Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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war. Offenbar war es in derselben Nacht aufgenommen worden. Abge-kämpft und resignierend sah der junge Bauer darauf aus. Hoffnungslosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.

      Katharina spürte plötzlich, wie sich Mitleid in ihr regte, während sie das Foto betrachtete. Doch das Gefühl währte nur einen Moment, dann erkannte sie in dem Sohn den Vater wieder und dachte an all das, was ihr damals angetan worden war.

      Mit dem Sonnenhof stand es nicht zum Besten, das konnte selbst einer sehen, der von Landwirtschaft keine Ahnung hatte. Geschah jetzt so etwas wie späte Genugtuung? Widerfuhr Christian Buchner jetzt das, was ihr widerfahren war?

      Wenn jetzt der Hof wieder unter den Hammer käme, sie würde es als ausgleichende Gerechtigkeit betrachten.

      Katharina hatte ihr Frühstück beendet, als die Tür geöffnet wurde, und ein Mann eintrat, den sie unter Tausenden sofort wiedererkannt hätte, Pfarrer Trenker.

      *

      Er kam lächelnd auf sie zu und streckte ihr die Hand entgegen.

      »Grüß Gott, Kathie, gut schaust’ aus.«

      Die Maklerin hatte sich erhoben. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie seine Hand drückte.

      »Hochwürden, schön, Sie zu seh’n. Bitt’ schön, nehmen S’ doch Platz.«

      »Wie ich seh’, bist’ mit dem Frühstück fertig«, sagte der Geistliche. »Ich stör’ also net.«

      »Aber, Herr Pfarrer, Sie wären der einzige Mensch, dem ich eine Störung net übel nehmen könnt’«, gab Katharina Hofer lachend zurück, während sie sich setzten. »Mögen S’ vielleicht noch einen Kaffee mittrinken?«

      Sebastian bejahte dankend. Katharina bestellte. Der Seelsorger hatte sich zurückgelehnt und sah sie an.

      »Gut schaust’ aus, Madel«, stellte er fest. »Oder muß’ ich ›Sie‹ sagen?«

      »Nur das net! Schließlich bin ich Ihr Pfarrkind. Sie haben mich immer geduzt, und so soll es bleiben.«

      Der Kaffee wurde gebracht.

      »Ich freu’ mich wirklich, dich zu seh’n«, sagte der Geistliche. »Erzähl’ doch mal, wie’s dir in all den Jahren ergangen ist? Wo lebst du, was machst du? Ich weiß ja gar nix von dir, seit du damals so plötzlich verschwunden bist.«

      Ein düsterer Zug legte sich bei seinen Worten über ihr schönes Gesicht.

      »Ich weiß, ich hätt’ mich damals von Ihnen verabschieden müssen«, bekannte die Maklerin. »Aber ich hatte Angst, daß Sie mich überreden würden, hierzubleiben, und das wollt’ ich auf gar keinen Fall.«

      Sie lehnte sich zurück und schien in weite Ferne zu blicken.

      »Es ist eigentlich schnell erzählt«, fuhr sie dann fort. »Von der Kreisstadt aus bin ich mit der Bahn nach München gefahren. Wohin ich wollte, hab’ ich gar net recht gewußt, nur fort von hier. In einer Pension hab’ ich mir ein Zimmer genommen und mich nach Arbeit umgeschaut. Gelernt hatte ich ja nix, nur mit der Arbeit auf einem Bauernhof kannte ich mich aus. Aber damit kann man in einer Großstadt net viel anfangen. Immerhin hab’ ich’s Kochen gelernt. Die Mutter hat’s mir beigebracht, und sie war eine sehr gute Köchin. Als erstes bin ich in einem Hotel untergekommen. Natürlich net als Köchin, sondern als Spülerin. Irgendwann einmal mußte ich in der Salatküche aushelfen, und da ist dann der Chefkoch auf mich aufmerksam geworden. Um es kurz zu machen – ich hab’ ein gu-tes Jahr als ungelernte Köchin in dem Hotel gearbeitet, mich aber immer wieder nach was and’rem umgeschaut. Da ich inzwischen viel dazugelernt hatte, wagte ich es, mich um eine Stelle in einem Privathaushalt zu bewerben. Es war ein älteres Ehepaar, der Mann war Makler von Beruf und hatte sein Büro zu Hause. Das Kochen alleine füllte mich nicht aus, und so kam es, daß ich immer häufiger dem alten Herrn Breitenbacher zur Hand ging und dabei alles lernte, was eine Maklerin wissen muß.

