Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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ein paar Tagen hab’ ich die Bekanntschaft einer jungen Dame gemacht, die nach einem längeren Klinikaufenthalt, auf Anraten ihres Arztes, in Sankt Johann Urlaub macht.«

      Annemarie von Haldenstätten saß dem Geistlichen gegenüber. Als sie den Besucher von einer jungen Dame sprechen hörte, geriet sie in helle Aufregung.

      »Sie reden net von Angela?« rief sie und schlug bittend die Hände zusammen.

      »Doch«, nickte Sebastian. »Angela Holzer, so heißt die traurige, junge Frau.«

      Die Gräfin war aufgesprungen und griff nach seinem Arm.

      »Hochwürden, was ist mit Angela? Wieso war sie in einer Klinik? Ist sie etwa krank? Warum hat sie nichts von sich hören lassen? Mein Neffe und ich sind schon fast verrückt geworden, vor Kummer und Schmerz!«

      »Kommen S’, Gräfin, setzen S’ sich wieder«, beruhigte der Seel-sorger die aufgeregte Frau. »Selbstverständlich erzähl’ ich Ihnen alles, was ich weiß. Und wenn S’ genau zuhören, werden S’ auch bald den Grund wissen, warum Angela nix hat von sich hören lassen.«

      Mit wenigen Worten berichtete er, wie er Angela Holzer kennengelernt hatte. Gräfin Annemarie war entsetzt zu hören, daß die Frau, die sie schon als zur Familie gehörig betrachtete, einen schweren Verkehrsunfall gehabt hatte. Und sie weinte vor Freude, daß Angela dennoch Glück im Unglück widerfahren war.

      »Hochwürden, ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin«, sagte sie und wischte sich die Augen trocken. »Und wie erleichtert mein Neffe erst sein wird, wenn er erfährt, daß wir endlich eine Spur von Angela haben.«

      »Sie haben nach ihr gesucht?«

      Die Gräfin winkte.

      »Ich weiß nicht, wo Alexander überall nachgeforscht hat«, antwortete sie. »Unser letzter Gedanke war, Angela könne nach Schweden gereist sein. Sie hat eine Freundin aus Kindertagen, die dort inzwischen verheiratet ist. Erst vor ein paar Tagen haben wir über diese Möglichkeit gesprochen, und Alexander wollte in der kommenden Woche sehen, ob er irgendwie die Adresse der Familie Freedman herausbekommt.

      Aber das ist ja jetzt alles hinfällig. Gott, was bin ich glücklich!«

      Sie griff nach der Sherrykaraffe.

      »Kommen Sie, Hochwürden, darauf müssen wir noch ein Glas trinken. Wer hätte gedacht, daß das alles doch noch ein gutes Ende nehmen könnte?«

      »Wird es denn wirklich?«

      Die Gräfin hielt in der Bewegung inne.

      »Glauben Sie nicht?«

      Ihre Hand sank herunter, und sie sah den Besucher fragend an.

      »Warum ist Angela eigentlich nicht mit ihnen gekommen?« fragte sie plötzlich, als ihr aufging, daß eigentlich nichts näher lag.

      »Das ist ein kleines Problem, das wir noch lösen müssen«, erwiderte Sebastian und berichtete von den Zweifeln, die die junge Frau plagten.

      Zur Beruhigung hatte Annemarie von Haldenstätten sich einen Zigarillo angesteckt. Hektisch pustete sie den Rauch in die Luft.

      »Das ist doch völliger Unsinn«, sagte sie. »Mein Neffe liebt diese Frau, wie keine andere zuvor. Zugegeben – er sieht gut aus, und die Damen, mit denen er in Berührung kommt, machen es ihm leicht. Aber ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß er Angela immer treu gewesen ist. Sie glauben nicht, wie es ihn quält, nicht zu wissen, wo sie ist. Und böse wird er ihr niemals sein. Mit offenen Armen wird er sie empfangen, das weiß ich ganz genau. Ach, am liebsten würde ich ihn sofort anrufen!«

      »Das sollten S’ besser bleiben lassen, Gräfin«, meinte der gute Hirte von St. Johann. »Wie ich es seh’, betrifft das Problem also weniger Ihren Neffen, als vielmehr Angela. Sie glaubt ja, daß Alexander ihr nie verzeihen wird, daß sie an seiner Liebe gezweifelt hat. Ich hab’ da eine Idee, die ich gern’ mit Ihnen besprechen würd’...«

      Es klopfte an der Tür, und Ewald trat ein.

