Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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nichts mehr!«

      »Sehr erfreulich zu hören. Dann werden auch wir anderen endlich zu Wort kommen. Hauptsächlich unsere Ragnilt, die von euch Zeisigen sowieso überzwitschert wird. Willst du uns nicht etwas vorsingen, mein Kind?«

      »Ach ja, laß deine liebliche Stimme erschallen«, tat Maren pathetisch. »Gib ein Wunschkonzert. Ich wünsche mir ein Lied von Liebe und Entsagung.«

      Vorwurfsvoll sah sie auf die anderen, die in amüsiertes Lachen ausbrachen. Die elegischen Worte hatten aber auch zu komisch geklungen aus dem Mund dieses blutjungen Menschenkindes, das wie das sprühende Leben anmutete.

      »Na was, es kann ja auch mal umgekehrt gehen«, zwinkerte Arnold vergnügt. »Mit siebzehn die Entsagung, mit siebzig die Liebe. Denn alte Scheunen brennen bekanntlich am hellsten.«

      »Na, Muttchen, dann kann ich am Ende auch mit dir noch was erleben«, blinzelte Arninger der getreuen Ehehälfte verschmitzt zu. »Ein Trost, daß ich zwanzig Jahre Zeit habe, um mich auf das Wunder vorzubereiten.«

      »Alter, jetzt schlägt’s aber dreizehn!« wollte sie sich zuerst empören, ließ jedoch davon ab und meinte nonchalant:

      »Warum auch nicht? Es hat schon ärger in der Welt gebraust. Aber vorläufig brauche ich ja noch nicht zu brausen«, setzte sie hinzu, herzlich mit den anderen lächelnd. »Darum wünsch’ ich mir kein Liebeslied, sondern eins von Anastasius Grün, das so viel Wahrheit in sich birgt. Kennen Sie es vielleicht, Frau Baronin, das von den dunklen Stunden spricht?«

      »Ich glaube ja«, meinte Ragnilt. »Aber warum gerade das Lied, gnädige Frau?«

      »Weil es mein Herz anspricht.«

      »Na, dann muß ich ja wohl«, erhob sie sich mit unterdrücktem Seufzer. Schritt langsam zum Flügel, nahm daran Platz, präludierte erst tastend, dann immer sicherer, bis zuletzt die Stimme einsetzte:

      Dunkeln muß der Himmel rings im Runde,

      daß sein Sternenglanz zu leuchten wage;

      stürmen muß das Meer bis tief zum Grunde.

      daß ans Land es seine Perlen trage.

      Klaffen muß des Berges off’ne Wunde,

      daß sein Goldgehalt ersteh’ zu Tage;

      dunkle Stunden müssen offenbaren,

      was ein Herz des Großen birgt und Klaren …

      Süß und verhalten wehte die junge Stimme durch den Raum, in dem die Menschen wie gebannt lauschten. Selbst die beiden Backfischchen fühlten sich eigen berührt.

      Und Trutz? Der trank diese schlichte Weise förmlich in sich hinein. Sein brennender Blick hing an der grazilen Gestalt, die in der Trübe des Regentages licht und hell wirkte. Wie etwas Verheißendes mutete sie an, wie etwas Tröstendes. Wie eine Mahnung, das Hoffnung nie zuschanden werden läßt.

      Es schien dem Mann wie ein Symbol, als plötzlich die Sonne durch das düstere Gewölk brach. Wie Goldgeflitter zitterten die Strahlen durch das Fenster und umflirrten das lockige Köpfchen wie ein Gloriole. Und gerade da, als der jungrote Mund die Schlußzeile sang:

      Dunkle Stunden müssen offenbaren,

      was das Herz des Großen birgt und Klaren.

      Nachdem der letzte Ton verklang, war es beklemmend still. Die Hände der beiden jungen Mädchen, die sich schon zum Applaus gehoben hatten, sanken hinab, als ihre Blicke auf Frau Arninger fielen, der die hellen Tränen über die Wangen liefen. Und auch Ragnilt war bestürzt, als sie, näher tretend, diese klaren Tropfen bemerkte.

