BAT Boy. C. A. Raaven

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BAT Boy - C. A. Raaven

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das Auge des Jupiters erkennen«, sagte er.

      »So weit hinaus willst du?«, fragte Paul. »Ich dachte, fürs Erste reicht das neue Haus um die Ecke. Die Leute sind gerade eingezogen und da ist doch so eine süße ... Auu.«

      Ein Rippenstoß seiner Frau hatte ihn gestoppt. Was folgte, war eine der gutmütigen Kabbeleien, die im Haus der Frankes an der Tagesordnung waren. Lucas nahm diesmal nicht aktiv daran teil, sondern lehnte sich zurück und genoss still das Geplänkel seiner Eltern, das er so liebte. Sie warfen sich scheinbar todernste Argumente an den Kopf, verloren dabei aber nie das belustigte Glitzern in den Augen.

      Dann fiel sein Blick auf die Uhr. Er stellte fest, dass er sich nun besser fertig machen sollte, wenn er es noch zum Spiel schaffen wollte.

      Bei dem Spiel handelte es sich immerhin um das Semifinale im Berliner Schul-Football, an dem die Mannschaft seiner Schule teilnahm. Nicht, dass er in diesem Team etwas zu suchen gehabt hätte. Er war nicht unbedingt der sportliche Typ: zwar recht groß, aber eher dünn und schlaksig. Er hatte Ausdauer, doch fehlte es ihm an der Art Killerinstinkt, der es den Sportlern in seiner Klasse ermöglichte, an oder über ihre Grenzen zu gehen, um die Punkte zu holen, die sie brauchten. Allerdings war er passionierter Zuschauer und feuerte seine Klassenkameraden an so oft es ihm möglich war. Diesmal konnten sie es wirklich gebrauchen, denn sie waren noch nie so weit gekommen, und der Gegner war der Meister der letzten drei Jahre.

      Also machte er sich fertig. Dann kühlte Lucas noch einmal seine Stirn, während er darauf wartete, dass sein Vater den Wagen aus der Garage holte. Die Fahrt zum Stadion dauerte eine Weile. Also hatte er noch Gelegenheit, die Augen zu schließen und seinen Schmerzen beim Abklingen zu helfen. Als Paul ihn besorgt ansprach, erwiderte er nur, dass er schließlich seine Kräfte beisammenhalten müsste. Dann waren sie da. Sein Vater verabschiedete sich von Lucas und fuhr nach Hause – nicht ohne vorher noch einmal einen prüfenden Blick auf die Beule zu werfen. Diese war jedoch durch das Kühlen nicht so extrem gewachsen, wie es erst den Anschein gehabt hatte. Lucas winkte kurz. Dann wandte er sich in Richtung der Kabinen. Er wollte seine Freunde vor dem Spiel treffen, denn zwischen den vielen Zuschauern rund um das Feld würde er später sicherlich nicht erkannt werden. Er trat durch die Tür und sofort gab es ein großes Hallo über seine "Kopfverletzung". Alle hatten den einen oder anderen Scherz auf seine Kosten parat. Nur Erik, sein ältester Freund, verschonte ihn damit, wofür er ihm dankbar war, denn durch das ganze Gejohle kehrten seine Kopfschmerzen wieder zurück. Erik fragte ihn nur, ob alles in Ordnung sei. Als Lucas dies bejahte, musterte er ihn noch einmal und drückte ihm dann ein Coldpack aus dem Erste-Hilfe-Kasten in die Hand. Während Lucas, nun wieder seine Beule kühlend, den Weg zu seinem Platz einschlug, musste er an Erik denken. Als Person war dieser von einem krassen Gegensatz geprägt: Er hatte ein eher rundes Gesicht mit vielen Sommersprossen, das normalerweise von einer Nickelbrille geziert wurde. Seine rotblonden Haare waren glatt nach unten gekämmt und vermittelten den Eindruck, dass er seine Frisur durch einen auf den Kopf gestülpten Topf erhielt, um dessen Rand einfach herumgeschnitten wurde. Wen dieser Anblick jedoch dazu verleitete, auf dem vermeintlichen Muttersöhnchen herumzuhacken, der konnte schnell sein blaues Wunder erleben. Als amtierender Jugendmeister seiner Gewichtsklasse im Karate wusste Erik, seine zweifellos vorhandene Kraft auch entsprechend einzusetzen. Darüber hinaus war er auch noch einer der besten Schüler in der Klasse. Vielleicht war es gerade die Tatsache, dass er seine Fähigkeiten nicht - wie so viele seiner Altersgenossen- quasi auf einem Schild vor sich hertrug, die ihn Lucas so sympathisch machte.

      Schließlich war er auf seinem Stammplatz unten direkt am Feld auf Höhe der 50-Yard-Linie angekommen. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich auf die Bank fallen. Die meisten Umsitzenden musterten nur kurz seine Beule, bedachten ihn mit der einen oder anderen Aufmunterung. Dann wandten sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spielfeld zu, denn dort fand gerade der Einmarsch statt. Es handelte sich zu einem großen Teil um die Freundinnen der Spieler seiner Schulmannschaft oder um nicht eingesetzte Cheerleader. Nur Ines, ein Mädchen aus seiner Klasse, stand von ihrem Platz auf und setzte sich neben ihn.

