Tod in Rothenburg. Barbara Edelmann

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Tod in Rothenburg - Barbara Edelmann Franken Krimi

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Anspielungen auf Äußerlichkeiten und Klamotten«, erklärte Peter. »Streit bezüglich der Urlaubsplanung, dazwischen Küsschen-Emojis und Abnehmtipps.«

      »Und das ist frauenspezifisch?«, meldete sich Kurti zu Wort. »Ich habe auch eine …«

      »Schreiben Sie es in Ihr Tagebuch, Herr Voggel«, unterbrach ihn Hübner. »Und lassen Sie Herrn Waltner ausreden. Sie sehen doch, dass ich ihm jeden Wurm aus der Nase ziehen muss.«

      Peter zuckte zusammen. Als introvertierter Mensch hasste er nichts mehr als Aufmerksamkeit, daher verbrachte er auch seine Freizeit vorwiegend im virtuellen Raum, wo man sich seinen Umgang selbst aussuchen und bei Ärger schnell offline gehen konnte. Sein gesellschaftliches Leben beschränkte sich auf Kontakte mit 4.293 Facebook-Freunden aus der ganzen Welt, das genügte ihm vollkommen. Seiner Erfahrung nach waren die wenigsten Menschen pragmatisch, sondern meist irrational und unberechenbar. Davon bekam er Kopfschmerzen, deshalb ging er ihnen tunlichst aus dem Weg, wenn es sich arrangieren ließ.

      Nur mit Dodo pflegte er einen unbefangenen, fröhlichen Umgang, vielleicht auch deswegen, weil sie ihm mit ihrer offenen, geradlinigen Art nie eine Wahl gelassen hatte. Trotzdem war und blieb seine Vorstellung von einem gelungenen Abend eine Pizza »Tonno« mit Zwiebeln und mindestens sieben Folgen seiner jeweiligen Lieblingsserie, immer etwas mit Kriminalfällen und Gerichtsmedizin.

      »Sonst noch etwas?«, riss ihn Hübner aus seinen Gedanken.

      Peter nickte ertappt. »Frau Kaiser hat am Sonntagnachmittag sieben Nachrichten an einen einzigen Kontakt verschickt, aus denen hervorgeht, dass sie gekränkt war. Es geht um eine Feier, zu der sie nicht eingeladen war. Außerdem traf am Sonntag um acht Uhr dreißig von genau diesem Kontakt über WhatsApp eine Nachricht ein, in der sie aufgefordert wurde, um zweiundzwanzig Uhr zum Galgentor zu kommen, zu einem Mondscheinspaziergang auf der Stadtmauer. Absender ist ein gewisser Ulf Wilbold. Das ist auch die Nummer, zu der die meisten ihrer Anrufe erfolgten, und an die sie oft geschrieben hat.«

      »Ulf Wilbold? Ihr Arbeitgeber?«, vergewisserte sich Kurti.

      Peter nickte. »Sieht ganz danach aus. Aus dem vorangegangenen Chatverlauf und den Bildern auf dem Handy ist klar zu erkennen, dass beide eine heftige Affäre unterhielten. Alle Ausdrucke liegen auf euren Schreibtischen. Die Fotos müsst ihr euch bitte auf dem Bildschirm ansehen. Sie sind etwas verstörend.«

      »Wilbold kenne ich«, meldete sich Dodo zu Wort. »Meine Mutter lässt sich dort regelmäßig auf Hautveränderungen untersuchen. Hauptsächlich lebt er allerdings von minimalinvasiven Schönheitsreparaturen. Der ist doch locker Ende sechzig?«

      »Alter schützt vor jungen Damen nicht«, bemerkte der Chef. Er deutete auf ein Schälchen Erdbeeren, das Dodo dezent hinter ihren nackten Beinen auf dem Boden zu verstecken versuchte. »Habe ich zu einem Brunch geladen?«

      »Verzeihung«, sagte sie. »Lange Nacht. Neue Diät. Kein Frühstück.«

      »Die wievielte dieses Jahr?« Hübner grinste.

      »Na ja, von einer werde ich nicht satt, darum mache ich immer mindestens zwei gleichzeitig«, erklärte Dodo verschmitzt.

      Hübner schmunzelte. »Denken Sie daran, allein das menschliche Gehirn benötigt pro Tag ungefähr ein Gramm Fett. – Herr Waltner, was noch?«

      »Sandra Kaiser führte Benutzerkonten auf verschiedenen Online-Partnerbörsen, Facebook und Instagram«, fuhr Peter fort. »Auf Facebook präsentierte sie sich perfekt geschminkt in teuren Lokalen, und in letzter Zeit hat sie viele Fotos von sich und Dr. Wilbold gepostet. Tut mir leid, weiter bin ich noch nicht gekommen.«

      »Wie immer hervorragende Arbeit, Herr Waltner«, lobte Hübner.