      »Gnädige Frau, habe ich Ihnen weh getan?« fragte sie leise.

      »I bewahre, wohl getan haben Sie mir«, wischte die Dame energisch die Tränen fort. »Und wenn mir etwas wohl tut, muß ich weinen.«

      »Ja, das tut sie«, bestätigte der Gatte, um der Rührseligkeit Einhalt zu gebieten. »Meine gute Alte vertritt den Standpunkt: Wenn man glücklich ist, dann soll man weinen.«

      »Ich auch, Muttchen Arninger, ich auch«, beteuerte Elvira, indem sie sich zu der Dame auf die Sessellehne setzte und spontan einen Kuß auf die noch nasse Wange drückte. »Und singen muß ich dann auch noch.«

      »Erbarmen, kleines Fräulein, regen Sie bloß meine Frau dazu nicht an!« hob Arninger in komischem Entsetzen die Hände. »Wenn die nämlich singt, ist das viel zu schön, um wahr zu sein.«

      Damit war auch der letzte Rest der bedrückten Stimmung verscheucht, und daß sie an diesem Tag nicht wieder aufkam, dafür sorgten die Backfischchen mit ihrem munteren Geplauder – und zuletzt gar Trutzi, der in seiner Lebendigkeit ins Zimmer stürmte.

      »Ausderissen«, erklärte er strahlend. »Er will mitlachen.«

      »Da hat er recht!« Arnold hob das reizende Kerlchen aufs Knie. »Wo alles lacht, kann Trutzi allein nicht weinen.«

      »Sie tommt«, zeigte das Fingerlein auf Karla, die soeben eintrat. »Sag nei, Ote Nold, sag nei!«

      »Und wenn ich ja sage?«

      »Dann is er undeßogen.«

      »Und wenn er dann von Mami einen Klaps kriegt?«

      »Dann ßreit er!«

      »Und dann wehe unserm Trommelfell«, schmunzelte der Onkel, das weiche Körperchen liebevoll an sich drückend. »Um uns davor zu verschonen, Schwester Karla, nehmen Sie bitte in unserer Runde Platz.«

      Nachdem es geschehen war, konnte man wieder zum gemütlichen Teil übergehen. Und man mußte schon sagen, daß der kleine Wildfang momentan ein Ausbund an Artigkeit war. Ruhig saß er auf dem Knie des Onkels, der einen wichtigen Platz in dem kleinen Herzen einnahm. Bei Ote Nold war man sicher, da lauerte keinerlei Unbill.

      »Wer is das?« zeigte das mollige Patschchen ungeniert auf Frau Arninger. »Die tennt er nis – den da auch nis. Bleiben sie hier? Denn sollen sie.«

      »Na also! Der Sohn des Hauses läßt Ihre Gegenwart gnädigst gelten, verehrtes Ehepaar Arninger. Und das ist sehr viel, da man mit zwei Jahren noch keine gesellschaftliche Fron kennt. Wie wär’s, Butzilein, wenn du zu der lieben Tante gingest und ihr ein Küßchen gäbest?«

      »Nei, tüssen tut er nis«, kam es ernsthaft zurück. »Aber er deht.«

      Damit rutschte er von dem Knie des Onkels, trat zögernd auf die ihm noch Unbekannte zu, betrachtete sie so eingehend, als müßte er ihre Seele ergründen, und meinte dann freimütig:

      »Er leidet dis, Tant, du bist lieb.«

      Da zog die Frau den kleinen Schelm gerührt auf den Schoß – und das war der Auftakt zu einer herzinnigen Freundschaft.

      *

      Elvira hatte recht, es regnete nicht immerzu, sondern nur einige Tage. Dann setzte wieder eine Schönwetterperiode ein, so daß man unbesorgt die »alljährliche Abfütterung«, wie Trutz das Jahresfest bezeichnete, als Gartenfest gestalten konnte. Dazu waren diejenigen geladen, die in der Umgegend über ein »sauberes Chemisettchen« verfügten.

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