dann endlich schlug Franzi die Augen auf. Es war, als habe sie einen Blick bemerkt, der auf ihr ruhte. Sie lächelte.

      »Du bist da«, flüsterte sie und drückte seine Hand, die die ihre in all den Stunden nicht losgelassen hatte.

      »Ich hatte solche Angst um dich«, schluchzte Robert. »Jetzt laß ich dich nie mehr allein!«

      Ihre Augen leuchteten, und ihr Herz hätte zerspringen können, vor Glück.

      »Ich will auch immer bei dir sein, Robert«, antwortete sie leise. »An deiner Seite hab’ ich alles Glück der Erde.«

      Robert beugte sich über sie und sah sie strahlend an.

      »Dann werd’ ganz schnell wieder gesund«, bat er. »Damit wir heiraten können.«

      Sie nickte und erwiderte seinen zärtlichen Kuß.

Unter falschem Verdacht

      »So, Frau Doktor, jetzt woll’n wir das neue Kalb mal hochleben lassen«, sagte Xaver Wendler und schwang die Flasche mit dem Selbstgebrannten.

      Elena Wiesinger, die junge, attraktive Tierärztin des kleinen Alpendorfes St. Johann, machte gute Miene zum bösen Spiel. Eigentlich schmeckte ihr Alkohol zu so früher Stunde gar nicht, aber sie wußte, daß sie sich diesem Ritual nicht entziehen konnte.

      Noch vor dem ersten Hahnenschrei hatte man sie aus dem Bett geklingelt. Auf dem Wendlerhof stand eine Kuh vor der Geburt ihres ersten Kälbchens. Schon seit vier Tagen hatten sich Komplikationen angekündigt, als Elena bei einer Routineuntersuchung feststellte, daß sich das Kalb gedreht hatte und nun quer im Leib der Mutter lag. Deshalb hatte sie darauf bestanden, gleich informiert zu werden, wenn die Geburt sich ankündigte.

      »Prost, Frau Doktor«, nickte der Bauer und reichte ihr ein Glas.

      Der Obstler brannte in der Kehle, aber er tat auch gut, nach dieser Anstrengung. Elena Wiesinger reichte das Glas zurück.

      »Noch einen?«

      »Um Himmels willen«, wehrte sie ab. »Bloß net! Ich muß ja noch Auto fahren.«

      »Dann kommen S’ aber erst einmal mit hinein und frühstücken mit uns«, lud die Bäuerin sie ein. »So früh, wie S’ schon herkommen mußten, haben S’ bestimmt noch nix im Magen.«

      Damit hatte Walburga Wendler in der Tat recht. Elena brauchte auch nicht lange zu überlegen, ob sie die Einladung annehmen sollte. Inzwischen war es sieben Uhr. Bis sie zurückgefahren war, würde es acht sein. Da konnte sie nicht mehr mit ihrem Mann zusammen frühstücken, weil sie gleich anschließend in die Praxis mußte, und Toni würde ebenfalls um acht den ersten Patienten empfangen.

      »Vielen Dank, Frau Wendler, das Angebot nehme ich gern an«, nickte sie und folgte der Bäuerin ins Haus.

      Xaver Wendler betrachtete zufrieden das Neugeborene, das von einem Knecht mit Stroh trockengerieben wurde.

      »Laß gut sein, Franz«, meinte er. »Den Rest erledigt die Mutter.«

      Beinahe liebevoll strich er dem Muttertier über den Hals.

      »Liesl, das hast’ prima gemacht«, sagte er.

      Franz Raudinger stand auf und ging zum Gesindehaus hinüber. In seiner Kammer wusch er sich sorgfältig die Hände. Sein Magen knurrte, als er die Küche des Bauernhauses betrat.

      Elena Wiesinger und der Bauer saßen schon am Tisch.

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