Tod in Rothenburg. Barbara Edelmann

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Tod in Rothenburg - Barbara Edelmann Franken Krimi

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las sie gedankenverloren. »Peter? Kompetent, intelligent. Hat einen nachgewiesenen IQ von hundertneununddreißig und ist der Beste, wenn es um Recherche geht. Ein bisschen schräg drauf, ziemlich schüchtern, und seine einzigen Dates, von denen ich weiß, sind Updates. Wenn du ihn fragst, wie das Wetter ist, sieht er im Internet nach. Warum?«

      »Hab von ihm gehört. Er soll spitze sein auf seinem Gebiet.« Kurti warf dem grauen Kater, der es sich mittlerweile wieder auf dem Bett gemütlich gemacht hatte, einen scheelen Blick zu, und hob einen weiteren Papierfetzen hoch. »Diesen zerrissenen Kontoauszügen entnehme ich, dass Sandra Kaiser nicht nur ihr Bett überzogen hat, sondern auch ihr Konto, denn der Dispo ist bis zum Anschlag ausgereizt. Leben am Limit. Andererseits habe ich hier eine Barzahlung …« Er studierte den Schnipsel. »Himmel, dieser Kater! Viertausend Euro, eingezahlt vor vier Wochen. Mehr kann ich nicht lesen wegen dieser vierbeinigen Katastrophe.«

      »Ich habe hier auch eine Bareinzahlung.« Dodo hob einen Papierfetzen hoch. »Dreitausend, im März.«

      »Vielleicht war sie Ärztin? Hier hängt ein weißer Kittel.« Kurti deutete auf die Kleiderstange.

      »Oder Visagistin«, meinte Dodo. »Wenn ich nach dem Tuschkasten gehe, den ich im Bad entdeckt habe. An dem hätte Salvador Dalí seine Freude gehabt. Sie besaß allein vierundzwanzig verschiedene Rouge-Pinsel. Und die Handtaschen da drüben im Regal sind locker fünfzehntausend Euro wert. Was auch immer sie tat, es war lukrativ.«

      »Nun, wir haben das Notebook und die Belege.« Kurti erhob sich. »Im Bad befinden sich keinerlei Tabletten oder Hinweise auf Drogen. Insgesamt ist das alles unauffällig. Die Kollegen von der Spurensicherung werden ohnehin gleich anrollen. Den Computer und den Schuhkarton nehmen wir am besten gleich mit.«

      Dodo schaute sich nochmals suchend um. »Mich irritiert das Fehlen von privaten Fotos.«

      »Fotos finden wir unter Umständen auf ihrem Smartphone.« Kurti klemmte sich das Notebook unter den Arm. »Sind wir damit für heute fertig?«

      »Noch lange nicht.« Dodo schnappte sich den Karton und begann, die Schnipsel einzufüllen. »Wir machen uns auf zum Revier und fangen am besten gleich an, uns die Auszüge und Belege genauer anzusehen. Ich habe das Gefühl, wir sollten bei der Besprechung morgen früh vorbereitet sein, denn der Chef klang gar nicht amüsiert. Ausgerechnet Rothenburg. Sag mal, siehst du hier irgendwo einen Karton? Einen großen? Komm her, Süßer … Na, wird’s bald?«

      »Redest du immer so mit Männern?«, wollte Kurti entgeistert wissen. »Lass mich raten … du bist sicher noch Single?«

      »Ja, bin ich«, gestand Dodo. »Ich warte noch auf den richtigen Mann, am besten so einen Typen wie Rhett Butler aus ›Vom Winde verweht‹.«

      »Du meinst mit Segelohren, Brillantine im Haar und Schnurrbart? Der muss doch aufzutreiben sein. Gesetzt den Fall, du schaffst es irgendwie ins Jahr 1930, wo du mit diesem Männerbild auch unbedingt hinsolltest.«

      »Für dich besteht jedenfalls keinerlei Gefahr, neuer Kollege«, beruhigte ihn Dodo. »Wo bist du, mein Kleiner?« Erstaunlich elegant huschte Dodo auf ihren hohen Absätzen aus dem Zimmer und öffnete aufs Geratewohl eine Tür.

      Montagmorgen, Ansbach

      In dem von der Morgensonne beleuchteten lang gestreckten Gebäude der Kriminalpolizei Ansbach in der Schlesierstraße herrschte um diese Uhrzeit bereits Hochbetrieb. Nur in einem einzigen Raum war es mucksmäuschenstill.

