Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa Frank
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Читать онлайн книгу Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman - Marisa Frank страница 14
Diana spürte, dass jede ihrer Bewegungen und jedes Wort aufgenommen und weitergegeben wurde. Nie hatte sie sich so unfrei gefühlt.
Inmitten dieser Menschen gab es niemanden, zu dem sie Vertrauen hatte. Niemand, der sie ihrer selbst wegen lieben würde. Jeder sah in ihr die Fürstin, die Erbin zweier Schlösser. Keiner fragte danach, wie es in ihrem Herzen aussehen mochte.
Noch nie hatte Diana so stark an ihre Mutter gedacht wie an diesem Tag. Vielleicht hätte ihre Mutter sie verstanden, nachdem sie doch ähnliches erlitten hatte.
Diana spürte, dass ihr Vater, ihr zukünftiger Ehemann, die alte Fürstin von Großborn und die Gäste von ihr etwas erwarteten, was sie nicht aus ihrem Innern heraus geben und sein konnte.
Ihre Unsicherheit wurde so stark, dass sie versuchte, vor ihrer Familie und ihren Gästen zu fliehen.
Es war nach dem Abendessen, das in dem riesigen, kargen Saal stattgefunden hatte, als Diana Kopfschmerzen vorschützte und Friedrich angab, dass sie sich für ein paar Minuten in das ihr zugewiesene Gästezimmer begeben werde.
»Warten Sie noch, Diana. Unsere Gäste könnten sich brüskiert fühlen«, raunte Friedrich ihr zu, während sie sich in das Musikzimmer begaben.
»Bitte, Friedrich«, entgegnete Diana schwach.
Die Lippen des jungen Fürsten wurden schmal. So dass niemand sie verstehen konnte, antwortete er leise: »Meine Mutter stand vor wenigen Jahren kurz vor einer schmerzhaften Kieferoperation. Die Schmerzen mussten unerträglich gewesen sein, und doch hatte sie ihre Pflichten als Hausherrin während einer Familienfeier erfüllt.«
Diana sah zur alten Fürstin hinüber, die ein Diener in ihrem Rollstuhl ins Musikzimmer gefahren hatte. Der Blick der Fürstin war so hart, so unbarmherzig, dass Diana erschauernd die Augen niederschlug.
Eine Kindheit und eine Jugend hindurch hatte sie sich vor ihrem Vater gefürchtet.
Nun empfand sie Angst vor der Mutter ihres zukünftigen Mannes. Würde sie sich jemals von ihrer Furcht vor unbeugsamen Menschen befreien können?
Diana blieb im Musikzimmer, bis die Sängerin ihre Schubert-Lieder beendet hatte.
Erst danach gelang ihr die Flucht in den Park, wo sie wenigstens fünf Minuten hindurch allein sein konnte.
Plötzlich hörte Diana Schritte hinter sich.
»Warte, Diana!«
Es war Friedrichs dünne Stimme.
Das Mädchen blieb stehen. Es hatte keinen Sinn, weiter zu fliehen. Er würde sie immer und überall einholen. Sie war seine Gefangene, sein Eigentum. Und Diana war zu erschöpft, um weiterhin gegen ihn aufzubegehren.
Sogleich war Friedrich bei ihr.
»Diana, wo willst du hin?« Ein Hauch von Zärtlichkeit, mehr aber noch Anklage, schwangen in seiner Frage mit.
»Ich weiß es nicht, frage mich nicht.«
Friedrich entschied sich, Dianas Flucht als eine ihrer kleinen Launen zu betrachten. Eine von den Launen, die er ihr nach ihrer Hochzeit austreiben würde.
»In wenigen Wochen sind wir Mann und Frau, Diana.«
»Ja.«
»Ich möchte, dass ich stolz auf Sie sein kann.«
Sie antwortete nicht.
Plötzlich und unerwartet presste Friedrich seine Lippen auf ihren Mund. Es war wie ein Überfall.
Instinktiv wehrte Diana ihn ab.
Er lächelte gezwungen. »Du küsst mich doch gern?«
»Ich – ich weiß es nicht.«
Sie hatte Angst, dass er sie noch einmal an sich pressen würde. Friedrich hatte seine Hände auf ihre bloßen Schultern gelegt. »Und ihn? Hast du ihn gern geküsst?«
Diana fühlte, dass sie innerlich ganz starr wurde.
»Hast du ihn gern geküsst?«, drang Friedrich weiter in sie. Hass klang jetzt aus seiner Stimme.
»Sprich nicht von ihm. Ich habe ihn vergessen«, antwortete Diana zitternd.
Niemals würde sie Friedrich etwas von dem preisgeben, was sie und Hubertus verbunden hatte. Sollte er denken, sie habe Hubertus wirklich vergessen. Sollte er denken, sie habe nur eine leichtsinnige Liebschaft erlebt.
Dass die wenigen Tage mit Hubertus ihr mehr bedeuteten als ihr ganzes Leben, würde Friedrich niemals erfahren.
»Wenn du ihn vergessen hast, weshalb zögerst du, mich zu küssen?«
»Ich zögere nicht«, flüsterte Diana und neigte ihren Kopf.
»Du Kind, wie unerfahren du bist«, sagte Friedrich ganz leise.
Diesmal zog er sie sanfter an sich heran, aber sein Kuss war genauso gierig wie beim ersten Mal.
Diana schloss die Augen, um nichts zu sehen.
»Wir wollen jetzt ›du‹ zueinander sagen«, meinte Friedrich, als sie sich voneinander lösten.
»Ja, Friedrich.«
»Die Gäste haben sicherlich dafür Verständnis, wenn wir für einige Minuten allein sein wollten, Diana. Jetzt wird es aber Zeit, zu ihnen zurückzukehren.«
»Ja, Friedrich.«
»Meine Mutter wird sich bald zurückziehen. Gib ihr einen Kuss auf die Wange, bevor sie den Großen Salon verläßt.«
»Ja, Friedrich.«
Sie traten zurück ins Schloss.
Friedrichs dünne Lippen umspielte ein kleines Lächeln, als er zu seiner Mutter blickte.
Die alte Fürstin erklärte gleich darauf, dass sie sich zur Ruhe begeben werde.
Diana trat neben ihren Rollstuhl und hauchte ihr einen Kuss auf die zerfurchten Wangen. Ein Ausdruck von Befriedigung glomm in den grauen Augen der alten Fürstin auf.
Eine Stunde lang musste Diana noch im Großen Salon bei den Gästen zubringen. Erst dann durfte sie sich in das Gästezimmer begeben, das für sie hergerichtet worden war.
Diana legte sich zu Bett, löschte die Lichter, schloss die Augen und zog noch die Decke über ihren Kopf.
*
Nach ihrer Verlobung begegnete Fürst von Buchenhain seiner Tochter mit größerer Aufmerksamkeit als jemals zuvor. Er fühlte wohl, dass Diana sich einer Pflicht gebeugt und nicht aus freiem Herzen gewählt hatte. Mit seiner Aufmerksamkeit drückte er ihr seine Dankbarkeit dafür aus.
Er schenkte Diana einen Flugschein nach Paris, damit sie dort bei einem der bekanntesten Modeschöpfer ihre Herbstgarderobe