Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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sich die Hände ab. Sie schenkte sich und Johanna einen Kaffee ein. Anna setzte sie sich an den Tisch.

      »Du glaubst nicht an die Liebe, Johanna? Du hast Angst vor ihr! Ich kann das in deinen Augen lesen.«

      »Ja, Anna! Ich glaube nicht mehr an die Liebe oder vielleicht noch nicht wieder. Ich wünsche mir die perfekte Beziehung, Liebe und Kinder und Familie und ein Heim voller Liebe und Harmonie – ein ganzes Leben lang. Aber dafür gibt es wohl keine Garantie.«

      Anna musterte Johanna.

      »Klingt, als hättest du unschöne Erfahrungen gemacht?«

      Johanna seufzte tief. Sie überlegte kurz.

      »Es wird am besten sein, wenn ich es dir erzähle. Ich muss dir schon recht sonderbar vorkommen. Ich wünsche mir etwas und habe doch Angst davor. Aber das hat seinen Grund, Anna. Ich war sechzehn, als ich ihn kennenlernte.«

      »Die erste Liebe?«

      »Ja, es war für mich und für ihn die erste Liebe! Wir gingen zwei Jahre zusammen. Dann hatte ich mein Abi und war volljährig. Ich ging an die Universität in der Stadt, in der er auch studierte. Wir heirateten nur auf dem Standesamt. Mit einem uralten Bus brachen wir zur Hochzeitsreise nach Venedig auf.«

      »Oh, wie romantisch!«, warf Anna ein.

      »Der Bus machte unterwegs schlapp. Aber Rupold, damals rief ich ihn Ruppi, dabei war er gar nicht ruppig, sondern sehr, sehr lieb und einfühlsam. Also, er brachte den Motor wieder zum Laufen. Wir hingen sogar während der Fahrt wie Kletten aneinander. Dabei haben wir wohl mehrere Abzweigungen verfehlt und landeten nachts hier in Waldkogel.«

      »Dann bist du schon einmal hier gewesen? Davon hast du noch nichts erzählt!«

      »Ja, ich war schon einmal in Waldkogel, nicht hier auf der Berghütte, sondern unten im Ort. Wir kampierten eine Nacht am Bergsee und dann einige Tage auf der Wiese eines Bauern. Es war sehr schön und sehr romantisch. Es war sogar noch schöner als in Venedig.«

      »Das wundert mich nicht! Kein Ort auf der Welt ist romantischer als unsere Berge, als unser schönes Tal. Doch erzähle weiter.«

      »Ich wollte immer mal wieder nach Waldkogel. Aber Rupold hatte immer andere Pläne. Wir studierten fertig. Er wurde Fluglotse, ich machte ein Fitnesscenter auf. Wir entwickelten uns auseinander. Es gab keine Gemeinsamkeiten mehr. Er hatte viele Wochenenddienste. Es wurde nie etwas daraus.«

      Johanna seufzte tief. Anna sah eine grenzenlose Traurigkeit in ihren Augen.

      »Wir lebten uns auseinander! Die Liebe versiegte – irgendwie. Wir lebten so weiter diesen eingefahrenen Trott. Aber wir hatten uns nichts mehr zu sagen. Irgendwann schafften wir es dann, uns auszusprechen. Wir beschlossen, uns in Freundschaft zu trennen.«

      »Dann bist du geschieden?«

      »Nein! Auf dem Papier sind wir noch ein Paar. Das ist wegen der Steuer, sagt er. Aber wir haben nichts mehr gemeinsam, außer der Steuersache – zumindest geht das noch eine Weile so. Rupold wollte das so.«

      »Ich verstehe!«

      »Zuerst war ich ganz euphorisch, Anna. Ich sagte mir, er war der Falsche. Ich sagte mir, wir waren einfach noch zu jung. Jetzt bin ich dreiunddreißig. Ich bin auf der Suche nach einem Mann, mit dem ich Kinder haben kann, eine Familie, ein wirkliches Heim. Aber dann stellte ich fest, wie kompliziert das ist. Die Ernüchterung folgte bald. Jetzt bin ich sogar in Panik. Meine biologische Uhr tickt, wie man sagt.«

      Johanna trank einen Schluck Kaffee.