      »Ich hatte Hilfe vom Kollegen Bruchhammer«, gestand Peter bescheiden. »Allein wäre es nicht zu schaffen gewesen. Außerdem hat Frau Kaiser für sämtliche Accounts dasselbe Passwort benützt, das erleichtert die Sache ungemein.«

      Auch Kurti sagte anerkennend: »Ich bin beeindruckt, was Sie in den letzten Stunden geleistet haben. Sie hätten wir beim Rauschgift gut gebrauchen können. Haben die Online-Partnerbörsen etwas ergeben?«

      Peter schüttelte den Kopf. »Seit einigen Monaten war sie dort nicht mehr eingeloggt.«

      »Weiter im Text.« Hübner konzentrierte sich auf seine Unterlagen. »Die Scheidung des Opfers vom Ex-Mann Karsten Kaiser fand vor zweieinhalb Jahren statt, er hat sich verpflichtet, freiwillig zwei Jahre lang monatliche Unterhaltszahlungen in Höhe von dreitausendfünfhundert Euro an Sandra Kaiser zu leisten.«

      »Ich sollte heiraten. Dringend.« Dodo zupfte mit spitzen Fingern eine Erdbeere aus der Schale zu ihren Füßen.

      »Wie vereinbart hat der Ex-Mann die Zahlungen vor sechs Monaten eingestellt, also brauchte sie einen neuen Kerl«, überlegte Kurti. »Was zur Hölle hat die mit all ihrem Geld gemacht?«

      »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel eine anständige Handtasche kostet?«, fragte ihn Dodo. »Für den Preis deines Fahrrads bekommt man gerade mal zwei Shopper von Prada.«

      »Snob«, flüsterte Kurti belustigt.

      »Ökofreak«, zischte Dodo.

      »Herrschaften, behalten Sie Ihre Animositäten für sich und bleiben Sie sachlich«, sagte Hübner gereizt. »Je schneller Sie sich aneinander gewöhnen, umso besser. Ich bin sicher, Sie beide ergänzen sich hervorragend, bin mal gespannt, wann Ihnen das endlich bewusst wird. Herr Waltner?« Auffordernd blickte er Peter an.

      »Einen Teil der E-Mail-Korrespondenz zwischen Frau Kaiser und ihrem Ex-Mann habe ich bereits ausgedruckt. Ich werde später noch versuchen, eventuell bereits Gelöschtes auszugraben. Mit ein wenig Glück bekomme ich das hin.« Peter drückte Hübner einen Stapel Papiere in die Hand. »Die Mails bestehen hauptsächlich aus der Korrespondenz mit dem Ex, aber es sind auch Mahnungen dabei.«

      »Und das soll ich jetzt lesen?« Hübner musste wieder niesen.

      »Nur die markierten Stellen. Ich bin fertig.« Peter verschwand aufatmend wieder auf seinem Platz und wünschte sich weit weg. Oder wenigstens ins Homeoffice, aber der Chef hatte diesen Vorschlag abgelehnt, ohne überhaupt darüber nachzudenken.

      »Starker Tobak.« Hübner überflog mit gerunzelter Stirn einige der ausgedruckten Blätter. »Er droht ganz offen damit, ihr den Hals umzudrehen. Voggel und Haug, Sie fahren nach Würzburg und reden mit diesem charmanten Herrn, aber zuerst kümmern Sie sich um den Hautarzt. Die schwere Körperverletzung von gestern Nachmittag, die eigentlich Sie hätten erledigen sollen, gebe ich Hoffmann und Eisenberg. Und, Frau Haug …«

      »Ja, Chef?« Dodo ließ ertappt das Erdbeerkörbchen los.

      »Dr. Wilbold sitzt im Stadtrat. Vielleicht sollten Sie in diesem speziellen Fall Ihren durchaus vorhandenen Charme nicht nur in homöopathischer Dosierung anwenden. Also schlucken Sie bitte außer diesen ungewaschenen Erdbeeren auch Ihre flapsigen Bemerkungen runter. Voggel wird Sie dabei unterstützen. Ich habe mir sagen lassen, er kommt mit den schwierigsten Persönlichkeiten klar. Damit meine ich natürlich ausdrücklich nicht Sie.« Wieder wurde im Hintergrund Kichern laut.

      »Habe ich auch nicht angenommen, Chef.« Dodo unterdrückte verstohlen ein Gähnen.

      »Ruhen Sie sich nur nicht auf Ihren guten Aufklärungsquoten aus«, brummte Hübner. »Was ist das?« Mitleidlos zeigte er auf Dodos

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