      »Das Mittagessen ist bereit«, verkündete er mit einer Verbeugung.

      Gräfin Annemarie nickte.

      »Kommen Sie, Hochwürden. Wir besprechen alles weitere beim Essen.«

      *

      Nach dem samstäglichen Ball, war die Kirchweih in St. Johann das andere große Ereignis, auf das die Leute sich schon im Voraus freuten. Vielleicht sogar noch mehr, denn der Ball fand jedes Wochenende statt, die Kirmes nur viermal im Jahr.

      Auf dem Festpaltz waren Karussells und Zuckerbuden aufgebaut, an verschiedenen Ständen konnte man sein Glück mit Losen versuchen, oder seine Schießkunst unter Beweis stellen. Überall roch es nach Rostbratwürstchen und Karamellbonbons, Kinder liefen mit Zuckerwatte umher und manchmal war das eigene Wort nicht zu verstehen, wenn von überall her Musik aus den Lautsprechern erklang.

      Am Rande der Wiese stand das Festzelt, das von Sepp Reisinger betrieben wurde. Hier flossen Bier und Schnaps in Strömen, und am Abend fand der Ball nicht, wie gewohnt, in dem Saal des Hotels statt, sondern im Zelt. An die dreihundert Leute fanden darin Platz. Für die Kapelle war eine Bühne errichtet worden, und hinter dem Tresen stand ein Riesengrill, auf dem Brathendl rotierten.

      Bereits am Nachmittag strömten die Schaulustigen herbei. Markus Bruckner, der Bürgermeister des Ortes, eröffnete das Ver-gnügen mit einem Faßbieranstich, und schon spielte die Musik auf.

      Unter den Kirmesbesuchern waren auch Angela Holzer und Roland Ferbach. Am Abend zuvor hatten sie sich vor der Pension Stubler getroffen. Es war eine herzliche Begrüßung gewesen, und Angela atmete insgeheim auf, als der Arzt nicht versuchte, sie zu küssen, sondern sie nur umarmte.

      »Gut schau’n S’ aus«, sagte er mit einem Kopfnicken. »Als Arzt bin ich sehr zufrieden mit Ihnen. Was macht das Bein?«

      Bei dem Verkehrsunfall war das linke Bein gebrochen worden. Es hatte lange gedauert, bis es endlich wieder zusammengewachsen war, und erst nach einer langwierigen, physio-therapeuthischen Behandlung konnte Angela es wieder belasten und uneingeschränkt damit gehen.

      »Es ist alles wunderbar verheilt«, versicherte sie.

      »Das freut mich wirklich.«

      Roland sah sie an.

      »Ja, Sie gefallen mir wirklich, Angela. Vor allem freu’ ich mich, daß mein Rat, hier ein bissel Ruhe und Entspannung zu finden, Ihnen offensichtlich gutgetan hat.«

      »Dafür bin ich Ihnen auch sehr dankbar.«

      »Kommen Sie«, meinte der Arzt und hakte sie unter.

      »Ich hab’ einen Tisch reserviert.«

      Während des Essens verflog beider Befangenheit, und sie unterhielten sich zwanglos. Erleichtert, daß ihre Annahme, Roland könne ihr eine Liebeserklärung machen, falsch sei, stimmte Angela seiner Einladung zum Kirmesbesuch zu.

      »Wo kommen denn bloß all die Menschen her?« sagte sie, als sie über den Platz schlenderten.

      »Na ja, das ist schon eine Attraktion für die Leute«, meinte der Arzt.

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