Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Feudalherrn als Tischherrn hatte und sich als »Brautmutter« mächtig vorkam. Der Hausherr führte die Baronin, die Baronesse ein Großkaufmann, Christine der steinreiche Antiquitätenhändler Alkwin und die Schwester des Bräutigams hatte den Oberbürgermeister der Stadt an ihrer Seite, der »um sieben Ecken« mit den Wiederbachs verwandt war, und so hatte man denn die Sippe gut untergebracht.

      Der Bräutigam wurde in der Gesellschaft für vollwertig anerkannt. Denn er nannte ein stattliches Unternehmen sein eigen, hatte Geld, stammte aus bester Familie, sah außerdem auch noch schneidig aus, also konnte man ihn, gleichfalls seine Schwester, in Gnaden aufnehmen und ihnen ihre Gunst erweisen.

      Obwohl Stella sich alle Mühe gegeben hatte, das Fest pompös aufzuziehen, wich es von den anderen Festen, die man sich in der Gesellschaft leisten konnte, nicht ab, es war immer und überall dasselbe. Gutangezogene Menschen, exquisites Festmahl, galonierte Diener, Künstlerkapelle und so weiter. Allerdings gab es nicht auf jedem Fest eine Hochzeit und nicht ein so glückstrahlendes Brautpaar.

      Und nicht ein Mädchen, das so bitterlich weinte, als das junge Paar sich auf die Hochzeitsreise begeben hatte. Ganz versunken war Gudrun in dem Schmerz, war es doch die erste Trennung von ihrem Karlchen.

      »Ja, Mädchen, warum verkriechst du dich denn in diesem Winkel?« riß eine sonore Stimme sie aus ihrem Jammer. »Ich suchte dich wie eine Stecknadel, denn der Tischwalzer hat bereits begonnen. Nun sitzt du hier und weinst – wie töricht, Gun.«

      »Sei doch still!« blitzte sie ihn an. »Was weißt du, wie es ist, wenn man den Menschen an einen andern hergeben muß, den man bisher als sein Eigentum betrachtete, aber du hast ja anstatt eines Herzens einen Eisklumpen in der Brust. Laß mich in Ruhe!«

      »Nach dem Walzer.«

      »Ich habe keine Lust zu tanzen.«

      »Schön. Dann setz’ ich mich zu dir und weine mit.«

      »Arvid, du bist doch ein ganz gräßlicher Mensch!« mußte sie nun doch lachen, während ihre Augen noch in Tränen schwammen. Sie stand auf, legte ihre Fingerspitzen auf seinen Frackärmel und folgte ihm in den Saal, wo sich die Paare nach den Klängen des Walzers »Gold und Silber« munter drehten.

      Es war ein prächtiges Bild. Hell erstrahlten die Lüster, spiegelblank glänzte das Parkett. Blütenweiß schimmerte die Hemdbrust der Herren, tiefschwarz das Tuch des Fracks. In allen Farben leuchteten die Festgewänder der Damen, der Schmuck gleißte – ein Bild der Kultur und des Reichtums.

      Die schmeichelnde Weise des Walzers vor sich hin summend, zog Baron Hörgisholm die bezaubernde Tochter des Hauses in den Kreis der Tanzenden, legte seine Hand zart um die grazile Mitte. Sie boten unbestritten das schönste Paar im Saal und tanzten beide vorzüglich. Zuerst sah das Mädchen noch unbekümmert zu dem Mann auf, doch dann – ja, dann ging das plötzlich nicht mehr.

      Mein Gott, ich liebe ihn ja – dachte sie mehr entsetzt als beglückt. Das darf doch aber nicht sein. Wohin soll das wohl führen? Zum Glück doch bestimmt nicht. Sei also hübsch vernünftig, du törichtes Herz.

      Ein gar unbilliges Verlangen. Seit wann ist ein Herz denn vernünftig. So was gab’s noch nie und wird es wahrscheinlich auch nie geben.