      »Hey, was hast du denn gemacht? Das sieht ja finster aus.«

      »Alles halb so schlimm«, sagte Lucas in dem Versuch, neben all den Athleten auf dem Spielfeld möglichst nicht allzu uncool zu wirken. »Hab beim Aufstehen mein Bücherregal mitgenommen …«

      Der Anflug von Coolness, der ihn gerade noch umgeben hatte, schwand mit einem Mal, und er kam sich ziemlich dumm vor. Zu seiner Überraschung fing Ines nicht laut zu lachen an, was ihm angesichts des eben Gesagten durchaus legitim vorgekommen wäre. Sie grinste nur kurz und sagte: »Dein Zimmer scheint ja eine interessante Aufteilung zu haben.«

      Sie stand wieder auf und setzte sich zurück zu ihrer Freundin, mit der sie das Spiel ansah. Lucas sah ihr nach und ärgerte sich über sich selbst. Von allem, was er vielleicht hätte sagen können, war ihm spontan das Dämlichste eingefallen, was man sich vorstellen konnte. Und selbst dann hätte er noch …

      Ein Aufschrei der Menge unterbrach seine Gedanken. Er wandte sich schnell dem Spielfeld zu, auf dem seine Leute gerade dabei waren, einen Touchdown zu machen.

      Das Spiel brachte ihn schnell auf andere Gedanken, da eine packende Szene die nächste jagte, sodass er automatisch voll in seiner Rolle als Fan aufging.

      Das erste Quarter war fast vorbei, als die Kopfschmerzen anfingen. So etwas hatte er noch nie erlebt. Es war nicht die Art von Kopfschmerzen, die er bisher kennengelernt hatte: dumpf dröhnend oder hin und wieder auch mal ein kurzes Stechen. Nein, es war, als ob glühende Blitze zwischen seinen Ohren hin und her fegten. Er glaubte fast, den Schmerz regelrecht hören zu können, während dieser sich zischend einen Weg durch sein Gehirn bahnte. Lucas sank leicht auf seinem Sitz zusammen. Nach kurzer Zeit meinte er, einen Zusammenhang ausmachen zu können: Die Schmerzen schienen immer aus der Richtung zu kommen, wo am lautesten geschrien oder geklatscht wurde. Als Erik – er erkannte ihn nur noch undeutlich durch einen Schleier aus Tränen, die ihm mittlerweile über das Gesicht liefen – dann einen weiteren Touchdown erzielte, und die um ihn herum Sitzenden schreiend aufsprangen, wurde ihm kurz schwarz vor Augen. Lucas sprang auf und rannte rücksichtslos auf den nächsten Ausgang zu, nicht auf die verständnislosen Blicke der anderen achtend. Schließlich war er aus dem Stadion heraus. Dort hockte Lucas sich japsend an eine Mauer. Er presste beide Hände fest auf die Ohren. Plötzlich verschwanden die Schmerzen so abrupt, wie sie gekommen waren. Er sah sich um und stellte erleichtert fest, dass wohl niemand das seltsame Schauspiel beobachtet hatte.

      Lucas erhob sich vom Boden und trottete langsam auf den Ausgang zu. Er entschied sich dazu, den anderen später zu erzählen, was vorgefallen war. Nach kurzem Suchen fand er eine Telefonzelle und rief seine Eltern an. Er erzählte ihnen zwar nichts von den seltsamen Schmerzen, bat aber darum, dass Paul ihn abholte, da ihn das Spiel aufgrund seiner Beule doch zu sehr anstrengte.

      »Das war vernünftig von dir«, sagte Paul, als er ihm half, ins Auto einzusteigen.

      »Vernünftig? Wieso?«, wollte Lucas wissen.

      »Du siehst aus wie ein Teller bunte Knete. Ich finde es gut, dass du es nicht übertrieben hast und wir dich vielleicht noch aus dem Krankenhaus hätten holen müssen.«

      »Also Paps, jetzt übertreibst du aber«, sagte Lucas, musste dabei aber daran denken, wie knapp das wohl wirklich gewesen war. Jetzt fühlte er sich eigentlich schon wieder richtig gut, nur dass Paul das Autoradio so laut aufgedreht hatte, störte ihn ein wenig. Lucas wollte seinen Vater schon darauf ansprechen. Als er aber aus dem Augenwinkel heraus den Regler am Radio sah, stellte er fest, dass dieser sogar niedriger als sonst eingestellt war. Also ließ er die Frage bleiben, wunderte sich aber trotzdem darüber, warum er die Lautstärke als nervtötend empfand.

      Zuhause angekommen stiegen sie beide aus dem Wagen. Lucas bemerkte sofort einen unverkennbaren Geruch, der ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.

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