Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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oft soll ich dir noch sagen, daß’ net die schweren Sachen schleppen sollst«, schimpfte er mit der Magd.

      Dabei sah er sie beinahe liebevoll an. Er mochte die alte Frau, die stets zu ihm gehalten hatte, und eigentlich konnte er sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen.

      Aber er würde sich wohl daran gewöhnen müssen. Vor allem mußte er ihr sagen, wie aussichtslos die Lage war.

      Burgl sah ihn forschend an.

      »Ist was?« wollte sie wissen. »Du schaust aus wie einer, der zum Tode verurteilt ist.«

      Christian stellte den Wäschekorb auf der Bank ab und lachte bitter auf.

      »Der Vergleich ist gut, Burgl«, sagte er mit rauher Stimme. »Wirklich gut! Setz’ dich her, ich muß mit dir reden. Hier, lies das.«

      Er hielt ihr das Einschreiben entgegen.

      »Das ist mein Todesurteil. Der Brief ist von der Bank, in zehn Tagen muß ich fünfundneunzigtausend Euro zurückgezahlt haben, oder der Hof wird versteigert. So schaut’s aus!«

      Burgl standen die Tränen in den Augen. Mit einem Male war sie ohne Heimat, einfach so, von heute auf morgen.

      »Ja, was passiert denn jetzt?« fragte sie und wischte sich die Tränen ab. »Man kann uns doch net so einfach vor die Tür setzen.«

      »Oh, doch, man kann«, widersprach der Bauer. »Das geht schneller, als man denkt. Ich hab’ das Geld net und ich weiß auch net, wo ich’s hernehmen soll. Also Burgl, wir werden uns damit abfinden müssen, daß wir die längste Zeit auf dem Sonnenhof gewesen sind, so leid’s mir tut.«

      Er griff über den Tisch nach ihrer Hand.

      »Aber ich versprech’ dir, daß ich mich für dich umschau’n werd’«, sagte er. »Irgendwo wird sich schon ein Plätzchen finden, an dem du deinen Lebensabend genießen kannst. Vielleicht nimmt dich sogar der neue Besitzer. Warten wir’s ab.«

      »Und du? Was wird aus dir?« fragte sie.

      Christian zuckte die Schulter.

      »Wenn ich Glück hab’, dann bringt die Versteigerung soviel, daß ich schuldenfrei davonkomm’«, antwortete er. »Gewiß werd’ ich net im Wachnertal bleiben. Ich such’ mir einen Hof, wo ich als Knecht mein Auskommen hab’, oder ich geh’ als Senner auf eine Alm. Wer weiß, was die Zukunft noch alles bringt? Wenn ich’s recht bedenk’, dann kann’s nur besser werden.«

      In Gedanken ließ er seine Worte nachklingen.

      Wenn ich Glück hab’..., dieser Satz klang wie Hohn. Wie sollte er, wenn er nicht an das Glück glaubte?

      *

      Strahlender Sonnenschein lag über St. Johann und dem Wachnertal, als Katharina Hofer aus dem Hotel trat.

      Was für ein schöner Morgen, dachte sie und lenkte ihren Schritt zur Kirche hinüber. Sie hatte wunderbar geschlafen und lange und ausgiebig gefrühstückt. Die junge Maklerin fühlte sich ausgesprochen wohl. Zum ersten Mal, seit sie wieder in der alten Heimat war. Was nicht zuletzt an dem Gespräch lag, das sie gestern mit Pfarrer Trenker geführt hatte. Seine Versicherung, daß ihr Vater und sie seinerzeit nicht durch unlautere Machenschaften vom Hof vertrieben worden waren, hatte die düsteren Gedanken von ihr genommen, die sie in all den Jahren beherrschten.

      Über den geharkten Kiesweg ging sie zum Gotteshaus hinauf. Himmel, wie oft war sie hier hinaufgeschritten! Katharina erinnerte sich wieder an die Sonntage. Oft war sie auch allein hergekommen, wenn der Vater wegen der vielen Arbeit keine Zeit hatte. Aber Sonntags war es selbstverständlich, daß sie gemeinsam gingen. Nach der Messe, wenn die Erwachsenen sich noch unterhielten, standen die Madeln und Burschen in Gruppen beieinander, und so mancher heimliche Blick wurde getauscht. Es war eine schöne Zeit gewesen, und wenn sie jetzt daran zurückdachte, sehnte sie sich wieder danach.

