Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Gold und Blau waren die vorherrschenden Farben, in denen das Gotteshaus geschmückt war. Die alten Baumeister waren geradezu verschwenderisch damit umgegangen. Die Kirchenbänke waren weiß lackiert, auf vielen standen die Namen der Familien, die seit alters her dort ihren Stammplatz hatten.

      Langsam ging der Sänger durch das Mittelschiff bis zum Altarraum hinunter und blieb vor dem großen, schweren Kreuz stehen. Er war überwältigt von dem, was er sah.

      Ein Bild an der Wand unter der Galerie erregte seine Aufmerksamkeit. Er trat näher und betrachtete es. Das Ölgemälde hieß Gethsemane, wie er auf einem Hinweisschildchen lesen konnte, das daneben angebracht war, und zeigte den Erlöser, am Abend vor der Kreuzigung, im Gebet versunken.

      Gleich daneben stand auf einem Holzsockel eine Madonnenstatue. Frank mußte sich eingestehen, daß er nicht viel von der Kunst der Holzschnitzerei verstand, aber er sah, daß es sich um ein Meisterwerk handeln mußte.

      Unerwartet öffnete sich die Tür, neben der das Bild hing, und ein Mann trat heraus. Frank Weilander war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten. Der Mann lächelte ihn freundlich an.

      »Grüß Gott. Ich hoff’, ich hab’ Sie net erschreckt?«

      »Ein wenig schon«, gab der Sänger zu und schaute sich unsicher um. »Ich habe geglaubt, ich wäre ganz alleine in der Kirche. Hoffentlich störe ich nicht.«

      »Keineswegs«, versicherte der Mann und reichte ihm die Hand. »Ich bin Pfarrer Trenker und freu’ mich immer, wenn Besucher hereinschau’n.«

      Frank schaute ein wenig ungläubig. Er hatte sich einen Landpfarrer immer anders vorgestellt. Dieser hier hatte eher Ähnlichkeit mit einem prominenten Sportler oder Schauspieler, so wie er aussah.

      Über das stets leicht gebräunte Gesicht des Geistlichen glitt ein Lächeln. Er kannte die Reaktion vieler Fremder, die ihm zum ersten Mal gegenüberstanden. Sie waren stets leicht verunsichert.

      Der Besucher erwiderte den Händedruck

      »Frank Weilander«, stellte er sich vor.

      »Das hab’ ich mir schon gedacht«, nickte Sebastian Trenker.. »Ich hab’ Sie sofort erkannt. Schön, daß Sie bei uns Urlaub machen. Sie werden schnell herausfinden, daß Sankt Johann ein ganz besonderes Fleckchen Erde ist.«

      Er machte eine einladende Handbewegung.

      »Kommen S’, ich zeig’ Ihnen ein bissel was.«

      Interessiert folgte Frank ihm und erfuhr allerlei Wissenswertes über die Geschichte des Dorfes und des Gotteshauses. Pfarrer Trenker erwies sich als brillanter Kenner, und seine lebhaften Erklärungen vermittelten dem Sänger ein umfassendes Bild.

      Kurz darauf betrat ein anderer Mann die Kirche. Es war der Mesner, Alois Kammeier. Als er sah, daß Hochwürden sich mit einem Besucher unterhielt, störte er nur ungern. Doch die Angelegenheit, die er mit dem Pfarrer zu besprechen hatte, war äußerst dringlich.

      »Entschuldigen S’ mich einen Augenblick«, bat Sebastian.

      »Selbstverständlich«, nickte Frank und setzte sich in eine der Kirchenbänke, während der Geistliche und der Mesner in die Sakristei gingen.

      Er schaute auf den Altar vor sich und schloß für einen Moment die Augen. Es war ein paar Monate her, da standen er und Silvia in einer Kirche, in England. Sie hatten im Seebad Brighton zusammen einen Liederabend gegeben und anschließend einen Kurzurlaub dort verbracht.

      Damals schien die Welt noch in Ordnung. Von Trennung war nicht die Rede gewesen. Im Gegenteil – als sie in der kleinen Kirche standen, schmiedeten sie bereits Hochzeitspläne.