      »Ich habe alles versucht, einen Mann kennenzulernen. Ich belegte einen Tanzkurs, ich bin zu Singletreffs, nahm an Speed-Dates teil. Alles ohne Erfolg und dann meldete ich mich bei der Internetpartneragentur an. Den Rest habe ich schon erzählt. Der einzige Fortschritt, den ich gemacht habe, ist, dass ich mich entschlossen habe, nach Waldkogel zu fahren. Es ist schwer, wieder allein zu leben. Ich muss das alleine Leben erst wieder lernen. Ich habe mich zu sehr angepasst. Ich wollte mit aller Gewalt glücklich sein.«

      Anna war erschüttert. Ihr Herz war voller Mitleid.

      »Und du und dein Rupold, habt ihr es nicht noch einmal probiert?«

      »Nein! Es hätte auch wenig Sinn gemacht, denke ich. Vielleicht hätten wir uns danach nicht mehr in die Augen sehen können und hätten einen Rosenkrieg geführt. Das wollten wir nicht. So können wir unsere endgültige Trennung sachlich und mit Anstand abwickeln, wenn es irgendwann so weit ist.«

      »Seht ihr euch gelegentlich?«

      »Nein, wir gehen uns aus dem Weg! Es ist besser so!«

      »Hier in den Bergen spricht man von einen schweren ›Packerl‹, wenn jemand so eine Last auf dem Herzen hat. Du hast wirklich eine sehr schwere Last zu tragen, Johanna. Du hast das Vertrauen in die Liebe verloren. Das ist wohl das Schlimmste, was einem Menschen widerfahren kann.«

      »Möglich!«

      Sie dachte einen Augenblick nach.

      »Ja, es stimmt. Ich habe Angst, ich könnte mich wieder irren. Man sagt doch – ›die gerät immer an den Falschen‹. Das hast du doch auch schon gehört.«

      »Ja, ich kenne den Spruch! Das ist dumm. So sollst du nicht denken, Johanna. Schau dich doch an! Du bist eine junge, eine sehr schöne junge Frau. Richtig fesch, wie wir hier in den Bergen sagen.«

      Anna lächelte Johanna an.

      »Irgendwo dort draußen gibt es auch für dich einen feschen Burschen.«

      »Meinst du wirklich?«

      »Ja! Absolut! Das liegt nur an dir! Soll ich dir mal etwas sagen?«

      »Sicher, du meinst, ich mache etwas falsch, stimmt es?«

      »›Falsch‹ ist ein zu strenges Wort! Du solltest versuchen, mit dir selbst glücklich zu sein. Sei stolz auf dich! Sei zufrieden mit dir! Menschen können Fehler machen! Ich kann nicht beurteilen, ob du einen Fehler gemacht hast. Aber es hat keinen Sinn, wenn du dir immer und immer wieder deswegen Vorwürfe machst. Damit stehst du deinem neuen Glück im Wege. Niemand hat eine Garantie für das Glück. Liebe ist ein Geschenk, das man täglich schenken soll und es als Geschenk auch täglich annehmen muss. Wenn du alle Geschenke mit Skepsis anschaust, dann wird daraus nichts. Ich will dir ein Beispiel geben. Jemand überreicht dir ein Paket. Es ist ein Geschenk. Es ist in buntes Papier eingepackt und hat eine große Schleife. Jetzt gibt es zwei Gedanken. Der erste Gedanke ist, was wird Wunderbares darin sein? Herrlich, ein Geschenk für mich! Du freust dich und machst das Präsent auf. Du siehst, was darin ist und freust dich wirklich. Die zweite Möglichkeit ist, dass du denkst: mal sehen, was darin ist. Wenn es mir nicht gefällt, dann lasse ich mir den Kassenzettel geben und tausche es um. Mit diesen Hintergedanken wirst du dir das schöne Geschenk nie richtig ansehen. Du wirst dir keine Zeit nehmen, es genau zu betrachten. Dessen Schönheit wirst du dabei nicht erfassen. Du riskierst nur einen flüchtigen Blick. Verstehst du?«

      »Ja, Anna! Ich verstehe! Genauso ist es! Du willst mir sagen, ich soll mir diesen Bobby genau ansehen?«

      »Nicht nur diesen Bobby! Du sollst dein Herz nicht verschließen. Es kann niemand hinein, wenn du nicht wirklich deine Tür öffnest. Du hast die Tür zwar offen. Da steht auch ein Schild daran, das besagt, bitte

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