      »Ja, sag mal, warum trittst du mir plötzlich so hartnäckig auf die Füße?« fragte Arvid lachend, und das gab ihr das Gleichgewicht zurück, das wohl eine Minute lang in Verwirrung geraten war. »Geschieht es aus konstanter Bosheit?«

      »Nur«, konnte sie ihn nun schon wieder freien Blickes anlachen. »Ich möchte, daß du den Tanz beendest.«

      »Nanu, tanz’ ich denn so schlecht?«

      »Ja.«

      Jetzt lachte sie über sein verdutztes Gesicht so frischfröhlich heraus, daß es wie ein lustiger Kobold über die steife Gesellschaft hüpfte. Und dieses Lachen verscheuchte auch den letzten Rest von Gefühlsduselei, wie Gudrun ihre vorherige Verwirrung bezeichnete.

      Und doch war sie froh, daß die zärtliche Weise verklang. Als die Baronin am Arm des Hausherrn vorüberging, hakte Gudrun sich in ihren Arm, als müßte sie bei ihr Schutz suchen.

      »Na, du Irrwisch«, strich die Dame eine fürwitzige Locke aus dem heißen Gesichtchen. »Du glühst ja wie ein Röschen. War der Tanz mit meinem langen Schlingel denn so anstrengend?«

      »Ja. Deshalb mußte ich ihm andauernd auf die Füße treten.«

      »Geschieht ihm recht, wenn er nicht besser führen kann. Und nun bringt ihr beide, die ihr hier zu Hause seid, mich an ein Plätzchen, wo ich nicht wie auf dem Präsentierteller sitze. Denn deine Gäste in Ehren, mein lieber Egon, aber sie sind mir zu neugierig.«

      »Für das Plätzchen habe ich bereits gesorgt, Tante Erdmu­the«, gestand Gudrun eifrig. »Verborgen hinter Blatt­pflanzen kann man von ihm aus alles beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.«

      »Also eine Lästerecke«, warf Arvid neckend ein, worauf ihm nur ein verächtliches Achselzucken zuteil wurde. Gleich darauf stand man an einem sehr netten Plätzehen, und Gudrun fragte stolz:

      »Hab’ ich das gut gemacht?«

      »Sehr gut«, nickte die Baronin.

      »Da stehen sogar Sessel, in denen man sitzen kann, was in diesem Hause direkt wie ein Wunder anmutet.«

      »Es war auch nicht ganz einfach, sie aufzutreiben«, gab die Tochter dieses hypermodernen Hauses zu. »Hoffentlich reichen sie für unsere Sippe aus. Laßt uns mal zählen: Wir sind vier, dazu kommen Ermelchen, Hanna, Tinchen, Onkel Rupert und Onkel Theo – macht zusammen neun.«

      »Und Stella?«

      »Die legt bestimmt keinen Wert darauf, sich hier zu verstecken. Die muß doch …«

      »Gudrun!«

      »Na ja, Paps, ich bin schon still. Außerdem hört sie’s ja nicht.«

      »Auch ein Standpunkt«, lachte Erdmuthe. »Nun zieh aus, du Nichtsnutz, und gib denen einen Wink, die hier hingehören.«

      So kam denn eine gemütliche Runde zusammen, die der Hausherr nur ungern verließ, um sich auch um die andern Gäste zu kümmern.

      Die andern Herren hatten ihre Pflichttänze zu erledigen, wobei der Antiquar streikte.

      »Ich habe Hühneraugen«, erklärte der kleine Mann mit den dicken Brillengläsern vor den kurzsichtigen Augen kategorisch. »Außerdem werde ich hier noch so schändlich zurückgesetzt.«

      »Warum denn, Onkelchen?« fragte Gudrun verwundert.

      »Wo alles duzt, kann ich allein nicht siezen.«

      Lachend wurde davon Kenntnis genommen und rasch das Versäumte nachgeholt. Stillvergnügt saß der alte Herr mit dem klugen, durchgeistigten Gesicht da, den guten Tropfen so recht genießend. Und wenn er mal was sagte, kam das so trocken heraus, daß es Heiterkeit erregte.

      Da es zwanzig Damen zu »betanzen« gab, dauerte es immerhin eine ganze Weile, bis die Herren dieses immer nicht leichte Amt hinter sich hatten. Man atmete auf, als die große Pause eingelegt wurde, in der sich die fleißigen Musiker sowie die Gäste laben konnten. Man bekam an den Tischen serviert, was das Herz begehrte.

      An

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