      Oben angekommen, sah sie einen Mann mit einer grünen Schürze angetan, der die Büsche rings um die Kirche schnitt. Sie erkannte Alois Kammeier, den Mesner von St. Johann, und grüßte freundlich. Er nickte ihr zu und widmete sich wieder seiner Arbeit. Katharina öffnete die große Tür und trat ein. Einen Moment verweilte sie dort am Eingang. Nichts hatte sich verändert. Immer noch war es für sie eine der schönsten Kirchen, die sie je gesehen hatte. Dann schritt sie langsam durch das Mittelschiff zum Altar. Neben dem Beichtstuhl entzündete sie zwei Kerzen für die Eltern und setzte sich, nach einem kurzen Gebet, auf eine Bank. In Gedanken ließ sie ihr bisheriges Leben Revue passieren, und als die Frage auftauchte, ob sie etwas anderes gemacht hätte, wenn sie noch einmal die Gelegenheit dazu bekäme, wußte sie, daß sie verneinen würde. Es war richtig gewesen, fortzugehen und woanders das Glück zu suchen, das sie hier nicht finden konnte. Daß sie es gefunden hatte, konnte Katharina Hofer nur bejahen. Denn bei all ihrer Tätigkeit, die ihr den beruflichen Erfolg bescherte, war natürlich auch immer ein Quentchen Glück im Spiel.

      Beruflich, ja da war sie erfolgreich. Die Firma machte gute Umsätze, ihre Angestellten arbeiteten gerne für sie, und der Name, den sie sich gemacht hatte, war weit über die Grenzen Frankfurts hinaus bekannt.

      Aber wie sah es mit ihrem persönlichen Glück aus?

      Katharina war nicht sicher, ob sie einen Mann an ihrer Seite wirklich vermißte. Manchmal wünsche sie sich schon eine starke Schulter, an die sie sich lehnen konnte. Es gab Stunden, da wäre sie gerne eine schwache Frau gewesen, die sich in die Arme eines Mannes flüchtete.

      Namen und Gesichter zogen an ihr vorbei. Keiner von ihnen hatte es geschafft, sie an sich zu fesseln. Immer fehlte etwas, der Funke sprang nicht über.

      Wer weiß, dachte sie, vielleicht ist es mir bestimmt, allein zu bleiben.

      Die schöne, junge Frau stand auf und wandte sich zur anderen Seite. Unter der Galerie hing ein Bild, das sie als junges Madel schon immer bewundert hatte. Es zeigte den Erlöser, am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken. Gleich daneben stand, auf einem Holzsockel, eine Madonnenstatue. An sie erinnerte sich Ka-tharina ebenfalls recht gut. Nachdem sie einen Moment davor verharrte, ging sie langsam zum Eingang zurück. Draußen standen Pfarrer Trenker und Alois Kam-meier und unterhielten sich. Die Miene des Geistlichen hellte sich auf, als er sie erkannte.

      »Grüß dich, Kathie«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Das, Herr Kammeier, ist die Kathie Hofer, die früher auf dem Sonnenhof gelebt hat.«

      Der Mesner lächelte und drückte die Hand der jungen Frau.

      »Das Gesicht kam mir gleich bekannt vor. Ich hab’ bloß net gewußt, wo ich’s hintun soll.«

      »Wie ich seh, sind S’ immer noch der gute Geist uns’rer Kirche«, meinte Katharina. »Wollen S’ sich denn gar net zur Ruhe setzen?«

      »Net, bevor unser Herr Pfarrer net in den Ruhestand geht«, lachte Alois.

      »Na, das mag hoffentlich noch auf sich warten lassen«, ließ Sebastian Trenker sich vernehmen. »Ich möcht’ noch recht lang’ für meine Schäfchen da sein.«

      Er wandte sich an die junge Frau.

      »Hast’ dir also die Kirche angeseh’n«, stellte er fest. »Ja, da hat sich nix verändert, außer daß wir noch eine Madonnenstatue dazubekommen haben. Ein alter Senner hat sie geschnitzt und ist jetzt ganz stolz, daß das schöne Stück einen Ehrenplatz in der Kirche bekommen

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