Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Und da auf diesem zwanglosen Fest jeder nach seiner Fasson selig werden durfte, suchte man sich fürs erste ein verstecktes Plätzchen, von dem man jedoch den Trubel bequem übersehen konnte. Behaglich seine Havanna rauchend, machte Elzerau seine Studien und gab den nötigen Kommentar dazu.

      »Jung müßte man noch einmal sein«, meinte er soeben versonnen. »So jung wie das närrische Völkchen, das sich auf der Tanzfläche dreht. Was meinst du, Hildchen, wollen wir es auch einmal versuchen?«

      »Nein«, kam es entschieden zurück. »Jedem das Seine. Der Jugend die Narretei, dem Alter die Vernunft.«

      »Es ist aber nicht immer leicht, mit Vernunft alt zu werden«, seufzte er. »Zumal dann nicht, wenn man mit ergrautem Kopf immer noch ein junges Herz besitzt.«

      »Hauptsächlich mit so einem ergrauten Kopf, wie du ihn hast«, zeigte sie lachend auf seine Glatze. »Aber warum auch nicht? Es hat ja schon manch ein Großvater eine Achtzehnjährige gefreit.«

      Wie zwei lustige Verschwörer sahen sie sich in die Augen und waren sich einig wie eh und je. Ein Ehepaar, wie es vorbildlicher kaum sein konnte.

      Wohl war ihnen Kindersegen versagt, was sie teils trübte, teils befriedigte. Zumal dann, wenn sie an die Sorgen dachten, die erwachsene Kinder den Eltern bringen können, wie zum Beispiel der junge Arninger den seinen. Was alles hatten sie von ihrem vergötterten Einzigen erwartet, und was hatte er ihnen beschert? Nichts weiter als Kummer, Gram, zuletzt noch den Ruin, nach dem er sich so feige aus dem Leben stahl, wie er feige gelebt. Und wenn sich da nicht ein gütiger Mann der bedauernswerten Eltern angenommen hätte, dann wären sie an dem mißratenen Sohn zugrunde gegangen.

      Dieser Mann trat soeben hinzu und fragte, ob er die traute Zweisamkeit stören dürfte, was ihm gern gestattet wurde. Also ließ er sich nieder und stopfte sein geliebtes Pfeifchen, ohne das man sich diesen Hünen kaum vorstellen konnte.

      »Ganz raffiniert haben Sie diesen Platz gewählt«, meinte er anerkennend. »Sie können alles beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Und das möchte ich eine Weile nicht, um Ruhe vor den niedlichen Marjellchen zu haben, die ausgerechnet mit mir altem Knaben tanzen wollen. Hätte nie geglaubt, daß ich noch so viel Chancen haben könnte«, setzte er verschmitzt hinzu, und Frau Elzerau lachte.

      »Na, siehst du, Alter, da kannst du dich ganz beruhigt unter die jungen Damen wagen, ohne einen Korb zu kriegen. Aber such dir ja die Schönste aus.«

      »Und unser Trutz, der dort so nonchalant mit gekreuzten Armen steht, schaut das alles seelenruhig mit an. Der scheint seiner Frau absolut sicher zu sein.«

      »Das kann er mit Recht«, bestätigte Arnold.

      Und wiederum auch nicht – setzte er in Gedanken hinzu. Denn bei der kleinen Sphinx kann man nie wissen, was in dem reizenden Köpfchen vorgeht. Und wenn ihr beide da annehmt, daß der Trutz so gelassen ist, wie er tut, dann irrt ihr aber sehr.

      Aber gut so, daß er überall als glücklicher Ehemann gilt – und nur wir wenigen Eingeweihten wissen, daß er es nie werden wird, wenn seine Frau immer weiter in so unbegreiflicher Gleichgültigkeit verharrt.

      Aha, jetzt holt er sie zum Tanz, und sie lächelte ihn genauso sphinxhaft an wie alle anderen Partner. Armer Kerl, in deiner Haut möchte ich nicht stecken. Wohl hast du dich an deiner Frau versündigt, aber das läßt sie dich auch büßen mit Grausamkeit.