      »In so einer Kirche möchte ich heiraten«, hatte Silvia gesagt und sich verliebt an ihn gelehnt.

      Frank schluckte, als er an diesen Moment voller Liebe zurückdachte. Mit Elan hatte er sich in die Vorbereitungen für die Tournee gestürzt. Nach der Beendigung hatte es soweit sein sollen. Doch dann kam alles anders. Aus heiterem Himmel erklärte die Sängerin die Beziehung zu ihm für beendet, und Frank wußte bis heute nichts über die wahren Gründe.

      Tagelang war er wie betäubt gewesen und hatte darüber nachgegrübelt, was er falsch gemacht haben könnte. Es wollte ihm nichts einfallen. Auch Jürgen Bender, der Silvia Cosmar gut kannte, gelang es nicht, von der Sängerin zu erfahren, was diesen Sinneswandel bewirkt hatte.

      Wäre er nicht vertraglich gebunden gewesen, hätte Frank Weilander seine Konzerttournee sofort abgebrochen. Wie sollte er, fragte er sich, die Menschen mit gefühlvollen Liebesballaden erfreuen, wenn es in ihm selbst so düster aussah? Nur mit Aufbietung aller seiner Kräfte gelang es ihm, das alles durchzustehen. Doch nach dem letzten Auftritt fühlte er sich nur noch leer und ausgebrannt. Immer noch spielte er mit dem Gedanken, alles hinzuschmeißen und sich zurückzuziehen.

      Pfarrer Trenker kehrte zurück und unterbrach seine Gedanken. Frank erhob sich, und sie setzten ihren Rundgang fort.

      »Es war sehr freundlich von Ihnen, mir alles zu zeigen«, sagte er, als er sich später verabschiedete. »Ich werde bestimmt noch öfter herkommen.«

      »Das würd’ mich freu’n«, erwiderte Sebastian, mit einem freundlichen Nicken.

      Er blickte dem Sänger hinterher.

      Täuschte er sich, oder gab es da etwas, was Frank Weilander beschäftigte?

      Der Seelsorger meinte einen bekümmerten Zug im Gesicht des jungen Mannes entdeckt zu haben, gerade so, als trage er eine schwere Last mit sich herum. Zuvor hatte er noch ganz anders gewirkt. Es hatte gerade den Anschein, als hätten die Minuten Besinnlichkeit, die Frank Weilander auf der Kirchenbank zugebracht hatte, diese tiefe Traurigkeit in ihm hervorgerufen.

      Der Bergpfarrer täuschte sich nur selten, seine Menschenkenntnis hatte ihn noch nie getrogen. Er war sicher, daß er und Frank noch einiges zu besprechen haben würden.

      Nachdenklich wandte er sich um. Sein Blick glitt zur Sakristei hinüber, wo er die Unterredung mit Alois Kammeier gehabt hatte.

      Es war schlimm, was der Mesner ihm berichtet hatte. Sebastian konnte es kaum fassen. Noch gestern hatte er geglaubt, daß St. Johann, in dieser lauten Welt, ein kleiner Ort des Friedens und des Glücks sei. Nun mußte er feststellen, daß das Schicksal wieder einmal grausam zugeschlagen hatte.

      Unvermittelt sah sich der gute Hirte von St. Johann zwei Problemen gegenüber, von denen er noch nicht wußte, wie er sie lösen konnte…

      *

      Zum Mittagsessen gab es bunten Salat aus dem Pfarrgarten. Sophie Tappert hatte ihn mit hartgekochten Eiern und Schinkenstreifen garniert, außerdem grob geraspelten Bergkäse darüber gestreut. Das Salatdressing stand in einer Sauciere, zur freien Bedienung, daneben.

      Während der Bruder des Bergpfarrers wie immer zulangte, aß Sebastian eher verhalten. Immer wieder ließ er die Gabel sinken und schaute nachdenklich vor sich hin.?Max, der das Verhalten seines Bruders kannte, fragte schließlich nach dem Grund.

      »Immer wenn du so nachdenklich bist, beschäftigt dich ein Problem«, stellte er fest.

      Der Geistliche sah auf.

      »Es stimmt«, nickte er. »Ein ziemliches Problem sogar. Es geht um den Florian Kammeier,

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