      Nach zwei Jahren verstarb Frau Breitenbach, und ihr Mann zog sich ins Privatleben zurück. Er kaufte sich ein Appartement in einem Seniorenheim, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Zuvor jedoch vermittelte er mich an einen Kollegen in Frankfurt. Ich brach also in München meine Zelte ab und siedelte über. Mein neuer Chef war nicht wesentlich jünger als der gute Herr Breitenbach, und ich merkte schnell, daß Hans Wagner, so hieß der Makler, in mir so etwas wie seine Nachfolgerin sah. Er kannte die Eheleute Breitenbach seit über vierzig Jahren, und die beiden mußten geradezu Lobeshymnen über mich gesungen haben. Ein Jahr später trug er mir jedenfalls die Geschäfts-partnerschaft an, und ich ergriff die Gelegenheit. Nachdem sich auch Herr Wagner zur Ruhe gesetzt hat, gehört mir die Firma alleine. Ich bin also Maklerin geworden und, das darf ich bei aller Bescheidenheit sagen, eine recht erfolgreiche. Drei Angestellte arbeiten für mich, und mein Zuhause ist eine alte Villa in der Nähe von Frankfurt.«

      Der Bergpfarrer hatte zugehört, jetzt nickte er.

      »Respekt, Kathie. Da kann man dir ja nur gratulieren. Ich freu’ mich, zu hören, daß es dir so gutgeht, vor allem aber, daß du wieder zurückgekommen bist. Den Ruf der Heimat kann man eben net überhören.«

      »Der Ruf war’s net allein, Hochwürden. Ich wollt’ endlich das Grab der Eltern seh’n, und dann ist da noch eine and’re Sache, die mir auf dem Herzen liegt...«

      Interessiert beugte der Geistliche sich vor.

      »Was ist’s denn? Vielleicht kann ich dir dabei helfen.«

      Katharina Hofer suchte nach Worten.

      »Ich weiß net, wie ich’s sagen soll«, erwiderte sie schließlich. »Es ist nur so, daß mich, seit ich von hier fort bin, der Gedanke net losläßt, daß es damals, als man uns den Hof wegnahm, net mit rechten Dingen zugegangen ist. All die Jahre hab’ ich mich gefragt, wie das gescheh’n konnte. Vater hat sich abgerackert, besonders nach Mutters Tod hatte er es net leicht, und trotzdem hieß es plötzlich, der Hof wird versteigert. Wie konnte das sein? Vielleicht war ich damals noch zu jung, um es zu begreifen. Aber es hat mich all die Jahre gequält, net zu wissen, was wirklich geschehen war.«

      »Kathie, du kannst sicher sein, daß ich dich nie belügen würd’«, sagte Sebastian. »Ich versichere dir, daß damals alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Hof war durch Hypotheken überlastet. Dein Vater allein konnte ihn gar net wieder aus den roten Zahlen herauswirtschaften. Dazu hätt’ er mindestens einen, wenn net gar zwei Knechte gebraucht. Doch dafür war kein Geld da. Ich weiß, daß die Bank sehr, sehr lang sich großzügig gezeigt, und die Zinsschuld immer wieder gestundet hat. Aber irgendwann war der Untergang net mehr aufzuhalten. Die Schulden wären ins Unermeßliche gestiegen, die Bank mußte dem ein End’ machen.«

      Die junge Frau hatte schweigend den Worten ihres Geistlichen gelauscht. Sie war nicht sicher, ob das, was sie hörte, sie erleichterte oder sie noch mehr bedrückte. Nur eines wußte sie genau, wenn Pfarrer Trenker es ihr so erzählte, dann war es die reine Wahrheit. Er war der einzige Mensch, dem sie vertraute.

      »Übrigens scheint sich die Geschichte zu wiederholen«, unterbrach Sebastian ihre Gedanken. »Mit dem Sonnenhof geht’s rapide bergab, wenn net ein Wunder geschieht.«

      Sie sah ihn fragend an.

      »Du hast es doch selbst geseh’n, als du gestern dort warst.«

      »Sie wissen...?«

      »Wir sind uns auf der Straße begegnet,

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