      »Fehlt noch jemand?« Wolfgang Hübner, der Leiter des K1 in Ansbach, sah alle anwesenden Mitglieder seiner neu gegründeten Sonderkommission der Reihe nach streng an. Niemand getraute sich auch nur zu husten, denn Hübner, ein hochgewachsener, schlanker Mann Ende fünfzig mit dichtem grauen Haar und scharfen blauen Augen, schien an diesem Montagmorgen nicht sonderlich viel Spaß zu verstehen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er gegen sein übliches Sodbrennen schon mindestens zwei Beutelchen Säurebinder geschluckt. Vermutlich war ihm heute Morgen das ausführliche Telefonat mit einer hochrangigen Rothenburger Lokalgröße nicht bekommen.

      Aufmerksam musterte er alle Anwesenden, als er plötzlich niesen musste. Er zog ein blütenweißes Stofftaschentuch mit Monogramm aus der Tasche seiner akkurat gebügelten Leinenhose und warf Dodo dabei einen scheelen Seitenblick zu.

      Sie wurde blass. »Verdammt, das hatte ich ganz vergessen«, flüsterte sie Kurti erschrocken zu, der ihr einen fragenden Blick zuwarf.

      Hübner verkündete säuerlich: »Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass ich heute Morgen einen Anruf des Bürgermeisters von Rothenburg bekommen habe.« Er steckte sein Taschentuch wieder ein. »Diese Angelegenheit muss so schnell wie möglich vom Tisch beziehungsweise von der Mauer. Gott sei Dank haben die Kollegen der Spurensicherung gute Arbeit geleistet, sodass der Tatort bereits freigegeben werden konnte. Aber zuerst …« Er nieste nochmals, wobei Dodo mit schuldbewusstem Blick zusammenzuckte, dann öffnete er eine Aktenmappe und entnahm ihr ein Blatt Papier. Eine große Ecke war offensichtlich abgerissen und mehr schlecht als recht wieder angeklebt worden. »Frau Haug, Sie waren ja heute Nacht noch mit Herrn Voggel im Büro. Haben Sie hierfür eine Erklärung?« Hübner hielt Dodo das Blatt mit vorwurfsvollem Blick unter die Nase.

      »Keine, die Sie mir abkaufen würden«, wand sich Dodo verlegen.

      »Das ist der Autopsiebericht der Rechtsmedizin über den Oswald-Fall«, grollte Hübner. »Er lag oben auf meinem Schreibtisch. Wo ist sie?«

      »Wo ist wer?« Dodo wurde rot.

      »Ist das Ihr Ernst, Frau Haug? Wie lange kennen wir uns?« Hübner stemmte beide Arme in die Hüften und sah sie durchdringend an.

      Kurti mischte sich ein. Heute trug er zur Feier des Tages eine ausgewaschene Jeans und ein weites dunkelbraunes Shirt, das wie aufgepinselt wirkte. »Im Zuge der Ermittlungen mussten wir in der Wohnung des Opfers ein herrenloses Tier sicherstellen, um eine weitere Kontamination des Tatortes und eine Zerstörung von Beweisen zu verhindern. Die Katzentoilette war nämlich seit Tagen nicht gesäubert worden, und wir wollten nichts riskieren.«

      »Hab schon gehört, dass Sie ein Witzbold sind, Herr Voggel. Also, wo?« Hübner sah sich misstrauisch um. »Frau Haug, Sie wissen doch, dass ich allergisch gegen Katzenhaare bin.«

      »Tut mir sehr leid, Chef«, bat Dodo, die in ihrem roten, ärmellosen Kleid im Lagenlook entzückend, wenn auch ein wenig übernächtigt wirkte. Auf ihrem rechten Oberarm prangte unübersehbar ein großes Pflaster. »Ich wollte sie ins Tierheim bringen, aber es war zu spät am Abend.«

      Im Raum war es mucksmäuschenstill geworden. »Herr Voggel …« Hübner warf einen kurzen Blick unter Dodos Stuhl und war sichtlich erleichtert, dass dort keine Katze saß. Dann deutete er auf den Kratzer in Kurtis Gesicht. »Schon die erste Meinungsverschiedenheit mit Frau Haug gehabt?« Er grinste.

      »Das heilt wieder.« Kurti rieb sich verlegen die Wange. »Etwas Ringelblumensalbe …«

      »Schon gut.« Hübner winkte ab. »Bemerkenswert, Herr Voggel, wie schnell Sie sich Frau Haug angepasst haben, für die unsere Dienstvorschriften erfahrungsgemäß Auslegungssache zu sein scheinen.«

      »Wir konnten sie … äh, ihn, nicht im Auto lassen in diesem kleinen Karton. Außerdem stand Ihre Bürotür offen, und dieses Tier ist verdammt schnell«, verteidigte Kurti seine Kollegin.

      »Ehe Sie das nächste Mal hier eine Zweigstelle von PETA eröffnen, rufen Sie bei mir an«, warnte ihn Hübner. »Wann bekomme ich einen Zwischenbericht?«

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