      »Sind doch ein schönes Paar, die Swindbrechts«, sprach Frau Elzerau jetzt in Arnolds sorgende Gedanken hinein. »So eins bringt unser Herrgott nicht alleweil zusammen.«

      »Na, Hildchen, bei uns tat er es ja auch«, lachte der Gatte verschmitzt. »Und wir sind doch wirklich ein schönes Paar.«

      Das fröhliche Lachtrio wurde von der Musik übertönt, sonst würde es wohl um das versteckte Plätzchen geschehen gewesen sein. Ragnilt hatte es ohnehin schon entdeckt und sagte nun zu ihrem Partner:

      »Bei der nächsten Damenwahl zerre ich Papa Elzerau unbarmherzig aus seinem Versteck und werde ihm schon die trägen Beine lockern.«

      »Zuerst tut es bei mir«, versetzte Trotz trocken. »Denn vorläufig hemmst du sie, indem du andauernd darauf trittst.«

      »Das müßte einem liebenden Ehemann eigentlich eine Wonne sein«, blitzte sie ihn an. »Aber da du keiner bist, sondern vielmehr…«

      »Was, vielmehr?«

      »Ach – nichts.«

      »Na eben, immer der Weisheit letzter Schluß. Laß es ja nicht darauf ankommen, daß ich dir den liebenden Ehemann beweise, damit würdest du dich nämlich in eine Gefahr begeben, in der du bestimmt umkämst.«

      »Hach, wie schauerlich! Wollen wir mal den Versuch wagen?«

      So hätte sie ihn nicht herausfordern dürfen – zumal noch mit dem Blick, der ihn ungemein reizte.

      Na warte! dachte er verbissen. Du sollst die längste Zeit mit mir gespielt haben.

      Ganz fest zog er sie an sich, und sein Gesicht war ihr so nahe, daß sie das ihre zurückbog. Seine Augen glitzerten wie bläuliches Eis, hinter dem eine helle Flamme zu lodern schien. Ganz langsam neigte sich der harte, stolze Mund vor, auf den sie einst scheue Küsse gedrückt, die nicht erwidert wurden.

      Und plötzlich war alles wieder da, das die schwere Nervenkrankheit ausgelöscht zu haben schien. Ihr demütiges Betteln um Liebe, seine verächtliche Gleichgültigkeit, die eine Stunde, in der sie sich ihm förmlich aufgedrängt hatte – und danach das bittere, bittere Ende. Alles stand wieder vor ihr mit grausamer Deutlichkeit. Selbst die Schmerzen glaubte sie zu spüren, die sie um diesen Mann litt – und die glühende Scham. All das hatte die schwere Krankheit barmherzig verschüttet, denn als sie davon genas, erschien ihr die kurze Ehe wie ein herzquälender Traum. Der Gatte war einfach aus ihrem Leben gestrichen, und als er dann wiederkam, galt er ihr als ein Fremder, zumal er sich so sehr verändert hatte. Langsam gewöhnte sie sich an seine Gegenwart, mochte ihn sogar ganz gern – aber weiter auch nichts.

      »Trutz, was fällt dir ein«, flüsterte sie entsetzt, als sein Mund dem ihren ganz nahe war. »Was sollen wohl die Menschen denken.«

      »Daß ich meine Frau küsse? Dafür werden sie gewiß schmunzelndes Verständnis haben.«

      »Trutz, laß mich los!«

      »Könnte dir so passen. Mich zuerst in dieser verflixten Art herausfordern und dann feige kneifen.«

      In dem Moment schwieg die Musik. Unwillkürlich lockerte der Männerarm den festen Griff, flink wie ein Wiesel schlüpfte Ragnilt darunter hervor und lief in kopfloser Flucht in den Park hinein, allein seine Beine waren länger. Flugs holte er sie ein, umfaßte sie so fest, daß sie sich nicht rühren konnte, verschloß ihr den Mund mit einem langen Kuß und gab sie dann frei.

      »Das war gemein«, stieß sie zornbebend hervor, doch er zuckte die Achsel.

      »Vielleicht. Aber ich muß dir endlich einmal beweisen, daß ich nicht mehr länger mit mir spielen lasse, du gefährliche Circe. Und solltest du es dennoch wieder wagen, dann werde ich nicht mehr wie ein einfältiger Fant alles über mich ergehen lassen, sondern werde mit gleichen Waffen zurückschlagen.«

      Damit ging er, doch Ragnilt schlug die Hände vors Gesicht und weinte wie ein Mensch, dem soeben Böses widerfuhr.

      Und

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